CV-Spannung fürs Ableton Rack
Mit dem letzten Update zur DAW Ableton Live, der Version 10.1, kommen nun auch die Ableton Live CV Tools ins Max-Repertoire – endlich möchte man meinen. Dieses Set an Werkzeugen hat hauptsächlich die Erzeugung von Spannungsverläufen zum Inhalt – Voraussetzung ist jedoch ein DC-gekoppeltes Audiointerface. Betrachten wir die Tools im Einzelnen.
Rotating Rhythm Generator in Ableton Live 10.1
Die Ableton Live CV-Tools sind in vier Kategorien eingeteilt: Instrumente, Modulation, Synchronisation und Utility. Von den Instrumenten hat nur eines nichts mit der Generierung von CV-Werten zu tun. Dieser sogenannte Rotating Rhythm Generator dient zum Erzeugen von vierspurigen Rhythmen. Jede der vier Zellen ist identisch aufgebaut und beherberg neben einer simplen Clock-Division, Offset und Swing Parameter eine Sektion zum Erzeugen von euklidischen Rhythmen.
Wer es genau wissen will, wie diese euklidischen Rhythmen funktionieren, dem sei ein Blick den Tropone.de Blog empfohlen (siehe Links), wo es sehr einleuchtend erklärt ist. Kurz gesagt geht es darum, wie man Schläge in einem gleichmäßigen Noten-Raster unterbringt und so platziert, dass sie möglichst den gleichen Rasterabstand voneinander haben. Damit erzeugt man letztendlich Polyrhythmen, die eben nicht nur für Beats interessant sein können, sondern eben auch für Drohnen, wenn man das Tempo richtig runterschraubt und die Intervalle schön lang wählt.
Der Rotating Rhythm Generator der Ableton Live CV-Tools hat dabei noch zwei Besonderheiten. Erstens können die vier Zellen untereinander rotiert werden, sodass beispielsweise Zelle 1 an Ausgang 2 geht. Ergebnis ist, klar, eine Vertauschung der angesprochenen Klänge oder Noten.
Die zweite Besonderheit ist die gegenseitige Beeinflussung über eine Boolsche Logik. So kann man bestimmen, dass Zelle 1 nur feuert, wenn auch gleichzeitig Zelle 2 ein Notensignal ausgibt. Zur Verfügung stehen AND, OR XOR und NOR-Verknüpfungen. Da der Rotating Rhythm Generator jedoch nur MIDI-Signale ausgibt, muss man das Instrument …
CV Triggers in den CV-Tools von Ableton 10.1
… dahinterschalten, um tatsächlich für das Modular-Rack brauchbare CV-Signale zu erzeugen. Der CV Trigger ermöglicht es, 8 MIDI-Noten acht Ausgängen zuzuweisen. Jeder Ausgang hat dabei noch drei Optionen: Gate oder Trigger (inklusive Trigger-Länge) Ping und Velocity-Abhängigkeit sowie Polarität des ausgegebenen CV-Signals. Erklärung bedarf hier nur die Ping-Option. Im Gegensatz zum Trigger kann ein Ping erstens viel länger dauern, bis zu 4 Sekunden. Der zweite Unterschied ist, dass wenn eine neue Note eingeht, obwohl die Ping-Zeit noch nicht erreicht wurde, auch kein neues Trigger-Signal ausgegeben wird. Damit kann man also andere Module für diese bestimmte Zeit „am Leben“ halten. Denkbar ist als Empfänger z. B. der Run-Eingang von Sequencern.
CV-Instrument in Ableton Live
Das Herzstück der Ableton Live CV-Tools ist sicherlich das CV Instrument. Es beherbergt in einem Gerät alles, was man zur Steuerung einer kompletten Synthesizer-Stimme braucht und ist eigentlich eine Kombination aus mehreren Teilen. Wichtigste Eigenschaft ist zunächst wohl die Option, das CV-Instrument zu kalibrieren.
Hierzu muss man nur den entsprechenden Kanal in der Audio From-Sektion einstellen und die Kalibrierung kann vorgenommen werden. Zurzeit sind nur V/Okt-Charakteristiken möglich. Zum Instrument gehört natürlich eine CV Gate/Trigger-Sektion und eine Expression-Sektion. Hier kann man bestimmen, in wie weit Velocity, Keytrack, Modwheel und Aftertouch die eingestellten CV-Ausgänge beeinflussen. Um einzelne Sektionen zu nutzen, braucht man nicht alle Zuweisungen vorzunehmen. Möchte man das Modwheel nicht benutzen, lässt man den Ausgang einfach auf No Output.
Als weitere Modulatoren der Ableton Live CV-Tools werden zwei identische Hüllkurven geboten, die auch geloopt werden können. Dabei steht nicht nur ein EOC-Loop (End of Cycle) zur Verfügung, sondern auch einer, der sich dem Taktraster anpasst. Der Echo Loop entspricht dem EOC-Typ, jedoch lässt die Intensität der Hüllkurve mit jedem Loop nach.
Hochfrequent wird es beim Shaper, der eigentlich ein frei konfigurierbarer LFO ist. Er kann allerdings nicht nur langsam und im Takt schwingen, sondern bietet auch Frequenzen bis weit in den Audiobereich an. Damit wird auf einfache Weise FM möglich. Auch der Shaper hat seinen eigenen CV-Ausgang.
Letzte Sektion ist der Mapper, hier geht es nicht direkt um CV-Signale. Er ermöglicht vielmehr, die intern erzeugten Steuersignale auf beliebige Ableton-Geräte zu mappen. Das kennt man bereits vom MAX-LFO, z. B. eine gute Sache, um die Instrumente und Effekte im Modular-Rack und Ableton Live in Einklang zu bringen. Für die beiden Hüllkurven und den Shaper gibt es jeweils vier Mapping-Zuweisungen.
In der Praxis blieben fast keine Wünsche offen. Die Kalibrierung funktioniert auf Anhieb und die Audio-Rate des Shaper lädt geradezu zu FM-Experimenten ein. Beim Mapper hätte ich mir aber für jedes Ziel noch einen Smooth-Faktor gewünscht, da es schwer ist, z. B. ein Ableton-Filter zu steuern, das zu viel rumzappelt.
Die Modulatoren der CV-Tools in Ableton
Der CV Shaper entspricht im Wesentlichen dem Shaper im CV-Instrument. Warum man hier jedoch auf eine Audio-Rate verzichtet hat, erschließt sich mit nicht. Dasselbe gilt für den CV LFO. Ich habe zwar Jitter– und Smooth-Einstellungen, mit denen man Unregelmäßigkeiten und Pegelsprünge kontrollieren kann, jedoch keine Audio-Rate-Option.
Schön ist dagegen der CV-Envelope Follower der Ableton Live CV-Tools. Mit ihm kann man nicht nur sehr genau eine Hüllkurve von einem Signal ableiten, sondern auch bei einem bestimmten Threshold einen Trigger auslösen (wieder mit den Optionen Gate, Trigger und Ping). Die abgeleitete Hüllkurve kann mit einer Rise- und Fall-Zeit noch manipuliert werden und vor allem mit einem Delay-Parameter zeitverzögert ausgegeben werden. Da dieser Parameter auch in einem Notenwert angegeben werden kann, wird hier rhythmischen Spielereien Tür und Tor geöffnet.
Und obwohl man einen Offset von Maximal- und Minimalwert angeben kann, empfiehlt sich für solche Aufgaben das CV Utility. Man schaltet es einfach auf den gleichen Ausgang und kann dann einfach die Basislinie verstellen. Dazu hat man drei Kombinationen von Value/Amount-Reglern zur Verfügung. Hinter dem Dritten verbirgt sich ein weiteres Leckerchen: Mit dem Schalter Audio lässt man ein am Plugin-Eingang anliegendes Signal diese Werte verstellen. Nimmt man simple Schwingungsformen, ist also auch hier kontrollierte FM möglich.
Das CV In-Modul zeigt, dass es nicht nur um CV-Ausgabe geht. Hier können CV-Signale von einem DC- oder AC-gekoppelten Eingang verwertet und die Ausgabe dann auf einen Plugin-Parameter gemappt werden.
Timing ist alles
Bleiben noch die beiden Clock-Module. Clock Out bietet dabei sowohl einen Swing-Parameter als auch einen zweiten Ausgang für ein Run-Signal. Clock In leitet ein Tempo von einem eingehenden Clock-Signal ab und empfängt auch ein Signal, um den ganzen Sequencer zu starten und zu stoppen.
Vielen Dank für den Bericht! Auf der FAQ Seite von Ableton steht noch etwas Interessantes:
https://bit.ly/31bM3TK
Man kann einige Module, z.B. Clocks, auch mit Audio Interfaces nutzen, die nicht DC-gekoppelt“ sind. Wie zum Beispiel mein Focusrite Saffire 56… ggrrmmph. Es gibt auf der Seite auch einen Link zu einer Liste mit Audio Interfaces.
@Soundreverend Das mag sein, du musst dich dabei aber je nach empfangenem Modul auf Probleme einstellen. Clocks sind im üblichen 96PPQN-Bereich Subaudio-(=DC)-Signale und damit betroffen von der Filterung beim AC-Coupling. In der Praxis sehen die steigenden und fallenden Flanken eines Gates oder Clock-Ticks abgerundet aus, also wie mit Slew-Limiter oder Lowpass-Filter behandelt. Manche Module triggern damit einfach nicht.