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Test: Alexander Pedals Colour Theory, Gitarren Sequencer Pedal

Step-Sequencer Magie

16. Januar 2019
Test: Alexander Pedals Colour Theory, Gitarren Sequencer Pedal

Test: Alexander Pedals Colour Theory, Gitarren Sequencer Pedal

Delay, Reverb, Modulation, dann die breite Overdrive-, Distortion- und Fuzz-Palette – das dürfte es für lange Zeit gewesen sein. Klar, die Sparte für Modulation bei Effektgeräten ist breit gefächert, aber insgesamt lässt sich klar sagen: Phaser, Flanger, Tremolo, Ring Modulation, das war’s – neu erfunden wurde das Rad hierbei für lange Zeit nicht. In letzter Zeit jedoch, speziell in den letzten drei bis fünf Jahren, scheint Bewegung in das Ganze zu kommen: Viele Pedalbauer versuchen, Effektgeräte grundsätzlich neu zu denken und versuchen sich an ganz verrückten Synthesizerspielereien (aktuelle Beispiele hierfür dürften das Infinite Jets oder der Enzo von Meris sein). Inspiration holen sich die Hersteller dabei gerne bei Prinzipien und Funktionsweisen von Analogsynthesizern. Ein Prinzip, das sich hierbei verstärkt in der Welt der Pedale wiederfindet: Step-Sequencer.

Alexander Pedals ist einer der besten aktuellen Pedalhersteller. Seit dem genialen, 80s-inspirierten Super Radical Delay oder dem durchgeknallten Syntax Error weiß man, dass man es hier mit einer kreativen Schmiede zu tun hat, die mit ihren einzigartigen Designs und Synthesizer-inspirierten Schaltkreisen gerne überrascht. Der Colour Theory ist ein Step-Sequencer und Synthesizer und eine ungemein spannende Angelegenheit, die seit der letztjährigen NAMM auf dem Radar vieler Tüftler sein dürfte. Also fackeln wir mal nicht länger rum und schauen uns genauer an, was Alexander Pedals uns diesmal bieten.

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Alexander Pedals Colour Theory – Facts & Features

Optisch bewegen wir uns auf Alexander Pedals-typischem Terrain: gute, kompakte Verarbeitung und unzählige Features auf kleinem Raum. Auf dem ersten Blick muss man sich erst mal orientieren, was das Panel so hergibt, aber die Ästhetik ist wie gewohnt im Arcade-/Spielkonsolen-Bereich anzusiedeln. Die besprenkelte, glitzernde Oberfläche gefällt und ähnelt der des Alexander Pedals Space Race – farbenfroh und eigen. Buchsen und Regler stimmen und sind gut im Gehäuse verbaut. Ein Bypass- und Tap-Schalter sowie ein Softklick-Knopf in der Mitte und vier Potis – wie gesagt: Übersichtlich, doch wie wir sehen werden, ist der Colour Theory vielschichtiger, als es zunächst den Eindruck macht.

 

In Sachen Features gibt es gleich eine kleine Enttäuschung: kein Stereo. Bei Pedalen, denen ein Step-Sequencer zugrunde liegt, ist Stereo immer gern gesehen. Dafür erscheint der Colour Theory mit einer Multi-Jack-Buchse für ein Expression-Pedal. Rate, Mix, Lag und die Anzahl der Steps lassen sich hierüber verändern, alles zwar in Mono, aber immerhin. Auf der Stirnseite, neben der 9-Volt-Strombuchse, befindet sich ein USB-Port, der mitunter auch als MIDI-Schnittstelle funktionieren kann. Sehr praktisch hierbei: MIDI-Signale können z. B. über die sehr übersichtliche TouchOSC Control App empfangen werden, für die Alexander Pedals eigens ein Template entwickelt hat. Ein weiterer Beweis dafür, dass Alexander Pedals mit der Zeit geht. Damit ist ein sehr genaues Justieren der Parameter quasi im Stehen möglich, ohne dass man sich ständig runterbeugen muss. Der Charakter der Sequenzen lässt sich quasi also im Flug verändern – ein sehr schönes Feature, das die Neo-Serie von Alexander Pedals also mit sich bringt: totale MIDI-Kontrolle über den USB-Port.

Alexander Pedals Colour Theory – Panel

Gehen wir ans Eingemachte, an das Panel. Wie bereits erwähnt: Dem Colour Theory liegt ein Effektprozessor zugrunde, der über einen Step-Sequencer entfesselt werden kann. Grundsätzlich besitzt der Colour Theory sechs Modi, auf die der Effektprozessor zugreifen kann.

 

  • PIT: ein sequenzierter Pitchshifter mit einem Range von -1 bis +1 Oktave. Hierbei können sowohl Tone als auch der Pitch selbst sequenziert werden – doch das sehen wir uns im Praxisbeispiel genauer an.
  • FLT: Hier kann ein Filter in seiner Frequenz und Resonanz sequenziert und eingestellt werden. Grundsätzlich handelt es sich hier um ein Lowpass-Filter, das oszillieren kann.
  • MOD: Hier können mithilfe des Lags-Potis und dem Sequencer Vibrato- und Chorus-Sounds erzeugt werden – auch das schauen wir uns später genauer an!
  • TREM: der Tremolo-Modus, innerhalb dessen rhythmisch interessante Muster genauso gut erstellt werden können, wie Stutter Sounds etwa
  • OSC: der vielleicht spannendste Modus ist ein Synthie-Oszillator, der über verschiedene Schwingungsformen hinweg spannende Sounds erzeugen kann
  • PVM: Die „Wild Card“ des Colour Theory, ein „Synthesized Octave Effect“, der die Gitarre in einen monophonen Sägezahn verwandelt – auch hier darf man gespannt sein, was das in der Praxis alles taugt.

Allen sechs Modi liegt ein Set von Parametern zugrunde, die über die vier Regler angesteuert werden können.

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  • Rate: Hierüber wird die Geschwindigkeit des Sequencers eingestellt. Super hierbei: Kann auch über den linken Schalter eingetappt werden.
  • Steps: Das vielleicht wichtigste Feature der Sequenz. Wie viele Steps kommen in Frage? Über dieses Poti kann man zwischen 2 und 8 Steps alles in Frage kommende einstellen.
  • Mix: Auch unverzichtbar: die Möglichkeit, das Verhältnis zwischen unbearbeitetem und bearbeitetem Signal einzustellen, der Wet-/Dry-Mix also.
  • Lag: Wie sanft darf die Transition von einem Step zum nächsten sein? In niedrigen Einstellungen von Lag „springt“ das Signal von Step zu Step, während bei hohen Einstellungen ein regelrechter „Slide“ und eine fließender Übergang zwischen den Steps erfolgt.

Speziell die Rate- und Lag-Potis harmonieren interessant miteinander und können sirenenhafte Sounds erzeugen. Auffällig sofort: Eine integrierte Möglichkeit, zwischen den Modi hin und herzuschalten, gibt es nicht. Klar ist aber auch, dass die Expression-Buchse nicht nur für CC-Befehle empfänglich ist und mit einer passenden MIDI-Station auch Program-Change-Befehle empfangen kann und dies dazu führt, dass man zwischen den einzelnen Modi wechseln kann – zumindest theoretisch. Eine kompatible MIDI-Schaltstation liegt mir leider nicht vor – insofern kann das also hier nicht in der Praxis überprüft werden – auf der Rückseite des Pedals befindet sich jedoch, auch hier wieder ganz Alexander Pedals – typisch eine kleine Auflistung der Anwendungsmöglichkeiten, die für die drei Ins und Outs infrage kommen. Dabei wird auch die umfassende MIDI-Kompatibilität gelistet.

Spannend bleibt es also allemal, sich in einem ausgiebigen Praxisteil in aller Ruhe anzugucken, wie weit man den Colour Theory pushen kann – mit Gitarre, Drum Machine und Synthesizer.

Alexander Pedals Colour Theory – In der Praxis

Aufgenommen wurden die Beispiele über einen Direct-In eines Focusrite Scarlett. Wir arbeiten uns durch die einzelnen Effektmodi und schauen, wie die Potis mit den einzelnen Modi interagieren.

Fangen wir mit dem Tremolo an. Schnell wird deutlich: Zumindest in diesem Modulationsbereich hat der Colour Theory das Potenzial, ganz normale Züge anzunehmen. Doch ehe wir uns versehen, aktivieren den Random-Mode des Sequencers und erleben auch schon, wie er die Rate des Tremolos durcheinander wirft.

Gehen wir gleich zum nächsten Modus über – der OSC verwandelt die Gitarre in einen Oszillator, der auch mal ausreißen kann und sirenenhafte Züge annehmen kann. Die Sequenzen des Colour Theory kennen drei Modi: UP, UP-DOWN und RANDOM. Wir schalten im OSC-Beispiel nacheinander durch die drei Step-Modi. Speziell der letzte Modus lässt sich recht wahnsinnig an!

Der PWM-Modus verwandelt die Gitarre in einen monophonen Sägezahn, mit dessen Tempo und Sequenz wir ein bisschen rumspielen. Dann jagen wir eine Drum-Machine durch den PWM-Modus und bekommen dreckige Industrial Beats heraus.

Der Pitch-Modus des Colour Theory im randomisierten Modus lädt zu allerhand Experimenten ein. Auch hier kam eine Drum-Machine zum Einsatz, um „Bloops und Bleeps“ zu erzeugen, so wie ein monophoner Synthesizer mit gehaltenem Sustain. Auch hier drehen wir im zweiten Beispiel die Sequenz ein bisschen durch den Fleischwolf. Verrückte Sounds, ohne Frage, insofern ist das Pedal beispielsweise als Addendum neben einem Korg Minilogue absolut denkbar.

Der MOD arbeitet mit der Modulation von Delay-Zeiten zwischen 0 und 300 ms – raus kommt auch in diesem Fall eine oszillationsfreudige Voice, die vielfach zum Einsatz kommen kann.

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Fazit

Das Colour Theory ist eine erneute Bestätigung, dass bei Alexander Pedals echte Tüftler am Werk sind, die große Freude an ihrem Handwerk haben. Zugegeben auch: Ein bisschen Wahnsinn steckt im Colour Theory, vielleicht sogar ein bisschen viel: Es ist nicht immer leicht, dem Pedal traditionell musikalische Klänge zu entlocken, aber vielleicht liegt genau darin seine Stärke. Die etwas sperrige Bedienung ändert nichts an der Tatsache, dass auch nach mehreren Stunden des Rumprobierens das Colour Theory immer wieder neue Sounds bereithält – ein echter Tausendsassa also, der auch grandios mit anderen Signalquellen harmoniert. Daumen hoch für diese kleine Wunderbox, die zwar alles andere als typisch ist, aber zum Rumprobieren, Experimentieren, Abdriften einlädt. Wie immer bei Alexander Pedals also gibt es ordentlich Qualität und Quantität für den Preis!

Plus

  • enorm vielseitig
  • Soundqualität gewohnt gut
  • OSC- und PWM-Modus sehr stark
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • sperriges Panel

Preis

  • Ladenpreis: 229,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Marco Korda AHU

    Danke für den tollen Bericht. Vor allem die Soundbeispiele fand ich sehr eindrücklich. Es zeigte auch auf, dass es darauf ankommt, was man reinschickt. Ich kann mir das gut vorstellen mit einem monophonen Synth, um ihm eine gehörige Portion Abwechslung zuzufügen. Das gibt Bewegung in die Sache. Experimentelle Musik profitiert sicherlich am meisten von diesem tollen Pedal. Nicht umsonst ist der Name wohl der Chaos Theory entlehnt. Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Schade, dass es nicht Stereo ist, aber es rockt auch so!

    • Profilbild
      Dimitri RED

      @Marco Korda Das muss man Alexander Pedals wirklich auch hoch anrechnen – deren Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt einfach immer.

  2. Profilbild
    syntics AHU

    Interessanter Ansatz, leider nur in Mono und damit für die Synthesizerfraktion nicht so brauchbar. Für die Sequenzierung wären natürlich auch noch Presets eine echte Bereicherung, nur dass dann Größe und Preis nicht mehr zu halten wären.

    • Profilbild
      Dimitri RED

      @syntics Richtig. Ich glaube das hat bei Alexander Pedals ein bisschen Vorrang, wenn sie ihre Produkte konzipieren. Die wollen sich preislich in annehmbare Gefilde bewegen und nehmen dann eben das Fehlen von Speicherplätzen und Stereo in Kauf.

    • Profilbild
      Ashatur AHU

      @syntics Kommt drauf an es gibt genug Monokisten welche dieser Bodentreter aufpeppen könnte und auch bei den modernen Drumboxen ala Drumbrute herrscht Mono.

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