Neueste Tonhöhenkorrekturhilfe
Antares Auto-Tune Pro das bekannte Tonhöhenkorrekturprogramm für Pop-Diven (und solche, die es werden wollen) hat ein neues Design bekommen. Unter der Bezeichnung Antares Auto-Tune Pro bekommt der Käufer eine schicke neue Oberfläche und einen „alten“ Algorithmus. Aber fangen wir ganz vorne an.
Auto-Tune Geschichte
Auto-Tune von Antares ist seit 20 Jahren der de facto Standard, um die Tonhöhenschwankungen von Sängern zu korrigieren. Wenn Britney Spears sich im zu engen Kostüm über die Bühne schiebt, dann kommt Auto-Tune genauso zum Einsatz wie im Studio, wo viele Künstler die Software auch gerne mal als Effekt nutzen, um der Stimme einen synthetischen Glitch-Effekt zu geben.
Während Auto-Tune normalerweise von Tontechnikern genutzt wird, um eine Gesangsspur zu fixen, die nicht ganz perfekt ist, wurde Auto-Tune erst so richtig bekannt durch Cher und ihren Song “Believe” aus dem Jahre 1998. Zum ersten Mal wurde hier die Tonhöhenkorrektur als Effekt eingesetzt und viele Künstler, wie zum Beispiel T-Pain, haben diesen quasi zu ihrem Markenzeichen gemacht. Ein paar pfiffige YouTuber nutzten Auto-Tune sogar, um regelmäßig die amerikanischen Nachrichten zu vertonen. Deren Videos schafften es damals regelmäßig in die Medien und sind gleichzeitig ein gutes Beispiel dafür, wie man sogar gesprochenen Text so in Gesangslinien verwandeln kann.
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Aber auch wenn Antares Auto-Tune Pro quasi als der de facto Standard gilt, so ist es aber nicht das einzige Plug-in, das dies macht. Melodyne von Celemony ist hier sicherlich als wichtigster Konkurrent zu nennen, aber auch DAWs wie Logic Pro bieten Tonhöhenkorrektur-Plug-ins. Um hier seine Stellung zu behaupten, hat Antartes sich daher entschlossen, ihre Software zu überarbeiten und unter dem neuen Produktnamen Auto-Tune Pro vorzustellen.
Alles beim Alten: Grundfunktionen von Antares Auto-Tune Pro
Auto-Tune hat sich von der Arbeitsweise nicht grundlegend geändert. Es gibt nach wie vor zwei Modi: einmal den Live-Modus, bei dem der Korrektur-Algorithmus automatisch auf ein Eingangssignal angewendet wird. Und einmal den Graph-Modus, bei dem man die einzelnen Noten der Stimme mit der Maus an die richtige Position ziehen kann. Wer also schon Erfahrung mit der Software hat, der wird sich hier ohne Probleme sofort zurechtfinden, denn es hat sich von der Bedienung nicht wirklich viel geändert. Allerdings kommt die Benutzeroberfläche jetzt in einem schwarzen Oberflächendesign, das fast wie die von einem Digitalpiano wirkt (ohne dies jetzt zu werten).
Der Auto-Modus kommt jetzt allerdings zusätzlich in zwei Varianten: Einer Basisansicht und einem erweiterten Modus (Advanced-Mode). Im Advanced Mode hat man Zugriff auf MIDI-, Tonarten- und Vibrato-Funktionen. Ziel des Live-Modus ist ganz klar, bei einem Live-Auftritt dem oder der Sängerin unter die “Stimmbänder” zu greifen und dies möglichst unauffällig und schnell. Außer ein paar Reglern gibt es hier nicht viel zu tun. Einstellen, wie groß der Tonschwankungsbereich sein darf und wie schnell der Effekt angewendet werden soll – eine zu schnelle Reaktionszeit führt zu dem vorher beschriebenen T-Pain Sound – und schon geht es los. Im Idealfall hört man nichts, denn die meisten Sänger wollen natürlich nicht, dass das Publikum die digitale Trickserei mitbekommt.
Anders allerdings eben bei Rappern und R&B-Künstlern, die den Glitch-Effekt als Stilmittel einsetzen. Und für diese Nutzergruppe gibt es den Classic-Modus. Dahinter verbirgt sich der Algorithmus aus der Auto-Tune Version 5. Antares, in ihrem Bestreben nach größtmöglicher Natürlichkeit, hatten ihren Algorithmus weiterentwickelt mit dem Ergebnis, dass diese Sänger nicht mehr ihren Sound live produzieren konnten. Dumm gelaufen. Antares hat sich dem Druck gebeugt und diesen Algorithmus wieder integriert. Es ist also wieder alles beim Alten, wenn man auf Classic klickt.
Der graphische Editiermodus von Antares Auto-Tune Pro
Die größten Änderungen in der Nutzeroberfläche gab es im grafischen Modus, wobei auch hier sich nichts wirklich Fundamentales geändert hat. Nach dem Klick auf den “Pitch”- oder “Pitch & Time”-Taster wird die aktuelle Spur aufgezeichnet. Auto-Tune Pro arbeitet also immer nur an einer Kopie der Audiospur. Anschließend ist im Editor die Audiohüllkurve zu sehen sowie als rote Linie der Tonhöhenverlauf.
Auf der linken Seite werden die Tonhöhen als Keyboard-Tastatur angezeigt als Orientierung. Um nun einen bestimmten Teil zu bearbeiten, lassen sich die Noten in diesem Editor mit einem Werkzeug einzeichnen. Genau genommen gibt es drei Werkzeuge: ein Linienwerkzeug, ein Kurvenwerkzeug und das Notenwerkzeug.
Mit dem Linienwerkzeug lassen sich gerade Linien ziehen, wodurch sich auch Glissandos realisieren lassen. Mit dem Kurvenwerkzeug ist man völlig frei und das Notenwerkzeug erstellt eine Box um die Audiodaten. Mit dieser Box kann der Bereich leicht nach oben und unten verschoben werden (Tonhöhe) oder links und rechts (also Zeit).
Wie gesagt, dies entspricht auch der Vorgehensweise in der letzten Version. Was sich geändert hat, ist einmal die Ästhetik, sprich die Anordnung der Bedienelemente und das Aussehen sowie die Möglichkeit, die Benutzeroberfläche zu skalieren. In der vorherigen Version war die Größe des Fensters beschränkt, was in einer Zeit, in der viele Nutzer mit riesigen Bildschirmen arbeiten, einfach nicht mehr zeitgemäß war. So schön die größere Fläche ist, wäre es aber wünschenswert gewesen, wenn sich die Fläche auch über ein Tastaturkommando zoomen ließe. Oder noch besser: über eine Geste auf dem Trackpad. Die einzige Möglichkeit, die Auto-Tune bietet, sind sechs Speicherplätze für unterschiedliche Zoom-Stufen. Zusammen mit der größeren Zoom-Auflösung ist die Arbeit mit Auto-Tune deutlich besser geworden.
Extras in Antares Auto-Tune Pro
Im Lieferumfang befindet sich nun noch ein kleines Helferprogramm, Auto-Key genannt. Dieses erkennt automatisch die Tonart. Diese Information lässt sich dann an Auto-Tune übertragen, nützlich. Für Tontechniker dürfte die Unterstützung von ARA (Audio Random Access) in der PreSonus Studio One DAW interessanter sein. Dadurch spart man sich das Aufzeichnen der Audiospur in Auto-Tune, da diese direkt übertragen wird.
Ebenfalls spannend ist die Möglichkeit, viele der Parameter von Auto-Tune über MIDI zu kontrollieren, wie beispielsweise die Anpassungsgeschwindigkeit (Retune Speed), Rachenraumlänge (Throat-Length) und die Vibratofunktion. Die Throat-Length ist ein wesentlicher Faktor, um den Stimmcharakter zu ändern. Auto-Tune simuliert hier unterschiedliche Rachenräume. Für alle, die jetzt mit dem Gedanken spielen, Auto-Tune zu kaufen, muss man noch anmerken, dass dies den iLok-Dongle voraussetzt. iLok ist ein Anbieter von Software-Sicherungssystemen und der iLok-Dongle, der aussieht wie ein USB-Drive, hat seinen Preis: 49,- Euro.