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Test: 1010music fxbox, Eurorack Multieffektgerät

Das wird heftige Sequenzen haben

11. September 2017

Nachdem kürzlich schon der Sampler bitbox von 1010music auf AMAZONA.de getestet wurde, ist diesmal die 1010music fxbox dran. Dabei handelt es sich um ein digitales Multieffektgerät fürs Eurorack – mit 16 verschiedenen Effekten, die alle gleichzeitig aktiv sein können. Das Gehäuse unterscheidet sich von dem der bitbox lediglich durch eine andere Farbe des Schriftaufdrucks.

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Ansonsten handelt es sich um die gleiche Hardware. In der Mitte des Moduls sitzt das große touchfähige TFT-Display, das mit einer Diagonale von 9 cm den Großteil des Platzes einnimmt. Darunter befinden sich die 16 Trigger-Eingänge, die die einzelnen Effekte aktivieren. Daneben gibt es noch drei CV-Eingänge, die eine analoge Steuerspannung von -5  bis +5 V akzeptieren, sowie ein Triggereingang, um den internen Sequencer zu starten oder zu stoppen.

Multitalent

Da es sich tatsächlich um die gleiche Hardware handelt, ist es auch möglich, eine 1010music fxbox in eine bitbox zu verwandeln und umgekehrt. Man kauft also eine Hardware und erhält dafür mehrere Firmwares. Diese können einfach kostenlos von der Website heruntergeladen und per Firmware-Upgrade aufgespielt werden. Zur Zeit stehen eben bitbox und fxbox zur Auswahl – aber natürlich ist noch die ein oder andere Firmware denkbar.

Hier steppt der Sequenzer.

Hier steppt der Sequencer

Die Hardware ist grundsolide, alles ist mit der 26HP-breiten Frontplatte verschraubt. Nur der Touchscreen wackelt ein wenig beim Berühren der Ecken und zeigt die schon von der bitbox bekannten „Subraumwellen“ (die ein Touch-Display meiner Meinung nach gar nicht haben dürfte). Auch hier ist der Stromverbrauch mit 350 mA (vor allem das Display frisst ordentlich) auf der 12V-Schiene nicht unerheblich, so dass man bei einem vorhandenem System darüber nachdenken sollte, ob das aktuelle Netzteil das packt.

Ein eigen Ding

Aber noch mal von vorne. Fxbox von 1010music bietet 16 separat aktivierbare Effekte, die alle der Reihe nach verschaltet sind. Einige klassische Send-Effekte besitzen noch einen Dry/Wet-Regler (manchmal als Amount bezeichnet), andere wie z.B. das LP-Filter, eben nicht. Die Reihenfolge steht fest und kann auch nicht verändert werden. Dabei muss man feststellen, dass die Wahl der Reihenfolge durchdacht ist. Klar, eine freie Anordnung wäre wesentlich flexibler, aber ich würde es dennoch als gelungen bezeichnen.

  • PIT Pitch Shifter
  • DIST Distortion
  • BTCR Bit reduction and sample rate reduction
  • FILT Low Pass Filter
  • CHR Chorus
  • PHAS Phaser
  • FLNG Flanger
  • RING Ring modulator
  • FRZE Granulator based freeze effect
  • LOOP Automated looping, with quantized start and length
  • RVRS Reverse
  • VNYL Turntable and similar effects including scratching, tape stop, and backspin
  • GATE Clock based gating PAN Automated panning
  • DLY Delay
  • RVB Reverb

Die 1010music fxbox arbeitet komplett in Stereo und die Samples werden mit 24 Bit/48 kHz abgetastet. Auch die weitere Verarbeitung geschieht in dieser Form. Auf Oversampling oder zusätzliche Bittiefe wurde also verzichtet.

Die Effekt-Paramter werden durch die Drehregler, durch Wischen über das Dsiplay (XY-Pad) oder die Modulatoren verstellt. Eine Steuerung über MIDI fehlt leider.

Die Effekt-Parameter werden durch die Drehregler, durch Wischen über das Display (X/Y-Pad) oder die Modulatoren verstellt. Eine Steuerung über MIDI fehlt leider.

Als Ausgänge stehen ein Stereo- und ein FX-Ausgang in Form von 2 x 3,5 mm Klinkenbuchsen zur Verfügung. Dieser FX-Ausgang kann jedoch nicht beliebig beschickt werden, er ist fest vorgesehen für den Reverb-Effekt. Dieser steht dann aber wiederum nicht alleine zur Verfügung, sondern erklingt entsprechend der Signalflusskette. Ein wenig merkwürdig und sicher verbesserungswürdig. Optimal wäre, den FX-Out manuell mit Sends von jedem Effekt aus beschicken zu können.

Alle Effekte und Parameter im Überblick - aus der Anleitung

Alle Effekte und Parameter im Überblick – aus der Anleitung

Welche verschiedenen Parameter jeder Effekt hat, lässt sich in der englischsprachigen Anleitung ab Seite 6 nachschlagen, diese steht auf der Website des Herstellers zum Download bereit. Zum Lieferumfang gehört ein bedruckter Quick-Guide, der auf zwei DIN A4 Seiten die wichtigsten Bedienvorgänge präsentiert.

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Auf der einen Seite nicht ganz selbstverständlich ist das Vorhandensein einer 8 GB micro-SD samt Karten-Adapter für die normalen SD-Karten. Auf der anderen Seite wiederum ist eine micro-SD Karte zwingend notwenig, um die fxbox zu starten. Denn auf ihr werden die Effektprogramme gespeichert und die Firmware zum Upgrade bereitgestellt. Allerdings kann die Karte auch einfach formatiert (FAT32) und leer sein, damit die fxbox startet.

Der Clou ist der interne Effekt-Sequencer

Wie gesagt können alle 16 Effekte gleichzeitig aktiviert sein. Dabei gibt es drei Möglichkeiten, die Effekte zu aktivieren. Zunächst natürlich über die 16 externen Trigger-Eingänge. Dann über MIDI-Noten ab der Note 36 (C2) auf Kanal 10. Der Kanal ist voreingestellt und lässt ich in der derzeitigen Firmware nicht ändern. Auch die zugeordneten Noten können nicht verändert werden.

der Step-Sequenzer in Aktion

Der Step-Sequenzer in Aktion

Und zu guter Letzt steht für jeden Effekt ein interner Step-Sequencer zur Verfügung. Dieser bietet pro Gesamt-Preset eine Sequenz von 2 bis 32 Steps mit einer Step-Länge von 2 Takten bis hinunter zu einer 64tel Note. Dabei gilt diese Einstellung immer für alle Effekte. Interessante rhythmische Verschiebungen, z.B. durch die Wahl einer unterschiedlichen Step-Anzahl bei verschiedenen Effekten bleiben so außen vor. Die Aktivierung eines dieser Steps ist aber für jeden Effekt einzeln einstellbar.

Dennoch ist der Step-Sequencer ein echter Kreativmotor. Er lässt sich intuitiv bedienen und die Ergebnisse reichen von leichten Timbre-Veränderungen bis hin zu drastischen Verbiegungen des Eingangssignals.

Im Mute-Modus kann man einzelne Effekte aus der Effektkette nehmen.

Im Mute-Modus kann man einzelne Effekte aus der Effektkette nehmen

Klickt man auf den Home-Button, so färben sich alle Effekte grün und man ist im Mute-Modus. Dieser funktioniert mit dem internen Sequencer genauso wie mit MIDI-Noten. Eine kleine Berührung auf das Effektfeld und der Kandidat wird aus der Effektkette genommen.

Effekt wechsel dich!

Doch hören die Möglichkeiten hier noch nicht auf. Denn es stehen insgesamt 3 Eingänge für Steuerspannungen bereit. Diese CVs zwischen -5 V und +5 V können zur Steuerung eines Effekt-Parameters verwendet werden. Es ist auch möglich, mehrere Modulatoren einem einzelnen Effekt-Parameter zuzuweisen und so z.B. einen LFO und eine Hüllkurve auf den Cutoff des Filters zu legen.

Rechts sieht man die CV-Modulatoren werkeln.

Rechts sieht man die CV-Modulatoren werkeln

Der vierte Eingang ist ausschließlich zur De-/Aktivierung des internen Sequencers vorgesehen. Ich hätte mir hier mehr Modulationseingänge gewünscht. Zumindest wäre eine Implementierung von MIDI-CCs denkbar gewesen, die dann alle Parameter sämtlicher Effekte hätten steuern können – aber es gibt nicht mal eine Möglichkeit, die vorhandenen Modulatoren über MIDI anzusteuern.

Wo wir gerade bei MIDI sind. Es ist leider auch kein Program-Change implementiert, d.h. die verschiedenen Presets, die alle Einstellungen inklusive denen des Sequencers enthalten, können nicht über MIDI aufgerufen werden. Klar, man kann sich mit einem Step-Sequencer oder einer MIDI-Spur in einer DAW behelfen, so dass zumindest die Pattern flexibel gestaltet werden können. Die Effekteinstellungen bleiben aber davon unberührt – hier wird unnötig Potenzial verschenkt.

Die Modulatoren erreichen jeden beliebigen Parameter, leider gibt es nur drei.

Die Modulatoren erreichen jeden beliebigen Parameter, leider gibt es nur drei

Klang

Aber das Wichtigste – wie tönt es denn nun? Die Effekte werden alle rein digital errechnet. Dabei ist die Qualität der einzelnen Effekte recht einheitlich, einige gefallen weniger, andere mehr. Eine Sache des Geschmacks, würde ich sagen. Das Filter z.B. klingt ordentlich und packt auch gut zu. Der Reverb allerdings hört sich etwas zerfranst an und kann sicherlich nicht in einer Studioproduktion eingesetzt werden. Meistens wird das von anderen Effekten in der Kette überdeckt, ganz für sich klingt er aber nicht besonders überragend.

Eines ist allen Effekten deutlich anzumerken – ihre digitale Natur. Das möchte ich hier nicht negativ bewerten, denn auch diese Ästhetik lässt sich gewinnbringend einsetzen. Das fällt besonders auf, wenn Parameter über die CV-Eingänge gesteuert werden. Dann begibt sich auch das doch recht analog klingende Filter in die Welt der digitalen Artefakte.

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Fazit

Die 1010music fxbox macht auf jeden Fall Spaß. Wie ergiebig und vielseitig die 16 sequenzierbaren Effekte sind, muss man einfach mal selber ausprobieren. Ich habe das exemplarisch mal an einer einfachen Basslinie gemacht.

Dabei wurde die Sequenz nicht vom internen Sequencer gesteuert, sondern von außen per MIDI. Kommen dann noch externe Modulationen hinzu, geht es richtig los.

Die anderen Beispiele zeigen die Factory-Presets. Als Ausgangsmaterial wurde ein einfaches Arpeggio genommen. Gerade die Stereoeffekte machen hier einen guten Eindruck. Ist die fxbox doch am besten, wenn man plakativ mit den Effekten arbeitet, so kann sie aber auch die leisen Zwischentöne, die dem Material die gewisse unterschwellige Variation geben, ermöglichen.

Die Feedbacks des Delay laufen auch weiter, wenn der Effekt nicht aktiv ist – hier kann also nach Herzenslust gedubbt werden. Leider gibt es keine Übergänge wie bei einem Tape-Echo, wenn man die Delay-Zeit verstellt.

Wenn man viel mit Sequenzen arbeitet und auch die CV-Modulatoren einsetzt, kommt es vor, dass an der ein oder anderen Stelle ein Knackser der digitalen Art zu hören ist. Nicht gerade schmeichelhaft für das Ohr. Andererseits ist diese inhärente „Glitchiness“ auch ein weites Spielfeld für Klangexperimente.

Eins darf man auch nicht vergessen: Kauft man von die 1010music fxbox, kauft man die bitbox (den Sampler) gleich mit. Denn beide bauen auf der selben Hardware-Plattform auf und sind untereinander kompatibel. Diesen Aspekt finde ich besonders reizvoll. Zumindest kann man sich vorstellen, dass es bald noch weitere Anwendung dieser Hardware geben wird. Diese könnte man sich einfach herunterladen, auf eine SD-Karte bringen und schon hat man ein neues Gerät.

Mit dieser Perspektive kann man eigentlich ohne Bedenken ein „sehr gut“ vergeben. Die vielen kleinen Punkte, an denen die Kreativität jedoch ausgebremst wird (am meisten hätte mich eine MIDI-CC-Steuerung aller Effekt-Parameter gefreut) bringen mich dann doch zu einem „gut“ mit Tendenz nach oben.

Plus

  • 8 GB micro-SD Karte (inkl. Adapter) im Lieferumfang enthalten
  • Effektprogramme werden im fxb-Format gespeichert
  • knackige, digitale Effekte
  • Sequenzierbarkeit
  • Display „wischbar“
  • großes Kreativpotenzial

Minus

  • kein MIDI Program Change
  • nur 3 Modulationseingänge
  • keine Steuerung der Modulatoren über MIDI-CC
  • Effektparameter lassen sich nicht sequenzieren
  • nur eine Step-Anzahl/Länge für alle Effekte
  • bei Einsatz der CV-Modulatoren kommt es manchmal zu Knacksern
  • FX-Ausgang nur für Reverb-Effekt
  • Effektreihenfolge im Signalfluss ist festgelegt
  • ohne Micro-SD Karte startet fxbox nicht (leere Karte genügt allerdings)
  • verbraucht viel Strom im Rack

Preis

  • Ladenpreis: 629,- Euro
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Klangbeispiele
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