Sound/Praxis
Schon im Clean-Channel beeindruckt der sehr herzhaft ins Klangbild eingreifende EQ. Der von Ampeg über die Jahre gepflegte sogenannte Baxandall-EQ ist wirklich sehr gelungen, mit ihm lassen sich drastische Klangverformungen erzielen, sei es nun von „mittenarm und sanft“ bis hin zu „quäkig und durchsetzungsfreudig“. Ebenso erstaunlich ist die Basswiedergabe und der daraus resultierende Schalldruck, die der GVT52-112 an den Tag legt und den Basser in der Band sicher beim einen oder anderen tief gespielten Akkord-Voicing mit der Stirn runzeln lässt.
Etwas wirkungslos allerdings zeigt sich der Gain-Regler im Clean-Channel, welcher keine wirklich spürbare Anhebung des Input-Signals hörbar macht. Vielmehr arbeitet er so, als sei dies der Volume-Regler für diesen Kanal. Somit ist es nichts mit crunchig-angezerrten Sounds aus der Blues-Abteilung, diesen Job muss dann wohl der Lead-Kanal übernehmen. Und das tut er – mit viel Freude! Aber nicht nur crunchig, sondern hinauf bis zu hohen Gain-Settings, die allemal für singende Leadlines ausreichen. Auch hier in der Distortion-Abteilung zeigt der Baxandall-EQ richtig Biss und bringt den Amp schon fast bis zum Zähne fletschen. Wundervoll singendes Sustain und die von vielen Musikern so gewünschte Interaktion mit dem Amp werden hier greifbare Realität und zeigen einen Sound, der zum einen „uramerikanisch“ rüberkommt und zum anderen den Amp somit prompt für viele Stilistiken empfiehlt. Allerdings eher weniger für die reine Heavy-Fraktion, denen sicher die verfügbaren Gain-Reserven nicht ganz ausreichen werden und die sich zum anderen an dem leicht matschigen Unterton im Bassbereich stören könnten. Doch grade dieser leicht verwaschene, typische Vintage-Röhrenamp-Sound im Bassbereich übt für viele eine besondere Faszination aus und klingt so herrlich vintage, wie es besser nicht sein könnte!
Auch der eingebaute Spring-Reverb gehört mit zum Besten, was mir im Laufe der Jahre zu Ohren gekommen ist. Eine seidige, weiche und rauscharme Hallfahne, die weder Höhen klaut noch zum Scheppern neigt und vom Charakter ganz hervorragend zum Sound des GVT52-112 passt. Zudem ist das Hallsignal auch bei nur geringem Pegel stets kräftig und präsent und kann sich somit im Bandgefüge ganz sicher gut behaupten.
Überhaupt verdient der Amp auch Bestnoten im Rauschverhalten. Selbst bei hohen Gain-Settings und aufgedrehten Höhen ist kaum mehr als ein laues Lüftchen zu vernehmen – was auch auf die hohe Qualität der verwendeten Bauteile zurückzuführen ist.