Gehobenes Einsteiger-Kit von Alesis
Das neue Alesis Crimson 3 E-Drum-Kit ist in seiner Preisklasse um die 1.000,- Euro einzigartig. Es schließt die Lücke zwischen dem beliebten Einsteiger-Set „Nitro“ und dem neuen Mittelklasse-Set „Strata Core“. Doch kann es auch abseits der Hardware-Spezifikationen überzeugen? Was hat es klanglich zu bieten? Genau das wollen wir herausfinden.
Inhaltsverzeichnis
Alesis Crimson 3: Aufbau des E-Drum-Kits
Zunächst ein paar Informationen zum Rack. Dieses besteht aus vier Säulen, zwei mit einer Höhe von 72 cm und zwei mit einer Höhe von 82 cm sowie drei leicht gebogenen Querstangen von jeweils ca. 70 cm Länge. Die Querstangen werden mit Klemmen an den Säulen fixiert und an beiden Enden durch zwei Flügelschrauben gesichert. Zusätzlich verfügen sie über zwei Schlitze, die eine Eigenrotation verhindern. Dadurch steht das gesamte Rack ungewöhnlich stabil. Dazu lässt es sich selbst im bestückten Zustand problemlos von einer Person alleine verschieben.
Auch die Tom-Halterungen sind mit Rillen versehen, die ein seitliches Rotieren der Toms verhindern. Sobald die Flügelschrauben angezogen sind, sind die Toms fest mit dem Rack verbunden und bleiben selbst bei kräftigem Spielen sicher an ihrem Platz.
Die Cymbals werden mithilfe gerader Beckenarme und der gleichen Mechanik wie die Toms am Rack befestigt. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es sich um gerade Beckenarme und nicht um Galgenarme handelt. Dadurch ist die Positionierung der Cymbals etwas eingeschränkt.
Ich, als große Person mit langen Armen, habe dies für mich gelöst, indem ich die Toms vom Rack entfernt montiert habe und nicht, wie es ursprünglich gedacht war, nahezu über dem Rack schweben ließ. Somit hatte ich mit den Abmessungen des Racks keinerlei Probleme und fühlte mich trotz meiner Körpergröße in keiner Weise eingeengt.
Üblicherweise wird die Snare in dieser Preisklasse über eine Querstange mit dem Rack verbunden. Alesis hat sich beim Crimson 3 Kit jedoch für einen eigenständigen Snare-Ständer entschieden. Dieser ist äußerst stabil und flexibel. Dadurch lässt sich die Snare deutlich schneller und präziser positionieren als mit einer herkömmlichen Querstange.
Das Kit wird über eine Kabelpeitsche bzw. ein Multicore verkabelt. Lediglich das zweite Crash-Becken muss separat mit einem 6,3 mm Stereo-Klinkenkabel an das Modul angeschlossen werden. Dieses Kabel ist selbstverständlich im Lieferumfang enthalten.
Die Stromversorgung erfolgt über ein externes Netzteil mit einer Kabellänge von zwei Metern. Da hätte es meiner Meinung nach ruhig einen Meter mehr sein dürfen.
Gute und viele Pads
Wie bereits eingangs erwähnt, ist das Alesis Crimson 3 Kit in seiner Preisklasse einzigartig. Das bezieht sich vor allem auf die Pad-Konfiguration:
- 1x 8” Kick
- 1x 12” Snare-Drum
- 2x 8” Tom-Pads
- 1x 10” Tom-Pad
- 1x 12” HiHat-Pad
- 2x 12” Crash-Becken
- 1x 14” Ride-Becken
Das Ride-Becken ist in drei Zonen unterteilt und verfügt, genau wie die beiden 1-Zonen-Crash-Becken, über eine Choke-Funktion. Tom- und Snare-Pads bieten jeweils zwei Zonen, Rand und Schlagfläche. Auch die Kick-Drum ist mit einem unterfütterten Mesh-Fell bespannt.

So sieht das aufgebaute Kit ist nicht das kompakteste, aber auch nicht ausladend. Ziemlich perfekt für ein E-Drum-Set, an dem ernsthaft geübt werden soll.
Der größte Kritikpunkt am Alesis Crimson 3 E-Drumset liegt bei der HiHat. Sie besitzt lediglich eine Zone und ist, wie bei vielen anderen Einsteiger-Kits, fest mit dem Rack verschraubt. Das HiHat-Controller-Pedal wird separat auf dem Boden positioniert.
Besonders überrascht haben mich die Cymbals. Trotz der zweigeteilten Ausführung in Trigger-Zone und spielt sich vor allem das Ride-Becken überzeugend. Der fehlende Flex der Becken fällt nur gering ins Gewicht. Allerdings vermisse ich bei der HiHat die zweite Zone, die für mein persönliches Spielgefühl einen nicht unerheblichen Faktor bildet. Stickmarks sind nach einer Stunde bespielen nur in einem geringen Maße aufgetreten.

Ein schlichtes Design und eine gute Verarbeitung, dafür recht große Flügelmuttern, um die Cymbals an Ort und Stelle zu halten
Die drei Zonen des Ride-Beckens sind gut voneinander abgegrenzt. Wie üblich erfordern Rim und Bell einen stärkeren physischen Anschlag, um ausgelöst zu werden. Liegt dieser unter einer bestimmten Schwelle, wird stattdessen der Bow-Sound getriggert. Diese Schwelle ist jedoch relativ niedrig, so dass es beim Spielen nur selten zu Fehl-Triggern kam. Lediglich Swells lassen sich nicht überzeugend spielen.
Die Mesh-Pads überzeugen ebenso. Sie sind zwar recht „bouncy“, dafür aber leise und sie reagieren zuverlässig auf Anschläge. Auch die zweite Zone lässt sich problemlos bespielen. Cross-Triggering innerhalb eines Pads trat nicht auf.
Interessanterweise wurde jedoch Tom 3 getriggert, wenn ich die große Flügelmutter über dem Ride-Becken berührte. Da diese relativ groß ausfällt, kam das tatsächlich gelegentlich vor.
Das neue Crimson 3 Sound-Modul
Erst vor Kurzem hatte ich den neuen Software-Drummer BFD 3.5 zum Test auf meinem Schreibtisch bzw. Computer. Die Rechte an dieser Marke wurden vor einigen Jahren von der inMusic-Gruppe erworben. Auch Alesis gehört zu diesem Konzern, weshalb das Crimson 3 Modul mit den Sounds der BFD-Sample-Bibliothek ausgestattet wurde, doch dazu später mehr.
Der Klangerzeuger ist mit einem LC-Display ausgestattet und wird über drei Funktions-Buttons, ein Jog-Wheel und zwei Navigations-Buttons gesteuert. Zusätzlich gibt es vier Potis zur Regelung der Main-Out-, Aux-In-, Kopfhörer- und Klick-Lautstärke.
Weitere Buttons dienen der Transportsteuerung, während sechs Fader zur Anpassung der Lautstärke der einzelnen Drum-Komponenten zur Verfügung stehen. Die Fader sind doppelt belegt und können mithilfe eines Shift-Buttons die zweite Bank steuern.

Da ich das linke Crash an der linken Querstange befestigt habe, musste sich das Drum-Modul ein wenig unter der HiHat verstecken. Dies hat sich aber nicht negativ auf die Bedienung ausgewirkt.
In Zeiten von Farb-, OLED- und Touch-Displays ist das sicherlich nicht die modernste Variante. Dennoch funktioniert sie einwandfrei und ich hatte mit diesen kleinen Fadern durchaus meinen Spaß, um meine Klangvorstellungen unkompliziert umzusetzen.
Als jemand, der bereits Dutzende E-Drum-Module aus allen Preisklassen in der Hand hatte, fand ich mich in der Menüführung gut zurecht und ich fühlte mich eingeladen, mit den Sounds zu experimentieren, eigene E-Drum-Kits zu erstellen oder mich durch die 100 Play-Alongs zu spielen.
Neben den Main-Ausgängen gibt es einen 6,3-mm-Klinkenanschluss für Kopfhörer sowie einen Aux-In, über den sich beispielsweise ein Handy oder andere Geräte anschließen lassen, um zu Tracks zu üben.
Außerdem ist ein SD-Karten-Slot vorhanden, über den man Samples oder Songs importieren oder das eigene Spiel aufnehmen kann. Die SD-Karte muss dafür im FAT-32-Format formatiert sein.
Alternativ steht eine Bluetooth-Schnittstelle zur Verfügung, mit der sich Audio direkt an das Modul streamen lässt.
Wie klingt das Alesis Crimson 3 Kit?
Ich bin ehrlich: Nachdem ich das E-Drum-Kit zunächst „trocken“, also ohne Modul, angespielt hatte und erst im zweiten Durchlauf die Kopfhörer anschloss, war ich fast ein wenig enttäuscht. Nicht, weil die eingebauten Samples schlecht waren, sondern weil sich das Kit hochwertiger anfühlte, als es seiner tatsächlichen Preisklasse entspricht. Somit wurde ich an dieser Stelle wieder auf die Boden der Tatsachen zurückgeholt.
Nach einem erneuten Anspielen kann ich sagen: Das Kit klingt trotzdem gut. Man merkt deutlich, dass die inMusic-Gruppe ihre E-Drum-Reihe in den letzten Jahren ernst genommen und wieder konkurrenzfähig gemacht hat.
Die Samples aus der BFD-Drum-Bibliothek klingen voll und kräftig und fügen sich gut in einen Band-Mix ein. Mit 80 Kits und 470 Sounds gibt es eine große Auswahl für jeden Geschmack. Dennoch passen alle Sounds gut zueinander und es macht Spaß, eigene Kits zusammenzustellen und mit den internen Effekten sowie den Editier-Möglichkeiten zu experimentieren.
Lediglich etwas mehr Dynamik in den Samples hätte ich mir gewünscht, da Ghost-Notes, insbesondere auf der Snare, unrealistisch laut ausfallen.
Dafür wurde jedoch der BFD-Player als kostenlose Software für den Computer beigelegt. Über USB lässt sich das Kit unkompliziert verbinden, was klanglich einen gewaltigen Sprung nach vorne bedeutet. Das Triggerverhalten ist deutlich besser und in Kombination mit anderen Software-Drummern gewinnt das Kit nochmals erheblich an Realismus. Ein cleverer Zug von Alesis.

Eine schöne Erweiterung für alle technisch versierten Nutzer. Das Dark-Mahogany-Kit ist mit dem Kauf vom Alesis Crimson 3 ebenfalls inklusive.
Alternativen zum Alesis Crimson 3
Millenium MPS-1000
Ein Kit wie das Alesis Crimson 3, das mit drei Cymbals und vier 2-Zonen-Mesh-Pads ausgestattet ist, findet man derzeit nur in einer etwas größeren Variante von Millenium. Geboten wird ein Full-Size-E-Drum-Kit, sogar mit einer 2-Zonen-HiHat und noch größeren, voll gummierten Cymbals, die über zwei bzw. drei Zonen verfügen.
Allerdings muss man Abstriche beim Drum-Modul, beim Spielgefühl und bei der Verarbeitung machen. Ersteres lässt sich zwar mit einem Software-Drummer ausgleichen, doch am Ende steht die Entscheidung zwischen besserem Spielgefühl und ansprechender Optik.


Roland TD-07KV
Für eine etwas geringeren Kaufpreis gibt es das TD-07KV-Set von Roland. Dieses Kit verfügt zwar nur über zwei Cymbals plus HiHat, kann dafür aber mit jeweils zwei Zonen pro Cymbal und den für Roland typisch guten Sounds punkten.
Zudem ist es etwas kompakter als das Alesis Crimson 3 und eignet sich daher gut als E-Drum-Kit für die Wohnung.


Schöne Fotos. Das E-Drum Set sieht wirklich sehr edel aus. Sehr gelungen. Wenn die Pads gut sind und das Spiel gut umsetzen, bestimmt eine tolle Geschichte, wenn man entweder Sounds auf einem Laptop triggert oder später mal ein besseres Drum-Modul ergänzt.
@Markus Galla Danke dir! Das stimmt – Alesis hat kräftig nachgezogen!
Natürlich kann man in puncto Dynamik nicht die Präzision der Strata-Pads o.ä. erwarten, aber in Verbindung mit entsprechender Software und der Anpassung der Vel.-Responce ließen sich überraschend realistische Ergebnisse erzielen.
Als Schlagzeuger möcht ich mich nicht bezeichnen. Das Drumset wirkt ausgewogen. Ist die BD nicht irgendwie abschreckend, ähm winzig? Kann mir vorstellen, Drummer bekommen da entweder Klaustrophobie oder Platzangst oder wie?😅
@CDRowell Hi, das stimmt. Groß ist die BD zwar nicht – für eine Doppelfußmaschine reicht es aber.
Bedenke auch die Zielgruppe: Einsteiger/ Übe-Set. Damit soll das E-Drum-Kit kompakt ausfallen und eben nicht der traditionellen Optik eines akustischen Schlagzeugs entsprechen.
Wer hat schon den Platz, sich so einen Klopper in die Wohnung zu stellen?
Schau dir beispielsweise mal das Roland TD-27KV2 an – da ist die BD sogar ein Stückchen kleiner als beim Alesis Strata Core. Selbst beim TD-713 hat man sich dagegen entschieden.
Zum Glück gibt es ja noch genügend Alternativen auf dem Markt, die optisch realistischer gestaltet sind. Für eine Bühne/ Show finde ich so etwas ebenfalls deutlich ansprechender.
@Thaddaeus van Doesburg 😂👍
@CDRowell Hey CD! Ist doch ziemlich schnurz. Solange der Klöppel da einschlägt, ist es doch völlig egal. Kleiner eher besser als größer. Mich irritierte schon die Mode die Toms mit einer Kesselhöhe herzustellen, Völlig unsinnig bei einem E Drumset. Einfach nur umständlicher ein- und auszupacken
@Tai Sowas von richtig! Da hab ich schon zu viel um die Ecke gedacht.
Wo Du es anmerkst, wieso sehen die E-Drums denn alle so langweilig aus? Eigentlich sollten due doch die coolsten Möglichkeiten bieten, um mit unterschiedlichen Themen-Formen und Farben um die Käufersgunst zu werben…
Achtung Da bin ich Urheber!!! Oder gibt es das schon (ausser bontempi kinderdrums)?
WIe siehts denn mit Fehltriggern (bzw. falsch interpretierten Velocity-Werten) aus, die ja bei den Flagschiffen durchaus ein Problem zu sein scheinen…
aber vermutlich werden die Latenzzeiten in der Preisklasse sehr mau sein.
Gibt es überhaupt einen Latenz Vergleichstest verschiedener Hersteller ?
ATV soll ja sehr gut sein und GEWA eher mittelmäßig ( was man so hört )