Additive Synthesis goes modular
Die wenigen erhältlichen additiven Synthesizer sind höchst individuell gestaltet. Jeder hat ein eigenes Konzept für die Bedienung der enormen Anzahl an Parametern, spezifische Werkzeuge für die Klanggestaltung und damit Vorzüge und Nachteile. Beschäftigt man sich mit dieser Syntheseart, fällt eine Kaufentscheidung nicht leicht. Die Qual der Wahl könnte nun ein Ende haben, denn Air Loom ist der erste modulare Synth seiner Art und verspricht additive Synthese mit bis zu 512 Obertönen, 10 gleichzeitig einsetzbare von 30 verschiedenen Modulen, Morphing und Echtzeitkontrolle bei allen Parametern, alles bei geringer Prozessorlast und einfach zu bedienen. Das ist noch tiefgestapelt, denn das Resynthesemodul wird im Overview glatt verschwiegen.
Aber wer jetzt schon seinen Kontostand checkt, sollte erst sorgfältig die Systemvoraussetzungen lesen, denn Loom verlangt aktuelle Hard- und Software. Leider steht keine Demoversion zum Ausprobieren bereit!
Noch ein wenig Background: Air ist eine deutsch-amerikanische Softwareschmiede, beheimatet in Bremen und hervorgegangen aus Wizoo. Hinter diesem Pseudonym wiederum steckt kein anderer als Synthesizer-Guru Peter Gorges, ehemals Tester beim Printmagazin Keyboards (und auch schon mal Interviewgast bei AMAZONA) und hat sich auf die Fahne geschrieben, die weltweit besten Synths und Effekte zu kreieren. In der Tat hat Loom schon den Editors‘ Choice Award beim Electronic Musician abgeräumt und Air hat weitere interessante Plug-ins im Programm, wie z.B. den Vacuum Pro, einen virtuellen Röhren-Synthesizer.
Systemvoraussetzungen und Eckdaten
Additiver Softsynth (nur Plug-in) mit modularer Architektur, max. 6 Stimmen
Windows 7 SP1 oder höher, 64bit Host (es gibt keine 32bit-Version!), VST64 und RTAS ab Cubase 6, Ableton Live 9, ProTools 10.2 (auch unter Cockos Reaper in der aktuellen Version lief Loom)
Minimum 1GB RAM, Dual Core 2GHz oder Intel Core i5/i7 empfohlen
Mac OS X 10.7.5 oder höher, 64bit Host (auch hier keine 32bit-Version), VST64, AU64, RTAS ab Cubase 6, Ableton Live 9, ProTools 10.2, Logic 9
Minimum 1GB RAM, Core Duo Processor oder Core i5/i7 empfohlen
Überblick
Anders als bei üblichen additiven Synthesizern, bei denen man die Obertöne von Null hochregelt und moduliert, startet man bei Loom immer mit dem vollen Spektrum, alle Harmonischen bis zum Anschlag aufgedreht. Die Module der Edit Page arbeiten dann quasi „subtraktiv“, reduzieren die Obertonpegel, verstärken sie wieder und variieren sie auf verschiedene Weisen, je nach Art des Moduls.
Die Module sind in Reihe geschaltet, d.h. das Signal durchläuft die ganze Kette und zum Schluss noch eine konventionelle Effektsektion. Die fest vorgegebenen Modulatoren zählen nicht als Loom-Module.
Die ersten beiden Module sind ebenfalls vorgegeben und können die Frequenzen der Obertöne subtil bis drastisch verschieben (die Harmonischen werden also zu Unharmonischen), die nächsten zehn wirken auf die Pegel und sind frei aus mehreren Gruppen wählbar: Basic, Filtering, Effects, Rhythmical, Time, Tools und Wave, was schon mal einiges an Gestaltungsmöglichkeiten andeutet.
Die Spektrum-Displays, die sich wie ein Kabelbrand durch das Interface ziehen, sind nicht nur eine Augenweide für blinkophile Nerds, sondern liefern auch ein sehr nützliches Feedback. Man sieht stets, was wann wo geschieht, sogar in stereo orange-blau/rot.
Die Morph-Page bietet eine Art Easy-Edit für den jeweiligen Sound inklusive Automatisierbarkeit, siehe entsprechendes Kapitel, außerdem ein Spektrum-Display im Großformat.
Obertöne einzeln zu editieren ist nicht vorgesehen. Das ist auch eine knifflige und zeitraubende Aufgabe, bei der man sowieso zu Macro-Werkzeugen greifen muss, und die stellt Loom mit seinen Modulen bereit. Im Handbuch (einsehbar auf der Loom-Website) stehen jedoch keine Informationen diesbezüglich, die Beschreibungen sind nur hinter den Info-Buttons auf der Bedienoberfläche zu finden, und eine Demoversion gibt es ja nicht. Ein echtes Versäumnis, niemand will die Katze im Sack kaufen. Deshalb werden hier alle Module der Reihe nach kurz vorgestellt.
Danke für die Präsentation. Das PlugIn hat einen (erstaunlich) vollen Klang. – Im Hinblick auf die Hardwarevoraussetzungen: Die Tendenz geht wohl in eine Richtung, die eine für Erstellung von 3-D-Animationen längst bekannt ist, 16 Kerne – oder mehr.
@MidiDino Ja, 64-Bit Software wird langsam die Norm. Erwähnen muss man es aber, weil viele User noch 32-Bit fahren, da es bei vielen DAWs noch hakelt bei der Umstellung auf 64. Und dann gibt es die Probleme mit der Rückwärtskompatibilität, nicht alle 32er Plugins laufen in 64er DAWs reibungslos… mit sowas habe ich gerade erst bei Fruity Loops zu kämpfen gehabt.
Yeah! Endlich mal wieder ein VSTi bei dem die Hersteller vorwärts gehen wollen und nicht rückwärts :-) Der Klang ist wirklich voll, dicht und massiv, aber nicht nebulös oder wattig. Erinnert mich teilweise an den K5000, aber eben als Modular-Version :-) Werd‘ mal nach Abschluss meiner Produktionen das Demo antesten. Presetsounds 1:26 min = Monolithisch!!
Hoppala! Hab grad noch mal in Ruhe gelesen und bemerkt, dass es gar keine Demo gibt :-/
Ja leider! Und ein Demo wäre bestimmt verkaufsfördernd, vielleicht stellt Air ja doch noch mal eins bereit.
Klanglich ist Loom erste Sahne. „A Sounddesigners Dream“ hat der Electronic Musician geschrieben, und das kann ich nur bestätigen.
Leute, ich danke euch für die Blumen in der Einleitung – aber Loom ist das erste AIR-Instrument, an dem ich absolut unbeteiligt war – es ist das fast alleinige Werk des genialen Mario Reinsch, der u.a. auch maßgeblich an Transfuser mitgewirkt hat.
@Peter Gorges Die Blumen darfst du als Gründervater natürlich trotzdem behalten ;-) und ein dicker Strauß geht an Mario!
Danke für den recht ausführlichen Test! Sehr interessanter Synth,aber KEINE DEMO….hmm, das is nicht wirklich gut-leider!
Schlieslich möchte man als geneigter Käufer ja in der Tat erst mal testen ob z.B. das System reicht oder ob einem das Teil liegt…na ja, eventuell gibts ja doch noch eine.
Danke für diesen informativen und akustisch üppig untermauerten Test.
Loom ist wirklich ein Instrument mit sehr hohem Spaßfaktor und zur eigenen Klangerforschung inspirierend!
@fran_ky Jep! Wenn man ein wenig grübelt und rumprobiert, ergeben sich haufenweise interessante Ansätze und überraschende Effekte, zB das Reverb kann einen Sound manchmal ganz unvermutet gut anreichern, oder wie die beschriebene Kombi aus Moving Filter plus Treshold. Man fragt sich, wieso vorher noch keiner auf die Idee gekommen ist, sowas wie den Loom zu machen.
Des Kaisers neue Kleider Effekt?
Für mich klingts eher wie ein „normaler“ FM Synth.
@vssmnn Käsesahnetorte ist ja auch bloß ein Kuchen.
Tatsache ist, dass die Klangsuche hiermit nicht frustriert, da schnell was Gutes zu finden ist.
Aber: De gustibus non est disputandum.
@vssmnn Einige Sounds wären so oder ähnlich auch mit einem FM-Synth machbar, aber viele selbst mit einem FM8 nicht. Generell bieten additive Synths ganz spezifische Arten von Klängen und sind, mehr als andere, echte Chamäleons. Analogmäßige Flächen, wavetableartige und metallische FM-Sounds, schräg-experimentelle Geschichten, alles sehr variantenreich und einfacher zu programmieren als mit FM. Die Sounds im Test und auch die auf der Air-Website können nur einen kleinen Einblick in die Klangwelt des Loom bieten!
Eine Demo ist Pflicht. Wer kauft die Katze im Sack?
Das nenn ich mal einen 1A-Synths!
Das die additive Synthese CPU-Hunger hat ist nun mal so, macht aber auch nichts. Schön zu sehen, dass es Hersteller gibt, die immer einen Schritt nach vorne gehen. Ich hoffe, der Weg ist noch nicht zu Ende und andere springen auf den Zug auf.
Sehr interessantes Konzept, gefällt mir, eine Demo ist in der Tat irgendwie Pflicht, ich schiele schon seit langem auf den Harmor Synth von Image-Line in FLStudio, ich finde den ziemlich genial, sehr fette, brutale Sounds, das könnte ich hier eine alternative für Mac User wie meiner einer ist sein, aber eine Demo wäre echt super, so grübel ich noch ob ich blind kaufen soll, momentan hat sich die Vernunft durchgesetzt ihn nicht zu kaufen…. Hm… Auch die Videos konnten mich bisher nicht dazu überreden ihn zu kaufen…!
@Xenox.AFL Wart auf ne Demo. Der Harmor ist schon nicht schlecht aber kompliziert in der Bedienung.
Harmor kompliziert in der Bedienung? Hm, kann ich nicht teilen, der ist doch eigentlich ganz simpel aufgebaut, er ist vielleicht etwas unübersichtlich aber schwer in der Bedienung ist er nicht…!
Eine Deutsche Firma und alles in Englisch. Warum glaubt eigentlich jeder das Musiker der Englischen Sprache mächtig ist? Wenigstens die Anleitung hätte auf Deutsch sein können.
Das hat einen ganz simplen Grund: Englisch hat sich international als gängige Sprache etabliert. Und wer seinen Käuferkreis nicht auf die beschränken will, die Deutsch sprechen, wählt halt Englisch.
@STRomzAeHLEr Englisch ist Pflichtfach für Musiker, indeed. Aber für eine deutsche Firma sollte es eigentlich ein leichtes sein, auch ein deutsches Manual zu schreiben… Das Fehlen wird halt manchmal von Lesern bemängelt.
Aufgrund der Leserkommentare habe ich bei Air nochmal nachgehakt. Eine Demoversion wird kommen, der Zeitpunkt steht aber noch nicht fest.
@h.gerdes Ah, das ist gut zu hören, nur schade das jetzt erst Loom im Angebot war, da war ich schon kurz davor zu sagen. Komm egal, aber die Vernunft hat dann doch gesiegt! :D
Frank
Ein halbes Jahr ist rum. Wat is nu mit ner Demo?
Tja, da ist keine Butter bei die Fische gekommen :-( Ein wenig kann man dieses Marketingkonzept verstehen, wenn man bedenkt, dass fast jedes Demo in kürzester Zeit gecrackt wird und die Nachfrage einbricht… nur für Riser und Ignite gibt es Trial-Versionen, immerhin kann man sich damit ein Bild von der Produktqualität machen.
13 Euro beim großen T, da brauch man nicht mal mehr ne Demo….