Wave:
Zuletzt das Sahnehäubchen. Eine eigene Kategorie für sich beansprucht
WAVE, das Resynthese-Modul, in das man WAV- und AIFF-Samples laden kann. Stereosamples werden zu mono konvertiert und Sample-Loops ignoriert (geloopt wird das ganze Sample), da muss man leider ggf. entsprechend vorher in einem externen Editor schneiden. Es funktioniert wie ein Vocoder, das Sample selbst wird nicht transponiert soweit das herauszuhören ist. Die Zahl der Bänder ist von 5 bis 320 einstellbar.
Hauptparameter ist Spectrum Shift, mit dem man die Bänder nach oben oder unten verschieben kann, Nebenparameter sind die Abspielgeschwindigkeit, Depth (Mix mit dem Eingangsspektrum) und Smoothing (Ausklingzeit der Bänder). Eine Geschwindigkeitsänderung wird nur bei Tastenneuanschlag umgesetzt und es kommt dabei zu ungewolltem Versatz im Free-Modus, die beiden Punkte könnten noch verbessert werden.
Die verschiedenen Trigger-Modi ermöglichen konventionelle Resynthese als One-Shot oder geloopt sowie Vocoding retriggert, free running und Host-synchronisiert (Geschwindigkeit und Position). Man kann also bei durchlaufendem Sample Akkordwechsel vornehmen.
Ein kleiner Bug taucht hier im Mono-Mode auf: Bei längeren Release-Zeiten in der Lautstärkehüllkurve (Gain-Modul) wird das Sample in einigen Modi erst neu gestartet, wenn die Hüllkurve komplett durchlaufen wurde, da haut man vergeblich auf die Tasten. Das lässt sich leicht vermeiden, indem man in den Poly-Mode wechselt, nur muss man dann auf Legato/Glide-Spiel verzichten.
Das Wave-Modul muss nicht zu Beginn der Kette stehen, man kann auch einen kompletten Sound nachträglich durch die Resynthese schicken, und z.B. Sprachsamples kann man auch wunderbar mit den beiden Spectral-Modulen verfremden und das Resultat bis zur Unkenntlichkeit durch weitere Module jagen. Mal abgesehen von den kleinen Ungereimtheiten: Als Vocoder ist Loom schlichtweg super einsetzbar, dazu gibt es ein ganz anschauliches Youtube-Video, siehe Linksammlung. Nur ein Echtzeit-Audioeingang fehlt zur Vollkommenheit.
Modulatoren und Kontrolle
Für die Modulation stehen beim Loom drei AHDSR und eine bipolare Slope-Hüllkurve sowie drei Host-synchronisierbare LFOs mit Fade-in zur Verfügung, die Abteilung ist also ausreichend ausgestattet.
MIDI-Controller können per Learn-Funktion fast allen Bedienelementen zugeordnet werden (das Mapping ist speicherbar), auch den Modulations-Inputreglern und -Auswahlmenüs, Bypass-Schaltern, Hüllkurven- und Effektparametern. Dabei ist es möglich, einen Controller mehreren Reglern zuzuweisen, den Regelbereich einzugrenzen, umzukehren, und die Einstellungen überleben sogar einen Modulwechsel. Solche Details machen glücklich!
Dann bleibt noch zu erwähnen, dass sich die Zahl der generierten Teiltöne von 128 bis 512 einstellen lässt, die Stimmenzahl von 1 bis 6, wobei Glide nur im einstimmigen Modus funktioniert, es gibt also kein Poly-Portamento.
Warum die maximale Zahl der Stimmen auf sechs beschränkt wurde, ist ein wenig rätselhaft, da Loom einen Sparmodus (Eco) hat und sowieso sehr prozessorschonend arbeitet. Auf dem Testrechner (Lowcost Dual-Core mit 2,2 GHz) war die 50%-Marke selbst ohne Eco-Mode bei zehn laufenden Modulen plus aktivierter Effekte nur mit Gewalt zu knacken und die Auslastung war sehr gleichmäßig. Da sind andere Plug-ins mit weniger Stimmen wesentlich hungriger.
Und noch ein Gimmick: Für klickfaule Sounddesigner hat Loom eine intelligente Zufallsfunktion, die nur die Parameter oder auch die Module variiert und durchweg brauchbare oder sehr ungewöhnliche Ergebnisse liefert. Das sollte man unbedingt ausprobieren, um einen Eindruck von der Klangvielfalt zu bekommen, denn die mitgelieferte Presetbibliothek ist gut sortiert, aber eher konventionell gehalten. Und wenn man zufällig einen SciFi- oder Horrorfilm zu vertonen hat, ist das auch schnell erledigt.
Hier mal ein paar fix zusammengeklickte Random-Sounds:
Effektabteilung
Die konventionelle nachgeschaltete Effektabteilung bietet vier gleichzeitig nutzbare Effekte: ein Distortion, ein Modulation-FX (Chorus oder Phaser), ein Stereo-Delay und ein Reverb. Letzteres klingt ein klein wenig scheppernd, da hat man schon Besseres gehört. Brauchbar ist es trotzdem und alle anderen sind einfach, aber gut.
Danke für die Präsentation. Das PlugIn hat einen (erstaunlich) vollen Klang. – Im Hinblick auf die Hardwarevoraussetzungen: Die Tendenz geht wohl in eine Richtung, die eine für Erstellung von 3-D-Animationen längst bekannt ist, 16 Kerne – oder mehr.
@MidiDino Ja, 64-Bit Software wird langsam die Norm. Erwähnen muss man es aber, weil viele User noch 32-Bit fahren, da es bei vielen DAWs noch hakelt bei der Umstellung auf 64. Und dann gibt es die Probleme mit der Rückwärtskompatibilität, nicht alle 32er Plugins laufen in 64er DAWs reibungslos… mit sowas habe ich gerade erst bei Fruity Loops zu kämpfen gehabt.
Yeah! Endlich mal wieder ein VSTi bei dem die Hersteller vorwärts gehen wollen und nicht rückwärts :-) Der Klang ist wirklich voll, dicht und massiv, aber nicht nebulös oder wattig. Erinnert mich teilweise an den K5000, aber eben als Modular-Version :-) Werd‘ mal nach Abschluss meiner Produktionen das Demo antesten. Presetsounds 1:26 min = Monolithisch!!
Hoppala! Hab grad noch mal in Ruhe gelesen und bemerkt, dass es gar keine Demo gibt :-/
Ja leider! Und ein Demo wäre bestimmt verkaufsfördernd, vielleicht stellt Air ja doch noch mal eins bereit.
Klanglich ist Loom erste Sahne. „A Sounddesigners Dream“ hat der Electronic Musician geschrieben, und das kann ich nur bestätigen.
Leute, ich danke euch für die Blumen in der Einleitung – aber Loom ist das erste AIR-Instrument, an dem ich absolut unbeteiligt war – es ist das fast alleinige Werk des genialen Mario Reinsch, der u.a. auch maßgeblich an Transfuser mitgewirkt hat.
@Peter Gorges Die Blumen darfst du als Gründervater natürlich trotzdem behalten ;-) und ein dicker Strauß geht an Mario!
Danke für den recht ausführlichen Test! Sehr interessanter Synth,aber KEINE DEMO….hmm, das is nicht wirklich gut-leider!
Schlieslich möchte man als geneigter Käufer ja in der Tat erst mal testen ob z.B. das System reicht oder ob einem das Teil liegt…na ja, eventuell gibts ja doch noch eine.
Danke für diesen informativen und akustisch üppig untermauerten Test.
Loom ist wirklich ein Instrument mit sehr hohem Spaßfaktor und zur eigenen Klangerforschung inspirierend!
@fran_ky Jep! Wenn man ein wenig grübelt und rumprobiert, ergeben sich haufenweise interessante Ansätze und überraschende Effekte, zB das Reverb kann einen Sound manchmal ganz unvermutet gut anreichern, oder wie die beschriebene Kombi aus Moving Filter plus Treshold. Man fragt sich, wieso vorher noch keiner auf die Idee gekommen ist, sowas wie den Loom zu machen.
Des Kaisers neue Kleider Effekt?
Für mich klingts eher wie ein „normaler“ FM Synth.
@vssmnn Käsesahnetorte ist ja auch bloß ein Kuchen.
Tatsache ist, dass die Klangsuche hiermit nicht frustriert, da schnell was Gutes zu finden ist.
Aber: De gustibus non est disputandum.
@vssmnn Einige Sounds wären so oder ähnlich auch mit einem FM-Synth machbar, aber viele selbst mit einem FM8 nicht. Generell bieten additive Synths ganz spezifische Arten von Klängen und sind, mehr als andere, echte Chamäleons. Analogmäßige Flächen, wavetableartige und metallische FM-Sounds, schräg-experimentelle Geschichten, alles sehr variantenreich und einfacher zu programmieren als mit FM. Die Sounds im Test und auch die auf der Air-Website können nur einen kleinen Einblick in die Klangwelt des Loom bieten!
Eine Demo ist Pflicht. Wer kauft die Katze im Sack?
Das nenn ich mal einen 1A-Synths!
Das die additive Synthese CPU-Hunger hat ist nun mal so, macht aber auch nichts. Schön zu sehen, dass es Hersteller gibt, die immer einen Schritt nach vorne gehen. Ich hoffe, der Weg ist noch nicht zu Ende und andere springen auf den Zug auf.
Sehr interessantes Konzept, gefällt mir, eine Demo ist in der Tat irgendwie Pflicht, ich schiele schon seit langem auf den Harmor Synth von Image-Line in FLStudio, ich finde den ziemlich genial, sehr fette, brutale Sounds, das könnte ich hier eine alternative für Mac User wie meiner einer ist sein, aber eine Demo wäre echt super, so grübel ich noch ob ich blind kaufen soll, momentan hat sich die Vernunft durchgesetzt ihn nicht zu kaufen…. Hm… Auch die Videos konnten mich bisher nicht dazu überreden ihn zu kaufen…!
@Xenox.AFL Wart auf ne Demo. Der Harmor ist schon nicht schlecht aber kompliziert in der Bedienung.
Harmor kompliziert in der Bedienung? Hm, kann ich nicht teilen, der ist doch eigentlich ganz simpel aufgebaut, er ist vielleicht etwas unübersichtlich aber schwer in der Bedienung ist er nicht…!
Eine Deutsche Firma und alles in Englisch. Warum glaubt eigentlich jeder das Musiker der Englischen Sprache mächtig ist? Wenigstens die Anleitung hätte auf Deutsch sein können.
Das hat einen ganz simplen Grund: Englisch hat sich international als gängige Sprache etabliert. Und wer seinen Käuferkreis nicht auf die beschränken will, die Deutsch sprechen, wählt halt Englisch.
@STRomzAeHLEr Englisch ist Pflichtfach für Musiker, indeed. Aber für eine deutsche Firma sollte es eigentlich ein leichtes sein, auch ein deutsches Manual zu schreiben… Das Fehlen wird halt manchmal von Lesern bemängelt.
Aufgrund der Leserkommentare habe ich bei Air nochmal nachgehakt. Eine Demoversion wird kommen, der Zeitpunkt steht aber noch nicht fest.
@h.gerdes Ah, das ist gut zu hören, nur schade das jetzt erst Loom im Angebot war, da war ich schon kurz davor zu sagen. Komm egal, aber die Vernunft hat dann doch gesiegt! :D
Frank
Ein halbes Jahr ist rum. Wat is nu mit ner Demo?
Tja, da ist keine Butter bei die Fische gekommen :-( Ein wenig kann man dieses Marketingkonzept verstehen, wenn man bedenkt, dass fast jedes Demo in kürzester Zeit gecrackt wird und die Nachfrage einbricht… nur für Riser und Ignite gibt es Trial-Versionen, immerhin kann man sich damit ein Bild von der Produktqualität machen.
13 Euro beim großen T, da brauch man nicht mal mehr ne Demo….