Klein, pink, kraftvoll!
Inhaltsverzeichnis
- 1010music nanobox razzmatazz – Übersicht
- Features der 1010music nanobox razzmatazz
- Erster Eindruck der Hardware
- nanobox razzmatazz – ein erster Test
- Die Screens
- Die Sounds tweaken mit Macro-Controls
- Der Sequencer der nanobox razzmatazz
- Sampler und Slicer
- Das Mixen mit der nanobox razzmatazz
- Der Klang der nanobox razzmatazz
Mit dem knallpinken razzmatazz schickt 1010music die dritte nanobox ins Rennen und komplettiert damit ihre „Colourful Trinity“. Neben dem gelben „lemondrop“ für Granularsynthese und dem roten „fireball“ für Wavetablesynthese bringen uns die Kalifornier von 1010music mit der nanobox razzmatazz nun einen kraftvollen Mini-Drum-Sequencer mit FM-Synthese und Sampling, der trotz seiner winzigen Größe einiges an Features und Sound unter der Haube zu haben scheint. Ich bin gespannt und schicke die razzmatazz in den Tezzt … ich meine Test!
1010music nanobox razzmatazz – Übersicht
Juicy beats and tastiest rhythms – die Einleitung von 1010musics sehr ausführlichem User-Manual lässt bereits ein wenig das Wasser im Munde zusammenlaufen und macht Appetit auf mehr. Tiefe und düstere Kicks, schneidende Drums und knackige HiHats; die nanobox razzmatazz verspricht einen mächtigen Klang und ordnet sich gleich vorneweg nicht in die zahme Ecke ein. Die megakompakte Größe der nanobox razzmatazz sollte also keine falschen Rückschlüsse wecken und in der Tat lässt ein Blick auf die Feature-Liste bereits einiges von der Power und dem Sound erahnen, der in dem Gerät steckt. Ich kann meinen Zweifel ob der Bedienung dieser vielfältigen Möglichkeiten über lediglich 4 Taster, zwei Encoder und Touchscreen nicht ganz ausblenden, bin aber sehr gespannt, denn die razzmatazz strahlt durchaus etwas Innovatives und Kreatives aus.
Features der 1010music nanobox razzmatazz
Die 1010music nanobox razzmatazz ist eine Drum-Machine, die über 8 Spuren verfügt, die sich über den 2“ Touchscreen oder auch per MIDI spielen lassen. Jedes der 8 Drum-Pads besteht aus bis zu drei Sounds: zwei FM-Oszillatoren und einem Wave-Sample, zusätzliches lässt sich jeder Sound noch mit zwei Filtern, zwei Envelopes, einem Resonator, Snap-Generator und drei zusätzlichen Effekten formen. Für die Drum-Sounds kann aus fünf spezifischen FM-Algorithmen gewählt werden: Kick, Snare, Closed Hat, Open Hat und Tom. Darüber hinaus stehen noch 4 Distortion-Typen zur Verfügung, die von subtiler Sättigung bis massiver Verzerrung und Bit-Crushing alles möglich machen und ein ausgeprägtes Sounddesign ermöglichen.
Der innovative Sequencer mit maximal 64 Steps bietet Live-Recording sowie Lauflichtprogrammierung und zeigt zudem die Steps aller 8 Pads gleichzeitig in einer Übersicht an.
Die Stromversorgung geschieht über den USB-C-Anschluss. Hier sei auch schon mal vorweg ein entscheidender Nachteil erwähnt, der mir direkt bzw. schon bei den anderen beiden Modellen der 1010music Nanobox auffiel: Die nanobox razzmatazz verfügt über keinen eingebauten Akku. Dieser ist zwar nicht unbedingt selbstverständlich, aber bei einem solch kleinen kompakten Gerät, das geradezu prädestiniert für einen Einsatz unterwegs ist, halte ich es schon für eine verpasste Chance.
Erster Eindruck der Hardware
Ich hole die nanobox razzmatazz aus dem grauen Karton und betrachte das 9,5 x 7,6 cm große Stückchen Hardware. Razzmatazz liegt gut in der Hand und macht einen qualitativ hochwertigen Eindruck, obwohl sie komplett aus Kunststoff besteht. Der hoch angesetzte Preis der pinken nanobox kommt unvermeidlich direkt beim Begutachten des kleinen Drum-Computers in den Sinn, denn mit der Hardware und der in der Tat guten Verarbeitung kann dieser nicht allein rechtfertigt werden. Aber es kommt ja auch auf die inneren Werte an, nicht nur auf das Äußere. Apropos: Der Razzmatazz verfügt rückseitig über MIDI In/Out, einen Clock In, Line In/Out, den microSD-Slot sowie den USB-C-Anschluss.
Das mitgelieferte USB-C-Kabel kommt übrigens in der gleichen pinken Farbe wie das Gerät daher. USB-MIDI wird hingegen nicht unterstützt. In der Box ist aber der 3,5 mm Klinke-MIDI-Adapter beigelegt, was ja gar nicht mal selbstverständlich ist, super.
Ebenfalls mitgeliefert wird die microSD-Karte, die für den Betrieb der nanobox razzmatazz immer eingelegt sein muss.
nanobox razzmatazz – ein erster Test
Ich stecke also das pinke USB-Kabel in ein USB-Ladegerät und verbinde es mit der razzmatazz. Zentrales Element der 10101music nanobox razzmatazz ist natürlich der 2“ Touchscreen, der sogleich erleuchtet, denn einen Power-Button gibt es nicht.
Als erstes zeigt sich der sogenannte Pads Home Screen, der alle 8 Pads zeigt und somit direkt zum Testen und Tappen der Sounds einlädt. Die Navigation der razzmatazz ist aufgrund seiner Komplexität und den wenigen Knobs und Encodern zunächst nicht selbsterklärend, daher sind die landkartenähnlichen Abbildungen im User-Manual sehr hilfreich, um den Menüfluss zu verinnerlichen
Also werden erst einmal die Basic-Controls ausgecheckt: Auf dem Pads Home Screen lässt sich mit einem Tap oben links das Menü zum Managen der Pads anwählen. Direkt daneben befindet sich der Preset-Name, der durch ein Anklicken die Preset-Liste zum Öffnen und Laden der Presets öffnet. Oben rechts befindet sich die Clock für Taktmaß- und Tempoeinstellungen. Die untere Reihe beherbergt den Home-Button, der zwischen Pads Home und Sequencer Home Ansicht wechselt. Der Layer Button daneben dient dem Zugriff auf Mixer, Mutes und FX-Controls sowie den Durchfahren von Pads und Sequencer-Seiten. Schließlich gibt es noch die beiden Pfeiltasten, die durch die verschiedenen Seiten navigieren.
Die Screens
Die nanobox razzmatazz bietet eine Reihe an verschiedenen Screens, auf denen die jeweils aktuelle Aufgabe stattfindet. Je sicherer man weiß, wie man zu welchem Screen kommt, desto flüssiger und zielgerichteter geht das Jammen, Arrangieren und Mixen mit der kleinen pinken Kiste von der Hand. Nach einiger Zeit der Benutzung geht die anfangs komplex wirkende Navigation dann auch schneller und einfacher vonstatten.
Mit dem Update auf Firmware-Version 1.1.0 wurde auch The Teleporter eingefügt, ein Shortcut zu einer kleinen Karte mit Übersicht und Schnellzugriff auf alle Kernfunktionen und Haupt-Screens. Die Firmware updatet man direkt auf der microSD-Karte. Also erst einmal einen SD-Kartenleser besorgen, denn auf meinem Gerät ist noch die Version 1.0.1 installiert. Schön jedoch zu sehen, dass bereits mit dem ersten Update eine essenzielle und praktische Funktion ergänzt wurde.
Grob eingeteilt gibt es die Pad-Screens, die WAV-Management-Screens und die Sequencer-Screens, die jeweils Unterseiten haben, auf denen alle Einstellungsmöglichkeiten zu finden sind.
Die Navigation ist also nicht streng hierarchisch aufgebaut, sondern immer abhängig vom Kontext, daher kann man sich nach einer Weile flink von einer Sektion zur nächsten bewegen. Die Menüführung ist intelligent und praktisch ausgearbeitet, man merkt, dass die Nanoboxen bezüglich Benutzerfreundlichkeit wirklich intensiv und pragmatisch getestet und entwickelt wurden.
Auch der Touchscreen reagiert schnell und präzise und bietet oftmals sogar Multitouch-Funktion.
Die Sounds tweaken mit Macro-Controls
Die 8 verschiedenen Drum-Pads lassen sich sowohl per Finger-Drumming als auch über einen externen MIDI-Controller spielen. Wenn man einen MIDI-Controller benutzt und mit diesem die Pads triggert, dann erscheint um die Pads ein weißer Rand. Die Pads MIDI-Mapping-Seite zeigt dann die entsprechenden MIDI-Noten an.
Auf dem Pads Home Screen sind nun also alle 8 Pads mit den geladenen Instrumenten zu sehen. Mit einem Druck auf Right Arrow gelangt man in die Pads Macro Controls des selektierten Pads. Hier kann man live an den Klangparametern drehen, die immer abhängig von dem jeweiligen Drum-Modell des selektierten Pads sind.
Dabei sind immer jeweils 2 Parameter zusammengefasst, die sich dann einfach mit den beiden Encodern tweaken lassen. Man kann auch den Touchscreen bedienen, um die angezeigten Parameter zu ändern. Aber Knöpfe drehen macht natürlich mehr Spaß.
Wenn man fingerfertig ist, kann man aber tatsächlich mit der rechten Hand zwei Parameter über die beiden Encoder verändern und mit der linken Hand noch ein paar Finger benutzen, um auf dem Touchscreen an den virtuellen Potis zu drehen. So kann man wirklich 4 oder mehr Parameter gleichzeitig tweaken.
Sehr schön ist auch die Funktion des Layer-Buttons (der mit den drei Strichen) in diesem Modus, denn damit kann schnell durch alle 8 verschiedenen Instrumente skippen, während man an den Parametern dreht. Auf diese Weise kann man sehr schnell alle Instrumente einstellen. Auch hier zeigt sich wieder die gut gelöste Menüführung.
Der Sequencer der nanobox razzmatazz
Widmen wir uns als nächstes dem Sequencer, der einiges zu bieten hat und eine Reihe an schönen Funktionen mitbringt.
Um eine Sequenz zu starten, brauchen wir zuerst mal die klassischen Transport-Funktionen wie Play, Rec und Stop. Der Transport Pop-up erscheint entweder, wenn man die kleine Clock oben rechts auf dem Touchscreen berührt oder indem man Right Arrow gedrückt hält. Der kleine Transport-Screen bietet alle Einstellungen, die man braucht, darunter auch Swing und Tap Tempo.
Sequenzen lassen sich entweder über die MIDI-Inputs einspielen oder auch direkt über die 8 Pads. Die Finger-Drumming-Performance wird dann automatisch quantisiert aufgenommen.
Insgesamt 16 Sequenzen können für jedes Preset erstellt und abgespeichert werden. Neben der Funktion des Live-Recordings können Sequenzen auch über den Super-Stepper einprogrammiert werden. Super ist dieser über den Touchscreen programmierbare Sequenzer insofern, als dass er eine schöne Funktion besitzt: Man kann die Steps von allen 8 Pads gleichzeitig sehen und editieren. Das ist wirklich klasse und erlaubt schöne und ausbalancierte Arrangements, denn man sieht immer, wo z. B. noch eine Lücke ist oder wo sich zwei Sounds überlappen, die sich nicht überlappen sollen. Dass man eine solch gute Übersicht auf so einem kleinen Gerät serviert bekommt, finde ich wirklich super. Ein richtiger Super-Stepper in der Tat.
Sampler und Slicer
Die nanobox razzmatazz erlaubt das Layern jedes FM-Drumsounds mit einem WAV-Sample. Auf dem ersten Slot kann zudem noch ein Slice-Instrument eingebunden werden. Slicers können Inhalte eines Wav-Files abhängig von gesetzten Slice-Markern verteilt in der Datei wiedergeben.
Auch Sampeln beherrscht der kleine Pinke. Über den Line-In kann jede Schallquelle als Wav-Aufnahme mit 30 Sekunden Länge aufgezeichnet werden. In der Praxis ging dies sehr einfach und unkompliziert von Hand und das Sample lag direkt abspielbereit auf dem entsprechenden Pad. Die so entstandenen Clips lassen sich u. a. mit Beat-Synchronization und Looping-Funktionen abspielen, sehr praktisch.
Das Mixen mit der nanobox razzmatazz
Die 1010music nanobox razzmatazz bietet eine ganze Reihe an Effekten und Parametern, um die eingespielten Sequenzen und Drumsounds lebendig, charakteristisch, durchsetzungsfähig oder brachial klingen zu lassen – je nachdem, welchen Klangcharakter man eben anstrebt. In dieser Hinsicht ist die razzmatazz wirklich wandlungsfähig und stark, denn die Effekte und Distortion-Modi klingen allesamt wirklich gut. Die von 1010music selbst verorteten natürlichen Gefilde des razzmatazz sind sicherlich die Genres der elektronischen und experimentellen Tanzmusik, das zeigen auch die vorprogrammierten 130 Werks-Presets.
Die Effekte lassen sich zudem auf verschiedenen Ebenen einbinden:
- Pad-spezifische Effekte
- Bus-Effekte (Delay und Reverb)
- Globale Effekte (ein globaler Cabinet Distortion)
- Globaler Compressor
Neben diesen Mixfunktionen gibt es noch zahlreiche andere Möglichkeiten der Klangformung. So lässt sich etwa eine Vielzahl von Parametern einer Untersektion von bis zu drei Sources modulieren. Auch ein LFO steht bereit.


Der Klang der nanobox razzmatazz
Den Sound der razzmatazz fand ich sehr überzeugend und vielfältig. Wie schon eingangs beschrieben, kann der Mini-Drum-Computer mittels seiner reichen Vielzahl an Parametern sehr bissig und mächtig klingen. Stellt man Parameter wie Res. Feedback, Snap oder Rate Crush mal etwas extremer ein, hat man schnell sehr eigene, von Verzerrung triefende Sounds. Hier macht dann die Balance aus cleanen, z. B. auch aus einem Wav-Sample gespeisten Sounds, in Kombination mit stark verfremdeten, effektierten Sounds eine sehr interessante Mischung.
Wie der Name und die Farbgebung schon suggiereren, haben wir es beim razzmatazz jedenfalls nicht gerade mit einer zahm oder zurückhaltend klingenden Drum-Machine zu tun. Nein, sie setzt sich wirklich durch und die in großer Fülle vorhanden Parameter der Klangeinstellungen, Filter, Effekte und Distortions geben den Klangschrauber eine breite Palette an Möglichkeiten für interessantes Sounddesign.
Hübsche kleine Kiste, ein wenig zu winzig für mich. Da nehme ich lieber eine Nummer größer und fühle mich bei Rolands TR 6s wunderbar aufgehoben :)
@Herr Rorschach Hallo Herr Rohrschach,
Ja die TR-6s liegt gut in der Hand. Die neuen kleinen von Roland (T-8, J-6, E-4) gehen ja in eine ähnliche Richtung, wenn auch weniger komplex und ohne Touch-Screen, dafür aber mit eingebautem Akku.
@Timm Brockmann Wenn die T 8 ihre Settings pro Pattern speichern könnte, wäre sie noch liebenswerter. Vielleicht ringt sich Roland mal zu einem entsprechenden Update durch. Ansonsten mag ich die auch sehr.
Tja,
für mich ist der Look und die Größe strange und fummelig. Vom Batterie-Jogging habe ich noch nie viel gehalten. Meine Roland Bass Line betreibe ich nur ohne Batterien vie USB.
Klingen tut sie gut. Geht mit meiner Alpha Base auch. Die ist aber 3 x so teuer.
Finde die kleinen Gerätschaften für die Tasche durchaus attraktiv aber in der Bedienung mit etwas größeren Händen machen sie schlichtweg keinen Spaß. Navigation darf in meinen Augen nicht bremsen.