Hybride Software-Instrumente für Mac und PC
Mit der Augmented-Serie hat Arturia vor einigen Jahren sein Portfolio an Software-Instrumenten erweitert, die zwar auf live aufgenommenen akustischen Samples basieren, sich dank Synthesizer-Engines und Modulationsmöglichkeiten aber so verbiegen lassen, dass der wahre Charakter des Instruments oftmals nicht mehr zu erkennen ist. Wir haben für euch die Arturia Augmented Instrumente Brass, Woodwinds und Strings getestet.
Inhaltsverzeichnis
Arturia Augmented Serie
Die Augmented Serie von Arturia startete im April 2022, als der französische Hersteller Strings Intro vorstellte, eine abgespeckte Version der gleichnamigen Streicher-Library, die kurze Zeit später auf den Markt kam. Im Laufe der letzten drei Jahre kamen sechs weitere Augmented-Instrumente auf den Markt, so dass aktuell sieben unterschiedliche Software-Instrumente erhältlich sind.
Hier eine Übersicht dazu:
- Arturia Augmented Piano
- Arturia Augmented Strings
- Arturia Augmented Brass
- Arturia Augmented Woodwinds
- Arturia Augmented Mallets Play (abgespeckte Version, später wird es auch hier eine volle Augmented-Version davon geben)
- Arturia Augmented Yangtze
- Arturia Augmented Voices
Neben klassischen orchestralen Sounds hat sich Arturia mit Yangtze Sounds aus dem musikalischen Erbe Chinas mit Mallets Play den drei Instrumenten Marimba, Vibraphone und Celesta und mit Voices dem menschlichen Instrument überhaupt gewidmet.
In diesem Test schauen wir uns die drei Instrumente Strings, Brass und Woodwinds genauer an, in einem zweiten Teil wird es dann um die restlichen vier Software-Instrumente der Augmented-Serie gehen.
Arturia Augmented: Installation der Software-Instrumente
Nach dem Kauf eines Augmented Instruments erhält man von Arturia per E-Mail eine Seriennummer sowie einen Unlock-Code, die beide im kostenlosen Kundenkonto eingetragen werden müssen. Ein Download der Software-Instrumente direkt aus dem Internet ist leider nicht möglich, hierfür setzt Arturia auf sein Software-Center, das als separates Tool für macOS und Windows auf den eigenen Rechner heruntergeladen werden muss. In diesem taucht das erworbene Augmented-Instrument auf und kann in einem Rutsch heruntergeladen und installiert werden. Der präferierte Installationsordner kann vorab bestimmt werden.
Nach der Installation taucht jedes Augmented-Instrument als eigenes Software-Instrument in der DAW auf. Als Systemvoraussetzungen gibt Arturia macOS-Version 11 (oder neuer) und Windows 10 (oder neuer) an. Die Plug-in-Formate VST, AAX und Audio Unit werden unterstützt, dazu sind alle Augemented-Instrumente zum NKS-Standard von Native Instruments kompatibel. Auch standalone lassen sich die Software-Instrumente nutzen.
Aufbau der Software-Instrumente
Grundsätzlich sind alle Augmented-Instrumente identisch aufgebaut und mit zwei Ansichten ausgestattet. Das Software-Instrument startet mit einem übersichtlichen GUI, das frei skalierbar ist und mittig sieben virtuelle Drehregler plus einen großen, mit Morph betitelten Regler, besitzt, über die unterschiedliche Makros sowie Effekte gesteuert werden können. Was sich hinter Color, Time und Motion verbirgt, erfährt man zunächst nicht. Für den Einstieg in die Welt der Augmented-Instrumente ist das aber unerheblich, bekommt man so doch einen intuitiven Einstieg geboten, der zum Ausprobieren einlädt.
Die mitgelieferten Preset-Sounds geben einen sehr guten Einblick, was damit klanglich möglich ist. Und um es vorweg zu nehmen, die Palette an Sounds ist sehr breit gefächert. Je nach Instrument bekommt man hier von sanften Klanglandschaften über fette Streicher- und Bläser-Drones und Arpeggien oder minimalistische Sequenzen allerhand geboten.
In der Advanced-Ansicht lässt sich hinter die Funktionen schauen und man erkennt, dass alle Presets aus zwei Sound-Layers A und B bestehen, die jeweils zwei Sample-Sounds und zwei Synthesizer-Engines beinhalten können. Die ausgewählten Samples können mit Hilfe einer ADSR-Kurve editiert und mit weiteren Parametern wie Tuning, Fine etc. bearbeitet werden. Bei den Synthesizer-Engines stehen Analog, Granular, Wavetable, Harmonic und Simpler (einfacher Sampler) zur Verfügung. Allein damit könnte man bereits schöne Hybrid-Sounds erzeugen, doch Arturia hat seinen Augmented-Instrumenten noch deutlich mehr Funktionen spendiert. Denn mit LFOs, Hüllkurven und Filter lassen sich die Sounds von subtil bis kräftig abgedreht verändern und modulieren, dazu lässt sich frei zwischen den Sounds morphen.
Effekte und Arpeggiator
Auch die o. g. Makro-Regler lassen sich in der Advanced-Ansicht mit gewünschten Parametern belegen. Vier können für die Steuerung von Klangparameter herangezogen werden, die anderen vier übernehmen die Steuerung von Effekten. Und auch hierfür bieten die Augmented-Instrumente allerhand Auswahl. Mit 14 Effekten hat Arturia die Software-Instrumente ausgestattet, darunter Bit Crusher, Distortion, verschiedene Delays, Kompressor, Flanger und Equalizer. Alle lassen sich in ihren Eigenarten individuell anpassen und pro Layer A/B können zwei Effekte genutzt werden. Das Gesamtsignal kann auf Wunsch noch weiter mit Delay und Reverb angereichert werden.
Wer in die Sounds zusätzlich ein wenig Rhythmus bringen möchte, kann diese mit Hilfe des integrierten 16-Step-Arpeggiators in Bewegung versetzen. Sechs Arbeitsmodi beherrscht der Arpeggiator und ihr könnt euren gespielten Noten nicht nur zu Melodien verhelfen, sondern sie auch als Akkorde setzen, was vor allem bei den Instrumenten mit orchestralem Background (Strings, Brass, Woodwinds) sehr gut funktioniert. Im folgenden Video könnt ihr euch einen Eindruck von den Effekten und dem Arpeggiator machen:
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Kommen wir nun zu den einzelnen Software-Instrumente der Augmented Serie. Wie eingangs erwähnt, fokussieren wir uns in diesem Artikel auf die drei Librarys mit orchestralem Background, d. h. Augmented Brass, Strings und Woodwinds.
Arturia Augmented Brass
Für Augmented Brass hat Arturia zunächst klassischer Blechbläser aufgezeichnet, darunter die Instrumente Tuba, Cimbasso, verschiedene Posaunen sowie Trompeten und Hörner. 27 Artikulationen, vom sanften Sustain bis hin zur Flatterzunge, hat man in einem nicht näher benannten Tonstudio aufgezeichnet. Diese dienen als Grundlage für die Library und werden im GUI des Software-Instruments in die Kategorien Chamber Brass, Orchestral Brass, Processed Brass sowie Additional Samples aufgeteilt.
Hier zunächst ein paar Audiobeispiele der reinen Orchester-Samples ohne Synthesizer-Engine (mit Effekten):
Bereits diese lassen sich ohne Weiteres einsetzen, sei es im Bereich der Filmmusik, Videogames oder Multimedia. Nimmt man nun noch Layer B, also die Synthesizer-Engines, hinzu, klingt das Ganze nochmals breiter und fetter, dazu reagieren sie Presets schön auf Aftertouch-Daten:
Weitere Demos zu Augmented Brass findet ihr hier.
Arturia Augmented Strings
Von „authentisch bis abstrakt“ umschreibt Arturia seine Augmented Strings Library. Jeweils drei Kontrabässe und Celli, vier Bratschen und acht Geigen sowie zusätzliche Musiker für Soloaufnahmen hat Arturia für dieses Software-Instrument aufgezeichnet und, wie auch bei Augmented Brass, ist dabei ein sehr interessantes Hybrid-Instrument herausgekommen, das von sanften und staccato gespielten Streichinstrumenten über breite Flächen bis hin zu Drones-artigen Horror-Presets einiges zu bieten hat.
Neben typischen Preset-Sounds aus den Bereichen Bowed, Plucked und Ensemble hat Arturia für Augmented Strings auch Presets kreiert, die so gar nicht nach Streicher klingen und entsprechend in die Kategorien Bass, Keys, Lead, Organ und Pad einsortiert sind. Hier einige Beispiele dazu:
Im Übrigen lassen sich alle Regler und Parameter der Augmented-Instrumente per MIDI-CC fernsteuern. Klickt man im GUI oben rechts auf die Einstellungen, erscheint ein dreigeteiltes Menü, das Zugriff auf generelle Settings, MIDI-Einstellungen und Tutorials gewährt.
Neben der Polyphonie, MIDI-Kanal und MPE-Settings lassen sich alle vorhandenen Regler des Software-Instruments auf einen MIDI-CC-Wert einstellen. Dies erfolgt entweder über die Eingabe von numerischen Werten oder über „MIDI Learn“. Hier ein Beispiel mit MIDI-CC-Änderungen für Morph, Motion und Color und entsprechenden klanglichen Veränderungen.
Weitere Audiobeispiele findet ihr hier.
Arturia Augmented Woodwinds
Für die Holzbläser-Version der Augmented-Serie hat Arturia neben einem elfköpfigen Ensemble auch einige Solo-Instrumente aufgezeichnet. Die Basis der Samples bilden Aufnahmen von zwei Contra-Fagotten sowie einem Fagott, zwei Bass-Klarinetten, zwei Klarinetten, einer Oboe und drei Flöten. Außerdem wurden die vier Haupt-Solo-Instrumente, bestehend aus Fagott, Klarinette, Englischem Horn und Flöte, aufgenommen.
Im Stil der anderen beiden Augmented-Instrumente bietet die Woodwinds-Version ebenfalls eine große Auswahl an Sounds. Nutzt man alle Features des Software-Instruments, lässt sich alleine damit schon fast ein kompletter Track erstellen. Gerade in Verbindung mit dem integrierten Arpeggiator und den Modulationsmöglichkeiten ergeben sich auf alle Fälle Spielweisen und klangliche Möglichkeiten, die man in der Realität nie anwenden könnte. Von daher ergibt sich beim Durchsteppen der Preset-Sounds bereits ein großes kreatives Potenzial, das zu neuen Ideen anregt.
Weitere Demos zu Augmented Woodwinds findet ihr hier.