Kleiner Mischer ganz groß
Der APB DynaSonics 1U4M4S Rackmixer ist ein hochwertiger Analogmixer, der für den Einsatz – Überraschung – im 19″ Rack konzipiert ist. Mit dem Claim Art of the Analog Console schraubten die drei Firmengründer, die mittlerweile verstorben bzw. nur noch beratend für APB DynaSonics tätig sind, die Erwartungen gehörig nach oben. Logische Konsequenz: Wir riskieren den einen oder anderen Blick auf den kompakten Mixer.
Inhaltsverzeichnis
Was hat der Rackmixer APB DynaSonics 1U4M4S zu bieten?
Zugegeben, einen klangvollen Namen hat der Mixer nicht gerade: 1U4M4S klingt wie eine Summenformel aus dem Chemieunterricht der neunten Klasse. Der Name steht wohl dafür, dass auf einer Höheneinheit bzw. in einem Gerät (1U) vier Monokanäle (4M) und vier Stereokanäle (4S) untergebracht sind. Ebenfalls erhältlich ist eine Version, die nur Monokanäle (an allen acht Eingänge lassen sich dann Mikrofone anschließen) bietet. Folgerichtig hört das Geschwisterchen unseres Testkandidaten auf den Namen 1U8M. Möglicherweise soll das M auch die Option veranschaulichen Mikrofone anzuschließen.
Der APB DynaSonics 1U4M4S kommt in einem einfachen Karton, der den Mixer selbst sowie eine Anleitung und das obligatorische Kaltgerätekabel beherbergt. Mehr nicht, mehr braucht es aber auch nicht.
Beim ersten Griff nach dem Mixer fällt gleich auf, dass dieser nicht zu schwer in der Hand liegt und wohl viel Wert auf die Verarbeitung und die Optik gelegt wurde. Tatsächlich macht eben diese Verarbeitung auch bei einem zweiten, dritten und vierten Blick eine sehr gute Figur: Die Potis sind so platziert, dass diese bequem bedient werden können, ohne ungewollt etwas am Nachbarkanal zu verstellen. Das handhaben nicht alle Hersteller so, speziell manche Designer von günstigen Audiointerfaces haben sich da nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Die Mixer aus dem Hause APB DynaSonics haben und hatten immer den Live-Fokus im Blick, haben also das Hauptaugenmerk auf den Beschallungs- und Bühnen-Sektor gelegt. Unter diesem Aspekt erscheint die mittel- bis hellgraue Oberfläche, gepaart mit weißer Beschriftung, als nicht ganz ideal. Bei spärlicher Beleuchtung könnte es schon eng werden mit der Erkennbarkeit und Ablesbarkeit. Sicher würde der 1U4M4S auch in Anthrazit gut aussehen. Allerdings sind alle Taster mit LEDs beleuchtet und zeigen ihren Status entsprechend bunt an. Zwar ändert das nichts an der Beschriftung selbst, die Nutzbarkeit steigt so allerdings deutlich!
Ausstattung der Kanäle
Was in dieser Produktgröße nicht immer gegeben ist, ist die pro Monokanal separat schaltbare Phantomspannung, das Hochpassfilter als Trittschall-Filter und die Option, die Kanal-Polarität umzudrehen. Der Hochpass greift bei den üblichen 75 Hz und hat eine Flankensteilheit von 18 dB/Okt. (dritter Ordnung).
Die Stereokanäle bieten noch einen Mute-Taster und ebenso das Hochpassfilter. Letzteres ist hier auf 40 Hz bei gleicher Filterordnung dimensioniert. Hier geht es also eher darum, Störgeräusche im Subbass-Bereich oder Gleichspannungsversätze (DC-Offsets) zu filtern. Geht so vollkommen in Ordnung.
Alle Kanäle können entweder auf die Stereo- oder die Mono-Summe (Center) geroutet werden, nicht beides. Der kleine Mixer hat also ein zugegebenermaßen extrem rudimentäres Bus-System.
Einsatz des APB DynaSonics 1U4M4S Rackmixers
Klanglich macht der APB DynaSonics 1U4M4S keine halben Sachen: Die Signalverarbeitung ist hochwertig und lässt keinerlei Zweifel zurück. Auch der Hochpass klingt gut und ist mehr als eine Notlösung. Der Insert in den ersten vier Kanälen macht, was er soll, umgeschaltet wird über eine Trennklinkenbuchse. Gerade im Live-Einsatz könnte ein Bypass für den Insert wertvolle Dienste leisten – schon, weil die Insert-Buchse auf der Rückseite des Mixers zu finden ist. Allerdings ist der Platz bei einer Höheneinheit eben endlich. Trotzdem hätte die pro Kanal schaltbare Phantomspannung auch als Schalter für alle Kanäle ausgelegt werden und der gewonnene Platz einem Bypass für den Insert spendiert werden können. Zugegeben, eher ein Luxusproblem.
So manchen dürfte die Solo-Funktion des doch recht kleinen Mixers positiv überraschen. Nicht nur dass nicht jeder Mischer auf 1 HE ein nutzenswertes Solo-Feature implementiert hat, es lassen sich – mit einem speziellen Kabel – auch mehrere Mixer kaskadieren. Spezifikationen für das Link-Kabel teilt der Hersteller auf Anfrage mit. Leider weicht das Bild in der Anleitung von der verbauten Buchse deutlich ab.
Praxisnah ist, dass der Status der Solo-Funktion über eine LED angezeigt wird – wie gesagt, alle Taster sind unterschiedlich farbig beleuchtet. Das ist bei einigen größeren Mixer schon nicht der Fall, allerdings reden wir dann auch über einen anderen monetären Hintergrund. Das Solo-Signal geht direkt auf die Kopfhörer, was bei den meisten Anwendungsfällen für einen Rackmixer auch sinnvoll erscheint.
Das der APB DynaSonics 1U4M4S eine Mono- und eine Stereo-Summe anbietet, wie das bei größeren Beschallungspulten durchaus öfter der Fall ist, dürften die meisten bei einem so kompakten Gerät eher nicht erwarten. Nach wenigen Minuten dürfte diese kleinere Besonderheit bereits im Workflow integriert sein.
Die Stereo-Summe lässt sich auch bequem in einer Mono-Summe am Frontpanel umschalten. So bietet der Rackmixer dann zwei gleichwertige Mono-Signale unterschiedlichen Inhalts. Welcher Modus aktiv ist, zeigt eine LED im Taster an. Direkt daneben lässt sich der Kopfhörer auf Mono-Summe (auch „C“ für Center) oder auf die Stereo-Summe umschalten oder er kann sogar beides zusammen wiedergeben.

Der gelb leuchtende Taster zeigt an, dass der Kopfhörer gerade mit mit dem Stereo-Signal versorgt wird
Die Meter für die Stereo-Summe (zwei LED-Ketten) und für das Mono-Signal (eine LED-Kette) können es sicher nicht mit dem Metering einer großen Konsole oder entsprechenden Meßgeräten aufnehmen, sind aber – gerade angesichts des geringen Platzes – richtiggehend Luxus.
Die Signal-Present-LED in den einzelnen Kanälen tut ihren Job, wie das bei zig anderen Pulten auch der Fall ist. Auch die Mute-Taster pro Kanal erledigen ihren Job ohne Probleme.
Wärmeempfindliche Geräte sollten im 19″-Rack nicht in unmittelbarer Nachbar zum des APB DynaSonics platziert werden. Zwar wird der Mixer nicht heiß, aber doch wärmer als so manch anderes 19″-Gerät.
Intermezzo: Was ist ein Rackmixer?
Offensichtlich handelt es sich bei einem Rackmixer um einen Mixer (den Terminus Mischpult würde ich beim APB DynaSonics 1U4M4S eher nicht zur Anwendung bringen), der in einem Rack untergebracht werden kann. Eine bindende ISO-Norm oder gar ein Gesetz gibt es dazu logischerweise nicht. Also kann sich jeder Mixer so nennen; zumindest wenn er sich in ein Rack schrauben lässt.
Das hier vorliegende Stückchen Technik gehört allerdings – vom Konzept her – zu den klassischen Rackmixern. Alles, was zum Mischen notwendig ist, wird bequem auf einer Höheneinheit untergebracht. Selbstverständlich sollte der Anspruch, mit EQs und Send-Effekten zu arbeiten, beiseitegelegt werden – jedenfalls bei diesem Mixer. Mag sein, dass andere Hersteller wenigstens einen Aux-Send spendieren oder evtl. einen einzelnen EQ, der Fokus liegt bei dieser Mixer-Klasse aber auf dem einfachen Mischen und Verteilen von ein paar Signalen. Kombiniert mit Verstärkern (in einem Gehäuse) werden solche Geräte auch als Mischverstärker in Kirchen, Schulaulen und anderen öffentlichen Räumen dieser Art verbaut. Die Bedienung ist dabei oft noch stärker vereinfacht als beim 1U4M4S, damit auch Laien bzw. kurz eingewiesene Personen mit diesen Geräten arbeiten können.
Reine Rackmixer erinnern vom Feature-Angebot stark an Umhängemischer wie die „kleinen Schwarzen“ aus dem Hause Sounddevice oder früher SQN (diese Mixer zum Umhängen sind der Klassiker beim Fernseh- bzw. Reportageteams). Prinzipiell ist das Aufgabengebiet vergleichbar, Rackmixer sind jedoch für die Festinstallation im Beschallungsbereich konzipiert.
Hier gibt es ebenso unterschiedliche Fokus-Anwendungen. Einige dieser Mischer bieten verschiedene Stereosummen, oft Zonen genannt, an. Es ist damit möglich, unterschiedliche Areale mit unterschiedlichen Inhalten zu beschallen – meist mit Musik aus der Konserve, aber auch ein FOH-Signal könnte eingespeist werden und für bestimmte Zwecke eine Zusammenschaltung der Zonen oder Areas zu ermöglichen, oft um Durchsagen zu machen und der gleichen Dinge mehr. Wer sich mal einen Nachmittag Zeit nimmt und das Angebot in diesem Sektor prüft, merkt schnell, dass es diverse Mischer für die unterschiedlichsten Use-Cases gibt.
Wer nun glaubt, dass solche Rackmixer billig seien und klanglich eher am unteren Spektrum angesiedelt sind, irrt sich. Natürlich gibt es auch hier günstige Modelle, jedoch selbstverständlich auch wertige und hochwertige Vertreter. Gerade die Mischverstärker (die Quasi-Rackmixer mit integrierter Endstufe) sind selten für ein Taschengeld zu erstehen. Warum auch? Selbst eine einfache Hintergrundbeschallung mit Musik sollte doch ohne lästige Störgeräusche und in guter Qualität realisiert werden können.
Einsatzgebiete des APB DynaSonics 1U4M4S Rackmixers
Als System um verschiedene Beschallungszonen aufzubauen, eignet sich der APB DynaSonics 1U4M4S nur sehr bedingt: Die Stereosumme und die Monosumme lassen sich zwar getrennt beschicken, aber keiner der Kanäle lässt sich auf beide Summen gleichzeitig routen. Dagegen könnte der Rackmixer beispielsweise in Vortragsräumen stehen, einem Audimax oder in vergleichbaren Szenarien. Über die Stereosumme lassen sich bequem Zuspieler wie Musik, Laptop-Ton und andere Quellen dieser Art einspielen und die Monosumme (Center) könnte für Rednerinnen und Redner ebenso wie für ein Plenumsmikrofon für Rückfragen etc. genutzt werden. Dabei hat es sich bewährt die Sprache (oder auch den Lead-Gesang) über einen zentralen Lautsprecher in der Mitte über der Bühne/über dem Rednerbereich auszuspielen, so werden Phasenprobleme und Auslöschungen vermieden, die entstehen, wenn das Mikrofonsignal gleichermaßen über beide Lautsprecher abgestrahlt wird.
Musikanwendungen, wie man sie bspw. in kleineren Clubs, Tanzschulen etc. findet, wären mit diesem Rackmixer auch denkbar. Immerhin haben die vier Mikrofonkanäle alle einen eigenen Insert, so dass evtl. fehlende EQs und Kompressoren leicht nachgerüstet werden können. Nur bei den Send-Effekten wird es dann nicht mehr so einfach. Man könnte die Mikrofone durch die Monosumme in ein Hallgerät geben und hier mit Wet/Dry einen Effekt-Mix dann in einen der Stereokanäle einspeisen – denkbar wäre das, aber wohl auch etwas umständlich.