Digitales Arbeitstier mit optimaler Übersicht für präzise Arbeitsabläufe
Mit dem Allen & Heath Avantis Solo Digitalmixer ist man definitiv auf alles vorbereitet! Der Digitalmixer überzeugt mit einem kompakten und robusten Gehäuse mit Rohrrahmen. Dank der 12 Fader auf 6 Ebenen stehen dem Benutzer 72 Kanalzüge zur Verfügung. Es lassen sich 64 Kanäle und 42 Busse belegen und mit einer – laut Hersteller angegebenen – äußerst geringen Latenz von nur 0,7 Millisekunden ansteuern. Abgerundet wird alles mit einem großen Touchdisplay (15,6 Zoll Full HD) und einer generell intuitiven und übersichtlichen Bedienoberfläche. In diesem ersten Teil des Tests geht es um die Features und ich zeige, warum das Allen & Heath Avantis Solo so besonders ist. In einem zweiten Teil beschäftigen wir uns dann vor allem auch mit den Erweiterungsmöglichkeiten des Mischpults.
Inhaltsverzeichnis
Der Hersteller Allen & Heath
Wenn man heutzutage über digitale Mischpulte spricht, kommt man nicht um den britischen Hersteller Allen & Heath herum. Ihre Mischpulte haben sich gerade in der professionellen Ebene etabliert und sind vor sämtlichen großen Bühnen dieser Welt zu sehen. Bereits in den 1970er-Jahren war Allen & Heath wegen des Mischpults MOD1 in aller Munde, das speziell für die Liveauftritte der Band Pink Floyd entwickelt und angefertigt wurde. Später folgten dann mit der SQ-Serie und den Pulten der dLive-Reihe digitale Mischpulte, die mit ihrer enormen Leistungsfähigkeit und Flexibilität Anklang bei sämtlichen Tontechnikern gefunden haben.
Allen & Heath Avantis Solo Digitalmixer
Grundlegende Funktionen & Aufbau
Der Avantis Solo Digitalmixer von Allen & Heath bietet in sämtlichen Bereichen eine Vielzahl von Möglichkeiten und frei einstellbaren Optionen. Im folgenden Abschnitt wollen wir uns die grundlegenden Funktionen und Besonderheiten des Digitalpultes anschauen.
Schon beim Auspacken des nur circa 55 cm breiten Gerätes fällt mit die solide Verarbeitung auf. Seine Verwandtschaft mit dem großen Bruder Allen & Heath Avantis kann der Digitalmixer kaum verbergen. Allerdings: Das robust gebaute Mischpult lässt sich dank der seitlichen Tragegriffe und nur knapp 17,5 kg sicher aus der Verpackung herausnehmen. Das deutlich größere Avantis Digitalpult bringt satte 26 kg auf die Waage!
Die 12 Fader sowie die Drehregler und gummierten Knöpfe (Softkeys) fühlen sich alle sehr hochwertig verarbeitet an und begeistern mich schon bereits, bevor ich das Mischpult überhaupt an den Strom gesteckt habe. Nach dem Einschalten des Gerätes macht sich der Lüfter sofort bemerkbar, von der Lautstärke her ist das allerdings völlig akzeptabel. Und schon überzeugt mich ein zweiter wichtiger Aspekt des Mischpults: Das 15,6 Zoll große Full-HD-Touchdisplay leuchtet in einer Helligkeit, wie ich sie noch nie bei digitalen Mischpulten gesehen habe.
Generell ist neben der optimalen Beleuchtung des Displays auch die interne Beleuchtung der Fader positiv hervorzuheben. Anderes als bei der beliebten SQ-Serie von Allen & Heath, wird die untere Oberfläche des Pultes von unten her beleuchtet und garantiert somit, dass der Tontechniker nicht geblendet wird. Auf der Rückseite des Mischpultes befinden sich diverse Anschlüsse, wie beispielsweise sechs analoge XLR-Ein- und Ausgänge, jeweils ein AES-Ein- und Ausgang und zwei Anschlussmöglichkeiten für Erweiterungskarten, wie die M Dante-Karte zur Nutzung eines Audiointerfaces über ein Dante Protokoll. Außerdem können Hardware-Erweiterungen mit dem Mischpult verbunden werden, wie zum Beispiel herstellereigene Personal-Mixing-Systeme zum Einstellen der angeschlossenen Monitore per Netzwerkprotokoll.
Die inneren Werte
Das Allen & Heath Avantis Solo lässt sich nur äußerlich von seinem größeren Bruder, dem Allen & Heath Avantis, unterscheiden. Von den einstellbaren Funktionen, den verfügbaren Kanälen und Bussen und der generellen Leistung her ist das kompakte Allen & Heath Avantis Solo dem größeren und breiteren Modell in allen Punkten gleich. Auf sechs Ebenen stehen dem Benutzer jeweils 12 frei belegbare Fader zur Verfügung. Auch sämtliche Softkeys am rechten unteren Rand und diverse Drehregler sind individuell belegbar und ermöglichen so einen optimalen Arbeitsablauf, der sich an die Bedürfnisse und Anforderungen des jeweiligen Tontechnikers anpassen lässt. Mit den optional erhältlichen Stageboxen von Allen & Heath lassen sich bis zu 64 Input-Kanäle generieren.
Über das übersichtlich gestaltete Touchdisplay können Kanäle schnell zugewiesen und bearbeitet werden. Für einen schnellen Prozess beim Einstellen und Abmischen sorgt hier die Kombination aus dem Display und den umliegenden Reglern. Die jeweils angewählte Funktion, wie beispielsweise der Gain eines Kanals oder das Hochpassfilter eines Signals, lässt sich über einen optisch hervorstechenden gelb leuchtenden Hauptregler verändern und so schnell anpassen.
Über die Kategoriepunkte am linken Bildschirmrand können Funktionen, wie das Aufrufen von unterschiedlichen Szenen oder das Einstellen der internen Effekte, präzise aufgerufen werden, ohne dass man sich durch ein komplexes Menü navigieren muss. Eine besonders praktische Funktion ist der sogenannte Automatic-Mic-Mixer (AMM), der bis zu 64 Kanäle in ihrer jeweiligen Lautstärke automatisch regelt, um ungewollte Störgeräusche oder Rückkopplungen zu vermeiden. Sehr praktisch für größere Veranstaltungen mit vielen Sprechern wie Podiumsdiskussionen. Außerdem lässt sich das vorliegende Mischpult mit diversen herstellereigenen Softwares erweitern. Dazu gehört beispielsweise das Allen & Heath Avantis dPack, eine Sammlung von Erweiterungseffekten zur Dynamikbearbeitung.
Allen & Heath Avantis Solo Digitalmixer im Praxistest
Mit technischem Schnickschnack, tollen Zahlen und herausragenden Werten kann man als Hersteller zwar gut dastehen, allerdings zählt gerade bei Mischpulten die Anwenderfreundlichkeit und optimale Bedienbarkeit in der Praxis. Deshalb schauen wir uns im Folgenden zwei kleine Praxisbeispiele an.
Praxistest 1 – Mikrofon
Im ersten Praxistest möchte ich mich mit grundlegenden Funktionen des Allen & Heath Avantis Solo Digitalmixer vertraut machen. Dafür soll ein Kanal für ein Mikrofon angelegt und in einigen klassischen Schritten bearbeitet werden.
Der erste Schritt dieses Vorhabens führt mich in das Input-Output-Menü, das ich bequem über den linken Rand des Touchdisplays aufrufen kann. Hier lässt sich der lokale Input 1 sehr unkompliziert und schnell auf den ersten Fader der ersten Bank routen. Über den Menüpunkt Processing (steht hier für: Bearbeitung) können nun diverse Schritte durchlaufen werden, wie beispielsweise das Einstellen des Gains und das Setzen eines Lowcut-Filters. Beides lässt sich meines Erachtens schnell finden und praktisch über das Touchdisplay einstellen.
Auch die farblich unterscheidbaren Bänder des Equalizers sind schnell eingestellt. Hierbei besonders hilfreich: Der gelb leuchtende Hauptregler am linken Rand des Mischpultes, mit dem sich die auf dem Display ausgewählte Funktion schnell bearbeiten lässt, was meiner Meinung nach zu einem effizienten Arbeitsablauf führt.
Die einzelnen Schritte der Bearbeitung meines Mikrofonkanals lassen sich am Ende sehr gut im übersichtlichen Kanalzug einsehen. Dieser wird im klassischen Sinne von oben nach unten aufgelistet angezeigt und lässt sich nachträglich unkompliziert über das Display aufrufen und anpassen.
Im letzten Schritt des Praxistests möchte ich einen internen Effekt in den Kanalzug meines Mikrofons laden. Übersichtlich angeordnet stehen mir hier diverse emulierte Effektgeräte mit einer beachtlichen Anzahl an Presets zur Verfügung, die sich unkompliziert an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen und auch als neues Preset abspeichern und benennen lassen. Auch in diesem Punkt überzeugt mich das Allen & Heath Avantis Solo auf ganzer Linie und sorgt mit seiner Übersichtlichkeit für einen soliden Eindruck.
Sollte eine bestimmte Einstellmöglichkeit unklar sein, lassen sich mit einem kurzen Klick auf Help am unteren linken Bildschirmrand kleine Felder öffnen, die grundlegende Optionen und Auswahlmöglichkeiten erklären. Hierbei ist es völlig egal, ob man gerade einen Equalizer einstellt, das Routing ändern oder den Softkeys am rechten Rand Funktionen zuweisen möchte. Gerade für tontechnische Einsteiger und Allen & Heath Neulinge kann die Help-Funktion sehr nützlich sein, um Frust zu vermeiden und einen schnelles Einarbeiten am Mischpult zu garantieren.
Praxistest 2 – kleine Band
In einem zweiten Praxistest soll der Allen & Heath Avantis Solo Digitalmixer etwas mehr gefordert werden als bei der Bearbeitung eines einzelnen Mikrofonsignals. Nun bekommt es das Mischpult mit einer kleinen Band, bestehend aus einem elektronischen Schlagzeug, einem E-Piano, einer akustischen Gitarre und einem Gesangsmikrofon, zu tun.
Auch hierfür werden die entsprechenden Kanäle über das Input-Output-Menü angelegt, bestimmten Fadern zugeordnet und mit Name und Farbe kenntlich gemacht. Alles geht blitzschnell. Da sowohl das elektronische Schlagzeug, als auch das E-Piano jeweils eine Stereo-Summe liefern, verbinde ich jeweils 2 Fader im Menü des Avantis Solo. Jetzt kann die Bearbeitung der Kanäle Schritt für Schritt beginnen. Los geht es mit dem Schlagzeug. Grundlegendes, wie der Phantomstrom für die passive DI-Box und der Gain, sind schnell eingestellt. Die Bearbeitung der Dynamik und der Frequenzen geschieht dank des Hauptreglers rechts neben dem Bildschirm recht zügig und nach wenigen Augenblicken erklingt ein sattes Schlagzeug aus den Lautsprechern meines Testraums.
Ohne es vorher speziell eingestellt zu haben, kann ich standardmäßig über den Softkey 1 rechts neben den Fadern sofort den Monitor 1 aufrufen und dem Schlagzeuger per praktischem Sends-on-Faders sein Instrument auf die Monitorbox schicken. Nach einem erneuten Klick auf den Softkey 1 befinde ich mich wieder in der Hauptansicht und kann mit der Bearbeitung des Klaviers fortfahren.
Dank der schnellen Auswahl eines Vorverstärkers klingt das Klavier prompt satt und benötigt nur wenige Anpassungen über den Equalizer. Unüblicherweise lade ich den Halleffekt als Insert direkt in den Kanalzug des Klaviers und bin von den vorgeschlagenen Presets des ausgewählten Halleffekts vom Avantis Solo beeindruckt. Nicht nur optisch, sondern vor allem – und das ist ja schließlich das wichtigste – klanglich machen diese Effekte echt etwas her.
Über die senkrecht neben dem Touchdisplay angeordneten Regler lässt sich der Kompressor des angewählten Kanalzugs ziemlich simpel einstellen. Beim Berühren einer der Regler erscheinen auf dem Display die drei Einstellmöglichkeiten für das Verhältnis der Kompression, den Schwellwert und die Lautstärkeanpassung nach der Dynamikbearbeitung. So behält man beim Einstellen des Kompressor stets den Überblick über die restlichen Kanäle. Die übrigen Instrumente lassen sich ähnlich schnell einstellen und abmischen.
Beeindruckt bin ich weiterhin vom guten Zusammenspiel von Touchdisplay und den umliegenden Drehreglern, insbesondere dem Hauptregler unten rechts neben dem Display, den meine rechte Hand beim Einstellen nahezu nie verlassen hat. Etwas störend hingegen ist die geringe Geschwindigkeit des jeweils zweiten Motorrades bei verbundenen Kanälen, wie in meinem Fall beim elektronischen Schlagzeug und beim E-Piano. Dennoch überzeugt mich der Allen & Heath Avantis Solo Digitalmixer auch in diesem Praxistest dank eines effizienten Arbeitsablaufs, einem übersichtlich aufgebauten Display und den frei belegbaren Softkeys, die ich für das Ansteuern der Monitore genutzt habe.
Alternativen zum Allen & Heath Avantis Solo Digitalmixer
Ähnlich kompakt wie der Allen & Heath Avantis Solo Digitalmixer, dafür aber mit einem kleineren Touchdisplay ausgestattet und knappe 5.000,- Euro teurer, ist das DM7 Compact von Yamaha. Es verfügt über 16 Monoeingänge, die auf bis zu 72 erweitert werden können und besitzt eine bereits eingebaute Dante-Karte. Dafür ist es meines Erachtens nach weniger übersichtlich und intuitiv bedienbar. Außerdem fehlen mir hier Softkeys, denen ich frei sämtliche Funktionen zuweisen kann, um den Arbeitsablauf zu optimieren.
Wenn es um Alternativen zum Avantis Solo Digitalmischpult geht, sollte auf jeden Fall das S21 Digitalmischpult von DiGiCo erwähnt werden. Es bietet mit seinen 24 lokalen Inputs und 12 lokalen Outputs auch ohne Stagebox ausreichend Möglichkeiten und lässt sich dank zweier großer Touchdisplays übersichtlich bedienen. Ein gesonderter Master-Fader und ein ordentlicher und simpler optischer Aufbau erleichtern den Arbeitsablauf erheblich. Allerdings ist das DiGiCo S21 Digitalmischpult von den Außenmaßen und vom Gewicht her deutlich weniger kompakt als das Allen & Heath Avantis Solo.
Für Fans von Touchdisplays könnte auch das Tascam Sonicview 24 interessant sein, das dem DiGiCo S21 Digitalpult sehr ähnlich ist. Den kleineren Bruder Tascam Sonicview 16 haben wir hier getestet. Dante gehört hier ebenfalls zur Ausstattung mit dazu. Das Tascam Sonicview 24 und Sonicview 16 eignen sich auch hervorragend für das Recording. Einziger Nachteil im Vergleich zum Allen & Heath Avantis Solo ist die Größe der einzelnen Touchdisplays und dadurch sehr eng beieinander liegende Bedienelemente. Aus diesem Grund wird gleich ein passender Stift zum Bedienen mitgeliefert.
Ich bin ja bezüglich Recording/Mixing eher unbedarft. Könnte mir jemand in ein oder zwei Sätzen erklären, warum die wesentlich günstigeren, aber mit deutlich mehr Eingängen und Fadern versehen Pulte von Behringer (X32/Wing/Midas) überhaupt keine Erwähnung gefunden haben?
@CKMUC Behringer und Midas spielen mit der X32/M32/Wing-Serie in einer anderen Preisklasse und anderen Liga als das Allen & Heath Avantis (Solo) oder die genannten Alternativen. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht einen Großteil der Arbeit auch mit diesen Pulten erledigen könnte. Schon das genannte Tascam-Pult spielt eigentlich eher eine Abteilung niedriger als das Avantis, ist aber aufgrund des ähnlich Touchdisplay fokussierten Bedienkonzepts und der internen Signalverarbeitung mit drin. Wenn man vergleichen wollte, könnte man das Midas Heritage HD96 heranziehen, das allerdings wieder deutlich teurer ist. Das HD96 AIR ist noch nicht lieferbar. Beide Pulte haben wir aber noch nicht getestet.
X32/M32/Wing arbeiten zudem mit 48 kHz und nicht mit 96 kHz und haben kein oder ein deutlich kleineres Touchdisplay und so weiter. Das wäre ein wirklich unfairer Vergleich – in jeder Hinsicht. Ich bin ein großer Fan der Behringer/Midas X32/M32/Wing, aber sie haben m. E. eine andere Zielgruppe.
Ich hoffe, dass das verständlich ist.
Moin zusammen.
Mich würde interessieren welches Niveau die integrierten Effekte beim Avantis haben.
Legt das Avantis hier qualitativ noch mal „eine Schippe drauf“,
gegenüber den genannten Alternativen? (DiGiCo S21, Tascam Sonicview.)
Wird beim Avantis die Effektqualität eines Lexikon PCM 92/96 z.B. erreicht?
Gruß
SlapBummPop
Tolles Pult, vor allem ease of use und Übersichtlichkeit ist grandios. Auch komplexere Setups sind sehr schnell und übersichtlich zu begreifen und einzustellen.
Was mir allerdings sehr sauer aufstößt, ist die Preispolitik bei den Plugins. 1400.- für das dPack ist absurd imho.