Ein wirklich geiles Plug-in, das extrem viel Spaß macht, wenn man sich erst einmal mit der „West Coast“ Synthese tiefer auseinandergesetzt hat. Der Klang ist absolut überwältigend und reicht von sehr deepen Bässen und Drones über zarte Blips, Clonks und Leads bis hin zu harten Percussionsounds.
Durch die vielen Modulationsmöglichkeiten kommt sehr viel Bewegung in den Klang und über die Stepsequencer und Clock-Generatoren lassen sich komplexe rhythmische Pattern erzeugen, die ich so bislang aus keinem Klangerzeuger vernommen habe.
Es ist lange her, dass ich mir wirklich die Zeit genommen habe, um ein Plug-in so lange und ausgiebig zu „erlernen“, aber dies ist wirklich notwendig, wenn man damit etwas Vernünftiges erreichen möchte. Wie schon eingangs erwähnt, ist der Arturia Buchla Easel V nichts für Leute, die „schnell mal“ einen Sound zusammenbasteln wollen, wie das bei anderen Synths der Fall ist. Vielmehr muss man sich vorab eine gewisse Struktur und Verschaltung der Module überlegen, um den Klang bereits in seiner Grundform in eine bestimme Richtung zu bringen. Wer bereits mit einem Arturia Arp 2600V oder Moog Modular V überfordert ist, sollte besser die Finger von diesem Plug-in lassen.
Am Anfang haben mir besonders die Vactrol-Gates einiges Kopfzerbrechen beschert sowie die Interaktion der einzelnen Module, der Clock- und Pulse-Generatoren usw. Auch die Oberfläche des Gerätes ist nicht wirklich immer selbsterklärend und zwingt einen des Öfteren dazu, das Handbuch zu lesen.
Nicht umsonst trägt das Gerät den Beinamen „Easel“, was zu Deutsch die „Staffelei“ eines bildenden Künstlers bezeichnet. Nach dem Laden des Default-Patches befindet man sich regelrecht vor einer leeren Leinwand, die man gekonnt mit Leben füllen muss.
Klingt der Arturia Buchla Easel V nun wie das Original? Ich habe keine Ahnung, da mir auch kein „echtes“ Testgerät zum Vergleich zur Verfügung stand. Wer auch immer aber im Besitz eines echten Buchla Easel ist, möge uns doch gerne mitteilen, ob das Plug-in dem Original zumindest nahekommt.
Gerne hätte Arturia noch ein Filter mit Resonanz spendieren können, um die Klangpalette zu erweitern, aber ich denke, dann wäre auch der Charme und die angedachte Benutzerfreundlichkeit des Arturia Buchla Easel V nur noch halb so spannend gewesen.
Für mich ganz persönlich ist der Arturia Buchla Easel V mittlerweile zum Lieblings-Plug-in nach Reaktor 6 und Softube Modular geworden und den aufgerufenen Preis finde im Hinblick des Gebotenen absolut in Ordnung. Dennoch würde ich das Plug-in wenn dann nur im Zuge der gesamten Arturia V Collection erwerben, da es in diesem Kontext wirklich günstig neben all den anderen Arturia Produkten zu bekommen ist.
Alternativen zu dem Plug-in stehen u.a. mit Reaktor 6 und den „West Coast Blocks“ sowie in Softube Modular mit den „Vactrol LPG“ und „Buchla 259e TWG“ Modulen zur Verfügung. Allerdings ist dann eine größere Verdrahtungsaktion mit virtuellen Patchkabeln angesagt, was im Arturia Buchla Easel V über die Kippschalter wesentlich schneller realisiert werden kann.
Jo, die Klangbeispiele sind doch schomma fein.
Und das reizt mich besonders:
„Das ist definitiv kein Synthesizer, um „schnell“ einmal einen Sound zu erstellen. Nahezu alle Versuche, einen brauchbaren Klang selbst zu erstellen, scheitern kläglich und ich bekomme aus ein paar Wobble-, Quietsch- und Noisesounds nichts Vernünftiges heraus.“
Es sind die Ergebnisse aus genau solchen Unfällen, die mich reizen. Sollte vielleicht mal das Arturia Paket allmählich updaten.
Hi Wellenstrom, ja ein update macht mittlerweile wirklich Sinn, zumal der Dx7,Clavinet und Fairlight CMI V auch mit enthalten sind. Im Bundle ist dann der Preis auch wirklich Ok.
@Markus Harsani Normalerweise scheue ich Handbücher, wie der Teufel das Weihwasser. Aber man scheint in diesem Fall wirklich kaum drumrum zu kommen. Weißt Du, ob man es im Falle des Updates der V-Collection als pdf Datei runterladen kann – und wenn – mittlerweile auch in deutscher Sprache?
@Wellenstrom : Ja,auf der Arturia Support Website kann man alle Manuals herunterladen. Das Manual des Arturia Easel V ist dort auch in Deutsch verfügbar.
Klasse Test. Danke!
@Moonbooter @ Moonbooter : Vielen Dank dass dir der Test gefallen hat !
Hey Markus, man sollte vielleicht zu Ehren von Buchla erwähnen, das es den Easel wieder ganz normal neu zu kaufen gibt. Mit verbesserten Features und Speichermöglichkeiten. Die Einleitung suggeriert, das es den Easel nicht mehr gibt. Das ist ein bißchen unfair Buchla gegenüber.
Auch wäre ein Link zu Buchla evtl. sinnvoll gewesen.
@[P]-HEAD Ich finde es schade, dass Thomann Buchla nicht anbietet.
@[P]-HEAD @Bscooper : Ja,du hast recht und ich habe es tatsächlich vergessen einen link zu der Buchla Page mit einfliessen zu lassen. Das Gerät wird von Buchla wieder in verschiedenen Varianten hergestellt. Aktuell scheint bei den Buchla Distributoren das Original des Plugins in der Kofferversion für ca. 7500 USD im Verkauf zu sein. Wer es sich leisten kann, wird mit dem Original sicher glücklich werden, aber für das Geld kann man sich ja ein durchaus feines Homerecording Studio einrichten.
Danke für den interessanten Bericht. Obwohl ich die Arturia V Collection schon seit einiger Zeit besitze, hatte ich mich mit dem Easel bisher überhaupt noch nicht beschäftigt. Nun bin ich neugierig geworden und werde das nachholen.
Eine kleine technische Korrektur: Der Widerstand eines Optokopplers (Vactrol) verringert sich bei zunehmender Lichtstärke und erhöht sich nicht. Siehe z.B. http://www.....actrol.htm
Frohe Ostern wünscht Andreas
@akademus Hi Akademus – Vielen Dank für die Berichtigung des Widerstandswertes des Vactrols bei Beleuchtung.
Sehr informative und hilfreiche Rezension. Vielen Dank.
Dafür bräuchte man einen hardware controller wie damals der korg legacy! Sowas geiles. Hoch lebe Arturia. Ich bewundere diese Firma aus Frankreich.
@Amazonaman : Auf einen solchen Controller hätte ich auch Lust und es würde die Arbeit mit dem Plugin sicher noch spaßiger machen – Die Fader,Potis und Kippschalter könnte man über einen Microcontroller relativ simpel umsetzennund einen Buchla Midi Controller bauen. Das einzige Problem sind die Steckbuchsen – Diese sind leider nicht über Midi CC steuerbar.
Der Easel ist alles andere als komplex, ich hatte ihn lange, ein Handbuch wird kaum benötigt, alleine die Farbkodierung zeigt wo es lang geht. Was den Arturia Easel angeht , so ist er ein Abbild, aber in keinerweise auch nur annähernd ein Ersatz zum heute erhältlichen Easel. er ist nicht polyphon und über gerade mal 3 Oktaven (intune)spielbar selbst innerhalb einer Oktave gibt es Abweichungen.
Ich denke das was Anfänger als komplex empfinden ist eher Moog Modular Denke , Buchla tickt aber ganz anders, wenn man das begreift ist evt. auch die Stimmung 2. rangig. Arturia hat zwar gute Arbeit geleistet, aber mit dem Original hat das in der Tiefe nicht soviel zu tun, zum Verstehen und einsteigen reicht die Software aber, nur da Easel Feeling kommt in keiner weise auf.
@olduser Logisch ist, wer 10 Mille für sein original ausgibt wird ihn bis aufs Blut verteidigen! Bleibt einem auch nichts anderes übrig ;)
@ olduser
Alles schön und gut, mag ja alles so weit richtig sein.
Zitat:
„Arturia hat zwar gute Arbeit geleistet, aber mit dem Original hat das in der Tiefe nicht soviel zu tun, zum Verstehen und einsteigen reicht die Software aber, nur da Easel Feeling kommt in keiner weise auf.“
Ich weiß nicht, was da so einigen vorschwebt, was eine Software Emulation können muss und von haptischem Ersatz kann sowieso nie ’ne Rede sein. Aber ich sehe hier ein brauchbaren Synth, den man in der Produktion einsetzen kann.
Wüsste nicht, was dem entgegensteht. Schade, wie verkopft hier einige so’n virtuelles Dingen betrachten.
Ist einfach : Der Easel lebt 100% von seiner Haptik und vom Konzept, der Klang wird auch nicht wirklich getroffen.
Der Synth ist natürlich brauchbar und geht weit über die Möglichkeiten des Originals hinaus.
Du kannst die Meinung Anderer immer sehr schwer für sich stehen lassen, mir macht das Ding keinen Spaß und die Klänge gehen auch ohne Easel-Oberfläche. Verkopft sind eher die Leute die glauben man hätte jetzt einen Music Easel, ich hab meinen verkauft und besitze die Software, Du hast weder das Eine noch das Andere.
„Alles schön und gut mag ja alles richtig sein“, wenn Du nichts von Beidem kennst, was soll dann Dein Kommentar???
@olduser Meinung kann ich sehr gut stehen lassen. Aber das ging ja darüber hinaus, war eine Verallgemeinerung. Und das kann ich, als jemand, der seit Jahren mit Softsynths arbeitet, wirklich nicht stehen lassen. Die wenigsten werden das Interesse haben, tiefer in die West Coast Synthese einsteigen zu wollen.
Hast Du nicht etwas von „Ersatz“ geschrieben? Annähernd 100 % der User werden niemals einen Easel unter den Fingern gehabt haben und suchen keinen Ersatz, sondern einfach einen Klangerzeuger mit anderem Ansatz in der Klangsynthese. Auf virtueller Ebene wird bisher kaum diese Buchla „Philosophie“ bedient.
Annähernd 100 % werden diesen Klangerzeuger als EIGENSTÄNDIGEN virtuellen Klangerzeuger begreifen und auch nutzen – ohne den Original Easel imitieren zu wollen. Es ist diese Denke des Imitierens und der A/B Vergleiche, die man immer wieder liest – aber den Kern dessen nicht treffen, was jeder einzelne Klangerzeuger für sich darstellt. Schade – weil alles sein Potential hat. Und einige wollen es einfach nicht erkennen, theoretisieren lieber oder schwelgen in purer Nostalgie.
@olduser @Olduser & Wellenstrom : Ihr habt ja beide irgendwo recht… Das Plugin wird sicherlich keinen echten Buchla ersetzen, und ich kann mir vorstellen dass die Haptik und „echte“ Bedienung des Gerätes mit in den Klang einfließen. Andererseits finde ich persönlich dass der Arturia Buchla V sehr ordentlich umgesetzt wurde, und mir zumindest der Spirit und Grundklang des Gerätes mehr als nähet gebracht wurden. Es ist doch klasse dass man für relatuv wenig Kohle einen Top synth bekommt der mit anderen Plugins gar nicht oder nur sehr schwer umsetzbar ist. Das Teil hat m.M. nach tatsächlich Character was man vielen Pluguns leider nicht nachsagen kann.
@Markus Harsani So, heute das Komplettpaket bezogen und gleich mal versucht, in den Easel V einzusteigen. Kann den Testeindruck so nur bestätigen. Schöner Klang, optisch sehr ansprechend und fotorealistisch bis zum geht nicht mehr, Bedienung ist (ohne Handbuch zu Rate zu ziehen) erst einmal heftig brutal. Morgen wird gebüffelt und geschraubt.
Einen Monat später Sounds mit dem Easel geschraubt und die dann auch in einem Track verwurstet. War interessant. Fühlte sich anders an als mit anderen (virtuellen) Synths. Gibt schon ’nen gewissen, anderen Impuls. Also definitiv KEINE Fehlinvestition. Schrauben dauert länger, ist aber auch intensiver.
Ja ja. :) Mit 0-Coast, Synthesis Technology E352, O|D ER-301 und ein paar anderen verrückten Modulen kommt wieder richtig Spaß in die alten Knochen. Das hat dann auch nix mehr mit klassischem Analog-Käse zu tun. Buchla war der bekloppteste von allen. Damals sollen Module oder gar komplette Systeme mit LSD getränkt worden sein. Buchla war zusammen mit anderen eine der Keimzellen der darauf folgenden Mainstream-Hippie-Kultur, wenn ich dem Internet glauben darf. Die Module vom Buchla Series 100 wurden von Catalyst sogar neu aufgelegt. https://www.youtube.com/watch?v=AUiKSrcj3vQ