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Test: AEA Nuvo N28, Blumlein-Stereo-Mikrofon

Blumiger Klang im Tonstudio dank Blumlein?

2. Juni 2025
AEA Nuvo N28, Blumlein-Stereo-Mikrofon

AEA Nuvo N28, Blumlein-Stereo-Mikrofon

Bändchenmikrofone gehören zu den ältesten Mikrofonarten überhaupt. Nach einer gewissen Zeit der Zurückhaltung erleben sie nun schon seit etlichen Jahren ein großes Comeback in den Tonstudios dieser Welt. Der Grund für diese Entwicklung liegt wohl in den klanglichen Eigenschaften von Bändchenmikrofonen. Sie werden gemeinhin als warm und voll beschrieben und besitzen einen nicht unerheblichen Vintage-Charme, Attribute, die heute wieder sehr gefragt sind. In den 80er- und 90er-Jahren hingegen, als man einen cleaneren, HiFi-ähnlichen Klang anstrebte, waren diese Eigenschaften weniger gefragt. Zu den bedeutendsten Herstellern im Bändchenmikrofon-Segment gehört seit jeher der amerikanische Hersteller AEA. Dessen neueste Innovation, das AEA Nuvo N28, ist Gegenstand dieses Testberichtes.

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Was bietet das AEA Nuvo N28 und was hat es mit Blumlein auf sich?

Das AEA Nuvo N28 ist eine besondere Konstruktion, da es sich nicht nur um ein einzelnes Mikrofon handelt, sondern um zwei Mikrofone, die in einem Gehäuse untergebracht und um 90 Grad zueinander versetzt sind. Mikrofonkenner wissen: Wenn man zwei Mikrofone mit Achtercharakteristik, was bei Bändchenmikrofonen fast immer der Fall ist, um 90 Grad zueinander anordnet, erhält man automatisch eine sogenannte Blumlein-Konfiguration.

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AEA Nuvo N28
AEA Nuvo N28 Bisher keine Kundenbewertung verfügbar

Benannt nach Alan Blumlein, einem Toningenieur, wird die Blumlein-Mikrofonierung seit jeher für besonders hochwertige Stereo-Aufnahmen eingesetzt, vor allem im Klassikbereich. Dass wir mit dem AEA Nuvo N28 eine solche Anordnung in einem einzelnen Mikrofongehäuse zur Verfügung haben und nicht aufwendig zwei Mikrofone nebeneinander aufbauen und im richtigen Winkel zueinander positionieren müssen, könnte sich im Tonstudioalltag als äußerst praktisch erweisen.

AEA NUVO N28 Zubehör

Zum Zubehör des AEA Nuvo N28 gehört auch eine entkoppelte Klemme

Betrachten wir die weiteren Merkmale des AEA Nuvo N28. Wie bereits erwähnt, befinden sich in dem Gehäuse zwei im 90-Grad-Winkel übereinander angeordnete Bändchen mit der Richtcharakteristik Acht. Die Aluminiumbändchen sind dabei nur 2,2 x 33,3 mm groß und 1,8 µm dünn. Den Frequenzbereich gibt AEA mit 20 bis 20.000 kHz an, den maximalen Schalldruckpegel mit 135 dB SPL.

Zum Anschluss des Mikrofons an den Mikrofonvorverstärker wird ein spezielles Stereo-Kabel in Y-Form mitgeliefert. Der fünfpolige Stecker an einem Ende wird am Mikrofon angeschlossen, die beiden herkömmlichen XLR-Kabel auf der anderen Seite kommen an zwei Mikrofon-Preamps. Im Gegensatz zu vielen anderen Bändchenmikrofonen benötigt das AEA Nuvo N28 explizit eine Phantomspeisung. Während normale Bändchenmikrofone gegenüber Phantomspeisung sehr empfindlich sind und Schaden nehmen können, ist sie für den Betrieb dieses Mikrofons zwingend erforderlich.

Die Abmessungen des Mikrofons betragen 412 x 270 mm. Damit ist es nicht viel größer als ein einzelnes Handmikrofon und wiegt nur 400 g, was eine einfache und problemlose Montage auch in schwierigen Positionen ermöglichen sollte.

AEA Nuvo N28

Liegt gut in der Hand: Das AEA Nuvo N28

Zum Lieferumfang gehören eine Mikrofonklemme mit Schockabsorbierung, ein Staubschutzbeutel und ein Windschutz. Geliefert wird das Mikrofon in einem schlichten, schwarzen Plastikkoffer, der jedoch einen relativ stabilen und vertrauenswürdigen Eindruck macht und das wertvolle Mikrofon bei der Aufbewahrung gut schützt. Ebenfalls erwähnenswert ist das gedruckte Handbuch mit zahlreichen Anwendungsbeispielen und Tipps zur Nutzung des Mikrofons.

AEA bewirbt das Nuvo N28 ausdrücklich als Mikrofon für mittlere und nahe Distanzen. Ob und wie gut das funktioniert, wird im Praxisteil näher beleuchtet.

Praxis: Wie klingt das AEA Nuvo N28?

In der Praxis fällt schnell auf, dass sich AEA einige Gedanken gemacht hat. Das beginnt bereits bei Form und Gewicht. Das Mikrofon ist so leicht und relativ klein, dass es sich problemlos auch in beengten Situationen montieren lässt. Sehr hilfreich ist auch, dass ein einfacher Mikrofonständer genügt, um das Mikrofon beispielsweise als Overhead-Mikrofon einzusetzen. Man benötigt keine extra schweren und stabilen Varianten. Trotzdem hat man nie die Sorge, dass sich das Mikrofon bewegen oder herunterfallen könnte.

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Aufgrund seiner geringen Größe und dezenten Optik in tiefem Schwarz kann es problemlos auch bei Live- oder Videoaufnahmen eingesetzt werden, ohne sich optisch in den Vordergrund zu drängen. Ob es sich klanglich in den Vordergrund spielt, wird sich in den folgenden Klangbeispielen zeigen.

AEA Nuvo N28 Detailansicht

Der silberne Punkt zeigt an, wo bei AEA Nuvo N28 vorne ist

Glücklicherweise machte ich in den letzten Wochen einige Aufnahmen mit Flügel, Schlagzeug und Akustikgitarre und konnte die Musiker bitten, mir kurze Phrasen einzuspielen, die ich für diesen Testbericht verwenden konnte.

Beim Aufbau des Mikrofons ist es wichtig, sich noch einmal die Richtcharakteristik vor Augen zu führen. Steht das Mikrofon senkrecht und man schaut von oben darauf, kann man sich gedanklich ein X vorstellen, das die vier Bereiche zeigt, in denen das Mikrofon Schall aufnimmt. Da es sich um zwei Mikrofone in Achtercharakteristik handelt, die um 90 Grad versetzt zueinander verbaut sind, entsteht eben dieses erwähnte X. In den Zwischenräumen wird relativ wenig aufgenommen. Dies muss man bei der Positionierung der Schallquellen berücksichtigen, kann es aber auch zum Vorteil nutzen, etwa wenn man mehrere Instrumente gleichzeitig aufnehmen muss.

Bei einer Session, die ich hier leider nicht verwenden darf, habe ich das AEA Nuvo N28 beispielsweise verwendet, um gleichzeitig einen Flügel, ein Cello und eine Sängerin aufzunehmen. Zwei Striche der X-Achse waren dabei auf den Flügel ausgerichtet, Cello und Gesang wurden jeweils mit den anderen beiden aufgezeichnet. Dies funktionierte ziemlich gut als Hauptmikrofon. Mit ein paar zusätzlichen Stützmikrofonen wurde so schnell ein sehr räumlicher und natürlicher Mix erstellt.

AEA Nuvo N28 Grand Piano

Das AEA Nuvo N28 im Einsatz an einem Flügel

AEA Nuvo N28 am Flügel

Kommen wir zum ersten Klangbeispiel. Hier ist ein Stück klassischer Musik zu hören, aufgenommen am Flügel. Im ersten Beispiel mit dem AEA Nuvo N28, im zweiten Beispiel als Referenz die gleiche Passage, gleichzeitig aufgenommen mit zwei Kleinmembranmikrofonen mit Kugelcharakteristik (Lauten Audio LA 120). Der Unterschied ist deutlich hörbar.

Das AEA Nuvo N28 klingt unglaublich groß, tief und voll. Im Gegensatz zu den anderen Mikrofonen habe ich hier sogar einen Low-Cut eingesetzt, weil es mir sonst im Bassbereich zu wummerig war.

Koffer AEA Nuvo N28

Schmucklos, aber sicher: Der Koffer des AEA Nuvo N28

Die Kleinmembranmikrofone hingegen klingen viel brillanter, feiner und hochauflösender. Ich würde nicht sagen, dass eine der beiden Varianten besser oder schlechter klingt, es ist einfach eine völlig andere Art und Weise, dieses Instrument aufzunehmen. Am besten ist es, wenn man die Möglichkeit hat, beide Varianten aufzunehmen, um später im Kontext entscheiden zu können, was am besten funktioniert. Denkbar ist natürlich auch, beide Mikrofonpaare im Mix zu kombinieren.

Als drittes Klangbeispiel ist die gleiche Performance mit einem Equalizer bearbeitet zu hören, um zu zeigen, wie gut das AEA Nuvo N28 auf eine solche Bearbeitung reagiert. Dazu habe ich den Vintage Console EQ aus Logic Pro verwendet und das Höhenband um 3 dB angehoben sowie zusätzlich bei 3,2 kHz ebenfalls 3 dB hinzugefügt. Man hört wunderbar, wie das Signal klarer und heller wird, ohne seine Tiefe und Fülle zu verlieren.

AEA Nuvo N28 als Overhead-Mikrofon

Als Nächstes hören wir einen einfachen Drumbeat am Schlagzeug, bei dem das AEA Nuvo N28 als Overhead-Mikrofon dient. Auch hier ist zu hören, wie voll und groß dieses Mikrofon klingt, vor allem im Bassbereich. Achtet beim Hören darauf, wie voll und präsent beispielsweise die Toms klingen. Im ersten Beispiel hören wir nur das Nuvo N28, im zweiten sind noch Stützmikrofone an Kick, Snare und Toms zu hören. Als drittes Beispiel hören wir eine Variante, bei der alle Mikrofone mit Equalizer und Kompressor bearbeitet sind.

AEA Nuvo N28 Drum Overhead

Das AEA Nuvo N28 als Drum Overhead Mikrofon

Aufnahme einer Akustikgitarre mit dem AEA N28

Als letztes Beispiel hören wir eine Akustikgitarre. Hier habe ich einen Strumming-Part aufgenommen. Zunächst ganz klassisch mit der Blumlein-Anordnung. Und dann, dies war ein Hinweis aus dem sehr guten Handbuch, die gleiche Phrase noch einmal, aber diesmal wird das Nuvo N28 in einer Mitten-Seiten-Konfiguration (MS) eingesetzt. Auch das ist problemlos möglich, man muss das N28 lediglich um 45 Grad drehen. Ein Mikro zeigt dann direkt zur Aufnahmequelle und dient als Mittelsignal, während das andere das Seitensigal liefert.

Nach der Aufnahme muss man sich dann eine entsprechende Matrix, zum Beispiel in der Aufnahme-Software, erstellen, um die Kanäle entsprechend zu routen und zu matrizieren. Wie man im zweiten Beispiel hören kann, führt die Aufnahme im MS-Verfahren zu einem völlig anderen Klang. Während die Aufnahme mit dem Blumlein-Setup weit und räumlich klingt, ist die MS-Variante viel fokussierter und bietet ein kräftigeres Signal in der Mitte des Stereobildes. Hier würde ich je nach Arrangement entscheiden, was sinnvoller ist. Eine Sologitarre klingt sicherlich mit MS besser, die Blumlein-Variante könnte hingegen eleganter sein, wenn noch ein Sänger vorhanden ist, dessen Signal in der Mitte des Mixes platziert werden soll.

Ich muss gestehen, ich war von dem Mikrofon sehr angetan und habe es nach dem Test nur ungern wieder zurückgeschickt. Es klingt einfach völlig anders als alle Mikrofone, die ich sonst in meinem Arsenal habe und nutze, und ich habe mich in diesen warmen, vollen Klang verliebt.

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Fazit

Das AEA Nuvo N28 ist ein tolles Bändchenmikrofon, mit dem man sehr einfach in den Genuss einer räumlichen Aufnahme kommt. Der Preis mag zunächst relativ hoch erscheinen, aber wenn man sich das Ergebnis anhört und bedenkt, dass das Mikrofon in den USA handgefertigt wird, relativiert sich dies schnell wieder.

Eine echte Empfehlung für alle, die gerne warme, organische Musik aufnehmen und produzieren. Ich kann es mir gut bei Orchester-Ensembles im Klassikbereich vorstellen und natürlich für Jazz, Weltmusik oder Popproduktionen, die nicht schrill und laut, sondern warm und voll klingen sollen. Eine echte Empfehlung.

Plus

  • Klang
  • geringes Gewicht
  • vielseitig einsetzbar

Preis

  • 3.199,- Euro
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AEA Nuvo N28
AEA Nuvo N28 Bisher keine Kundenbewertung verfügbar
Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Metaphistopheles

    Höre nur ich das so, der verschluckt das Blumlein so ziemlich jegliche Höhe und Brillianz?
    Besonders beim Overhead geht genau das unter, was man doch gemeinhin vom Overhead braucht: Die Frische der Becken und HH. Klingt für mich wie durch eine dicke Wolldecke aufgenommen.

    „Wärme“ schließt doch nicht aus, dass es trotzdem etwas frisch klingt?

    Wie sagte das gute alte Buch: Beim Mix zu cutten ist seeliger denn boosten ;-)

    (Und was das Mikrofon schon nicht aufnimmt, bekommt man später auch nimmer wieder rein)

    • Profilbild
      mofateam

      @Metaphistopheles Oh je, welches „gute alte Buch“ meinst du denn da ?

      Schon mal gelesen oder gehört, wie sehr berühmte Tonmischer cutten UND boosten (zB Pultec ist dafür berühmt), Hauptsache es klingt gut ?
      Ein Beispiel: Chis Lord Alge ist dafür bekannt, EQ so gut wie nie substraktiv einzusetzen…

      Und Dir ist vielleicht nicht geläufig, daß gerade sehr hochwertige Bändchenmikrofone für Höhenanhebung prädestiniert sind, weil sie auch bei starkem Höhenboost niemals harsch klingen (im Gegensatz zu vielen günstigen Kondensern).

      Ich hebe bei meinem AEA R88 ständig die Höhen an, wenn nötig.
      Nicht immer alles glauben, was in guten alten Büchern steht.

    • Profilbild
      Moritz Maier RED

      @Metaphistopheles Hi Metaphistopheles, danke für deinen Kommentar. Wie Mofateam schon geschrieben hatte: Bändchen vertragen es sehr gut, wenn man hinterher Höhen dazu gibt, klingt sehr schön. Wäre natürlich hilfreich, wenn ich das hier demonstriert hätte ;-)

  2. Profilbild
    mofateam

    Der Preis ist natürlich erstmal krass…aber für die Zielgruppe der Profis relativiert sich das. Set & forget.
    Ich hoffe allerdings, daß uns Warm Audio mal mit einem günstigen Stereobändchen beglückt.

    • Profilbild
      Moritz Maier RED

      @mofateam Das hoffe ich auch, gerade als Profi muss sich das ja auch amortisieren. Mein Eindruck ist oft, dass ambitionierte Hobbyisten mitunter bessere Budgets haben als Profis bei denen sich das rentieren muss.
      Warm Audio wäre natürlich ein Kandidat dafür, ansonsten gibt es eine sehr interessante Alternative von Nude Micros aus Australien, konnte mich aber noch nicht dazu durchringen es zu bestellen.

      • Profilbild
        maga

        @Moritz Maier Wollt ich eben erwähnen….

        Es gab mal das Cascade X-15 Stereoribbon relativ günstig (im Vergleich zu denen hier oder Royer) und das baugleiche Stellar RM7, welches ich seit gut und gerne 15 Jahren im Proberaum übern Schlagzeug hängen hab.
        Das klingt wirklich ordentlich und auch am Gitarrenamp…..

        Das Nude sieht exakt wie mein Stellar aus und kommt mE aus der gleichen chinesischen Fabrik.
        Ich hab ein Röhrenmik von Nude. Der Kauf lief problemlos ab. Kommt halt noch Zoll drauf……

      • Profilbild
        mofateam

        @Moritz Maier Interessant. und krass, das kostet gerade mal ein Zehntel….
        Von dem Cascade hab ich auch schonmal gelesen, das Nude sieht exakt genauso aus…
        sind alle dem Royer nachempfunden…

    • Profilbild
      swellkoerper AHU

      @mofateam Golden Age Project hätte das R1 ST im Angebot. Das soll aber ein richtiger Brocken sein und ein massives Stativ brauchen, das müsste man zu dem günstigen Preis hinzu kalkulieren.

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