Boost your Channels
Arturia AudioFuse X8 IN und X8 OUT sind ADAT-Expander für die Kanalerweiterung bestehender Setups und Audiointerfaces. Mit diesen beiden Expandern erweitert der französische Hersteller Arturia sein Portfolio um sehr nützliche Tonstudio-Tools, denn meist genügen dem Anwender zunächst einmal die Kanäle seines Audiointerfaces. Möchte man später aber weitere Geräte, beispielsweise ein Effektgerät oder Synthesizer, anschließen, dann beginnt das Umstöpseln und – das darf man nicht vergessen – meist auch das Umkonfigurieren der Kanäle. Anstatt direkt ein neues, größeres Interface zu kaufen, können Nutzer das bestehende über ADAT erweitern. Mit den neuen AudioFuse X8 möchte Arturia dieses Problem mit preisgünstigen Erweiterungen lösen. Mal sehen, ob das funktioniert.
Inhaltsverzeichnis
Worum geht es bei Arturia AudioFuse X8 IN und X8 OUT?
Hier geht es um ADAT-Erweiterungen, also die Option, weitere Kanäle (Ein- und Ausgänge) zu einem bestehenden Setup hinzuzufügen. Einfach und komfortabel. ADAT ist im Studio ein recht alter (seit 1992), aber bewährter Standard. Ein wenig wie MIDI über DIN-Stecker. Immerhin unterstützt ADAT schon Glasfaserleitungen über TOSlink-Konnektoren und in der Regel ist das Ganze auch Plug-and-Play-fähig. Da die Bandbreite des Protokolls beschränkt ist, können über ein Kabel maximal zwei Kanäle mit 176,4/192 kHz Samplingfrequenz, vier Kanäle mit bis zu 88,2/96 kHz oder acht Kanäle mit 44,1/48 kHz verbunden werden (bei maximal 24 Bit Wortbreite). Möchte man mehr Kanäle übertragen, werden zwei parallele Leitungen benötigt.
Die beiden AudioFuse Geräte haben je acht Kanäle und bieten deswegen nur die Variante mit einem Kabel für alle acht Kanäle mit 44,1/48 kHz an oder 88,2/96 kHz auf allen acht Ports mit zwei Kabeln.
Zusätzlich hat man beim AudioFuse X8 IN die Möglichkeit bis zu 8 Mono- oder 4 Stereo-Geräte über TRS-Kabel anzuschließen bzw. beim X8 OUT erweitert man sein Audiointerface entsprechend um acht weitere Ausgänge.
Die Ausstattung der Arturia AudioFuse X8 Expander
Zunächst sollte man wissen, dass die beiden Expander sehr viel Technik des Arturia AudioFuse 16Rig übernommen haben, das ich bei AMAZONA.de bereits mit einem „sehr gut“ getestet wurde. Beide Geräte sind sehr übersichtlich aufgebaut und intuitiv zu bedienen. Eine Software oder Control-Panel wird nicht angeboten und ist auch nicht notwendig. Einmal verbunden, erscheinen die zusätzlichen Ein- und Ausgänge im Management-Tool des Audiointerfaces oder in der DAW und werden dann wie „ganz normale“ Channels behandelt. Wichtig: Es gibt nur Line-Level Kanäle, Mikrofone können nicht angeschlossen werden und auch HI-Z (z. B. für E-Gitarre) wird nicht angeboten.
Der AudioFuse X8 IN besitzt links vier Schalter, jeweils mit 1-2, 3-4, 5-6 und 7-8 beschriftet. Hier wählt man die jeweiligen Eingänge aus und kann diese mit einer Pad-Funktion um 12 dB dämpfen oder die beiden Kanäle zu einem Stereopaar (Link) verbinden.
Sehr praktisch, wenn die Link- und Pad-Funktion einmal gesetzt ist, wechseln die beiden LEDs über dem jeweiligen Kanalpaar in ein Mini-Peak-Level-Meter, das in den Farben Grün, Orange oder Rot anzeigt, ob der Eingangspegel passt:
- Grün: -60 dB bis -6 dB
- Orange: -6 dB bis 0 dB
- Rot: über 0 dB
Als weiteres Bedienelement gibt es noch die Auswahl der Samplerate und schließlich noch die Möglichkeit, die Clock zwischen „intern“ und „Word“ umzuschalten. Für die Wordclock steht auf der Rückseite des Geräts ein BNC-Anschluss inklusive Terminator bereit, um eine externe Clock anzuschließen.
Die maximale Sampling-Frequenz der beiden Arturia Expander liegt bei 96 kHz, was für den normalen Betrieb ausreicht. Für höhere Rates müsste man beispielsweise bei einem Black Lion Revolution EXP ADAT Expander schon tiefer in die Tasche greifen.
Der AudioFuse X8 OUT besitzt keine Bedienelemente, außer der Auswahl für die Clock (Word, ADAT und ADAT SMUX) auf der Frontplatte. Sehr lobenswert ist aber, dass man beide Geräte per fronseitigem Netzschalter aktivieren kann.
Beide Geräte sind rückseitig mit jeweils acht TRS-Buchsen ausgestattet, dazu kommen die BNC-Buchse für die Clock und jeweils zwei optische Ports für die ADAT-Verbindung. Da es sich um zwei eigenständige Geräte handelt, haben wir auch zwei externe Netzteile, die – wie bei Arturia üblich – per Schraube verriegelbar sind.
Die beiden Expander sind jeweils im ½ Rack-Format gehalten und können miteinander verbunden werden, um die volle 19 Zoll Breite für den Einbau in den Rack-Schrank zu gewährleisten. Und auch hier hat Arturia wieder eine clevere Idee parat: In Aussparungen auf der Unterseite der Geräte sind die Verbindungsstücke und die Rackmount-Ohren eingelassen und so benötigt man keine weiteren Teile, um die AudioFuse X8 miteinander zu verbinden.
Ein kleines „Schmankerl“ für die Synthesizer-Freunde: Die Ausgänge des X8 OUT sind gleichspannungsgekoppelt, so dass hier auch Geräte ohne MIDI-Schnittstelle gesteuert werden können. Dies ermöglicht die präzise Automatisierung von Parametern wie Pitch, Filter-Cutoff und Modulation direkt in der DAW.
Und abschließend erfreut es mich, dass Arturia den Geräten das Premium FX Effekt-Plug-in-Paket kostenlos beilegt. Hierbei handelt es sich nicht um irgendwelche günstigen „Dreingaben“, sondern um sehr hochwertige Effekte – das Rec Plate-140 gehört zu meinen Lieblings-Plug-ins!
Die technischen Daten der Arturia AudioFuse X8 Expander
- Frequenzbereich: 20 Hz – 20 kHz
- Dynamikbereich: X8 IN: 118 dB, X8 OUT: 120 dB
- Total Harmonic Distortion (THD) + Noise: X8 IN: -113 dB, X8 OUT: -106 dB
Die Arturia AudioFuse X8 Geräte im Tonstudio
Wie bereits erwähnt, ist die Verbindung der beiden Expander sehr einfach. Beim AudioFuse X8 IN wird das optische Kabel von der ADAT-OUT-Buchse in die ADAT-IN-Buchse des Audiointerfaces gesteckt. Umgekehrt für das X8 OUT. Hier geht es von ADAT-IN nach ADAT-OUT im Interface. Bei meinem Universal Audio Apollo X6 war dies ein Kinderspiel und die ADAT-Kanäle stehen sofort in der DAW zur Verfügung.
Für meinen Test habe ich sowohl einen Roland MC-707 angeschlossen als auch den elysia museq Equalizer als Effektgerät eingebunden. In beiden Fällen war das Ergebnis nicht nur preisbezogen sehr überzeugend.
Die Impulse des Synthesizers wurden dynamisch und kraftvoll aufgenommen und die tonale Balance zeigte keinerlei Schwächen. Die AudioFuse Geräte spielen absolut neutral und detailreich auf. Verwöhnten Ohren mag es vielleicht ein wenig an Transparenz in den höchsten Lagen fehlen, aber hier muss man schon viel (!) tiefer in den Geldbeutel greifen, um bessere Qualität zu erhalten – und auch dann werden die Unterschiede marginal ausfallen.
In meinem Test des elysia museq Mastering Equalizers habe ich diese für den Test nicht direkt mit den Line-Kanälen des Apollo X6 verbunden, sondern bin über die Arturia AudioFuse X8 Kombi gegangen. Auch hier waren die Unterschiede praktisch nicht wahrnehmbar. Die Line-Verstärker und Wandler im Apollo sind anerkanntermaßen von höchster Qualität – trotzdem kann man bei Aufnahmen einer Gitarre oder bei Stimmen keinen verlässlich nachvollziehbaren Unterschied feststellen.
Bei einem günstigen Audiointerface mag der Anschluss der X8 Geräte sogar noch eine kleine Verbesserung bringen.
Aber es geht hier nicht darum, eine Klangverbesserung zu erreichen, sondern die Flexibilität im Tonstudio zu erhöhen, ohne dass man gleich ein neues Audiointerface mit mehr Kanälen anschaffen muss. Und das machen die beiden Arturias mit Bravour, zumal diese mit 339,- Euro für das AudioFuse X8 IN und 289,- Euro für das AudioFuse X8 OUT sehr preisgünstig sind.
So kann man beispielsweise ein Focusrite Clarett+ 2Pre oder ein Universal Apollo X TWIN mit dem X8 IN um weitere acht Eingänge erweitern.
Arturia ADAT-Expander: Die Mitbewerber
Der Einstieg in die Welt der ADAT-Expander macht Behringer mit dem ADA8200 Ultragain, das für nur 219,- Euro zu haben ist. Dieses bietet für dieses Geld sogar acht Mikrofoneingänge. Allerdings hat man hier nur maximal 48 kHz Samplingrate und die Qualität der Preamps ist gerade so durchschnittlich.
Für 659,- Euro bekommt man das Focusrite Scarlett OctoPre Dynamic, bei dem es sich um ein vollständiges Audiointerface handelt und man beim alleinigen Einsatz als ADAT-Expander Geld für ungenutzte Technik ausgibt. Dies gilt auch für das Focusrite Clarett + 8Pre, Das für 809,-Euro angeboten wird.
Ein reinrassiger ADAT-Expander ist das Black Lion Audio Revolution EXP, den ich auch bereits im Test hatte. Hier bekommt man ein sehr hochwertiges Gerät mit sehr guter Clock für gehobene Ansprüche geboten. Allerdings werden für dieses Gerät ganze 949,- Euro aufgerufen.
In diesem Feld sind die beiden Arturia AudioFuse X8 Expander für zusammen 628,- Euro ein sehr attraktives Angebot.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Vielleicht ist hier etwas Klärung nötig; die als Alternativen genannten Focusrites sind in dem Sinne „vollständig“, als dass sie unabhängige AD und DA -Wandlung ermöglichen (das Vorverstärkersignal muss also nicht zwangsläufig an den Line-Outs anliegen), aber vollständige Interfaces sind sie nicht, da sie keinerlei Host-Interface wie USB, Thunderbolt oder dergleichen aufweisen. Beide nicht.
Wie sieht denn die Wandlerqualität der Arturia-Geräte im Vergleich zu etwas älteren Generationen aus, bespielsweise Ferrofish A16 oder Focusrite Saffire? Das würde mich sehr interessieren.
Ich finde die beiden Geräte auch sehr gelungen. Die Trennung gefällt mir auch. Zum Beispiel brauchen die Hardcore-Hardware-Synthie-Fans (HHSFs 🤣) vor allem Eingänge ins System. Ausgänge spielen da fast keine Rolle.
Aber ich muss leider wieder bei der digitalen Taktung rumnölen. Beide von dir genannten Interfaces haben keinen Word Clock Ausgang. Es bleibt also nur die Taktung mit der Audio Erweiterung, also dem Arturia als Master. Das kann ich Arturia nicht vorwerfen, schließlich haben sie ja ein Word Clock Eingang mit dabei. Nur sind sich die Audio Interface Hersteller zu fein oder zu geizig mindestens einen Word Clock Ausgang zu spendieren.
Bei dieser Form der Verbindung ist dann eigentlich auch Schluss mit einem zusätzlichen Interface. Ich habe hier Interfaces mit der Option 2 ADAT Erweiterungen anzuschließen. Das geht dann nur, wenn da auch ein Word Clock Ausgang vorhanden ist. Eine HouseClock scheidet auch aus, da müsste das Hauptinterface WordClock in haben.
Das ganze erinnert mich an die Zeit, als die ersten Synthesizer S/P Dif Ausgänge bekamen. Ich war richtig positiv gestimmt, bis mir auffällt was mache ich mit drei Synthesizern mit digitalen Ausgängen? Gibt es S/P DIF Mixer? Nein, natürlich nicht, das war auch so ein richtig halb durchdachtes Ding.
@Tai Bei etwas grösseren digitalen Setups wie Du sie beschrieben hast, führt eigentlich kein Weg um eine Houseclock herum. Alles andere führt zurück in finstere Zeiten mit Dropouts, Knackser oder fiesen BNC-T-Konnektoren mit externer Terminierung. Es gibt auch mittlerweile bezahlbare Optionen, auch wenn so Investition erstmal schmerzt. Je nach dem ist auch etwas Audio-Snakeoil dabei :-) Ich hab mir vor einiger Zeit ein gebrauchten, sehr günstigen BigBen zugelegt und erfreue mich seitdem am völlig problemlosen Betrieb und der selbstverständlich deutlich verbesserten Wiedergabe 😇😉
Dank Jörg,
schöner und informativer Test.
Ich selbst bin mit dem Focusrite Clarett+ OctoPre ganz gut versorgt, auch weil die zusätzlichen Mikro Vorverstärker nützlich sind und nicht gleich für mich deutlich teurere Lösungen erforderlich machen. (Ich fand den RME 12 MIC eher als Overkill für mich)
Wer Erweiterung braucht, hat viele Möglichkeiten. Ferrofish wurde ja schon genannt. Besonders wenn das PC/MAC Interface Madi beherrscht, kommen auch die RME-Geräte wie der M1620-Pro ins Spiel, Ferrofish Pulse 16MX / 16DX, oder andere ins Spiel.
Eins ist allerdings auch klar, hier lässt sich viel Geld versenken, besonders wenn neben ADAT auch andere Schnittstellen, MADI, DANTE, oder RAVENNNA bedient werden sollen.
Somit sehr gut, das Aturia hier eine weitere günstige Alternative bietet, die durch die Trennung in IN und OUT, hier eine wirklich preiswerte Lösung zu Verfügung stellt.
Coole Geräte und für mich eine schöne Möglichkeit die Push3 standalone für live Anwendungen ein wenig mit Ausgängen zu pimpen. !9 Zoll Geräte finde ich immer etwas sperrig zum mitschleppen.
Ergänzend zu den genannten Alternativen könnte man noch den Ferrofish Pulse 16 nennen, der in einer HE 16 analoge Line-Ins und -Outs bietet, symmetrisch als Klinke. Bei je 4 vorhandenen ADAT-Ein- und Ausgängen können bei Bedarf alle 16 analogen Ein- und Ausgänge mit 96 kHz gewandelt werden. Kostenpunkt zur Zeit: € 999.-.
@Tora Das Ferrofish hatte ich auch im Auge um mein Audiofuse 16Rig zu ergänzen. Aber ich denke ich kaufe für einen geringen Aufpreis ein zweites 16Rig und bin damit langfristig flexibler und habe noch einmal zwei zusätzliche Mic-Pre-Amps.
Es ist sehr schön, dass arturia an ihrem Konzept für gute Budgethardware für Synthesizerstudios dran bleiben. Allerdings finde ich eine reine LineIn-Lösung gerade bei pegelschwachen Vintage Klangerzeugern zu kurz gedacht. Ich habe einige Geräte bei denen ich froh bin ein paar db Pegel rein zu holen. Ich habe, wie viele, einen Behringer ADA8200 und ein altes Focusrite Saffire Pro40 als Adat-Expander funktionierte bisher gut am Steinberg AXR4. Ist vielleicht auch zu bedenken, dass man ja immer nur max 8in/8out pro adat In/Out hat und trotz der Teilung der arturia Geräte in In/Out nicht die Möglichkeit hat mal 16in an die zwei pipes anzuschließen.. also modulares Konzept für was genau? Damit man im Synthesizer Studio 339€ statt 600€ für die komplette Adat Lösung zahlt? Gut ist die Möglichkeit modulare Synthesizer über CV zu steuern.. aber das können die günstigen Presonus Interfaces (1824c für 399,-€) auch? Gut man kann bei den Arturias auch parallel auf 96khz samplingrate aufnehmen… Aber wer macht das schon in einem Synthesizer Studio? Solange ich persönlich nicht modulare Synthesizer in die DAW einbinden möchte bleibt das Behringer ADA8200 für mich die beste Lösung möglichst viele Kanäle in der DAW aufzunehmen…
@Joey*~ Aus meiner Sicht liegt hier genau die Daseinsberechtigung für die Arturia-Wandler. Du zahlst nur für die Funktion, die du möchtest. Ob 8 oder 16 Kanäle, wenn keine Mic Pres benötigt werden, nur die Ein- oder Ausgänge, usw. usw. Hier bekommt man für einen relativ schmalen Kurs aktuelle Wandlertechnik ohne Schnickschnack, ich sehe da (fast) nur Vorteile. Ich persönlich möchte meine alten Saffire Octopres upgraden, hätte aber gern Audient ASP-Wandler. Da ist das Arturia Out-Modul genau richtig. Nachteilig sehe ich nur den gestiegenen Bedarf an Stromsteckplätzen und die erhöhte Komplexität bei der Wordclock-Verteilung. Statt ein oder zwei BNC-Verbindungen bräuchte man vier, was irgendwie die Dimensionen eines Synthie-Projektstudios sprengt.