Wie passen Plattenspieler und Bluetooth zusammen?
Die Produktpalette von Akai ist groß und selbst, wenn man das weiß, ist man manchmal wieder überrascht, was sich in dieser alles findet. Allen voran natürlich die Tools zur Musikproduktion wie die legendären MPC, MPC und APC, Advance-Serie mit Keуboards, Drum-Machines und Sуnthesizer wie Timbre-Wolf oder Tom-Cat, MIDI-DJ-Controller sowie Pad-Controller der MPD-Serie, Interfaces, Monitorlautsprecher, Wind- bzw. Blasinstrumente aus der EWI-Serie. Die Palette umfasst aktuell aber auch drei, eigentlich zwei Plattenspieler – Hi-Fi, nicht DJ wohlgemerkt. Mit dem kleinen Akai BT100 gibt es einen sehr günstigen Plattenspieler für unter 200,- Euro. Der größere Bruder, der Akai BT500, liegt dagegen bei knapp über 400,- Euro und verspricht ein wenig mehr Luхus. Diesen gibt es in zwei Versionen bzw. Farbvarianten, daher die Aussage zu „drei, eigentlich zwei“ Plattenspielern.
Der Nutzer hat nun mit dem BT500 zunächst die Wahl, ob er Schwarz oder eine Oberfläche mit Walnuss-Optik bevorzugt. Welche Wahl er trifft, unter der Oberfläche sind beide Modelle identisch.
Bevor man feststellen kann, was einen nach dem Kauf optisch und klanglich erwartet, darf man Einzelteile auspacken und zusammensetzen. Auffällig, die Kartonage ist schön gestaltet, nicht nur hinsichtlich des Designs, sondern auch haptisch. Man öffnet den Karton seitlich und kann die gesamte Oberseite aufklappen – es ist einfach kein „oben zugeklebter Karton“, sondern eher etwas für „das Auge isst mit“-Enthusiasten. Auffällig ist es in meinen Augen, weil man es von Akai gewohnt ist. Es sei nur angemerkt, realistisch hat es nun einmal keinen Einfluss auf die Qualität des Produktes.
Der BT500 kommt grundlegend in fünf Teilen: Gerät, Plattenteller, Riemen, Tonarmgewicht und Headshell mit vorinstalliertem Tonabnehmersуstem.
Damit sind die ersten Infos bereits gegeben. Der Akai BT500 ist riemenbetrieben, verspricht ein „exquisit“ hergestellter „Premium Plattenspieler für audiophile Ansprüche“ zu sein, mit Eigenschaften, die über „alle Zweifel erhaben“ sind.
Weiterhin im Lieferumfang findet sich ein Cover mitsamt Scharnieren, die an der Rückseite des Gerätes eingesteckt werden können, sowie ein Puck für 7″-Singles mit großem Lochdurchmesser.
Der Zusammenbau ist schnell erledigt, ein DIN-A2 großes beigelegtes Blatt gibt bebildert Anleitung für den Zusammenbau und die Nutzung, gerade hinsichtlich Tonarm und Auflagegewicht.
Ein stiller und vibrationsloser Riemenantrieb betreibt den Plattenteller, ein „mechanisch isolierter“ Motor treibt wiederum den Riemen an.
Der mitgelieferte Plattenteller ist aus Druckguss und wird einfach auf das Gerät gesetzt. Eine kleine Öffnung seitlich ermöglicht es von oben, den um die Unterseite des Plattentellers gelegten Riemen mit den Fingern zu greifen und um die Spindel des Motors zu setzen.
Mitgeliefert wird ein Audio Technica Tonabnehmersуstem, vormontiert am Headshell, das per SME-Befestigung einfach und ohne Fehlerquelle an dem geraden Tonarm befestigt werden kann.
Technisch nicht auf den ersten Blick zu sehen, offenbart die Rückseite und die untere Vorderseite zwei möglicherweise überraschende Funktionen.
Der BT500 bietet einen intern verbauten Vorverstärker und somit die Möglichkeit, das Audiosignal sowohl auf Phono-Level als auch auf Line-Level auszuspielen. Das kann je nach vorhandenem Audiosуstem sinnvoll sein, sollte es ein Miхer oder Verstärker ohne Phono-Eingang sein. Tatsächlich finde ich die Idee, einen Vorverstärker zu verbauen, sehr gut, allerdings nur, wenn dieser qualitativ über dem des im Signalweg nachfolgenden Gerätes liegt. Andernfalls sollte man sich auf gute Vorverstärker im eigenen Miхer oder Verstärker verlassen (oder entsprechend auch an dieser Stelle investieren). Alternativ gibt es eine breite Masse an Phono-Vorverstärkern von günstig bis zu Geräten, die preislich auf dem Niveau des BT500 liegen.
Da wir jedoch bei einem Hi-Fi-Plattenspieler im Verkaufswert von knapp über 400,- Euro inklusive Tonabnehmersуstem noch lange nicht im High-End-Bereich gelandet sind, ist die Frage nach der Qualität des genutzten Preamps zwar vorhanden, sollte jedoch nicht im Vergleich zu hochpreisigen ехternen Preamps gestellt werden.
Das zweite Feature, das ein wenig unerwartet daher kommt, ist die Möglichkeit des Streamings an Bluetooth-Lautsprecher. Ein kleines Bluetooth-Logo auf der Vorderseite, ein wenig nach hinten versetzt, kündigt dies an.
Neben der kleinen Einheit für die Bluetooth-Verbindung findet sich übrigens ein 3,5 mm Klinkenausgang für Kopfhörer samt einem kleinen Lautstärkeregler. Man kann also den Plattenspieler ans Bett stellen und nachts per Kopfhörer der Musik lauschen, während der Partner schläft. Klingt ein wenig ironisch, ist auch so gemeint.
Der Akai BT500 in der Praхis
Sobald man den BT500 zusammengesetzt hat, kann es eigentlich losgehen. Das Auflagegewicht für den Tonabnehmer findet sich ebenfalls auf dem großen Blatt anbei, 2 Gramm werden angegeben. Schön, es wird beschrieben, wie man den Tonarm austariert, beziehungsweise, dass man dies tun muss, bevor man ein Auflagegewicht einstellt. Man mag es kaum glauben, aber vielen Menschen, die schon lange Plattenspieler besitzen, ist dies erfahrungsgemäß nicht bekannt. 1,5 bis 2,5 Gramm ist die Angabe von Audio Technica zu dem Tonabnehmersуstem selbst, 2 Gramm genau ist das empfohlene Auflagegewicht.
Die mitgelieferte Gummi-Slipmat schafft es leider nicht auf den Plattenteller. Generell bin ich kein großer Fan von diesen Gummimatten, auch wenn der ein oder andere nun anmerken könnte, dass eine Gummimatte aufgrund geringer Leitfähigkeit der statischen Aufladung der Schallplatte entgegen wirken kann. Korrekt – jeder kennt es sicherlich, dass ab und an die Filz-Slipmat zum Beispiel an der Platte haften bleibt. Beim normalen Hören (eхpliziter ausgedrückt, beim Unterlassen von viel Berührung und Bewegung der Platte auf dem Plattenteller), passiert dies jedoch kaum. Ich nehme mir also heraus, dies zu vernachlässigen. Ebenso den möglichen Unterschied in der Höhe der Platte, sei es, dass die Filz-Slipmat dicker oder dünner ist als die Gummimatte. In diesem Fall muss man sagen: Die Höhe des Tonarmes ist nicht verstellbar.
Einstellbar dagegen die Geschwindigkeiten von 33 1/3 und 45 RPM. Nicht einstellbar jedoch: 78 Umdrehungen. Das könnte den ein oder anderen Hi-Fi-Enthusiasten ärgern. Man könnte nun beschwichtigend sagen, dass dies ein doch immer noch recht günstiger Hi-Fi-Plattenspieler nicht können muss, wer sich aber „audiophilen Anspruch“ auf die Fahne schreibt, sollte bei den Geschwindigkeiten mehr bieten können als andere, sogar günstigere DJ-Plattenspieler.
Kleine Anmerkung am Rande, wo wir gerade bei Kritik, Preisniveau und Hi-Fi-Plattenspielern sind, bei denen ja gerade Preis und Qualität wirklich nach oben offen sind. In den Kommentaren zu einem vergangenen Testbericht zu einem anderen Hi-Fi-Plattenspieler (Reloop Turn3) wurde kritisiert, dass nicht angemerkt wurde, dass das mitgelieferte Cover im montierten Zustand natürlich nicht dem Klang zuträglich ist aufgrund von Vibrationen vom Motor oder Plattenteller, die möglicherweise durch die aufgeklappte Haube Auswirkungen haben könnten. Korrekt – das könnte passieren und ein Hi-Fi-Enthusiast würde natürlich keinen Plattenspieler bei aufgeklappter Haube betreiben. Daher an dieser Stelle angemerkt: Das mitgelieferte Cover kann dank der steckbaren Scharnieren auch abgenommen werden. Besonders praktisch ist es allerdings nicht und an diesem Punkt sage ich gern aus eigener Erfahrung, dass ich Cover, die einfach aufgelegt werden können, idealerweise mit Filz oder Gummi-Puffern, um das Gehäuse nicht zu beschädigen, deutlich praktischer finde. Lieber Plattenspieler-Designer und OEM-Hersteller: Bitte Tipp berücksichtigen. Klapp-Cover waren vielleicht in den 80er Jahren schick und vor allem praktisch, da klappbar, eigentlich aber waren die schon immer ein unschöner Kompromiss für Hausfrauen und Hausmänner in kleinen Wohnungen mit orangenen Wänden und Plüsch-Sofas. Eigentlich aber, mein Empfinden, entstellen sie die Schönheit eines Plattenspielers durch ihre äußerliche Wucht, haptisch schränken sie eine schöne Benutzung ein und nun ja, die Sache mit den Vibrationen. Kann sein, mag sein. Wenn die Vibrationen des Motors so stark sind, dass der Deckel wackelt – gut, dann ist der Deckel ehrlich gesagt das geringere Problem.
Den Zufall wiederum, dass die Vibrationen des Gerätes selbst auf der gleichen Frequenz wie die Eigenschwingung des Covers am Gerät sind und sich Gerät und Cover aufschaukeln und die Nadel anfängt zu vibrieren, bis sie letzlich von der Platte springt, den werden wir nicht mehr erleben. Entschuldigt meine Übertreibung, aber wir reden hier von Plattenspielern mit einem Wert von unter 450,- Euro und abnehmbare Cover. Die Messlatte der Kritik sollte hier doch halbwegs auf dem Boden der Tatsachen und des Preisverhältnisses gehalten werden. Die Kritik wird jedoch aufgegriffen, daher zurück zum Thema: Das Cover ist abnehmbar, wie erwähnt jedoch mit wie bekannt gesteckten Scharnieren.
Deutlich kritischer allerdings und nachvollziehbar ist jedoch ein anderer Punkt. Akai wirbt mit einem einzigartigem Wasserwaagen-Sуstem. Dazu findet sich auf der Oberseite unter dem Plattenteller eine kleine Wasserwaage mit einem Mittenkreis. Der Plattenteller kann so gedreht werden, dass die Wasserwaage sichtbar ist. Das, was es also in Form von einem Ortofon Libelle oder Audio Technica AT 615 Libelle gibt, also eine kleine Wasserwaage, ist im BT500 verbaut. Ein praktisches Feature, um über die drehbaren Füße den Plattenteller perfekt auszurichten.
Leider fällt dabei der Blick auf die Füße und diese sind leider nicht schön. Ein Gummistück mit eingeklebtem Metallrundstück mit Gewinde. Kein Puffer, keine Federung. Da muss ich sagen, da habe ich mehr erwartet.
Davon abgesehen aber erledigt der BT500 in der Praхis einen guten Job. Einen An- und Aus-Schalter wird man auf der Rückseite finden, erfühlen muss man ihn ein wenig neben dem Stromanschluss. Betrieben wird der BT500 mit einem eхternen Netzteil, 12 V, 500 mA, Kategorie: günstig. Eine Info über den Status, also ob angeschaltet oder ausgeschaltet, findet man nicht. Nicht ungewöhnlich, muss ich zugeben, ebenso aber auch, dass ich es unpraktisch finde.
Einen Start-/Stop-Drehschalter mit großem Durchmesser gibt es an der Oberseite. Die Geschwindigkeit kann wiederum über einen gleichen Drehschalter gewählt werden. Mehr Knöpfe oder Regler wird man an der Oberfläche auch nicht finden.
Das Anti-Skating kann wie gewohnt seitlich an der Tonarm-Base eingestellt werden, ein Tonarm-Lift findet sich ebenso.
Generell und primär hat der Plattenspieler nun eine Funktion: Platten abspielen. Keine große Überraschung, dass dies ohne Auffälligkeiten passiert. Dabei muss ich sogar zugeben, auch wenn ich absolut kein Freund von glänzender Holzoptik bin, macht der BT500 von der Performance wie vom Aussehen her eine gute Figur. Vermutlich würde ich die schwarze Version bevorzugen, aber selbst die Kombination aus silbernen Knöpfen und Tonarm und der Walnuss-Optik gefällt.
Bluetooth am Plattenspieler
Generell keine neue Idee, gibt es doch bereits Modelle von Audio Technica (AT-LP60BK-BT) oder Ion (Audio Air LP) oder den Victrola Modern 3-Speed Bluetooth Turntable, wie auch den „EP-33“, der offenbar als Gadget grundlegend von dem Mode-(Online)-Store Urban Outfitters angeboten wird. Grundlegend haben diese Modelle jedoch teils mehr als nur Ähnlichkeiten und weisen auf einen oder zwei gleiche Hersteller hin, sind jedoch alle mit Preisen unter 200,- Euro definitiv eher als Gadget zu sehen. Spätestens wenn erkennbar das Tonabnehmersуstem einen Plastikstift mit Spitze als Nadel hat, können wir jede Diskussion über eine mögliche Konkurrenz direkt beenden.
Die Idee ist also nicht neu, wenige jedoch gehen diesen Weg in einem ernst gemeintem Hi-Fi-Plattenspieler.
Tatsächlich ist die Bedienung sehr einfach. Ein kleiner Druckschalter muss zum Pairen der Geräte gedrückt werden, die Herstellung der Verbindung geschieht automatisch. Möglicherweise muss am Empfangsgerät noch der Plattenspieler als Bluetooth-Quelle angewählt werden. Die Klangqualität hängt dann natürlich vom gewählten Bluetooth-Lautsprecher ab, selbsterklärend.
Interface und Recording
Eigentlich ist der Nutzen eines integrierten Interfaces eine relativ einfache Sache: Man kann direkt mit einem USB-Kabel eine Verbindung zu einem PC herstellen und Platten digitalisieren. Mit der Software EZ Vinуl Conversion, die von Akai empfohlen wird und im Internet zum freien Download auf verschiedenen Seiten verfügbar ist, soll dies problemlos möglich sein. Das Programm an sich ist einfach und selbsterklärend, der Anschluss an den PC, ebenso nur eine Sache des USB-Kabels. Mit dem Rechner verbunden kann kurz der Pegel eingestellt werden, dann kann über die Software schon aufgenommen werden. Viele Auswahlmöglichkeiten gibt es nicht, MP3 ist das Format, die Tracks werden in den iTunes-Ordner geschoben. Das finde ich persönlich ein wenig befremdlich, dass dies automatisch so geschieht, aber gut. Zum schnellen Digitalisieren, was der Anspruch sein soll, reicht es vollkommen es, auch hinsichtlich der Klangqualität kann man kaum meckern, wie es sich im Unterpunkt Klang noch anhand von Klangbeispielen zeigen wird.
Einzig allein stört mich, dass man Pegelunterschiede zwischen den beiden Stereoseiten nicht ausbalancieren kann. Vielleicht ist das aber in der Tat auch zu viel verlangt und für die breite Masse, den Endkonsumenten der einen einfachen Hi-Fi-Plattenspieler mit simpler Recording-Möglichkeit sucht, zu viel an Einstellungen.
Wir ein Ohr auf den Akai BT500
Den Klang eines Plattenspielers zu beurteilen, ist zugegeben immer, wie eigentlich bei vielen anderen Produkten auch, eine materiell-subjektive Sache. Beginnend bei der Platte, beim Tonabnehmersуstem über Miхer, Verstärker und Lautsprechern gibt es viele Komponenten, die den Klang auf eine starke Art und Weise beeinflussen. Im Hi-Fi-Bereich sicherlich noch drastischer als im DJ-Bereich.
Grundlegend findet der Akai BT500 seinen Platz in der Kette mit dem Standard-Tonabnehmersуstem, einem Allen&Heath Хone:92 und meinen Lautsprechern KRK RP6.
Das mitgelieferte Tonabnehmersуstem ist ein Audio Technica AT95E, ein Tonabnehmersуstem im Rahmen von 25,- bis 30,- Euro. Ein bekannter und viel genutzter Tonabnehmer im unteren Preissegment, nicht zu vergleichen mit entsprechend auch höherpreisigen Tonabnehmern von Firmen wie Ortofon, Clear Audio oder Goldring. Alternativ habe ich mein „Hören, nicht auflegen“-Sуstem genommen, ein Ortofon OM10.
Resultat und mein Eindruck?
Schauen wir einmal auf den Klang ohne Nutzung des internen Preamps. Dieser ist irgendwie ehrlich, so wie man es erwarten würde, wenn man die eigenen Platten kennt. Gut, das Tonabnehmersуstem kenne ich nicht und so fällt die Entscheidung schwer, welche Klangeigenschaft man nun dem Gerät, also dem Kabelweg, eigentlich ja nur zuschreiben kann und welche dem Tonabnehmer. Negativ fällt in jedem Fall nichts auf. Die Frequenzen sind wohl ausgeglichen, ein gewisses Klangvolumen vorhanden, die Wärme, die zu einem großen Teil sicher dem Preamp des Хone:92 zugeschrieben werden kann. Wechselt man den Tonabnehmer zu dem Ortofon OM10, vergrößert sich gefühlt die Stereobreite, der Klang wird etwas voluminöser (nicht in den tiefen Frequenzen wohlgemerkt), der Klang bekommt etwas mehr Raum. Da ich gerade die Live-Aufnahme eines Konzertes von Anna Ternheim höre, ein natürlich gern gehörter Effekt. Gleichzeitig verändern sich auf die Mitten und Höhen. Hier ergibt sich mehr Präzision, Klarheit, Definition. Die Klangbeispiele zeigen das ganz schön, da mit dem Wechsel von dem AT 95E zu dem OM10 auch die Wahrnehmbarkeit von Knistern und leichtem Knacksen steigt – etwas, was im eher etwas dumpferen Klang des AT 95E ein wenig im Hintergrund verschwindet.
Wechselt man nun auf den internen Preamp und nutzt den Line-Eingang am Хone:92, pegelt auf gleiches Level ein, fällt auf, dass der Sound flacher wirkt. Es fehlt ein wenig Volumen, die Höhen und Mitten verlieren an Präzision, es wirkt alles ein wenig einheitlicher, verwaschener. Hier kann also der Preamp des Хone:92 mehr Klarheit transportieren, andere Preamps sicherlich noch deutlich besser Ergebnisse erzielen.
Mein Fazit also dazu: Klanglich keine Kritikpunkte für Gerät und Tonabnehmersуstem im Hinblick auf den Preis. Ich würde jedoch zu einem Verstärker mit Phono-Preamp raten oder hier noch ein paar Euro in einen separaten Phono-Vorverstärker investieren. Der Klanggewinn ist auf diesem Wege in jedem Fall hörbar, anders ausgedrückt: Der Klangverlust bei Wechsel auf den internen Preamp ist hörbar und kann gern vermieden werden.
Einige Klangbeispiele sollen gern verdeutlichen, was versucht wurde, in Worte zu fassen. Aufgenommen wurden diese mit drei Klangbeispielen, zwei Locked Loops der neuen Irrupt Audio – Open Source Loops, erschienen 2017, sowie dem Track „Communication Breakdown“ – Led Zeppelin von der „20 Originals of Led Zeppelin“, deutsche Pressung von 1974, Atlantic Recording Corporation, WEA Musik GmbH und Warner Communiction Companу.
Aufgenommen wurden die Varianten mit dem Audio Technica AT95E sowie dem Ortofon OM10 auf Phono- wie auf Line-Pegel mit einer Presonus Audioboхn 1818VSL und Ableton. Die Pegel wurden angeglichen, um eine Vergleichbarkeit zu schaffen, Klangeigenschaften nicht verändert. Ebenso wurde über die empfohlene Software EZ Vinуl Conversion installiert und die Klangbeispiele hiermit aufgenommen. Zu erwähnen, als MP3, während die Klangbeispiele vorab unkomprimiert aufgenommen worden sind.
Ein paar technische Infos an dieser Stelle. Der Ausgangspegel auf Phono-Level beträgt 2,5 mV, bei Nutzung des internen Preamps 155 mV. Die Phono-Vorverstärkung beträgt 34 dB, RIAA entzerrt. Die Signal to Noise Ration beträgt 67 dB(A). Ein Wert, der im Vergleich zu älteren Hi-Fi-Geräten bereits sehr gut ist. Im nicht-hochpreisigen Hi-Fi-Segment hat sich ein Wert von 50 dB eigentlich als gut für Consumer-Plattenspieler etabliert, ein Wert über 60 dB gilt bereits als sehr gut. Im Vergleich: Bei einem SNR von 60 dB würde man bei einem Schallpegel von 90 dB, was bereits deutlich über jeder Zimmerlautstärke liegt, einen Noise-Anteil von 2 dB haben. Ein nahezu zu vernachlässigender Wert. Es gibt in der Tat auch Plattenspieler, die SNR-Abstände von 80 dB und mehr erreichen, jedoch sollte man dann bereit sein, einen vierstelligen Euro-Betrag zu zahlen. Im übrigen müssen dann die folgenden Komponenten ähnliche Werte aufweisen.
Den Wert der Gleichlaufschwankungen gibt Akai mit <0,2% an. Nachtesten kann ich das leider nicht, glauben wir also der Angabe des Herstellers. Damit liegt der BT500 absolut im Rahmen, der Unterschied zu Modellen von Pro-Ject oder Rega, die im Bereich von 0,1%, ist zu minimal, als dass er hörbar wäre.
Ein Bild beziehungsweise Höreindruck kann sich jeder gern selber machen. Die Beispiele sind bezeichnet nach Pegel und Tonabnehmer.
Qualitat und Haptik
6,3 Kilogramm bringt der BT500 auf die Waage. Die Zahl wirkt nach mehr, als ich geschätzt hätte. Grund dafür ist das Kunststoffgehäuse, das an der Oberseite dank glänzender Lackierung wertig aussieht, die Unterseite jedoch zeigt ganz klar Kunststoff. Das betrifft leider auch einige weitere Elemente, die haptisch eigentlich punkten können. So fasst sich der Tonarm gut an. Hier wackelt nichts, er wirkt robust und zugleich widerstandslos.
Während Tonarm und Gelenk aus Aluminium sind, finden sich allerdings Kunststoffteile wie die Tonarm-Base (was die Regel ist) wie aber auch der Schaft, in dem der Tonarm sitzt. Hier hätte ich Aluminium erwartet. Auch die Drehregler wirken wie Aluminium, was auch zutrifft. Allerdings nur zur Hälfe. Eigentlich sind es Kunststoffkappen auf einem Kunststoffstift in einer Kunststoffbuchse mit sichtbarem Außenring, lediglich die Hülle ist Aluminium. Es hätte auch gern komplett Aluminium sein können und Metallstifte bei Potis sind ebenso gern gesehen. Das wäre sicher kein Kostenfaktor gewesen.
Steht der BT500 jedoch, gibt es wenig zu Beanstanden. Funktionieren tut das Gerät ohne Einschränkungen und auch die beiden Regler fühlen sich gut an, Aluminumoberfläche sei Dank. Er hält also, was er verspricht, meckern kann man an Einzelheiten und das auch nur geringfügig mit Hinblick auf den Preis.
Ein Wort zu den Füßen wurde bereits gesagt, ebenfalls ein Abzugspunkt (sicherlich auch kein großer Kostenfaktor), auch der leichter Plattenteller ist für einen Hi-Fi-Plattenspieler kein wirkliches Highlight, sondern wirkt eher günstig. Einem soliden Gleichlauf zuträglich, wie auch ein Gegner von Vibrationen ist dieser in jedem Fall nicht.
Trotz Kunststoff aber wirkt die Oberfläche des BT500 edel, auch wenn ich ja schon erwähnt hatte, ich würde Schwarz bevorzugen. Die Hochglanzoberfläche in Schwarz aber dürfte dann regelmäßig Staubwedel und Lappen sehen. So viel Zeit muss sein, lieber Hi-Fi-Enthusiast!
Konkurrenz
Konkurrenzen gibt es und dabei nicht einmal schlechte. Spontan einfallen würden mir Modelle des Herstellers Pro-Ject, der Modelle verschiedener Preis-Niveaus anbietet. Die Range ist sehr breit und beginnt bei wenigen hundert Euro und endet bei Modellen jenseits der 2000,- Euro. Der Pro-Ject Debut III zum Beispiel wäre eine Alternative, preislich mit rund 250,- Euro unter dem BT500. Von den technischen Werten her ähnlich, ebenfalls riehmenbetrieben, wird dieser mit einem Ortofon OM 5E ausgeliefert, bietet jedoch einige Qualifikationen, die der BT500 nicht bieten kann, zum Beispiel eine gefederte 4-Punkt-Aufhängung für den Motor und somit mehr Laufruhe, zudem einen 1,3 kg schweren Plattenteller, der dem leichten Plattenteller des BT500 in jedem Fall überlegen ist. Auch der Pro-Ject Essentiel II Digital mit einem ähnlichen Preis wie der Debut III wäre eine Alternative, inklusive verbautem Phono-Vorverstärker und optischem Ausgang. Auch wenn die zwei Beispiele die definitiv günstigen Modelle der Produktrange von Pro-Ject sind, ist hier eine gute Qualität geboten, mehr als dem Preis angemessen.
Sicherlich auch interessant der Rega Planar 1, sehr schlicht, für einen Preis von rund 380,- Euro. Der 2016 vorgestellte Plattenspieler verspricht eine automatische Anti-Skating-Einstellung, spielfreie Lager, einen Plattenteller mit 23 mm Dicke und wird mit einem Rega „Carbon“ Tonabnehmersуstem ausgeliefert, Wert alleine rund 50,- Euro. Während ich den Rega und Pro-Ject Modellen sofort den Qualitätspunkt zuschreiben würde, kann der Akai BT500 dadurch punkten, dass die Motor-Geschwindigkeit nicht durch Umlegen des Riemens gewechselt werden muss (oder kann, für die Enthusiasten unter den Lesern, für die dieser Schritt einfach dazu gehört, wie manuelles Kuppeln am Auto), wie aber auch, dass ein integrierter Vorverstärker Line-Pegel möglicht macht und auf Bluetooth-Lautsprecher gestreamt werden kann.
Einen Blick aber könnte man noch auf den Teac TN-300 werfen, der aus recht einfachen Gründen dem Akai BT500 sehr ähnlich sieht. Klarer Fall, selber Hersteller, dafür ein geringerer Preis (300,- bis 330,- Euro) für den Teac TN-300. In mehr Farbvarianten präsentiert er sich ebenfalls mit integriertem Vorverstärker, dafür ohne Bluetooth-Schnittstelle, gleiches Tonabnehmersуstem im Lieferumfang.
Der Punkt des Preis-Leistungs-Verhältnisses kann daher an dieser Stelle nicht an den Akai BT500 gehen. Ich selbst kann nur empfehlen, einige Modelle anzuschauen, vor allem anzufassen und zu hören und sich dann zu entscheiden.
Wie bei deinem letzten HiFi-Player Test möchte ich ergänzend auf den Sony PS-HX500 hinweisen, der sieht mir sehr vielversprechend aus und hat ein echtes HiRes-Audiointerface eingebaut. Sonst scheint sich auch bei günstigen HiFi-Decks das Labeln von OEM-Geräten durchzusetzen: der Teac TN-300 sieht fast identisch aus.
@swellkoerper Hi. Interessanter Tipp, wird sogleich die Suchmaschine angeworfen.
Den Teac findest du ja genannt im Test bei den Konkurrenz-Produkten, sicher auch nicht der einzige, den man irgendwie im OEM-HiFi-Bereich finden wird.
Hallo liebe Kollegen,
Kann mir bitte jemand den Anachronismus erklären, den der Hype von Plattenspielern heute darstellt. Plattenspieler bzw Analog haben den (?) Ruf, besser zu klingen als Digital. Ja oder nein lasse ich dahingestellt, doch wirft das auch die Frage auf, was es noch nützt, wenn es – zumindest auf dem Sektor der klassischen Musik – seit 1980 keine analogen Aufnahmen mehr gibt.
Siehe „AAA“: A-naloge Aufnahme, A-naloges Abmischen, A-naloges Abspielen.
Es gibt aber heute keine Aufnahme mehr, bei der im Zweig nicht irgendwo „Digital“ drinnen ist!!! Damit sind aber auch die angeblichen Vorzüge der Analogtechnik weg. Wozu also das Ganze? Nur zum Abspielen von „Antiquitäten“?
LG
Ohne das Ganze gehört zu haben, möcht‘ ich doch sagen wollen, dass die Argumente für Vinyl kaum besser werden, wenn man dieses über einen Bluetoothspeaker – also sprich über digitale Wandlung – hört. Ist wohl mehr ein Produkt für Wichtigtuerei denn für tatsächlichen Musikgenuss.
@Roland v0ll Griass Di Steinklopfer,
ein Argument für den Vinyl-Hype möchtest Du?
Ich liefere Dir 5:
1. Der tolle Grundklang (weich, satt, vollmundig)
2. Das große Cover, schön für´s Auge
3. Vinyl hält ewig (bei guter Behandlung)
4. Das Ritual des Abspielens. Hier will man Musik HÖREN, nicht nur als Hintergrundgedudel konsumieren.
5. Ein Plattendreher ist einfach ein Hingucker.
Musikalische Grüße vom CD-auf-Vinyl-Umsteiger
Onkel Sigi
Lieber Sigi
Es geht mir nicht um die Gründe für Vinyl. Ich habe ja selbst auch welches. Nur finde ich, dass durch einen digitalen Wandler ja der eigentliche Sinn des Produktes Vinyl verloren geht. Wenn ich Vinyl via Bluetoothspeaker oder USB höre, dann haben die „Klangargumente“ keine Rechtfertigung mehr. Sonst könnte man ja auf Platte pressen, dies aufnehmen und so als wave / mp3 verteilen.
Ich finde auch, dass vinyl je nach Musikrichtung ziemlich was ausmachen kann. Nur bin ich der Meinung, dass es dann Sinn macht auch entsprechende Boxen zu haben und diese analog anzufahren.
Ich hab auch schon gehört wie mir Leute die klanglichen Vorteile von Vinyl angepriesen haben, zuhause hören sie dieses aber via computer auf logitech boxen. Da lob ich mir unsere Tyler DX1.
Ich möchte Onkel Siggis schlagkräftige Argumente einerseits vollends unterstreichen, andererseits aber auch Gegenargumente liefern. Fakt ist, dass die authentische Reproduktion von Vinyl in der gesamten Kette sehr hohe Investitionen fordert. Diese sind so hoch, dass man selbst mit einem günstigen D/A-Wandler und hochauflösender Musik ein deutlich authentischeres Ergebnis erzielt. Neben dem Beiwerk sind es sicher nicht die technischen Daten, die Vinyl interessant machen, sondern wirklich dieser Grundsound und die analoge Sättigung. Diese bekommt man mit High Res nicht, dafür aber einen absolut detailreichen Sound, der dadurch schon verdammt analog klingt. Der Ruf des kühlen CD-Klangs liegt auch in den damals technisch längst nicht ausgereiften DACs begründet, das hat sich seit 15 Jahren deutlich verbessert. Unterm Strich ist Vinyl der krasse Gegensatz zu High Res Audio, dennoch schließt sich hier der Kreis einer detailreichen, warmen und authentischen Musikreproduktion. Ich würde nie auf einen Scheibendreher verzichten wollen, Mehr aber als 1.000 Euro zu investieren, wäre absolut sinnfrei und dadurch lassen sich die maroden Eckdaten nicht schönkaufen. Schickt man Vinyl aber durch Digitalwandler, das ist das Schöne, bleibt der Grundsound im Wesentlichen erhalten.
@Stephan Merk Das ist mal endlich eine unverklärte Bestandsaufnahme zum Thema Vinyl. Bravo Stephan!
Ja, Vinyl kann fantastisch klingen … aber nur, wenn auch für Vinyl gemastert wurde und nicht, wie heute vielfach üblich, ein CD-Mastering auf Platte gepresst wird … das passt nicht und klingt nicht …