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Test: 1981 Inventions DRV Blue, Overdrive für E-Gitarre

Der Sound der 80er?

15. September 2020
1981 Inventions DRV Bild 1

Der 1981 Inventions DRV in Blau

Verzerrer, Distortion, Overdrive, Fuzz. Dieser Sektor des Marktes ist sicherlich bereits mehr als gesättigt. Es fällt enorm schwer, im Dschungel der unendlichen Auswahl an Verzerrer- bzw. Overdrive-Pedalen den Überblick zu behalten und sich überhaupt für ein Pedal zu entscheiden. Gelegentlich erscheinen dann doch wieder mal Produkte, die den Nerv einer gewissen Gemeinde treffen und die schnell zahlreiche begeisterte Anhänger finden. Dies scheint bei unserem heutigen Testobjekt, dem 1981 Inventions DRV, auch der Fall zu sein, obwohl das Pedal einen tiefen Griff in die Geldbörse verlangt. Was kann es also mehr als die Konkurrenz?

Das Pedal ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem Hauptgründer von 1981 Inventions Matthew Hoopes und dem Bondi Effects-Ingenieur Jon Ashley. Bisher wurde lediglich ein Pedal, das DRV, auf den Markt gebracht. Laut Aussage des Entwicklers entschloss dieser sich zu einer Vermarktung des Produkts, nachdem er feststellte, dass die Entwicklung und Verbesserung der Schaltung zu etwas Neuem und Einzigartigem geführt hatte. Der Vertrieb des Pedals erfolgt nur direkt über den Hersteller oder durch ausgewählte Händler wie z. B. Cotton Music Suppply in Deutschland. In Zukunft soll es auch eine Version des Pedals geben, das speziell auf den Bass abgestimmt ist.

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Zunächst ist einmal zu erwähnen, dass das 1981 Inventions DRV in den USA. handgebaut wurde, d. h. die Bauteile wurden von Hand in die Platine gesteckt, verlötet und dann mit den weiteren Komponenten, Buchsen, LED und Fußtaster verkabelt. Das erklärt, warum das Pedal nicht vergleichbar mit chinesischer Massenware ist und natürlich auch nicht so günstig verkauft werden kann. Auf der Website des Herstellers kann man sehen, dass das Pedal in vielen verschiedene Farbkombinationen angeboten wird. Unsere Farbvariante nennt sich aufgrund der gleichfarbigen Streifen „Blue“.

1981 Inventions DRV Pedal

Der Hersteller 1981 Inventions behauptet auf seiner Webseite, das Pedal sei einzigartig im Klang und anders als alles andere, was man vorher jemals gehört hat, insbesondere in den niedrigeren Gain-Einstellungen. Eine gesunde Skepsis kann hier sicherlich nichts schaden, denn solche oder ähnlich vollmundige Aussagen kennt man seit vielen Jahrzehnten. Gehen wir ins Detail:

1981 Inventions DRV Blue – Facts & Features

Ausgeliefert wird das Pedal gut verpackt in einer weißen Pappschachtel, die wiederum einen kleinen schwarzen Beutel mit dem Objekt der Begierde enthält. Das Design ist schlicht und pragmatisch. Kein Schnickschnack, sondern klare, direkte Bezeichnung. Drei Regler, Fußtaster und Leuchtdiode, fertig. Die Abmessungen des Pedals betragen 86 x 107 x 46 mm.

Das Gehäuse wurde aus einem abgekanteten Stahlblech erstellt und sauber lackiert. Das Innenleben des Pedals ist sehr solide, die Komponenten von hoher Güte, auf SMD-Bauteile wurde verzichtet. Die vier achtbeinigen ICs erhielten Sockel, sodass im Falle einer Reparatur ein schneller Austausch gewährleistet ist. Grundsätzlich darf man aber von einer jahrzehntelangen problemlosen Funktion der integrierten Schaltkreise ausgehen, deswegen ist diese Maßnahme womöglich sogar überflüssig.

Das Aktivieren des Effekts erfolgt mittels Fußtaster und einem Relais. Die Umschaltung per Relais ist aus technischer Sicht etwas aufwendiger, scheint sich aber inzwischen immer mehr in der Welt der Pedale durchzusetzen. Eine Relaisumschaltung ist verschleißfreier, da der Taster mit nur sehr leichtem Kraftaufwand betätigt werden muss. Der Impuls durch Schließen eines Kontaktes führt dann mithilfe eines kleinen Schaltkreises und des Relais zur geräuschlosen Umschaltung. Somit entfällt das satte „Klong“-Geräusch bei der Umschaltung, diese erfolgt hier bei weitem „smoother“. Das Pedal kann mit einem externen 9 Volt Standardnetzteil (Boss-Stil, Minuspol innen) und natürlich mit den üblichen Pedalboard Multi-Netzteilen betrieben werden. Ein Batteriebetrieb ist nicht möglich.

Die Verzerrung reicht von einer leichten Verzerrung über die Crunch-Abteilung, bis hin zu sattem Gain. Nicht umsonst trägt das Pedal die Bezeichnung 1981, da hiermit bei Bedarf auch klassische Rocksounds der 80er erreicht werden können. Für einen Metal-Fan dürfte das Pedal keine ausreichende Zerrung bieten, hierfür existieren andere Möglichkeiten, die speziell auf eine sehr harte Gangart abgestimmt sind.

1981 Inventions DRV Innenleben

Robust verarbeitet, Taster und Relais (roter Quader) für die Umschaltung

Regler

Mit schlichten drei Reglern ist das Pedal wie unzählige seiner Kollegen ausgestattet. Die Potiknöpfe aus Aluminium sind qualitativ hochwertig. Eine kleine weiße Leuchtdiode unterrichtet uns über den aktuellen Schaltungszustand. Der Klangregler (CUT) wirkt ähnlich wie bei vielen Verstärkern der Marke VOX und arbeitet „verkehrt herum“. Mit der Drehung nach rechts werden die Höhen gedämpft, bei Linksdrehung werden mehr Höhen erreicht. Der linke Regler mit der Bezeichnung DRV ist ein einfacher Gain-Regler, der den Grad der Sättigung bzw. Verzerrung einstellt. Der rechte Regler mit der Bezeichnung VOL regelt erwartungsgemäß die Ausgangslautstärke.

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Vergleich mit anderen Verzerrern

Einige „Pedalfreaks“ unter euch haben möglicherweise bereits vernommen, dass dieses Pedal klanglich recht viele Gemeinsamkeiten mit einem Pro Co RAT Verzerrer besitzt. Dieser existiert mittlerweile bereits ca. vier Jahrzehnten auf dem Markt. Klanglich sind beide tatsächlich nicht unähnlich. Dennoch handelt es sich beim 1981 Inventions DRV nicht um eine Kopie, da der Pro Co Rat Verzerrer bedeutend weniger Bauteile besitzt und natürlich auch keine relaisgesteuerte Umschaltung. Schaut man sich das Innenleben des 1981 Inventions DRV an und besitzt etwas Kenntnis der Materie, so fällt auf, dass alle verbauten Elektrolytkondensatoren (kurz Elkos) mindestens eine Spannungsfestigkeit von 25 V haben und sich auch ein „Spannungsverdopplerchip“ auf der Platine befindet. Die übliche Versorgungsspannung von 9 Volt wird also intern erst einmal auf 18 Volt gebracht, was dem Pedal einen „größeren Headroom“ verschafft und sich positiv auf die Dynamik auswirkt.

9 Volt vs. 18 Volt

Einige YouTube-Videos behandeln inzwischen Vergleiche zwischen diversen Verzerrern, die erst mit 9 V und anschließend mit 18 Volt gespeist werden. Der Betrieb mit 18 V klingt gelegentlich etwas lebendiger und besitzt meist einen Hauch mehr Dynamik. Ich lege euch ans Herz: „Don’t try this at home“, es sei denn, ihr seid sicher, dass alle Bauteile (insbesondere die Elkos) die nötige Spannungsfestigkeit besitzen. Besitzt auch nur ein „Elko“ lediglich 16 V Spannungsfestigkeit (was meist die Regel in Pedalen ist) und wird dann mit 18 V DC betrieben, würden dieser und somit auch das Pedal Schaden nehmen.

1981 Inventions DRV, Boden

Alle Pedale werden beim Check mit Seriennummer und Unterschrift versehen

Der Hersteller betont, dass er gerade auf die Low-Gain-Settings besonders stolz ist. Das könnte die Vermutung nahelegen, dass man hier schaltungstechnisch etwas auf den heiligen Gral der Boutique-Verzerrer, den Klon Centaur (Gebrauchtpreise ab $ 1.000,- aufwärts) schielte, der meist auch nur als Boost oder moderat als Verzerrer eingesetzt wird, da die überwiegende Mehrheit seiner Benutzer im Low-Gain-Bereich seine absolute Stärken sieht. Auch der Klon Centaur besitzt ein Spannungsverdoppler-Chip und arbeitet intern mit einer Spannung von 18 Volt.

1981 Inventions DRV – Sound

Hören wir uns zunächst einige Klänge aus der „Low-Gain-Abteilung“ an. Der Amp (Peavey Classic) ist clean eingestellt, ich spiele eine Gibson ES335. Im folgenden Klangbeispiel wird dann nach ca. 14 Sekunden der Effekt aktiviert, sodass man einen guten Vergleich zum Originalsignal vornehmen kann. Steht der Gain-Regler auf Linksanschlag (FCCW, fully counterclockwise), ist bereits eine deutliche Kompression und Verzerrung hörbar. Der CUT-Regler steht auf 12 h.

Der Sound ist erfreulicherweise recht „amplike“, man hat eher das Gefühl, „über einen Amp, als in ein Pedal“ zu spielen. Auch das Spielgefühl und die Dynamik bei heruntergeregelter Gitarre überzeugen. Der Klang geht weitestgehend in eine „marshallesque“ Richtung.

Nun erhöhen wir die Zerrung und stellen den DRV-Regler auf 10 h, der Cut-Regler steht auf 14 h, also mit etwas weniger Höhen. Der Sound ist schön knackig und durchsetzungsfähig:

Hören wir nun einige bluesige Linien des Hals-Pickups bei wenig Gain. Auch hier macht das Pedal einen sehr guten Job und erzeugt gutes Sustain und einen lebendigen Ton:

Ein wichtiges Kriterium eines Verzerrers in meinem Augen ist, dass man in den hohen Frequenzen kein „Brizzeln“ wahrnehmen kann. Viele Kandidaten schwächeln hier gerne einmal. Der 1981 Inventions DRV arbeitet diesbezüglich sauber. Nun erhöhen wir das Gain (DRV-Regler) etwas, der Klang ist dann bereits sehr satt, bleibt aber durchsetzungsfähig. Wir hören wieder den Steg-Pickup:

Und nun mit maximaler Verzerrung und einigen rockigen Linien:

Noch immer klingt der Sound sehr satt, bleibt aber differenziert. Das Pedal erlaubt es kaum, eine „schlechte Einstellung“ zu finden, egal wie man schraubt, der Sound besitzt Charakter und Individualität. Das 1981 Inventions DRV ist flexibel und weit mehr als ein „one trick pony“.

Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:

Gibson ES335 – 1981 Inventions DRV – Peavey Classic 20 MH – MESA/Boogie 1 x 12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher – Shure SM57 – Apogee Duett – Mac mit Logic (etwas Hall bzw. Delay hinzugefügt).

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Fazit

Das 1981 Inventions DRV Overdrive-Pedal zeigt sich klanglich flexibel und klingt ausgesprochen lebendig, durchsetzungsfähig und „amplike“. Der Preis des Pedals ist leider recht hoch und dürfte vermutlich nur von Fans hochwertiger und individueller „Boutique-Produkte“ berappt werden. Aufgrund des hervorragenden Sounds, der Relaisumschaltung und der Güte der Bauteile kann die Bewertung hier nur sehr gut lauten.

Plus

  • Sound
  • Design
  • Verarbeitung
  • hochwertige Komponenten

Minus

  • hoher Preis

Preis

  • 309,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Jut, klanglich overdrivet es halt vor sich hin und her…. aber das Design ist klasse. Erinnert an ein Factory Plattencover von Peter Saville für New Order oder so.

  2. Profilbild
    swissdoc RED

    Ich bin beim Zappen am Univerb Reverberation hängengeblieben und den C64-Farbstreifen (auf dem Kopf). Falscher Alarm.

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