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Synthesizer-Workshop: MODULAR PATCHES 3 – Ringmodulation

Gewolltes Chaos: Freies Experimentieren am Modular-Synthesizer

11. Dezember 2021
Synthesizer-Workshop: MODULAR PATCHES 3 - Ringmodulation

Synthesizer-Workshop: MODULAR PATCHES 3 – Ringmodulation

Auch wenn das Thema nun Chaos erwarten lässt, so ist doch ein Schwerpunkt zu setzen, die Ringmodulation: Während es im Artikel Basis um grundlegende Klänge ging, gibt es doch viel mehr, was man mit zwei (oder mehr) Oszillatoren anfangen kann.

Und noch etwas: Auch wenn hier viele Experimente beschrieben werden, sie sind nur Vorschläge, um anzustoßen und man sollte sich verführen lassen, einfach mal hier und dort zu drehen, stöpseln, schalten, stöpseln, drehen …

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Das Wesen der Klangwelt am modularen Synthesizer ist die Veränderung von Klangeindrücken und das Wagnis, ungewöhnliche, möglichst ungehörte Klangerlebnisse zu produzieren.

Erlaubt ist, was gefällt – das klingt banal und dahergesagt, aber das Wundervolle ist, dass ein Modularsystem (fast) alles zulässt. Wenn man sein Modularsystem ausbaut, dann gibt es neben den obligatorischen zwei Oszillatoren, Filtern, Hüllkurven und VCAs noch kleine Module, die einen Klangcharakter entscheidend verändern können.

Unser Schwerpunkt in diesem Artikel sind Modulationen im Audio- und Kontroll-Signal-Bereich, speziell die Ringmodulation.

Ringmodulation

Ein unscheinbares kleines Modul und eine Formel, das ist Ringmodulation. Manchmal ist die Ringmodulation optisch so unscheinbar, dass man die zwei Eingangs- und eine Ausgangsbuchse übersehen könnte. Sie sind sogar so unscheinbar, dass sie auch in anderen Modulen mit weiteren Add-ins untergebracht sind (Suchbild!).

Synthesizer-Workshop: MODULAR PATCHES 3 - Ringmodulation

Verschiedene Ringmodulatoren

Doepfer A-114
Doepfer A-184-1 Ring Modulator / S&H / T&H / Slew Limiter Combination Module (Slim Line Series)
Erica Synths Pico Ring
Behringer System 100 150
Behringer 2500 series 1005
Mutable Instruments Warps
MakeNoise modDemix

Ich benutze hier die einfachste Form von Doepfer A-114. (Doepfer AnleitungIdeenhase A-114)

Die Formel der Ringmodulation

Was macht eigentlich ein Ringmodulator? Wie üblich versuchen wir es zunächst ohne Anleitung und frei nach Gefühl.

Ringmodulatoren erzeugen meistens nichtharmonische Obertonreihen (Oberton), oft klingen sie wie Spektren von Holz oder Metall. Wenn die Eingangssignale zwar einfach (Dreieck, Sägezahn), aber nicht beide „nur” sinusförmig und gegeneinander verstimmt sind, hören wir auch mehr oder weniger defekte Glocken, meistens klingt es sehr „schräg”.

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Das Bild zeigt die typische Ringmodulation zweier Sinusschwingungen

Typische Ringmodulation zweier Sinusschwingungen

Ein Ringmodulator multipliziert zwei Eingangssignale, in der einfachsten Form zum Beispiel zwei Sinusschwingungen.

Das Bild zeigt die Formel für die Ringmodulation zweier Sinusschwingungen

Die Formel

Aus den beiden Schwingungen entstehen zwei sogenannte Seitenbänder, Schwingungen mit der Frequenz-Differenz und der Frequenz-Summe. Im Grunde genommen ist Ringmodulation eine Art Amplitudenmodulation, der Modulation eines Trägers mit einem Nutzsignal. Neben der Anwendung im Rundfunk (hohe Trägerfrequenz – niedrige Modulationsfrequenz) tritt sie im Bereich Musik als Tremolo (hier genauer: Tremolo in der elektronischen Musik) auf.

Ein mathematisches Beispiel:

Sind u = 1100 Hz und v = 300 Hz, dann folgt, dass daraus die beiden Seitenbänder mit u-v = 800 Hz und u+v = 1400 Hz entstehen. Gegenüber dem Grundton (ich wähle hier mal 300 Hz als Maßstab) stehen die beiden neuen Schwingungen in der Regel nicht mehr in einem harmonischen (ganzzahligen) Verhältnis dazu: 800 Hz/300 Hz ≈ 2,7 bzw. 1400 Hz/300 Hz ≈ 4,7. Dabei muss man bedenken, dass es sich hier nur um Sinusschwingungen handelt. Zur Veranschaulichung sind in den folgenden Graphen natürlich andere Frequenzen gesetzt.

Ringmodulation zweier Sinussignale

Ringmodulation zweier Sinussignale

Wird die Frequenz eines der Oszillatoren (z. B. mit der kleineren Frequenz v) konstant gehalten, dann „rutschen” bei Erhöhung von u die Seitenbänder zwar ebenfalls höher, die Differenz zwischen beiden bleibt aber gleich: (u+v)-(u-v) = 2v. Andererseits bewirkt das aber ein anderes Verhältnis usw., usw. … Sind die Originalsignale Dreieck, Sägezahn oder gar Audioaufnahmen, dann wird es noch verdrehter.

Genug der Mathematik. Wir wollen mit einem ersten Patch experimentieren.

ein einfacher Patch: Ringmodulation zweier Sinusschwingungen

Ein einfacher Patch: Ringmodulation zweier Sinusschwingungen

Der Gain-Regler des VCAs wird hochgeregelt, so dass wir uns ganz auf die Klangveränderungen konzentrieren können.

Dazu tasten wir uns erst einmal an den unbekannten Ringmodulator heran: Wir füttern ihn mit zwei Sinusschwingungen und wählen – so gut es geht – das einfachste Frequenzverhältnis 1:1 bei u = v.

Seitenbänder – eine Konsequenz der Ringmodulation

In diesem Audiobeispiel habe ich die beiden Oszillatoren zunächst auf gleiche Tonhöhe eingestellt (ca. C3, entspricht etwa 131 Hz). Vergleicht mal kurz (umstöpseln!) eines der beiden Oszillatorsignale mit dem des Ringmodulators, dann fällt sofort auf, dass das Signal des Ringmodulators (rot) um eine Oktave höher als die Originale (grün und blau) liegt. Die Amplitude (Lautstärke) ist dagegen nur halb so groß.

Ringmodulation bei gleicher Frequenz

Ringmodulation bei gleicher Frequenz

Das muss auch so sein. Nach der obigen Formel hört man nur das Seitenband mit der Frequenz u+v, das untere dagegen nicht, da u-v = 0 Hz. Bestätigt wird auch die Amplitude (in der Formel der Vorfaktor 1/2).

Ich regele den ersten Oszillator langsam mit dem Tune um eine Oktave nach oben. Deutlich hört man zu Beginn eine Schwebung, die wir ja schon aus dem zweiten Workshop kennen. Die Differenz u-v ist noch sehr klein, daher wirkt es wie ein An- und Abschwellen. Nach dem Durchfahren der Oktave wiederhole ich die Prozedur jeweils mehrfach: 

  • Lautstärke absenken,
  • Oktavschalter um 1 erhöhen,
  • Tune in Nullposition und
  • Lautstärke wieder erhöhen

Beim Durchfahren der zweiten Oktave hören wir deutlich zwei Töne, insgesamt die Nebenbänder mit den Frequenzen u-v und u+v. Dadurch dass v konstant bleibt, erhöhen sich beide Frequenzen mit dem Erhöhen von u. Da zu Beginn unseres Experiments u und v gleich waren, ist die Frequenz u-v nicht hörbar. Das untere Seitenband kommt erst bei einer Differenz von u-v = 25 Hz in den (als Ton) hörbaren Bereich.

Ich wiederhole den Vorgang, bis ich im Bereich meines Tinitus bin.

Es ist eine gute Übung, wenn man dieses Klangbeispiel konkret live nachvollzieht. Man gewöhnt sich daran, mehrere Regler und Schalter in geeigneter Reihenfolge oder gar gleichzeitig zu bedienen – Übung macht den Meister.

Schön ist das aber nicht und ziemlich langweilig.

Spiel mit dem VCO-Tune und der Hüllkurve ADSR

Wir aktivieren den Hüllkurvengenerator, indem wir den Gain-Regler des VCAs wieder absenken.


Tipp

Hat man noch keine Erfahrung, wie sich eine Hüllkurve auf eine Lautstärken- oder Parameter-Modulation (z. B. Tonhöhe) auswirkt, so wählt man zunächst eine mittlere Länge (A-140 ADSR-Schalter M (Standardbereich), setzt Sustain (S) auf 10/10 und sowohl Attack (A) als auch Release (R) auf 0. Decay (D) = 5/10.
Nun senkt man Sustain S auf z. B. 5/10 und vergleicht die Modulation. Danach spielt man mit den Parametern Attack und Release. Später wählt man auch die Hüllkurvenlängen mit den Schalterstellungen L (weniger als 100 𝜇s) und H (Minutenbereich).


Beide Oszillatoren liefern zunächst nur Sinustöne. Wir wählen für den Oszillator VCO 1 (links) eine mittlere Tonhöhe (z.B. C3) und Oszillator VCO 2 um eine Oktave höher.

Wir verändern Attack, Decay, Sustain und Release (Audio „Zufallsprodukt”).  Verschiedene Hüllkurvenlängen und Tonhöhen und die Einstellung des Tune-Regler (von VCO 2) geben schon Varianten.

Mit etwas Hall (Reverb) wird es interessanter. Dazu sei mir eine kleine Bemerkung erlaubt. Puristen würden vielleicht sagen:  „Ich möchte den reinen Klang des untersuchten Moduls hören.” Das ist richtig, denn Effekte wie Echo (Delay), Hall etc. können viel kaputt machen, so dass man nicht mehr das Wesentliche eines Klangs hört. Andererseits, wer hört sich schon einen Steinway in einem schalltoten Raum an? Oft sind dezent eingesetzte Effekte inspirierend, um weiter „Klang zu forschen”.


Ein trockener Sound ist für ein grundlegendes Verständnis unabdingbar, ein (später) ergänzter Effekt treibt unsere Ideen an.


Nachdem der Attack auf langsam (Wahlschalter des ADSR auf H) steht, „verunglückt” unser Klang,  indem wir den Tune-Regler beim Spiel verändern.

Das ist eines der typischen Momente, wo die Ideen sprießen und die Kreativität die Oberhand gewinnt (jedenfalls bei mir): Da müsste man doch …? … für die Tonhöhe auch einen LFO oder/und  eine Hüllkurve einsetzen.

Bevor wir unseren Patch dementsprechend erweitern, noch schnell ein Basis-Experiment ohne Hall, beide Oszillatoren auf Sinuston:

Zwei VCOs schwingen unterschielich

Neue Schwingungen – neues Spiel

  • VCO 1 und VCO 2 wieder um eine Oktave versetzt und verstimmt.
  • Nun entferne und verbinde ich das Patch-Kabel von VCO 2 am ersten Eingang des Ringmodulators mal mit dem Sägezahn-Ausgang, mal mit dem Sinus-Ausgang.
  • Danach dasselbe Spiel für den VCO 1.

Da die Tonhöhen der Oszillatoren unterschiedlich sind, hören wir beim Wechsel der Schwingungsformen auch unterschiedliche Klänge. Zum Schluss liegt an beiden Oszillator-Ausgängen der Sägezahn.

Wer sehr aufmerksam in den (vermeidlichen) Pausen beim Umstecken zugehört hat, wird bemerkt haben, dass, obwohl ja kein Signal an einem der beiden Ringmodulator-Eingänge anliegt, der noch angeschlossene Oszillator durchklingt. Entgegen der mathematischen Theorie (Multiplikation mit 0) schafft es die Schaltung nur auf etwa -50 dB bis -60 dB, also ziemlich leise, zu reduzieren. Daher benötigt man sinnvollerweise einen nachgeschalteten Hüllkurvengenerator.

Modulationen mit ADSR-Hüllkurve

Modulationen

Modulationen

Für dieses Experiment lassen wir zunächst den Einfluss der LFOs (gelbe Patch-Kabel) außer Acht und regeln die Eingänge Lin FM (lineare Frequenzmodulation) auf 0.

Wesentliches Modulationsmoment wird der ADSR-Generator sein. Er wirkt zum einen auf den Lautstärkeverlauf (A-131 VCA) als auch (später) auf das Tuning des ersten VCOs.


Zur Erinnerung: Die Reglereinstellungen beziehen sich auf eine Zehnerskala. Decay D = 5/10 bedeutet z. B., dass der Decay-Regler des Hüllkurvengenerators etwa in der Mitte steht.


  • ADSR wird auf mittlere Zeiten M eingestellt [400 𝞵s .. 2s]: A = 1/10, D = S = 5/10, R = 1/10.
  • Der Regler CV2 bleibt bei 0
  • Ich beginne zunächst mit dem Grundklang. Zur Kontrolle stellen wir den Gain-Regler des VCAs auf 10/10, die VCOs sind auf eine mittlere Tonhöhe eingestellt, VCO 1 (links) um zwei Oktaven höher als VCO 2 (rechts).
    Wir stimmen den VCO 1 etwas mit dem Tune-Regler auf ca. 1/10.
  • Wir starten eine beliebige Sequenz von Keystep und regeln den Gain herunter.
  • Die Hüllkurve wirkt auf die Lautstärke. Da der Attack knapp über 0 liegt, hört man deutlich, wie der Ton kurz anschwillt.
  • Nun lassen wir die Hüllkurve auf die Tonhöhe des VCO 1 wirken und regeln dort CV 2 langsam noch oben.
  • Nichts Unvorhergesehenes passiert, man hört das Fortschreiten der beiden Seitenbänder. Interessanterweise springt das Klangverhalten irgendwann um. Das könnte man weiter erforschen. Entscheidend ist – denke ich – , dass die Tonhöhe nicht mehr durch die Voreinstellung der Oszillatoren bestimmt ist, sondern allein durch die Hüllkurvenspannung des ADSR-Moduls.
  • Wir wechseln den Längenbereich des Hüllkurvengenerators auf extrem kurz [20 𝞵s … 100 ms], ohne die Attack-, Decay-, Sustain- und Release-Einstellungen zu ändern. Es zwitschert sehr schön, ähnlich, wie wir es bei dem WASP-Filter aus Modular Patches 2 kennen.
  • Ich regele den Einfluss der Hüllkurve auf die Tonhöhenmodulation CV 2 des VCO 1 wieder gemäßigt herunter und …
  • … lasse das Demo ausklingen mit einem kurzen Echo, das immer länger wird und schließlich in einem Hall im Nirvana zerfließt.

Bitte unbedingt nachmachen. Man kann sich einige Zeit nur mit diesem Patch und den verschiedenen Einstellungen (Oktavlagen der Oszillatoren, Hüllkurven-Einstellungen, Effekten beschäftigen. 🧐

VCO, Filter, LFO und Hüllkurven im Zusammenspiel

Jetzt geht es ans Eingemachte.

komplexe Modulationen

Komplexe Modulationen im Modular-Synthesizer

Ich lasse euch mit diesem letzten großen Patch für heute nicht allein. Auch mit einem sehr kleinen Teil-Equipment kann man die folgenden Experimente, wenn auch ein klein wenig eingeschränkt, nachvollziehen.

Dickicht eines Modular-Synthesizers

Überblick über den Patch

Es gibt …

  • … zwei Oszillatoren VCO 1 und VCO 2.
    Wir wählen für VCO 1 den Sägezahn und die Oktavlage -1, für VCO 2 dasselbe, aber den Dreieck am Ausgang.
  • Beide VCO-Ausgänge werden mit dem Ringmodulator verbunden, dessen Ausgang in ein Multi-Filter A-121-2 führt. Wer nicht einen solches besitzt, kann auch nur ein Lowpass-Filter nehmen.
  • Beide Oszillatoren und das Filter erhalten eine Steuerung der Tonhöhe bzw. des Cutoffs vom Keyboard (pinke Kabel).
    Micro Keyboard und Präzisionsaddierer

    Micro-Keyboard und Präzisionsaddierer

    Als alternative CV- und Gate Eingabe kann man auch Micro-Keyboard (A-173-1 und A-173-2) und den Präzisionsadder (A-185-2) von Doepfer benutzen.
    Ich habe sie im obigen Patch-Bild etwas transparent dargestellt und nicht verbunden.

  • Es gibt drei Hüllkurvengeneratoren (Doepfer A-143-2).
    ADSR 1 steuert die Lautstärke (orangenes Patch-Kabel) : Hüllkurvenlänge M, A = 1/10, D= 5/10, S= 6/10, R = 8/10.
    ADSR 2 wirkt auf den Cutoff des Filters
    ADSR 3 wird angestoßen durch LFO 1 und beeinflusst die Resonanz über den Eingang CVQ.
  • Drei der Filterausgänge Lowpass LP, Highpass HP und Bandpass BP habe ich mit einem kleinen Vierfachmixer verbunden, so dass ich auch mit verschiedenen Filtereinstellungen vergleichen kann.

    Farbenspiel am Mixer

    Farbenspiel am Mixer

Vorbereitung

  • Beide Oszillatoren mit Tune = 0, Fine=0
  • VCF Cutoff (Frq) in Mittelstellung, Auswahl des Lowpass (am Mischer), alle Modulationsregler (Cutoff FCV, Resonanz QCV) und die Resonanz auf 0/10
  • Somit wirkt nur ADSR 1 auf den VCA.

Experiment

  • Wir stellen den Gain-Regler hoch auf 10/10, so dass wir die beiden Oszillatoren mit dem Fine-Regler des VCO 2 in gleiche Stimmung bringen. Dazu wählen wir kurz den Dreieck aus VCO.
  • Stecken wir den Ausgang danach wieder um, hören wir sofort den Unterschied; der Ton ist durch den Ringmodulator viel schärfer und auch tiefer in der empfundenen Tonhöhe.

    Ein Sägezahn besitzt ja viel mehr Obertöne, so dass dessen hohe Anteile mit denen des anderen Oszillators (die Frequenzen u-v) in den hörbaren Bereich fallen (vgl. obige Ausführungen zur Formel).

Tonhöhen und Oktavlagen im Modular-Synthesizer

  • Beide Oszillatoren mit Tune = 0/10 (in Stimmung). Wir hören nun der Hüllkurve ADSR 1 zu (Gain-Regler auf 0/10. Bei kurzem Tastenanschlag klingt der Ton weich aus.
  • Wir regeln den Tune des zweiten Oszillators auf etwa 5/10, sodass wir einen möglichst „krassen” Ton hören …
  • … und stellen zunächst die Oktavlage des zweiten, dann die des ersten VCOs auf -3. Ihr hört den Unterschied? Es ist also nicht egal, welche Oktavlage man bei unterschiedlichen Eingangssignalen wählt!
  • Zum Schluss stehen beide Oktavlagen auf -3.
    Ihr solltet unbedingt mit dem Tune und den Oktavlagen spielen. Schon hierbei gibt es eine große Vielfalt an sehr verschiedenen Klängen.
    Insbesondere sagt die Oktavlage nichts über den Tonhöheneindruck aus! u-v und u+v stehen im (fast) freien Wechselspiel.

Modulation des Filter-Cutoffs

Vorbereitung

  • VCO 1 Oktavlage 0, VCO 2 Oktavlage -2
  • Nun modulieren wir den Cutoff. Der Hüllkurvengenerator ADSR 2 erhält seine Gate-Signal über den Gate-Eingang des ersten ADSR. Das ist ein kleines, aber nützliches Feature des Quad ADSR. Man sagt, die Gate-Eingänge sind normiert, d. h. das Gate-Signal des ADSR 1 wird für den zweiten Gate-Eingang übernommen, solange er nicht belegt ist.
  • Wir wählen aber eine andere Einstellung für die Parameter des ADSR: kurze Hüllkurve durch die Mittel-Schalterstellung L (low) und die Parameter A =0/10, D = 8/10, S = 0/10, R = 8/10.
  • Der zugehörige Modulationstärkenregler FCV (frequency controlled voltage) steht noch auf 0/10.

    Wir hören zunächst noch den Klang mit fest eingestellten Cutoff 5/10 und regeln diese herunter auf 0/10. Der Klang ist wie erwartet dumpf.

  • Nun stellen wir FCV auf Vollausschlag 10/10. Der Klang ist prägnant unterschiedlich im kurzen Augenblick der Hüllkurve des ADSR 2.
    Modulationen am Filter

    Modulationen am Filter

    Wir hören ein Anschlagen des glockenähnlichen Klangs. Unser Hörempfinden registriert sehr differenziert diesen Unterschied und unterscheidet so die Herkunft eines Klangs (Schlagen eines Metalls, eines Holzes etc.). Hier ist ein weites Experimentierfeld und es erfordert eine große Geduld, um allein durch die Parameter stationärer Cutoff Frq und Eingang FCV 1 und modulierter Cutoff FCV und Eingang FCV 2 neben dem Lautstärkeverhalten den „gewohnten oder erwünschten” Klang zu bekommen. Natürlich muss man keine Klänge nachahmen, noch besser ist es, neue zu erfinden. Zum Ende des Klangbeispiels habe ich wiederum Echo hinzugefügt, damit man einen Kontext zur realen Welt bekommt.

Modulation der Filterresonanz

Voreinstellungen

  • VCO 1 Oktavlage 0, VCO 2 Oktavlage -2
  • ADSR 1 : Hüllkurvenlänge M, A = 1/10, D = S = 5/10, R = 8/10
  • ADSR 2: Hüllkurvenlänge M, A = 1/10 , D = 8/10, S = 0/10, R = 8/10
  • LFO 1 ca. 5 Hz,
    ADSR 3: Hüllkurvenlänge = L (kurze Hüllkurvenlänge), A = 4/10, S = 6/10, R = 4/10
  • LP-Filter: cutoff Frq = 1/10, FCV = 10/10, CVQ = Q = 5/10

Wir schlagen auf dem Keyboard einige Töne nur kurz an und bemerken, dass da noch etwas zusätzlich zu hören ist.

Nun lassen wir die Tasten gedrückt und nach einigen Sekunden fängt der Ton deutlich an zu zwitschern. Interessanterweise ist das Zwitschern unabhängig von der Tonhöhe, die der Ringmodulator liefert. Das Zwitschern rührt von der Selbstoszillation des Filters her.
Das Filtermodul erfährt insgesamt drei Modulationen: der Cutoff durch den gespielten Ton über CV des Keyboards und durch den zweiten ADSR-Generator über den Modulationseingang. Beachtet, dass der Cutoff-Regler Frq nur auf 1/10 eingestellt ist, also eigentlich das Filter sehr stark schließt (dumpfer Klang). Der Modulationsregler FCV ist dagegen auf Vollausschlag, d. h. das Öffnen des Filters wird im Wesentlichen durch den ADSR 2 bestimmt. Die dritte Modulation (LFO und ADSR 3) beeinflussen die Resonanz, einerseits durch die Voreinstellung Q = 5/10 aber wesentlich durch die vom LFO angeschlagene Hüllkurve ADSR 3. Während der Ton gehalten wird, setzt sich bei Absinken des Cutoffs (ADSR 2 in der Release-Phase) die Eigenresonanz des Filters durch und wir hören das rhythmische Zwitschern. Die Hüllkurvenlänge des ADSR 3 ist kurz, daher habe ich zur Betonung ein Echo eingeblendet, um den Effekt des Zwitscherns hervorzuheben.

Ein „Zwischenwort” …

Effekte im Modular-Synthesizer: Delay und Reverb

Ich habe mehrfach neben dem trockenen Klang bewusst am Ende eines Audios Echo und Hall benutzt. Effekte gehören einfach zu elektronischen Klängen hinzu, vor allem, wenn man sie in einer akustisch „trockenen” Umgebung (Kopfhörer) hört. Wenn man zur Aufnahme oder zum Abhören eine DAW benutzt, kann man natürlich dort Effekte einschleifen.
Ohne DAW gibt es im Modular-Synthesizer viele Module, die man verwenden kann. Ich gebe hier mal je zwei Alternativen für Echo und Hall an:

Effekte

Effekte

2hp Delay
2hp Verb

und etwas vornehmer

Erica synths Black Stereo Delay
MakeNoise Erbeverb

Es sind so viele Parameter, die man nun verstellen kann. Ich überlasse es eurer Geduld und eurem Forscherwillen, in die Tiefen des Modular-Synthesizers einzutauchen.

Ideen zur Ringmodulation

Wer auch Ungewöhnliches probieren möchte, kann ja auch externe Audiosignale wie z. B. Sprache verfremden.

Die Klangqualität ist nicht so toll, es zeigt aber, dass es prinzipiell möglich ist, seine Stimme zu verfremden. Sicherlich sind hier weitere Erfahrungen notwendig und selbstverständlich kann man keinen richtigen Vocoder ersetzen.

Sprachverfremdung mit dem Ringmodulator

Sprachverfremdung mit dem Ringmodulator

Es gibt noch viel zu erforschen. Da wir ja zwei Ringmodulatoren haben, könnte man das ringmodulierte Signal des ersten wieder in den zweiten führen. Mal sehen was passiert? Oder das Filtersignal wieder in den Ringmodulator zurückführen und, und, und …

Vielleicht hört ihr euch wieder das Eingangsaudio an und bekommt nun weitere Ideen …

… und zu guter Letzt noch ein Klangbeispiel in einem realen Umfeld. Zusätzlich zu dem oben abgebildeten umfangreichen Patch, den ihr hoffentlich noch auf eurem Modular-Spielfeld habt, habe ich lediglich den Rauschgenerator aus dem Teil 2 hinzugenommen (Thema „Rauschen” und zusätzlich den Ausgang mit den Zufallsspannungen (Rate = 1/10) als Modulationsquelle für die Filterresonanz gewählt. CVQ = 10/10. Das erzeugt das Vogelzwitschern. (Vorsicht bei der Lautstärke, wenn ihr die Resonanz in so hohe Werte treibt (Selbstoszillation). Ansonsten spielt frei mit den LFOs und auch den Hüllkurven und vergesst nicht, den Ringmodulator  mit den unterschiedlichsten Frequenzen im Handbetrieb zu füttern. Ich habe zur Untermalung im Hintergrund ein Software-Plug-in eingefügt (Gitarren-ähnlicher Klang). Man sollte den Blick nicht für das Umfeld verlieren. Nicht alles, was man sich vorstellt, lässt sich mit einem Modular-Synthesizer erstellen.
Und warum nicht beide Welten gemischt verwenden? Die Abhöre sollte schon ziemlich gut sein, da sehr tiefe und sehr hohe Töne vorkommen.

Der letzte macht das Licht aus :)

Wer macht das Licht aus? 🤖

 

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Filterpad AHU 1

    Ringmodulation ist super! Vor allem ist das ein komplett neuer Sound, im Vergleich zu reinen ADSR-Veränderungen. Aber (Info für Producer): Oftmals zu hochtönig für den Mix laut meiner Erfahrung. Also entweder eher leise reinmischen oder die Höhen etwas cutten. Zweites verändert zwar leider den original Sound, aber der Hörer wird dankbar sein.

  2. Profilbild
    hejasa AHU

    auch meinerseits herzlichen Dank, dem Kommentar von Stratosphere schließe ich mich vollends an!

  3. Profilbild
    bluebell AHU

    Hier kann man auch als alter Sack noch was lernen. Ich dachte die ganze Zeit, dass Ringmodulation eine Frequenz- und keine Amplitudenmodulation sei.

  4. Profilbild
    Lapunder

    Hoffentlich gibt es noch mehr als nur einen vierten Teil.
    Ich muss mir allerdings ersteinmal eine Ringmodulator bestellen, den habe ich nämlich noch nicht :(

    • Profilbild
      herw RED

      @Lapunder Im vierten Teil brauchen wir wieder nur „normales Zeugs“.

      • Profilbild
        Dirk Matten RED

        @herw Was ist ein Synthesizer?

        Es beginnt ja erst interessant zu werden, wenn Ungewöhnliches passiert. Je weiter die Entfesselung, die Auflösung in Funktionen getrieben wird, um so interessanter und vielseitiger ist ein Synthesizer, um so berechtigter trägt er diesen Namen.
        So erschließt der Synthesizer einen neuen, ungeheuer vielseitigen Raum der Phantasie-Entfaltung für den Musiker, den Komponisten, für die Ausbildung, das Labor, das Studio. Für den forschenden und suchenden Menschen im reizvollen Kräftespiel zwischen der eigenen Vorstellungskraft und der unergründlichen Vielseitigkeit des Systems oder für jenen, der sich einfach durch willkürliches Probieren überraschen lässt.
        http://www...../index.htm

      • Profilbild
        Lapunder

        @herw Das ist gar kein Problem, ich bin total begeistert von dem Workshop.
        Außerdem freut sich meine Frau, da ich bald Geburtstag habe und sie dann weiß, was sich mir schenken kann.

      • Profilbild
        Lapunder

        @herw ich schwanke noch ein wenig zwischen dem A-114 und dem Pasiphae von IO Instruments, oder ich nehm beide .)

  5. Profilbild
    TobyB RED

    Sehr schön Herw:-) Ich steh nicht nur wegen den Daleks die Ringmodulation. Im BARP2600/KARP2600 kann mittels der RM in der VCA Sektion einen HP Filter bauen. Wenn man das mit den Voltage Prozessor Sektion und Patchkabeln auf die Spitze treibt, kann man aus dem Filter einen HP, BP oder Notch bauen und hat in einer Kiste quasi vier Filtertypen.

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