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Superbooth 20: SYNTHR3 – Analoger Modularsynthesizer

Modularer Synthesizer ohne Kabelsalat

19. März 2020

Rémy Wasselin (SynthR) hat gestern zum ersten Mal den SYNTHR3 analog Modularsynthesizer gezeigt. Der Entwickler hat mir am späten Abend eine 3-seitige Feature-Liste auf Französisch gesendet, die ich für diesen Artikel übersetzt habe. Fehler in der Übersetzung nicht ausgeschlossen.

Hierbei handelt es sich um einen vorverkabelten Modularsynth, der ohne Patch-Kabel auskommt. Ja, er ist modular, aber anders. Fixe Signalwege lassen sich einfach mit Hilfe der weißen/blauen Tasten auf dem Interface auflösen. Hier kann man die Routings für Oszillatoren, Filter, Modulation usw. schnell verändern. Jedoch 100 % modular wie ein Eurorack oder 5U Moog Modular ist er nicht.

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Der SYNTHR3 basiert auf einer analogen Engine, die mit diversen digitalen Helfern ausgestattet ist.  So lassen sich Modulationswege abspeichern wie auch Spielmodis über ein Display einstellen. Auch dabei sind USB- und MIDI-Schnittstelle mit Support für Velocity und Aftertouch. Die verbaute Technik ist einem schönen, kompakten Holzgehäuse einlassen und besitzt eine schwarze Bedienoberfläche mit silbernen Knöpfen. Sehr moogish. Den Synth kann man in fünf verschiedenen Modi spielen: voll mono (3 OSC + 1 oder 2 Filter), paraphon mit 3 Stimmen, duophon, Arpeggiator (virtueller Keyboard-Split mit anderen Sub-Modis) und Sequencer-Modus, der in Mono oder Para1 Sequenzen speichern und abspielen kann.

SYNTHR3

Rémy Wasselin verbaut in seinem neuen Synthesizer drei analoge Oszillatoren, die jeweils verschiedene Schwingungs- und Modulationsoptionen haben. VCO 1 und VCO 2 können Dreieck, Sägezahn und Rechteck mit Kontrolle über die Pulsebreite (PW). Anders ist es beim VCO 3, der Dreieck, umgekehrten Sägezahn und Rechteck kann. Für die ersten zwei VCOs gibt es auch einen üppigen Modulationsbereich, der jeweils doppelt belegt ist (FM1, FM2, PWM1, PWM2). Mittels Tastendruck kann man hier den jeweiligen Modulator aktivieren. Zur Auswahl stehen: LFO1, LFO2, Hüllkurve, Aftertouch, S&H oder auch VCO 2, also Cross-Modulation. Auch ist es möglich, VCO 2 mit VCO 1 zu synchronisieren und ein Glide (Portamento) für beide Oszillatoren zu aktivieren.

Frequenzmodulation (FM) gibt es auch beim dritten Oszillator, der auch als LFO eingesetzt werden kann. Beide Modulationen lassen sich entweder mit einer Hüllkurve, Afertouch oder LFO 2 durchführen. Weiter gibt es einen Sub-Oszillator mit zwei Sub-Oktaven, mit dem man den Sound anfetten kann. Oktave-1 mit Dreieck, Sägezahn und Rechteck, VCO 2 hingegen nur Rechteck. Weiterhin sind ein Rauschgenerator mit weißem/rosa Rauschen und ein Ring-Modulator (VCO 1 – VCO 2 und/oder VCO 3 mischbar) vorhanden. Alle Signale werden dann in einen Mixer weitergeleitet, wo man sie individuell VCF 1 oder/und VCF2 zuweisen kann.

SYNTHR3

In den beiden Filter-Sektionen wird es nun spannend. SYNTHR3 besitzt zwei analoge Filter (VCF) wo man zwei Schaltung beim Kauf auswählen kann. Laut dem Entwickler wird es folgende geben: ARP 4072, SEM, Moog, Steiner, CEM3320 und SI2044. Der Synth wird mit einem Filter Set also zwei ausgeliefert. Später kann jedoch je nach Wunsch den Filter selbst tauschen. So kann man beispielsweise ein Moog Filter im VCF1 und ein SEM im zweiten VCF2 haben. Wenn das so flexibel umgesetzt wird, kann das sehr spannend sein.

Sehr klassisch ist hingegen die Bedienung. Hier gibt es bekannte Bedienelemente: Cutoff, Resonanz, Keyboard, Hüllkurve Anteil und FM, die in beiden Filtermodulen wiederzufinden sind. Beide Filter können parallel, also jedes Filter mit eignem VCA oder serial betrieben werden. Im letzteren Fall wird das Signal in den VCA 2 geleitet. VCF 1 wie auch VCF 2 können auch mit beiden LFOs oder S&H moduliert werden. Auch eine Steuerung mit Aftertouch und dem Modwhweel ist hier möglich. Nach dem Filter wird das Signal je nach Einstellung in die VCAs gesendet, die weiter in die Ausgänge 1 und 2 gehen. Für beide VCAs gibt es jeweils zwei Modulationseingänge: Hüllkurve und LFO2.

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Synthr3

Wie bereits beschrieben, benötigt der SYNTHR3 keine Patch-Kabel, sondern arbeitet mit einem internen Patch-System, das über die weißen/blauen Taster bedienbar ist. Dies ist auch für die Modulation der Fall. Hier aktiviert und deaktiviert man die Modulationswege direkt an den jeweiligen Bereichen (Oszillator, Filter…). Als Modulatoren stehen 2 LFOs, 1 S&H und 3 ADSR-Hüllenkurven bereit. Auf dem Blatt besitzt der Synth nur einen klassischen LFO (LFO2), aber dank eines LFO-Modus im dritten Oszillator kann dieser in einen zweiten (LFO1) verwandelt werden. Dieser kann Dreieck, Sägezahn, umgekehrten Sägezahn, Rechteck und besitzt FM, die man zuschalten kann.

Der zweite LFO arbeitet in 4 Frequenzbereichen, hat 2x 8 Schwingungsformen inklusive S&H, eine Verzerrung und diverse Modulationsoptionen (Hüllkurve, Mod-Wheel und Aftertouch). Weiter gibt es noch einen Sample & Hold Generator wie auch drei ADSR-Hüllkurven (filter, amp, mod), jede mit Velocity über das Sustain und einer Retrigge- Option. ADSR 1 bietet auch noch einen Reverse-Mode und ADSR 2 eine weitere Auto-Retrigger-Funktion, die man mit A und D kontrollieren kann. Laut Entwickler kann man die Modulationszuweisungen abspeichern.

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Mehr Informationen

SYNTHR3 hat ausreichend Anschlussmöglichkeiten, die auf die Front und Rückseite aufgeteilt wurden. Vorne  sind MIDI Thru, MIDI Input, MIDI Poly Chain wie auch ein USB-Anschluss zu finden. Auf der Rückeite gibt es zwei Line-Outputs, 2 CV und Gate wie auch Clock Eingänge (LFO2 oder MIDI). Mit der MIDI-Poly-Chain-Funktion kann man mehrere SYNTHR3 koppeln und somit die Polyphonie um jeweils zwei Stimmen pro Einheit erweitern.

SYNTHR3 von Rémy Wasselin kostet 1800 Euro und ist leider nur in Frankreich erhältlich. Das Gerät wir handgefertigt (2 pro Monat) und der Entwickler plant aktuell keinen Export. Wer an diesem Synth also interessiert, muss seinen nächsten Urlaub in Frankreich planen. Auf jeden Fall ein schöner neuer analog Synthesizer mit reichlich Funktionen.

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 Beats  Keys  Studio  Vintage
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Schickes Teil, gute Konzeption, fieser Formfaktor, aber …. ohne Versand (Export) wird bei Direktabholung – Corona hin oder her – die Verkaufszahlen sehr übersichtlich. Ich jedenfalls kann keine zwei Tage für Hin- und Rückfahrt investieren. Das macht das Gerät am Ende dann doch sehr teuer. Was interessant ist: Auf seiner Website listet er in einer Tabelle auf, welche Komponenten in dem Synthesizer von welchen Drittfirmen/Anbietern „inspiriert“ wurde (z.B. MFOS). Finde ich ein fairen Zug.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Gute Kiste! Schade, den h@ ich mir bringen lassen, wenn er lieferbar wäre…

  3. Profilbild
    Marco Korda AHU

    hübsche Kiste, sieht wertig aus. Der Preis ist nicht mal schlimm, wenn man Komplettsysteme anderer zugrunde legt.

    Allerdings frage ich mich, ob das Konzept aufgeht. Gerade das Patchen mit Kabeln hat ja so seinen Charme. Auch wenn die Kabel im Weg hängen usf., so ist das eben auch ein Teil der Ästhetik und Philosophie.

  4. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Alle „modularen“ Synthesiser, die bisher ohne Patchcords auskamen, waren irgendwie unübersichtlicher — und letztlich unflexibler — als noch die kleinsten modularen Systeme. Ich denke an so Geräte wie die GRP-Schiffe oder den Orgon Systems Energiser — oder den Yamaha CS30. Oder an den Oberheim Xpander/Matrix 12.

    Ist halt ein weiterer analoger Synthesiser eines Herstellers, der an einem Markt vorbei arbeitet, der ohnehin klein ist und somit auch sehr schnell (über)/(ge)sättigt.

    • Profilbild
      Cavestudioschweiz

      @iggy_pop Naja, ich finde gerade den Xpander / Matrix 12 als sehr gelungen betreffend dem Nutzerinterface und enorm flexibel. Programmieren geht hier sehr flink und einfach. Klar, Verbindungen oder Patchkabel sieht man nicht. Aber mir geht es manchmal so, dass bei meinem Modularsystem diese Verbindung auch sehr unübersichtlich werden und ich manchmal den Kabeln folgen muss um herauszufinden wohin was geht (vielleicht habe ich auch zuviele Module…)

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        iggy_pop AHU

        @Cavestudioschweiz Der Xpander/M12 ist sicherlich noch das beste von den genannten schlechten Beispielen.

        Besser als ein GRP A8 (oder wie der hieß…) allemal. Den A4 fand ich schon sehr uninspirierend und nicht annähernd so flexibel, wie es sein Äußeres nahelegt.

  5. Profilbild
    Son of MooG AHU

    1800,-€ sind für einen hand-made Synth noch recht moderat. Allerdings sollte Rémy Wasselin doch auch über eine Versand-Möglichkeit nachdenken, sonst bleibt der SYNTHR3 wohl hauptsächlich in Frankreich. Mein Eurorack System mit 6 VCOs und 5 VCFs ist mir aber dennoch lieber…

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @Son of MooG Genau das will der Hersteller ja auch. Website nur in französischer Sprache, nur Selbstabholung. Maximal 20-24 Geräte pro Jahr. Will jeden Kunden persönlich kennen. Jegliche Gewinnaspekte aussen vor. Warum auch nicht ?

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