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Guitar Heroes! Steve Morse, Dixie Dregs: Seine Gitarren, seine Musik

The Story of Steve Morse

13. September 2018

Spätestens seit seinem Beitritt zu Deep Purple Mitte der 90´er Jahre dürfte der amerikanische Ausnahmemusiker Steve Morse auch der breiteren Masse als vollwertiger Ersatz für den bisherigen Purple-Gitarristen Richie Blackmore bekannt geworden sein. Doch Morse auf die Gitarrenarbeit bei Deep Purple zu reduzieren wäre geradezu vermessen: sein virtuos-ausdrucksstarkes Gitarrenspiel beeinflusst nun schon seit über dreißig Jahren ganze Generationen von Gitarristen (den Autor dieses Beitrages inbegriffen!), und ein Ende ist nicht abzusehen. Denn neben seiner Hauptbeschäftigung als Gitarrist und Songwriter für den Rockgiganten ist er ebenso immer noch aktiv mit seinen eigenen Formationen, der „Steve Morse Band“ sowie den wieder auferstandenen „Dixie Dregs“, bei denen er es sowohl technisch als auch im Songwritingbereich immer wieder vollbringt, neue Maßstäbe zu setzen.

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Der Blick zurück

Der im Juli 1954 in Hamilton, Ohio, geborene Steve J. Morse begann seine ersten musikalischen Gehversuche mit dem Erlernen der Klarinette, der Geige und später des Pianos. Aufgewachsen in einer musikalischen Familie spielte er mit seinem Bruder Dave, einem Drummer, in einer Band, sie nennen sich „the Plague“.

Im Jahre 1971 schrieb er sich an der Miami School of Music als Musikstudent ein und gründete nur 3 Jahre später seine erste, kommerziell erfolgreiche Band, die „Dixie Dregs“. Die Band bestand fast ausnahmslos aus Virtuosen an ihren Instrumenten, die „Country-artigen“ Arrangements bzw. Songs konnten sich jedoch außerhalb der USA nie richtig durchsetzen, demzufolge die Band auch hierzulande ein Geheimtipp blieb.

Nach dem Einspielen diverser Longplayer wie dem legendären „Dregs of the Earth“- Album oder „Night of the living dregs“ trennte sich die Band vorläufig und daraus erwuchs im Jahre 1983 schließlich die „Steve Morse Band“. Umgeben von Ausnahme-Bassist Dave LaRue sowie dem Drummer Van Romain besitzt die aktuelle Besetzung der Band ebenso außergewöhnliche Qualitäten an ihren Instrumenten wie Morse selbst. Doch auch die „Dixie Dregs“ scheinen nicht tot zu sein, denn nach einer Reunion spielt diese Band auch nach wie vor live, wenn die knapp bemessene Zeit des Multi-Talents Steve Morse es neben seinem Hauptjob an der Gitarre bei Deep Purple zulässt.

Weitere Aufnahmen wie die Mitwirkung am Erfolgsalbum „Power“ der US-Amerikaner „Kansas“ oder als Gastmusiker für Liza Minnelli(!) oder Lynyrd Skynyrd verdeutlichen die unglaubliche Bandbreite des fünffachen „GuitarPlayer Reader Poll“-Gewinners. Egal ob Rock, Jazz, Country, Klassik, Blues oder Metal. Steve Morse beherrscht alles.

Das Equipment des Steve Morse

Die Gitarre

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In den frühen Jahren benutzte Morse hauptsächlich eine modifizierte Telecaster, die neben ihrer Pickup-Standardbestückung über einen DiMarzio Steve Morse Signature-Pickup, einen Hexaphonischen Pickup zur Anbindung an das Roland 360 Gitarrensynthesizer-System sowie jeweils einen regulären Fender Stratocaster und einen Gibson Humbucker verfügte(!). Und wer Steve Morse schon einmal live erleben durfte, weiß, wie gerne er von den schier unendlichen Kombinationsmöglichkeiten dieser Pickupkonfiguration Gebrauch macht: seine rechte Schlaghand findet dank der ausgefeilten Technik immer noch Zeit, Volumepoti, Wahl- und Out of Phase-Schalter zu bedienen, um den besten und für den Song am „passendsten“ Sound in Sekundenschnelle auszuwählen.

Auch bei seinem aktuellen Instrument, dem „Music Man Steve Morse-Modell Y2D“ ist dies nicht anders. Die Gitarre verfügt über 4 von DiMarzio für Steve designte Pickups, welche sich in satten elf Konfigurationen schalten lassen. Optional nutzt Steve in seinem Trio, der Steve Morse Band, nach wie vor einen Hexaphonischen Tonabnehmer, um einen Gitarrensynthesizer zu bedienen.

Aber auch das Instrument selbst, welches einst auf der Basis des zierlichen Music Man Klassikers „Silhouette“ entwickelt wurde, bietet neben der zweifellos umwerfenden Optik hochwertigste Hölzer und eine tadellose Verarbeitung. Ganz besonders weiß immer wieder die einfache Einstellmöglichkeit des Halses der Music Man Instrumente zu begeistern. Eine kleine Aussparung am Halsfuß des Gitarrenbodys ermöglicht es, mit einem Schraubendreher oder einem kleinen Bolzen Direktzugang zum Halseinstellstab zu bekommen. Der mit einem cremefarbenen Binding umrandete Korpus des Instrumentes besteht aus Pappel und wird mit einer sehr schön geflammten Ahorndecke belegt. Dieses einzigartige Instrument ist in „De-Purpleburst“, „Purple Sunset“ (einem Violett-Ton) und „Tobacco Burst“ erhältlich.

Amplification

Früher nutzte Steve Morse verschiedenste Amps, um seinen Sound rüberzubringen. Diverse Peavey-Amps und Marshallboxen sorgten für den nötigen Punch live oder im Studio. Seit kurzem ist er nun Besitzer eines Racksystems des dänischen Rackspezialisten Stehen Skrydstrup, welcher ihm ein System sozusagen auf den Leib schneiderte. Motor dabei sind zwei ENGL Special Edition E 670 Verstärkertopteile, wobei nur eines in Betrieb ist, das andere dient lediglich als Sicherheitsreserve. Hörbar gemacht wird der Sound durch sechs 4×12“-Boxen, die ebenfalls von ENGL stammen. Sie werden „gestackt“, also aufeinander gestapelt, betrieben. Das interessante hierbei ist, dass die beiden äußeren Stacks immer mit dem trockenen Gitarrensound versorgt werden. Der mittlere Stack sorgt für den Effektanteil im Gesamtsound.

Ein witziges Feature seines neuen Racksystems ist weiterhin die Möglichkeit, durch das simple Umlegen eines Schalters und das Einstöpseln eines Gitarrenkabels einem Gastmusiker die Möglichkeit zu geben, über das System mitzujammen!

Telecaster 50s

Effekte

Recht spärlich gesät – man glaubt es kaum – sieht es dagegen in der Effektabteilung aus. Morse nutzt für die Gitarrenarbeit bei Deep Purple lediglich zwei electro-harmonix „Memory Man“-Pedale für die kurzen und langen Delays sowie einen BOSS OC-3 Super Octaver für diverse Soloparts. Im Trio mit der Steve Morse Band unterwegs kommt zusätzlich noch ein Synthesizer hinzu, vornehmlich ein Rackmodul, welches von einem am Gitarrensteg montierten Hexaphonischen Pickup angetrieben wird. Die Effekte werden separat an eine ENGL E 645 –Endstufe abgegeben, welche zwei der sechs 4×12“-Boxen betreibt. So bleibt der Effektsound vom reinen Gitarrensignal getrennt und vermatscht dadurch nicht zu sehr.

Ernie Ball Expression Tremolo_Titel

Ernie Ball Expression Pedal

Steves Pedalboard ist mit drei Ernie Ball Volumenpedalen bestückt, welche er zur Überblendung der einzelnen Effekte benutzt. Und zu guter letzt wieder ein Gerät von ENGL: zum Anwählen der einzelnen Presets seines Systems benutzt Morse einen Z-9 Footswitch. Wer es nur irgendwie einrichten kann, dem sei dringendst der Besuch eines Deep Purple-Konzertes anzuraten. Auch wenn man die Musik vielleicht nicht so mag oder mochte – Steve Morse beim Spielen zuzuhören ist eine wahre Freude – und ihm dabei zuzuschauen auch. Seine sympathischeErscheinung und seine Spielfreude springen garantiert nicht nur auf seine Mitmusiker, sondern auch auf das Publikum über. Und: nie war Purple so gut wie heute!

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Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Gütes Begeisterung über Steve Morse teile ich voll und ganz. Gefreut hat mich, das er neben den technischen die kompositorischen Fähigkeiten von Morse erwähnt. Die Alben der Dixie Dregs und der Steve Morse Band zeigen das wie auch zwei Kansas-Platten aus den 80ern. Sein Einstieg bei Deep Purple hat mich erst überrascht, und ich war gespannt auf die erste CD mit Morse. Als dann Purpendicular erschien, war wieder klar: wo Morse mitspielt, wird man als Hörer nicht enttäuscht. Morse war übrigens erstaunt, auf wie gute Musiker er bei Purple traf. Glücklicher Umstand: bei Purple kann man mehr denn je Morses Improvisationstalent bewundern. Kleine Korrektur zur Music-Man-Gitarre: Das Modell Y2D hat nicht vier, sondern drei Tonabnehmer. Der bei der Ur-Morse eingebaute schräge Singlecoil blieb außen vor, um eine für den "normalen" Gitarristen verständliche Schaltung zu erhalten (1 Schalter statt 3). Morse willigte ein, weil er den vierten pickup live nie benutzt.

  2. Profilbild
    moogist

    Die Dixie Dregs Alben sind alle toll, aber „What If“ von 1978 ragt meines Erachtens heraus.

  3. Profilbild
    fran_ky

    Ein sehr vielseitiger Virtuose, der trotzdem bescheiden geblieben ist und sein Wissen gerne auch mit anderen teilt. Sometimes I feel like screaming von Deep Purple gehört zu meinen absoluten Favoriten.

  4. Profilbild
    moogist

    Eine Ergänzung: Steve hatte seine legendäre Telecaster mit einem Strat-Hals versehen.

  5. Profilbild
    Bukowski

    Freut mich, hier einen Artikel über einen Gitarristen zu lesen, den ich häufig auch live habe spielen ‎‎hören. Morse ist in der Tat ein sehr vielseitiger Spieler, den man jedoch an seiner ‎‎unverwechselbaren Art, Arpeggien zu spielen, rasch erkennt: in fast jedem Song tauchen sie auf ‎‎die eine oder andere Weise auf. Die eigentümliche Führung seiner Zupfhand, mit der er manchmal ‎‎in Tonleitern jede Saite genau einmal in alternierender Richtung zupft, ist nicht einfach zu ‎‎beherrschen und zeichnet ihn als Meister des Gitarrenspiels aus. Überhaupt ist Morse ein ‎‎Techniker schlechthin, dessen „mechanische“ Licks klingen, als seien sie täglich stundenlang geübt ‎‎worden—weil sie es nämlich sind.‎

    Interessant: Der deutlich „amerikanisch“ klingende Morse ist so ziemlich das Gegenteil vom ‎‎„klassischen“ Ritchie Blackmore, ‎dessen Gitarre keine 11, sondern lediglich 3 Toneinstellungen ‎bietet, deren eine er obendrein ‎kaum benutzt, und der nicht wie Morse auf eine Engl Amp der ‎Invader-Linie (unscharf, „sprudelig“), sondern der Savage-Linie (klar, Rock) setzt. Morse spielt während einer Tour 30x dasselbe Solo ‎perfekt—eben mechanisch. Blackmore ‎spielt(e) 30 völlig verschiedene Soli, alles aus dem Stehgreif. Gänzlich andere ‎Schule. Bis heute frage ich mich, wieso Purple ‎sich ausgerechnet für Steve Morse als Ersatz entschied. Ein Stilbruch ist es bis heute geblieben.

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