Sampeln - Studio und Live?
Der ALM Squid Salmple ist ein Sampler für das Eurorack-System. Sampler für das Eurorack gibt es inzwischen einige und oft hat jeder Sampler seine Eigenart oder ist mit anderen Sample-basierten Technologien wie z. B. Granularsynthese verbunden. So bietet auch der ALM Squid Salmple einige Eigenheiten, die ihn als Sampler für das Eurorack-System interessant machen. Vor allem wurde er nach Angeben des Herstellers ALM auf den Einsatz als Performance-Sampler hin optimiert.
Fakten
Der ALM Squid Salmple bezieht seine Samples von einem USB-Stick, von dem aus auch Firmware-Updates vorgenommen werden können; er beherrscht aber auch direktes Mono-Sampling. Das Gerät besitzt 8 unabhängige Ausgangskanäle, die jeweils bis zu 12 Sekunden Audio oder CV-Verläufe bei 44,1 kHz und 16 Bit Mono speichern können (also insgesamt ca. 8,8 MB). Es kann direkt am Gerät gesampelt werden, Dateien können aber auch über den USB-Stick importiert werden. Dabei werden in das Sample eingebettete Cue-Punkte erkannt und verarbeitet.
Als Ausgang gibt es acht DC-gekoppelte Stereobuchsen und einen AC-gekoppelten Mix Out. Wie bereits angedeutet, kann der ALM Squid Salmple auch Spannungsverläufe sampeln, verbiegen und wiedergeben.
Die letzten drei Kanäle des ALM Squid Salmple lassen sich zusätzlich zu den Trigger-Eingängen über je einen V/Oct-Eingang auch tonal spielen; die ersten fünf Kanäle reagieren ausschließlich auf die Trigger-Eingänge. Es gibt darüber hinaus drei eigene CV Control Eingänge, die verschiedenen Parametern eines oder mehrerer Kanäle zugewiesen werden können.
Bleiben noch drei Verbindungen: Über Chan kann man den gerade aktiven Kanal 1 weiterschalten, über die Buchse unterhalb des Rec-Buttons kann man den Sample-Vorgang initiieren; wird gerade gesampelt, liegt ein Gate-Signal am Trigger-Ausgang an. Diese drei Buchsen dienen also in erster Linie der Fernsteuerung bzw. Automation des Sample-Prozesses.
Die Kanäle des ALM Squid Salmple im Detail
Betrachten wir uns einen Kanal im Detail, das Gesagte gilt dann für alle anderen Kanäle auch, inklusive der Kanäle, die zusätzlich über den V/Oct-Eingang gesteuert werden können. Jeder Kanal hat Eigenschaften, die direkt über das Drücken der Taster Quality, Env, Loop, Cues und Reverse verändert werden können. Um bei der Bearbeitung schnell zwischen den Kanälen springen zu können, hält man den Chan-Button und dreht solange am Encoder, bis der richtige Kanal eingestellt ist. Das erleichtert das Arbeiten und beschleunigt vor allem den Zugriff. Die Kanalnummer wird zwar nur als winzige Zahl angezeigt; dadurch dass sie invers ist, lässt sie sich aber dennoch gut vom kontrastreichen OLED-Display ablesen.
Bis auf Reverse haben alle Kanalparameter mehr als eine Ebene, die man durch wiederholtes Drücken erreichen kann – ein Menütauchen fällt also flach. Das Menü Quality beherbergt die Parameter: Rate (44, 22, 14, 11, 9, 7, 6, und 4 kHz Sample-Abtastung), Speed (Abspielgeschwindigkeit von 1 bis 99, 50 entspricht der Originalgeschwindigkeit des Samples), Bits (1 bis 16 Bits).
Unter Env findet man Attack (0-99), Decay (0-99) und Level (0 – 100). Standardmäßig ist Level auf 30 eingestellt. Ein gut ausgesteuertes Sample beginnt spätestens bei 50 an zu zerren, hier sollte man also immer schön Aussteuerungsreserven lassen, es gibt ja insgesamt 8 Kanäle, die nach draußen wollen, geht man über den Mix-Out.
Loop beinhaltet die fünf verschiedenen Loop-Arten (one-shot, loop, forward-backward loop, gated loop und gated forward-backward loop) sowie die Einstellung für ein nicht destruktives Crossfade an den Loop-Übergängen (0 – 99).
Cue-Sets machen mehr aus einem Kanal
Richtig interessant wird es jetzt bei den Cues. Man kann ein längeres Sample nämlich mit Cue-Markern versehen, um so Cue-Sets (mit maximal 32 Cues) zu erstellen, die man nachher entweder über eine manuelle Einstellung anspringen oder eben über einen der CV-Eingänge steuern kann. Damit steht Beat-Slicing nichts im Wege.
Allerdings ist das winzige Display nicht gerade optimal, um die Cues am ALM Squid Salmple selber einzustellen. Es bietet eine Sample-genaue Zoom-Funktion und funktioniert zwar, aber besser ist es wohl, die Marker mit einer Software am Rechner zu setzen und dann zu importieren. Im englischen PDF wird die Software Ocen Audio erwähnt, die es für Mac, Windows uns Linux Betriebssysteme gibt – eine einfache Audiobearbeitungssoftware, die kostenlos und für diesen Job sehr gut geeignet ist.
Bei den Cue-Sets ist aber Vorsicht angebracht. Ist ein Cue null Samples groß, also Start- und Endpunkt identisch, gibt es selbstverständlich keine Ausgabe. Das Irritierende dabei ist: Selbst wenn an diesem Kanal ein Trigger anliegt, wird er nicht von der grünen LED angezeigt. Das ist nicht optimal und kann einen schon mal verwirrt auf Fehlersuche gehen lassen, die gar nicht notwendig wäre. Ein Minus in einer Performance-Situation.
Die Bänke des ALM Squid Salmple sind auf dem USB-Stick in einer einfachen Ordner-Struktur untergebracht. 99 Bank-Ordner stellen das Maximum dar. Die Samples in den Ordnern müssen auch einer festen Namensgebung folgen, damit der entsprechende Bank-Ordner als nicht leer erkannt wird. Das erschwert die Übersicht doch erheblich. Einzeln können auch nur Samples eines bestimmten Kanals geladen oder gespeichert werden. Erreicht wird das über die Befehle Load 1, bzw. Save 1. Manko ist hierbei, dass man wieder sehr genau wissen muss, was in einer Bank steckt. Beim Laden werden nämlich keinerlei Namen oder Bezeichnungen angezeigt, lediglich der Quellkanal. Beim Speichern in eine vorhandene Bank muss man auch Vorsicht walten lassen, denn es gibt weder eine Sicherheitsabfrage, noch eine Sicherheitskopie der/des überschriebenen Bank/Kanals.
Eine weitere Einschränkung der Cue-Sets ist, dass die verschiedenen Cues immer dieselbe Loop-Art haben. Nur über den Umweg der CV-Steuerung kann man gleichzeitig verschiedene Cues anspringen und die Art des Loops einstellen.
Externe CV-Kontrolle
Alle zuvor genannten Parameter können nun ganz einfach über einen der drei CV-Eingänge moduliert werden. Einfach den gewünschten Parameter auswählen und einen (oder mehrere) der CV-Assign-Taster drücken. Die LED über dem entsprechendem Assign-Taster signalisiert dann: Hier ist eine CV-Zuweisung. Damit man sieht, wie hoch der CV-Wert ist, zeigt eine Balkengrafik den gerade anliegenden CV-Wert, der von 0 bis 5 Volt gehen darf, eine höhere Spannung schadet dem Gerät aber nicht. Es können sowohl mehrere CVs einem Parameter zugeordnet, als auch ein CV mehreren Parametern auf mehreren Spuren zugeordnet werden. Eigenen Messungen zu Folge sampeln die CV-Eingänge mit maximal ca. 50 Hz – das ist für eine Audio-Rate natürlich zu wenig und schränkt die Nutzbarkeit ein.
Über die Kombination Func + Assign kann man auch Modulationsstärke und Offset des CV-Wertes festlegen. Es gibt einige Konfigurationen, die nur über den zusätzlichen Func-Taster erreicht werden können. Sie dienen hauptsächlich der schnelleren Bedienung und nehmen nicht überhand.
Wie gesagt, lassen sich die Kanäle sechs bis acht zusätzlich über einen V/Oct-Eingang steuern. Deswegen wurden diesen unter Quality noch ein weiterer Parameter mitgegeben: Quant. Dieser bestimmt, wie die eingehenden CV-Signale behandelt werden soll. Zur Auswahl stehen NO (keine Quantisierung), 12 ( Quantisierung auf 12 Halbtöne) und OT (vollständige V/Oct-Auflösung).
Das bringt uns auch gleich zur Qualität des ganzen. Fairerweise weist das Handbuch gleich darauf hin: Man sollte erstens keinen allzu großen Oktavumfang erwarten (2 bis 3 Oktaven mit groben Tracking) und zweitens beim Transponieren eher einen Lofi-Charakter mit Aliasing und Artefakten erwarten als lupenreine Sample-Transposition. Diese Klangästhetik ist nach Angaben des Benutzerhandbuchs bewusst gewählt und so gewollt.
Der ALM Squid Salmple ist also ein Sampler, der bewusst „dreckig“ klingen will. Der Ansatz ist durchaus charmant, schließt aber somit einige Einsatzbereiche von vornherein aus – die kristallklare Wiedergabe von Samples in jeder Tonlage wird man also nicht erwarten dürfen. Und mit 12 Sekunden Sample-Zeit pro Kanal sind auch keine minutenlangen Drones möglich. Dafür ist es umso schöner, heftig an den Bit-Tefen und Sampling-Rates herumzudrehen und den ALM Squid Salmple buchstäblich röcheln zu lassen.
Sampling im ALM Squid Salmple
Über die Sample-In-Buchse können sowohl Audio- als auch CV-Signale gesampelt werden. Der Eingang erwartet Line- oder Eurorack-Level und hat einen Level-Regler, um die Eingangslautstärke einzustellen. Eine rote LED zeigt dabei durch kurzes Aufleuchten an, ob das Signal übersteuert. Hier führt ein Druck von Func + Rec in den Monitor-Modus, wo das Signal vorgehört werden kann.
Die Aufnahme kann manuell über den Rec-Taster oder über den Rec-Trigger-Eingang gestartet werden. Hier gibt es wiederum zwei Möglichkeiten, das Samplen zu steuern. Ein kurzer Trigger-Impuls unterhalb von 500 ms startet die Aufnahme und stoppt diese automatisch, sobald das Signal bei Null angekommen ist. Beschickt man den Rec-Trigger-Eingang mit einem anhaltenden Gate, so wird so lange gesampelt, bis die maximalen 12 Sekunden erreicht worden sind oder das Gate deaktiviert wird. Hält das Gate länger an, so wird der Speicher wieder von vorne befüllt.
Das alles funktioniert auch, während der ALM Squid Salmple auf der aktuellen Spur spielt. Ist z. B. ein Sinus die Schwingungsform, kann man ihn on-the-fly durch eine Rechteckchwingung oder Rauschen ersetzen. Das funktioniert auch ganz gut, erfordert aber ein wenig Übung. Die Loops, die der ALM Squid Salmple selber generiert, sind nicht immer optimal, aber meistens brauchbar.
Manchmal kommen jedoch hörbare Knackser vor, die nicht so schön sind. Die Einstellungen der Loop-Punkte über das Display werden von einer Zoom-Funktion erleichtert, die man wieder über die Func-Taste in Kombination mit dem Encoder erreichen kann. Dabei kann man bis auf die einzelnen Sample-Punkte vergrößern. Mit ein wenig Gefummel bekommt man passable Loops hin. Eine Auto-Korrelationsfunktion gibt es leider nicht.
Der richtige Spaß beginnt dann, wenn man CV-Signale sampelt, um diese dann mit den Onboard-Mitteln durch die Mangel zu drehen. Das Ergebnis können dann andere Module ausbaden oder man moduliert einen Kanal des ALM Squid Salmple. Wenn dieser Kanal ebenfalls CV-Material enthält, das dann wiederum eine andere Spur … man sieht, da ist mächtig Spielraum für Experimentelles. Umso bedauerlicher finde ich deswegen, dass die DC-gekoppelten Einzelausgänge als Stereopärchen vorliegen. Erstens braucht man wieder neue Adapter, diese werden nämlich nicht mitgeliefert und zweitens reduziert das die Lust am spontanen Patchen.
Performance-tauglich?
Die Bedienung finde ich insgesamt in Ordnung: Man hat sich schnell an die Bedienung gewöhnt, und die Erleichterungen, die einem die Func-Kombinationen bieten, sind schnell gelernt. Die Bedienung ist also durchaus Performance-tauglich. Was mir aber eindeutig fehlt, ist eine Methode, wie man Knackser weitestgehend vermeiden kann. Das wäre vielleicht durch eine einfache Fernsteuerung möglich. Zumindest eine Art digitalen Limiter hätte man einplanen können. Eine Offenbarung in Sachen Performance-Sampling ist der ALM Squid Salmple aber meiner Meinung nach nicht.
Yo Thilo,
irgendwie interessieren wir uns oft für die gleichen Sachen ;-)
Ich frage mich, ob das Ding auch 2 Kanäle simultan sampeln kann, so dass man auf Umwegen ein Stereo-Sample abspielen kann. Ich suche ein kompaktes Modul, das sowas kann. Morphagene und 4ms Sampler hab ich schon, die sind ja Stereo ausgelegt, aber nur für 1 Sample gleichzeitig. Geht noch was außer vielleicht Rossum, das ist aber ja teuer und groß.
(Edit: ich glaub am besten mehrere Disting mk4)