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Test: AKAI S S3000 Studio-Sampler

Der neue AKAI-Standard

1. Februar 1999

Zusätzlich zum folgenden Test aus dem Jahr 1996, gibt es mittlerweile einen aktuellen GREEN BOX REPORT zur AKAI-S3000 Serie. Diesen finden Sie HIER

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Als Nachfolger des legendären S1000 gilt AKAI´s S3000-Serie, die von 1993 bis 1997 in verschiedensten Ausführungen auf den Markt gebracht wurde. Auch heute noch sind Vertreter der S3000-Serie weltweit in vielen Studios anzutrefen. Die Bedienung ist einfach, der Sound neutral und studiotauglich.

Wir werfen nochmals einen Blick auf den S3000 im Vergleich zu seinen direkten Vorgängern S1000/S1100, die ebenfalls noch oft auf dem Gebrauchtmarkt zu finden sind.

Das Outfit des AKAI S3200

Erinnern wir uns und werfen zunächst einen Blick auf das Äußere unseres Probanten. Auffälligste Änderung neben dem nun etwas rundlicher gestalteten Display und dem in schweinchenrosa leuchtenden Rec-Level Regler ist sicherlich das Fehlen des Cursor-Rads, das den vier Cursor-Tasten weichen mußte. Das Cursor-Rad war ja zweifelsohne das am hitzigsten diskutierte Element der S1000/1100 Oberfläche, fluchten doch viele über unendliche Kurbel-Orgien, während andere gerade die Flexibilität dieses Mediums schätzten. Ich persönlich war und bin kein großer Freund des Cursor-Rads, kann aber inzwischen gut damit leben, die Tasten-Variante gefällt mir jedoch deutlich besser. Ohne Probleme läßt es sich mit ihr über den Bildschirm manövrieren. Wenig geschickt finde ich jedoch, dass man nun zum Anwählen der einzelnen Dezimalstellen die rechts unten auf dem Bedienfeld gelegenen +/- Taster betätigen muß. So sind also beim S3000 gleich drei Elemente zu bedienen, um einen einzigen Parameter zu verändern. Beim S1000/1100 waren es derer nur zwei, und die lagen auch noch direkt nebeneinander – meiner Ansicht nach ergonomisch günstiger.

Frei von Fragen des persönlichen Geschmacks fällt hingegen die Betrachtung des Hinterteils unseres Prüflings aus: In gewohnter Manier fanden wir hier die acht frei zuweisbaren Einzelausgänge in unsymmetrischer Klinkenausführung sowie die zwei Stereo-Master-Outs, einmal als Klinke unsymmetrisch und einmal als XLR symmetrisch vor. Weiterhin zieren die drei obligaten MIDI-Drillinge die Rückfront. Ein zweiter Blick verriet dem Tester dann, weshalb ihm die Vorderseite des S3000 so seltsam aufgeräumt vorkam: Die Sample-Inputs (Klinke und XLR) sind nämlich auf die Rückseite des Samplers gewandert. Ob das eine weise Entscheidung der Akai-Ingenieure war, wage ich zu bezweifeln, denn nicht jeder, der einen Akai-Sampler benutzt, ist unbedingt der Ober-Profi, der seinen Sampler ohnehin nur „am Pult“ betreibt und ihn von daher nur einmal im Rack verkabeln muß. Ich stecke jedenfalls auch gelegentlich mal „einfach nur so“ ein Mikrofon in meinen S1000 und sample darauf los – ohne Pult, ganz unprofessionell! Wer jetzt meint, die nun konstruktionsbedingten Gymnastikeinlagen wären der körperlichen Konstitution förderlich, irrt leider gewaltig, denn im Zuge der akaischen „Wanderlust“ hat die Kopfhörer-Buchse inzwischen ihren Platz auf der Vorderfront eingenommen, sehr gut. Das „Mehr“ an Bewegung durch die rückwärtigen Sample-Ins und das „Weniger“ an Gymnastik durch die nun frontal zu nutzenden Headphones durften sich also die Waage halten…

Innenansichten der AKAI Studiosampler

Im Gegensatz zu den alten Akais bot der S3000 die damals standesgemäße 32stimmige Polyphonie. Die A/D-Wandlung nahm der Neue wie gewohnt mit 16Bit vor – allerdings inzwischen mit 64fachem Oversampling. In die andere Richtung wandelt der S3000 mit 20Bit über die Master-Outs und mit 18Bit über die Einzelausgänge. Intern erfolgte die Signalbearbeitung mit beeindruckenden 28Bit. Hinsichtlich der Samplefrequenzen blieb alles beim alten, der S3000 beherrscht die bekannten 44.1kHz und 22.050kHz. In der Abteilung „Gewürzmenagerie“ wartet der S3000 mit einer ansehnlichen Zahl von Effekten zur Sound-Veredelung auf. Im einzelnen sind dies: Echo, Delay, Pitch Shifter und Chorus, wobei einige dieser Effekte (z.B. Chorus) bis zu fünf Stimmen für sich beanspruchen, der S3000 war dann also „nur“ noch 27stimmig polyphon. Leider hat man dem S3000 keine Hall-Agorithmen spendiert, für die späteren XL Versionen stand dann allerdings ein Multieffektgerät mit der Bezeichnung EB16 zur Verügung, welches dieses Manko behob. Im S3200 befand sich jedoch schon damals ein Hallalgoritmus, der jedoch keine besonders hohe Qualität bot und nicht einmal an den Hall im Vorgänger S11000 heranreichte. Die restlichen Effekte im S3000 sollte man aber dennoch nicht verschmähen, sie sind allesamt von guter Qualität. Allerdings machten sich bei einigen Parametern Real-Time Veränderungen mit deutlichen Störgeräuschen bemerkbar.

Filterseitig glänzte der S3000 mit einem 12dB Tiefpass mit der Fähigkeit zur Eigenresonanz. Dieses Digitalfilter leistete nun zwar auch keine „oberheimoiden“ Wunderdinge, packte aber wesentlich überzeugender zu als die etwas „geschlechtslosen“ Exemplare in den S1000/1100 Modellen. Im S3200 gingen aufgrund des zusätzlichen DSPs gleich zwei Filter (1 Tiefpass, 1 frei definierbar) zu Werke. Dieser zweite DSP ließ sich in die späterene XL Modelle auch nachrüsten. Einem 24dB Resonanzfilter stand damit nichts mehr im Wege.

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Betriebssystem

Neben der rein technischen Aufwertung ihrer Sampler brachte Akai auch die Software auf Vordermann. Neben der neuen, sehr nützlichen Online-Hilfe wäre hier in erster Linie die neue Assignable Parameter Modulation (APM) zu nennen, mit deren Hilfe sich die Modulationsquellen: Filter Cutoff, Pitch, Pan und Loudness durch diverse Controller (z.B. Mod. und Pitch Wheel, LFO1 und 2, Velocity etc.) in Realtime steuern ließen. Neu im Programm fanden wir auch das „Sectional Editing“, das die Bearbeitung von Samples nach dem „Cut, Copy & Paste“-Prinzip gestattet. Für saubere Sample-Starts und -Enden sorgt die Fade-Option, die bei Bedarf Samples sauber digital ein- und ausblendet.

As time goes by…

…hieß das leidige Lied, das so mancher S1000/1100 zu singen wußte, wenn er mal wieder däumchendrehend auf das Ergebnis des Time-Stretching wartete oder sein Sampler gerade damit beschäftigt war, ein Sample bei gut gefüllten 8MB (!) aus der Mitte seines Speichers zu entfernen. Für alle Leidgeplagten damals gab es nun frohe Kunde: Das Warten hat ein Ende! Die neuen S-Modelle warteten mit einer deutlichen höheren Rechenleistung auf. So benötigte der S3000 zum 200%igen Timestretchen eines Zwei-Sekunden-Samples etwa 20-30 Sekunden, während ich mir während der Arbeitsszeit meines alten S1000 ohne besondere Hast bequem eine Tasse Tee zubereiten konnte…

Achten sie beim Kauf eines S3000 unbedingt auf den vollen Speicherausbau, da AKAI erst ab der „i“ und „XL“ Serie Standard_Simms einführte und die AKAI Speichererweiterungen für die alten Modelle kaum mehr zu bekommen sind.

Klang-Art

Die Klangkunst der Akai-Sampler war immer schon unumstritten, nicht ohne Grund stellten die S1000/1100 Modelle den de-facto Studiostandard in Sampling-Fragen dar. Dementsprechen makellos fiel auch der Soundcheck beim S3000 aus: Beim direkten Vergleich CD-Sample mochten sich mir beim besten Willen keine nennenswerten Unterschiede offenbaren, das Ding gab wirklich genau das wieder, was man auch hineingeschickt hat. Staatlich geprüften „Fliegenhusten-Hörern“ durfte mein damaiges Werturteil ohnehin schnuppe gewesen sein, da sie sich in jedem Fall selber von den Qualitäten unseres Probanten überzeugen wollten. Der Unterschied im direkten Vergleich zum S1000 fiel meiner Ansicht nach allerdings kaum ins Gewicht, der S3000 klingt vielleicht noch etwas „durchsichtiger“ als sein Urahn. Erfreulicherweise hatte man aber den Neuen dieses unangenehme „Gezirpe“ abgewöhnt, mit dem die S1000/1100er gelegentlich den Beginn eines Samples verunstalten.

Wichtig war sicherlich auch die Kompatibilität der Sample-Bibliothek. Hier gab es jedoch keinen Anlaß zur Sorge, der S3000 verdaute vom S1000 zubereitete Kost anstandslos, wenn ich auch in einem Fall feststellen mußte, dass der S3000 den Anfang eines zweiten Samples anspielte, obwohl der Tastaturzone lediglich ein einziges Sample zugeordnet war.

MESA Remote-Software

Mit Erscheinen der XL Serie (zu der auch der S2000 gehört – auch wenn ihm das Kürzel XL fehlt) veröffentlichte AKAI eine MAC und PC-Software mit der Bezeichnung MESA. MESA erlaubt die komplette Editierung der Samples vom PC oder MAC aus. In diesem Zusammenhang erklärt sich dann auch der große Erfolg des AkAI S2000, der als Nachzügler der Serie zu einer Zeit auf den Markt kam, als die Mitbewerber AKAI bereits als Studiostandard verdrängt hatten und weit mehr Features anzubieten hatten.

Der S2000 bietet somit die selbe Technik wie seine Brüder, aber am Gerät nur eine rudimentäre Bedienung. Da MESA die Rechenpower des Sampler nutzt, lässt sich MESA selbst mit sehr schwachen Rechnern effektiv nutzen.

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Fazit

Ich mag die Akai-Sampler. Sie lassen sich problemlos bedienen, bieten sinnvolle Tools für die Sample-Nachbearbeitung – und sie klingen einfach hervorragend. Die neuen Features des S3000 waren durchgehend an der Praxis orientiert, man hatte nicht das Gefühl, dass hier nur um der lieben Technik willen blind alles Machbare hineingepfropft wurde, nur um es dann im Nachhinein als unnützen Ballast mitzuschleppen. Die S3000 Serie ist auf Grund ihrer damalig hohen Verbreitung, heute am Gebrauchtmarkt sehr günstig zu bekommen. Wer trotz Softwaresampler nach einem hochwertigen Hardwaresampler Ausschau hält, der immerhin mit hervorragenden Wandlern und Einzelausgängen aufwarten kann, dem können wir einen Sampler der S3000 Serie nur wärmstens empfehlen.

Plus

  • neutraler Sound
  • Filter mit Resonanz
  • einfache Bedienung
  • sehr zuverlässiges Studioprodukt

Minus

  • 32 Stimmen
  • Keine Standard Simms bei den alten Modellen
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Forum
  1. Profilbild
    jdrummer

    Für Drums, insbesonder Hihats ein tolles Werkzeug, selbst wenn dessen Nutzung mit unzeitgemäßen Ladewartezeiten verbunden ist.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Was hat es eigentlich mit der Betribessystem-Version 2.0 auf sich. Da das erstellen einer solchen Diskette mit erheblichem Aufwand verbunden ist (man muss einen DOS-PC mit Diskettenlaufwerk finden, der maximal win 98 drauf habe darf …), würde ich gerne Wissen, ob sich das lohnt.
    Danke schonmal!

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Sehr guter Artikel. Was mich hierzu außerdem noch interessiert: Wenn man beim S1100 ein Sample um 3-5 Halbtöne hochstimmte und es dann entsprechend wieder per Timestretching auf die ursprüngliche Länge brachte, ging das nicht ohne deutlich wahrnehmbare Artefakte. War das beim S 3000 anders/ besser?

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