Steine
In Keswick, Cumbria, England ist das Leben beschaulich. Warum sonst kommt man auf die Idee, zwecks Musikerzeugung auf Steine zu klopfen, zu sammeln und tonal zu sortieren?
Keswick ist einer der wenigen Orte, an dem sich solche musikalischen Steine finden lassen. Hinzu kommt, dass dort auch nicht alle Steine gleichermaßen musikalisch sind, und die allerwenigsten davon sind auch noch perfekt chromatisch gestimmt. So lagen sie da, vielleicht Zehntausende Jahre, unbemerkt, von Meeresbrandung und Witterung geschliffen. Bis zum 11. Juni 1785. Nun ja, um seine Steintonleiter schneller zu vervollständigen, hat ihr Entdecker, der Museumskurator Mr. Peter Crosthwaite, dann doch etwas mit Schleifen nachgeholfen, das soll nicht verschwiegen werden. Diese Steine, eine Trommel und einen Leierkasten benutzte er dann, um durch Erzeugung lauter kakophonischer Improvisationen Reisende, die durch Keswick kamen, in sein Museum zu locken.
Sein „Erbe“ wurde 1790 von dem ebenfalls ortsansässigen Joseph Richardson, einem Steinmetz und begabten Musiker, fortgeführt. Doch erst 1827 fand er bei Skiddaw die perfekt klingenden Steine. Es dauerte jedoch noch weitere 13 Jahre, bis er seine Tonleiter mit acht Oktaven, das heutige Richardson-Set, fertigstellen konnte. Die Suche nach den Steinen brachte seine Familie an die Armutsgrenze. Mit dem allmählichen Bekanntwerden der Existenz der klingenden Steine gaben seine Söhne einhergehend unter dem Namen „Rock, Bell and Steel Band“ Konzerte. Erst im lokalen Bereich, dann in London, wo sie euphorisch gefeiert wurden. Selbst die Queen war von den Steinen „amused“. Schließlich gingen sie auf Tournee durch Europa. Als kurz vor der Tournee nach Amerika der jüngste Sohn starb, starb auch die Band der Richardsons und geriet mehr oder weniger in Vergessenheit.