ANZEIGE
ANZEIGE

Test: ART TPS II, 2-Kanal Röhren-Mikrofonvorverstärker

Ein Röhren-Preamp zum Knallerpreis

27. Januar 2025
art tps II preamp test

ART TPS II, 2-Kanal Röhren-Mikrofonvorverstärker

Der ART TPS II ist ein zweikanaliger Mikrofonvorverstärker und Instrument-DI mit wählbarem Klangcharakter und durchaus üppiger Ausstattung zum Preis von 349,- Euro. Allein dies verblüfft schon den eingefleischten AMAZONA.de-Tester. Aber wenn man sich die weitere Ausstattungsliste ansieht, dann könnte man denken, dass da irgendetwas faul sein muss. Also habe ich mich ganz im Sinne des guten Klangs auf die Suche begeben – und wurde fündig. Stay tuned!

ANZEIGE

Worum geht es beim Mikrofon-Preamp?

Die Firma „ART“ steht für Applied Research and Technology und wurde in den 1990er-Jahren in Rochester, New York, gegründet und begann ihre Geschichte mit dem Bau von digitalen Studio-Reverbs. Der Schwerpunkt lag dabei immer auf der einfachen Bedienbarkeit und der robusten Konstruktion. Schnell hatte man sich danach in den Klang von Vakuumröhren verliebt und mit dem ART Tube MP einen sehr hochwertigen Röhren-Mikrofonpreamplifier gebaut, der in vielen bekannten Studios eingesetzt wurde.

ART TPS2_TUBE-MP
In Deutschland ist ART weniger bekannt, obwohl man ähnlich zu Herstellern wie Warm Audio und (teilweise) SSL, die Produkte in USA designt und dann kostengünstig in Fernost fertigen lässt.

Der TPS („Tube Preamplifier System“) Version 2 überrascht nicht nur mit seiner schicken blau-lila Frontplatte, sondern insbesondere mit seinen vielfältigen Funktionen. Schauen wir uns die Features des TPS II an.

Die Ausstattung des ART TPS II

Das Gerät im 1 HE Rackmount-Format wiegt nur 2,5 kg und bietet eine relativ vollgepackte Frontplatte. Zentral fallen die V-förmigen Lüftungsschlitze auf, die einer handselektierten 12AX7A Röhre (Dual Triode) genügend Kühlung verschaffen sollen.

art tps II preamp test

Mit Ausnahme des Netzschalters ist das Design im wahrsten und gewöhnungsbedürftigen Sinne spiegelsymmetrisch ausgeführt. Es gibt je eine XLR/Klinke-Kombibuchse für Mikrofone oder HI-Z Inputs (z. B. E-Gitarre), einen Gain-Regler (0 bis +48 dB), einen Output-Regler (0 bis +10 dB) und eine stufenlos regelbare Eingangsimpedanz von 150 Ohm bis 3 Kiloohm. Dann drei Schalter für einen Gain-Boost von 20 dB, die Aktivierung von Phantompower (48 V) und einen Phasenumkehrschalter. Eine Peak-Anzeige mit sechs LEDs gibt Auskunft über den Eingangspegel und je ein analoges VU-Meter zeigt das Ausgangssignal an. 0 dB auf der Skala entspricht dabei +6 dBu an der ¼“-Ausgangsbuchse und +12 dBu an der XLR-Ausgangsbuchse. Neben der Anzeige des durchschnittlichen analogen Pegels ist es auch empfindlich gegenüber Einschwingvorgängen (Transienten).

art tps II preamp test

Auf der Rückseite haben wir pro Kanal je eine symmetrische XLR-Buchse für die Ein- und Ausgänge und dazu noch jeweils eine Buchse für einen ¼“-Klinkenstecker. Diese sind unsymmetrisch ausgeführt.

ANZEIGE

ART TPS2_side

Die Eingänge auf der V und der Rückseite sind direkt verkabelt. Wenn man in beide Buchsen eine Signalquelle einsteckt, so bekommt man das Summensignal. Es findet also keine Stummschaltung statt.

ART TPS II: V3 und OPL

V3 steht in der ART-Nomenklatur für „Variable Valve Voicing“ und beschreibt die Funktion des mit „V3“ beschrifteten Drehregler auf der Frontplatte. Dieser ermöglicht eine klangliche Anpassung des ART TPS II an verschiedene Eingangssignale. Die wird über ein unterschiedliches Anfahren der Röhre mit verschiedenen Referenzspannungen realisiert. Je nachdem wie die Röhre ausgesteuert wird, hat man ein wärmeres, neutrales oder gesättigtes Klangbild. Der Hersteller möchte es so dem Anwender einfacher machen und je nach angeschlossenem Signal einen erwartbaren Klang präsentieren – also ohne herumzuprobieren.

ART TPS2_text

Dazu kommt der OPL-Schaltkreis, also ein Output-Protection-Limiter, der das Signal je nach Reglerstellung sanft oder härter begrenzt. Die Kombination aus der V3- und der OPL-Technologie ermöglicht so eine Auswahl von 16 verschiedenen „Voicings“ für unterschiedliche Anwendungen. Diese teilen sich in drei überlappende Bereiche ein:

  • Neutral: mit Flat, Voice, Guitar und Bass
  • Warm mit E-Keyboard, E-Gitarre, Vocal und Valve
  • OPL und Warm mit Multi, Vocal, akustische Gitarre und Piano
  • OPL mit Bass, akustischer Gitarre, Percussion und Limiter

Kombiniert man dies dann noch mit der passenden Eingangsimpedanz und unterschiedlichen Gain-Pegeln, ergeben sich mannigfaltige Stimmungen für unterschiedlichste Anwendungen.

Jetzt wird man als erfahrener Studio-Spezi denken: Naja, die unterschiedlichen Einstellungen merkt man kaum, doch weit gefehlt! Je nach Stellung des V3-Reglers sind zum Teil sehr deutliche Klangunterschiede hörbar.

ART TPS2_right

Insbesondere wenn man den ART TP II sehr heiß mit hohen Gain-Pegeln anfährt, dann tut sich im Sound eine ganze Menge. Dabei spielt es keine Rolle, ob man eine E-Gitarre, ein Mikrofon oder einen Synthesizer anschließt: Der Preamp bietet ein sehr breites Anwendungsspektrum. Ich erinnere: für nur 349,- Euro!

Dazu möchte ich erwähnen, dass der TPS II durch die wählbare Eingangsimpedanz auch eine sehr gute Rolle als DI-Box spielt. Das aber nur am Rande.

Die Verarbeitung des ART TPS II

Ja, es gibt dickere Frontplatten und die spiegelsymmetrische Anordnung der Drehregler ist gewöhnungsbedürftig. Die Bedruckung der Frontplatte ist ohne Makel und alle Schalter und Regler lassen sich gut und sicher bedienen.

art tps II preamp test

Alles ist beschriftet und gemessen am Preis haben wir es mit einer wirklich soliden Qualität zu tun. Die Buchsen sind allesamt verschraubt und dazu haben wir ja noch die LED-Input-Anzeige und das VU-Meter. Ich bin beeindruckt, was ART da auf die Beine gestellt hat.

Klangbeispiele des ART TPS II

In meinem Tonstudio habe ich den ART TPS II an den Eingängen meines Apollo X6 Audiointerfaces angeschlossen, wobei ich hier die internen Preamps in den Einstellungen deaktiviert habe.

Stimme (Mikrofon)

Bei dem Klangbeispiel mit der Stimme habe ich die Einstellungen des V3-Reglers komplett durchgesteppt – also von Flat bis OPL-Limit. Zum Einsatz kam ein Shure SM58 Mikrofon, das eine Menge Gain braucht, um in Schwung zu kommen.

Für dieses Klangbeispiel musste ich den Gain-Regler auf +40 dB (von maximal +48 dB) stellen, den Output auf Maximum und den Gain-Boost mit +20 dB aktivieren. Bei den Einstellungen im Bereich „Warm“ war genügend Gain vorhanden, aber im neutralen und OPL-Bereich ist das Signal vergleichsweise leise.

Also wichtig: Vor dem Umschalten auf eine Warm-Charakteristik runter mit dem Pegel!

ART TPS2_rack

E-Gitarre (HI-Z)

Dann eine Gibson Les Paul Standard, Akkorde mit dem Bridge-Humbucker, angeschlossen frontseitig am HI-Z Anschluss des ART. Hier habe ich folgende V3-Settings ausgewählt: Flat, Guitar, Warm E Guitar, Warm Valve, Warm OPL Multi, OPL A-Guitar, OPL Limit:

Beim Test mit der Gibson hört man bei der Einstellung Warm OPL Multi ein Clipping vom ART Preamp, obwohl der Pegel eher lt. DAW leiser war. Hier muss man bei der Einstellung von Gain, Output und dem V3-Regler Vorsicht walten lassen.

ART TPS2_fl

Synthesizer (Line)

Zum Abschluss noch das RD Acc.Piano von meinem Roland JUNO-X, angeschlossen unsymmetrisch über 6,3 mm Mono-Klinkenkabel. Hier habe ich Gain auf +14 dB und Output auf Null gestellt.

Hier habe ich folgende V3 Settings ausgewählt: Flat, E-Keyboard, Warm Valve, Warm OPL Piano, OPL Limit (jeweils zwei Akkord-Wiederholungen, also 2x Flat, 2x E-Keyboard etc.):

Hier merkt man auch insbesondere beim Setting Warm OPL Piano das sehr harte Einsetzen des OPL-Limiters, während in der letzten Sequenz der Limiter spürbar sanfter eingreift.

Diese Klangbeispiele sollen nur einen Eindruck der klanglichen Bandbreite des ART Preamps geben. Ob das Gerät ins eigene Setup passt, kann letztlich nur ein Test im eigenen Studio ermöglichen.

Grundsätzlich kann man sagen, dass die Settings Warm + OPL mit Vorsicht zu wählen sind und man sollte hier einige Durchgänge mit dynamischen und lauten Passagen machen, bevor man an die Aufnahme geht. Der ART neigt hier sehr schnell zum Clipping.

ART TPS2_cabelled

Grundsätzlich darf man ebenfalls festhalten, dass der TPS II zu den heller abgestimmten Preamps gehört und praktisch immer eine sehr leichte Färbung hat, die der eine mit Röhrenklang und der andere mit nasalem Klang beschreiben würde.

Die Mitbewerber des Preamps

Dreimal dürft ihr raten, welcher Hersteller in diesem Preissegment noch einen zweikanaligen Röhrenpreamp anbietet. Na klar, Behringer, die für den MIC2200 V2 sogar nur 124,- Euro abrufen. Darüber findet man nur noch den hauseigenen ART Pro MPA II für 529,- Euro und dann den SPL Goldmike 9844 für immerhin 539,- Euro. Gemessen an der Ausstattung und der klanglichen Bandbreite steht der TPS II ziemlich allein da.

spl goldmike 9844

SPL Goldmike 9844

Gibt es Kritik?

Hier habe ich kein „Red Flag“ gefunden. Die jeweils drei Regler für Impedanz, Gain und Output liegen zu nah beieinander und sind somit etwas fummelig zu bedienen und im Bereich der Röhre wird das Gehäuse recht warm (aber nicht heiß!). Hier sollte im Rack auf genügend Luftzirkulation geachtet werden.

RT TPS2_left

Der Klangcharakter ist trotz der vielen Variationen vielleicht nicht jedermanns Sache, aber wem der röhrengefärbte Klang des ART TPS II gefällt, wird hier glücklich.

Beim Ausschalten gibt es ein wahrnehmbares Knacken aus den Monitoren, aber das war es dann auch schon.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

ANZEIGE
Fazit

Kaum zu glauben, was die Amerikaner von ART mit dem TPS II geschafft haben. Einen zweikanaligen Preamp mit Röhre, Impedanzanpassung und den V3-Regler, um den Klang des Geräts an die jeweilige Aufnahmequelle anzupassen. Auch alle Standards, wie ein 20 dB Gainboost, Phantomspeisung und Phasenumkehr sind vorhanden. Der Klang ist sicherlich Geschmacksache, aber wer diesen typischen Röhren-Grundcharakter sucht, der findet in dem ART TPS II ein sehr gutes Gerät zu einem sehr günstigen Preis.

Plus

  • sehr flexible Klanganpassung
  • typischer Röhrenklang
  • gute Ausstattung
  • gute Verarbeitung

Minus

  • manche Klangeinstellungen sehr empfindlich
  • Bedienung der Drehregler etwas fummelig
  • Wäremeentwicklung

Preis

  • 349,- Euro
ANZEIGE
Affiliate Links
ART TPS II
ART TPS II
Kundenbewertung:
(107)
Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    customstudio

    Das Teil habe ich schon über 10 Jahre und nehme ihn nur wenn es dreckig klingen soll. Die eng beieinander liegenden Drehregler sind für mich der einzige Kritikpunkt.

  2. Profilbild
    Numitron AHU

    hatte Mal den art pro vla 2.
    echt gut verarbeitet. die Regler und die Platten..
    awirkte deutlich teurer
    aber kurz nach dem Kauf eine der Lampen von dem vus eingegangen. würde repariert.
    hab den aber letztes Jahr oder rso verkauft.

  3. Profilbild
    Sudad G

    Zum Aufpimpen und Symmetrieren von alten oder auch neuen preiswerteren Synths (Behringer, Arturia etc.) sind die ART TPS II oder auch die ART MPA2 Pre-Amps wirklich klasse und genügen auch professionellen Ansprüchen. Die Röhre kann man gegen eine bessere austauschen.
    Ich meine mich zu erinnern dass z.B. Tom Holkenborg (aka Junkie XL) in seinem Tonstudio gefühlt 12-15 Stück dieser TPS II im Rack hatte, um seinen Fuhrpark an Synths zu versorgen.

  4. Mehr anzeigen
Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung. Wir behalten uns die Löschung von Inhalten vor. Dies gilt insbesondere für Inhalte, die nach unserer Einschätzung gesetzliche Vorschriften oder Rechte Dritter verletzen oder Diffamierungen, Diskriminierungen, Beleidigungen, Hass, Bedrohungen, politische Inhalte oder Werbung enthalten.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
X
ANZEIGE X