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Test: AMS Neve 8801, Channelstrip

(ID: 269393)

AMS Neve 8801: Sound und Praxis-Vorverstärkung

Hier dient der Preamp meines Metric Halo ULN-2 als Vergleich, das Mikrofonsignal wird aufgesplittet und auf beide Preamps geschickt. Zunächst die obligatorische Sprachaufnahme mit einem Shure SM 58:

Obwohl beide Signale sehr rauscharm und detailliert daherkommen, höre ich kleine Unterschiede. Der Testkandidat klingt in den tiefen Mitten etwas angedickt, die Transienten und „S“-Laute wirken etwas runder. Mit einem Großmembrankondensatormikrofon, dem Neumann TLM-103, klingt das Ganze so:

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Hier kann man Ähnliches vernehmen, wenngleich die Unterschiede geringer ausfallen.

Etwa 64 dB Gain benötigte diese Aufnahme mit einem Bändchenmikrofon an einer Nylonstring-Gitarre:

Hier klingt die Aufnahme des Testkandidaten deutlich farbiger und lebendiger. Rauschen bleibt komplett außen vor!

Der DI-In wird hier mit einem Precisionbass mit Flatwound-Saiten gefüttert:

Ähnlich überzeugend klingt der Line-In, hier am Beispiel des Akai Rhythmwolf zu hören:

Als reiner Preamp betrachtet, kann der AMS Neve 8801 vollauf überzeugen. Absolut naturgetreu, dynamisch und rauscharm gelingen die Aufnahmen und erhalten dabei eine sehr dezente Färbung, die ich als „elegant und seidig“ beschreiben würde.AMS Neve 8801 _04

AMS Neve 8801: Dynamics, Equalizer und Sättigung

Obwohl das nicht Gegenstand dieses Testberichtes ist, habe ich, auch aus „privatem“ Interesse, auf meinem UAD-DSP-System das Neve 88RS-Plugin freigeschaltet und einige vergleichende Hörbeispiele erstellt, bei denen ich versucht habe, die Einstellungen der Hardware mit dem Plugin nachzubauen. Diese Hörbeispiele stelle ich hier unkommentiert zur Verfügung (Fragen oder Anmerkungen hierzu gerne in den Kommentaren).

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Zunächst ein unbearbeiteter Drumloop, der dann im Line-Eingang des Kanalzuges übersteuert wird:

Hier ein Beispiel mit demselben Loop, bearbeitet mit Equalizer und Gate:

Der E-Bass wird hier, leicht übertrieben, mit Equalizer und Kompressor geformt:

Die Nylonstring-Gitarre erfährt eine Bearbeitung mit dem Equalizer:

Hier ist noch eine klassische Sidechain-Anwendung zu hören, das sogenannte  „De-Essing“, bei dem allzu scharfe und zischende s-Laute abgemildert werden. Hierzu schalten man den Equalizer in den Sidechain und betont die Höhen zwischen 3 und 6 kHz, auf denen typischerweise diese Konsonanten liegen. Nun komprimiert der Kompressor vorwiegend diese Frequenzen.

Sowohl die Dynamiksektion als auch der Equalizer sind sehr effektiv, dabei aber unauffällig. Will man drastische, deutlich hörbare Ergebnisse erzielen, muss man schon in die oberen Regelbereiche gehen. So eignet sich der AMS Neve 8801 ebenso für dezente, praktisch unhörbare Eingriffe in Dynamik und Frequenzbild wie für heftige Veränderungen. Klangliche Vorstellungen und Ideen aller Art lassen sich sehr gut umsetzen und die charakteristischen Eigenschaften der aufgenommenen Klänge lassen sich sehr gut betonen. Immer bleibt ein eleganter, seidiger Klangcharakter erhalten, sofern man die Vorstufe nicht übersteuert, was im passenden Kontext ebenfalls gut klingt.

ams neve 8801

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Fazit

Der AMS Neve 8801 ist ein sehr hochwertiger Kanalzug mit Komplettausstattung. Klanglich über jeden Zweifel erhaben, dabei ungeheuer flexibel und sinnvoll erweiterbar. Die Vorverstärkung klingt sehr edel, das Gleiche gilt für den Equalizer und die Dynamiksektion, wobei Letztere äußerst dezent arbeitet, hörbare Artefakte muss man schon mutwillig einstellen, sind aber auch machbar. Den Grundcharakter des Kanalzuges würde ich als „neutral, zurückhaltend und sauber“ bezeichnen, auch wenn er sich durchaus dazu eignet, Sättigung und Verzerrungen zu erzeugen, indem man die Vorstufe übersteuert.

Ein eher schwaches Bild liefert die Neve Recall-Software, sowohl der nicht dokumentierte Installationsprozess als auch die Inbetriebnahme kosten Nerven, da wäre mal ein Update angebracht.

Insgesamt ist der AMS Neve 8801 sicherlich sein Geld wert, vor anderen Kanalzügen in dieser Preisklasse braucht er sich nicht zu verstecken, auch wenn es dort Geräte mit prägnanteren Klangeigenschaften gibt.

Plus

  • Klang
  • Austattung
  • Flexibilität
  • Erweiterbarkeit

Minus

  • Neve Recall Software nicht mehr zeitgemäß
  • Bedienelemente liegen relativ dicht beieinander

Preis

  • Ladenpreis: 2.399,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    costello RED

    Vielen Dank für den aufschlussreichen Test: Endlich ist die Lücke 8801 geschlossen :-) Die „nur“ gute Bewertung scheint, wenn ich den Test richtig gelesen habe, nicht den klanglichen Eigenschaften geschuldet, sondern der veralteten Software (womit ich leben kann) und der vollgestopften Frontseite, die die Bedienung etwas fummelig macht. Gemessen am Shelford Channel und den API’s ist der 8801 ja fast noch als günstig zu bewerten. Vielleicht wird er eines Tages mal mein Tascam Model 24 ergänzen, als edle Verstärkung für Gesang und akustische Instrumente.

  2. Profilbild
    Christian Spohn RED

    Ja, hast du so richtig verstanden… Die Software nervt enorm, vor allem bei der Installation. Jeder, der schon mal 60plus Minuten vor dem Rechner verbracht hat nur um erfolglose Installationsversuche zu zählen, kennt diese Mischung aus Zorn und Hilflosigkeit… Dabei ist es am Ende kein Problem, wenn man die richtige Methode anwendet.
    Es wäre auch kein Problem, diese auf der Produktseite zu dokumentieren und für jedermann zugänglich zu machen, ohne stundenlanges Wühlen durch irgendwelche Userforen. Passiert bloß nicht, warum auch immer. Sowas muss dann, finde ich, in die Bewertung des eigentlich sehr guten Produktes einfließen.

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