Laut AMS sind die Preamps im 1073DPA vom Aufbau her nahezu identisch mit dem ursprünglichen Design der Kanalzüge. Ein Unterschied liegt darin, dass der Gain-Wahlschalter nun Relais benutzt statt des großen, alten Elma Drehschalters.
Sonst finden sich im AMS Neve 1073DPA die gleichen Schaltkreise, Übertrager, Eingangs- und Ausgangsverstärker wie beim Original. Laut AMS Neve weisen die Preamps auch die exakt gleichen technischen Daten auf.
Eine Eigenheit des AMS Neve 1073DPA sind die „Off“-Stellungen, die es bei der Bedienung des Gain-Wahlschalters gibt. Diese finden sich im Übergang vom Line- zum Mikrofoneingang sowie zwischen 50 und 55 dB Gain. Im AMS Neve 1073 arbeiten zwei Class-A Verstärkerstufen. Eine davon hat einen Regelbereich bis 50 dB und ab diesem Wert wird eine zweite Verstärkerstufe aktiviert, die die zusätzlichen 30 dB zum Signal hinzufügt.
Die Klangbeispiele des AMS Neve 1073DPA
Für die Klangbeispiele benutze ich das AKG 414 XLS Großmembran-Kondensatormikrofon, das Beyer 201 sowie das gute, alte SM7B von Shure. Beim SM7B handelt es sich um ein dynamisches Mikrofon, das für seinen Gain-Hunger berüchtigt ist. Rund 60 dB sollte ein Preamp für dieses Mikrofon liefern und das ist beim AMS Neve 1073DPA ja locker der Fall.
Das SM7B macht den Anfang. Wechselt man die Impedanz von Hi-Z auf Lo-Z, wird das Signal rund 4 dB lauter. Um die klanglichen Unterschiede hervorzuheben, habe ich die Lautstärke digital angeglichen:
Die tiefen Mitten zwischen 100 und 500 Hz treten durch die Lo-Z-Stellung ein wenig in den Hintergrund. Dafür kommen die hohen Frequenzen ab ca. 2 kHz mehr zum Vorschein. Dieses Setting würde sich zum Beispiel anbieten, um eine wummernde Akustikgitarre zu entschärfen und ihr etwas glänzenden Schimmer zu verleihen.
Für den nächsten Test platziere ich ein dynamisches Beyer 201 rund 2 cm vor dem Lautsprecher meines Gitarren-Amps. Das Sample habe ich im Vorfeld eingespielt und ich mache davon nun verschiedene Takes. Neben dem AMS Neve 1073DPA in Hi-Z und Lo-Z teste ich zum Vergleich die internen Preamps des RME UFX sowie den Triton D2O, der mit einem Lundahl Übertrager ausgestattet ist. Auch mit dem Beyer wird das Signal beim Umschalten der Impedanz lauter, allerdings nur zwischen 2-3 dB. Ich würde die Gitarre in dieser Lo-Z-Stellung aufnehmen, da auch hier das Signal etwas heller wird. Der Unterschied des AMS Neve 1073DPA zu den internen Preamps meines RME UFX ist hier überraschend gering.
Nun splitte ich das Mikrofonsignal des AKG 414 XLS mit Hilfe des Radial ProMS2 und leite ein Signal in den Triton Audio D2O und das andere zum AMS Neve 1073DPA.
Die Pianoaufnahmen habe ich mit dem Roland RD-64 und dem Steinberg UR-RT2 angefertigt, ein Interface, das auch Übertrager besitzt, die den Namen Neve tragen:
Zu guter Letzt noch ein Vergleich zu einem aktuellen Klon, dem Golden Age Premier PRE-73 der klanglich verdammt nah am Original ist:
Es macht viel Spaß, mit dem AMS Neve 1073DPA zu arbeiten. Er versteht sich mit einer Vielzahl an Mikrofonen und die Bedienung ist kinderleicht. Wer den klassischen Neve Sound sucht, der sich durch ein kraftvolles Fundament und seidige, weichgezeichnete Höhen definiert, der wird hier fündig.
Trotz der 14 Jahre, die der AMS Neve 1073DPA schon auf dem Markt ist, ist er nach wie vor das Maß der Dinge, wenn es um authentischen 1073 Klang geht. Mittlerweile hat sich auf diesem Sektor allerdings einiges getan. Die klanglichen Unterschiede zu den Kopien werden immer geringer und die Konkurrenz lockt mit günstigeren Preisen und umfangreicheren Features. Qualität „Made in UK„ hat aber eben seinen Preis und für den Käufer ist ein AMS Neve 1073DPA auch eine Wertanlage. Er ist gebaut wie ein Panzer und ein Tool, auf das man sich im Studio hundertprozentig verlassen kann.