Nur ein One-Trick-Pony?
Der AEA TRP3 ist ein 2-Kanal-Mikrofonverstärker, der aufgrund seines technischen Designs insbesondere für Bändchenmikrofone geeignet ist. Der relativ unscheinbare Vorverstärker setzt mehr auf seine inneren Werte und soll insbesondere den Ribbon-Mics aus dem eigenen Haus einen detailreichen und neutralen Klang verleihen. Was für ein Zufall, dass ich genau so ein Mikrofon gerade zum Testen in meinem Tonstudio habe!
Worum geht es beim AEA TRP3?
Wie, ihr kennt AEA nicht? Nun, kein Wunder – die Marke aus dem amerikanischen Pasadena, Kalifornien, ist hierzulande nicht allzu bekannt – außer wenn es um die alten Studio- und Gesangsmikrofone aus dem Hause RCA geht. Denn AEA gehört zu den wenigen Herstellern, der die RCA-Bändchenmikros 1:1 nachbaut – mit allen originalen Spezifikationen. Wie in meinem Testbericht des Warm Audio WA-44 gesehen, sind das schon sehr spezielle Mikrofone, die den Vintage-Gedanken der 30er- und 40er-Jahre weitertragen. Übrigens könnt ihr in einem anderen Test auch mal alle Informationen zu dem „Rolls Royce“ unter den RCA Nachbauten nachlesen: Das AEA R44C für stolze 5.399,- Euro.
Hier geht es aber um einen Mikrofonvorverstärker des US-Herstellers mit dem Namen AEA TRP3, der speziell für Bänchenmikrofone, idealerweise aus eigenem Hause, entwickelt wurde. Der Nachfolger des TRP2 sieht diesem zum Verwechseln ähnlich, hat aber eine komplette Optimierung durchlaufen, um das Klangerlebnis weiter zu steigern.
Die Ausstattung und die Technik des AEA TRP3
Der Preamp misst eine Höheneinheit und eine halbe 19 Zoll Breite im Rack-Schrank und es gibt optional Rackmount-Ohren für ein oder zwei Systeme. Die Ausstattung ist sehr auf den Betrieb von Mikrofonen konzentriert und beinhaltet keine Kompressor- oder Equalizer-Funktionen (wer einen EQ haben möchte, sollte sich den AEA RPQ3 ansehen).
Einzig ein Highpass-Filter mit wahlweise 115 Hz oder 230 Hz mit moderater Absenkung von 3 dB ist verfügbar. In Mittelstellung des Schalters ist der Lowcut deaktiviert. Für das optische Feedback spendiert AEA pro Kanal drei LEDs (grün, gelb, rot), um den Gain und das Clipping im Auge behalten zu können sowie eine grüne Power-LED.
Der Gain ist regelbar von 7 – 85 dB, was eine sehr hohe Verstärkung bei den oft sehr leisen Bändchenmikrofonen bedeutet. Dazu haben wir noch eine 48 V Phantomspeisung, falls man doch (versehentlich) ein Kondensatormikrofon verbinden möchte und eine Polaritätsumschaltung und jeweils einen Regler für den Output-Level.
Ein frontseitiger ON/OFF-Schalter beendet das Kapitel Bedienelemente auf der Front auch schon.
Für die Mikrofone wurde die Eingangsimpedanz mit 68 kOhm sehr hoch gewählt, um ein idealer Sparringspartner für die Ribbon-Mics zu sein. Zudem muss vor dem Kauf klar sein: Dieser Vorverstärker kann nur Mikrofonsignale verarbeiten – es gibt keine Anschlüsse oder eine Wahlmöglichkeit für Line- oder DI-Quellen! Entsprechend befinden sich auf der Rückseite auch nur XLR-Ein- und Ausgänge pro Kanal und einen Anschluss für das externe Netzteil. Dieser ist ebenfalls im gerasteten DIN-Format gehalten.
Hier die technischen Daten im Überblick:
- Max Gain at 1 kHz: 85 dB
- EIN (Max gain, 22 Hz to 22 kHz, unweighted): 130 dBu (typical), 40 Ω source, 128 dBu (typical), 150 Ω source
- Frequency Response: +30 dB gain: (-0,5 dB from <10 Hz to 200 kHz) + 85 dB gain: (-3 dB 9Hz to >200 kHz)
- THD+N: 0,0015% (1 kHz, 22 Hz-22 kHz @30 dB Gain +4 dBu output)
- XLR Output Max Level: +27 dBu into 600 Ω load
- Input Impedance: 11,3 kΩ (with Phantom), 68 kΩ (no Phantom)
- Output Impedance: 50 Ω
- Max Input Signal Level: +20 dBu (minimum gain)
- Stepped Gain Control: 12-position switch from +7 dB to +65 dB
- Output Trim: Continuously variable from 0 dB to +20 dB
Die Verarbeitung und die Bedienung des Preamps
Ganz ohne Zweifel: Die Verarbeitung ist sehr, sehr gut. Alle Bedienelemente sind robust und sehr gut zu bedienen. Die Schalterstellungen werden jeweils über eine LED angezeigt und das Gerät gibt auch ohne eine Bedienungsanleitung keine Rätsel auf.
Einzig die recht grobe Rasterung des Gain-Reglers in 5 dB Schritten ist ein kleiner Kritikpunkt, denn so kann man sich nicht feinfühlig an die Gain-Grenze des Preamps herantasten. Allerdings sind die drei Peak-Level-LEDs dafür auch nicht ausgelegt:
- grüne LED = -20 dBu
- gelbe LED = 0 dBu
- rote LED = +20 dBu (Clipping beginnt bei +27 dBu)
So hat man leider immer wieder das Thema, dass beispielsweise 40 dB zu wenig, aber 45 dB zu viel sind. Natürlich kann man dies „mechanisch“ mit Mikrofonabständen ausgleichen, aber 2 dB Schritte sind einfach besser. Dazu ist der Gain-Regler mechanisch sehr schwergängig, was im eingebauten Zustand kein Problem darstellt. Hat man den AEA TRP3 aber wie in meinem Tonstudio auf einer Ablage frei positioniert, dann verschiebt sich das recht leichte Gerät mit jeder Gain-Verstellung ein wenig. Ich sehe das nicht als Nachteil – aber eine Erwähnung ist es wert.
Die Buchsen auf der Rückseite sind verschraubt, sehr solide und auch das Netzteil macht einen sehr anständigen Eindruck – und ja: wir alle lieben interne Netzteile, aber durch den einzigartigen Stecker findet man die Stromversorgung für den TRP3 in jedem Fall auch wieder.
Der AEA TRP3 in der Praxis
Für diesen Test nutze ich die bestmöglichen Mikrofone. Wie erwähnt, das AEA R44C Bändchenmikrofon und optional das Lewitt LCT640 TS Kondensatormikrofon – wir wollen doch schließlich auch herausfinden, ob der TRP3 auch ganz klassisch mit Fremdherstellern performt. Beide Mikrofone haben als Richtcharakteristik die Acht – man hört also bei den Aufnahmen deutlich den Nachhall im Raum. Der AEA TRP3 ist dann mit dem Apollo X6 von Universal Audio verbunden und die Aufnahme passierte ohne weitere Bearbeitung in UA LUNA.
Und ja, das hat schon was. Die Kombination aus dem AEA TRP3 und dem AEA R44C klingt wirklich sehr gut – wenn man im Vorfeld weiß, was man haben möchte. Das ist nicht mit einer Kombination aus einem modernen Kondenser-Mikrofon und einem SSL- oder Apollo-Preamp zu vergleichen. Hier zuerst meine Stimme, parallel aufgenommen mit dem AEA R44C und dem Lewitt LCT640 TS. Mit dem Gain- und dem Output-Regler wurde die Sättigung und der Pegel auf ein vergleichbares Maß gebracht.
Die Unterschiede sind eklatant und auch kaum zu vergleichen. Natürlich ist das Lewitt „objektiv“ besser, weil es die Realität neutraler und detailreicher einfängt. Aber dieses „Mojo“ der alten Bändchen-Technik, zusammen mit dem dafür optimierten Mikrofonpreamp, ist kaum in Worte zu fassen.
Dann als zweites Klangbeispiel – ebenfalls mit AEA und dem Lewitt – ein paar einzelne Töne einer akustischen Gitarre. Auch hier, das tatsächliche Klangerlebnis wird mit dem modernen Lewitt natürlicher eingefangen, aber der Hauch von Vintage, der mit der AEA Kombi erreicht wird, ist ganz wunderbar:
Im demnächst folgenden Vergleichstest des originalen AEA Bändchenmikros und dem Warm Audio WA-44 Nachbau könnt ihr dann noch weitere Klangbeispiele hören – in diesem Testbericht zeigen die Audiofiles aber schon ganz klar, wohin die Reise beim AEA TRP3 geht. Er ist sehr rauscharm und hat eine ganze Menge Headroom. Er liebt dynamische Mikrofone und das resultierende Klangerlebnis ist mit dem passenden Mikrofon einfach herrlich.
Preiseinordnung und Mitbewerber
Der AEA TRP3 kostet schlappe 1.599,- Euro, was für einen 2-Kanal-Preamp ohne weiterführende Ausstattung schon ein ganz schöner Batzen Geld ist. Klar, die Geräte werden in USA von Hand gebaut und die Verarbeitung ist ganz hervorragend, aber dieses „Bang for the Buck“-Gefühl stellt sich nicht ein. Vielleicht weil es zu klein oder zu leicht Ist? Weil der TRP3 nur Mikrofone zulässt und sich gegen Line- und DI-Signale sträubt. Schwer zu sagen – aber letztlich ist das Gerät die Empfehlung für echte Fans des Vintage-Klangs, die auch ein passendes Mikrofon im Regal haben.
Mitbewerber gibt es massenweise – aber die sind in der Regel deutlich preisgünstiger: FMR Audio RNP 8380 (599,- Euro), SPL Goldmike (539,- Euro) haben ebenfalls keinen Line- oder DI-Input.
Man muss sich auch bewusst sein, dass man für weniger Geld auch sehr gute 2-Kanal-Preamps von Warm Audio, Heritage Audio oder die sehr guten Focusrite ISA Modelle bekommt.