Le Freak c’est chic
Der Arturia MiniFreak V V3 bekommt ein Firmware-Update zur Version V3 und das gilt auch für das Hardware-Pendant. Somit bleiben die virtuelle und die Hardware-Version auch weiterhin kompatibel. Gleich acht neue Oszillator-Modelle sind hinzugekommen – schauen wir uns das kostenlose Update also mal genauer an. Den Test zur Hardware könnt ihr hier finden. Den Test des Firmware-Updates für die Hardware reichen wir schnellstmöglich nach.
Installation von Arturia MiniFreak V V3
Der Arturia MiniFreak V V3 kann einzeln oder im Bundle mit der Arturia V-Collection X erworben werden und das mittlerweile unabhängig vom Besitz der Hardware. In beiden Fällen wird die Installation über das Arturia Software Center vorgenommen. Die Systemvoraussetzungen verlangen mindestens nach einem Windows 10 oder macOS 11 Betriebssystem – obwohl ich Arturia MiniFreak V V3 auch auf einem macOS 10.14 Testsystem zum Laufen bekam. In diesem Fall darf man aber natürlich keinen Support von Arturia erwarten. Es stehen die Installationsformate VST3, AAX, AU oder Standalone zur Verfügung. Eine ausführliche Bedienungsanleitung liegt als PDF in deutscher Sprache vor.
Oberfläche und Preset-Verwaltung von Arturia MiniFreak V V3
An der Oberfläche hat sich in Version 3 nichts geändert, mit Ausnahme der acht zusätzlichen Menüeinträge für die Oszillator-Modelle. Diese haben alle eines gemeinsam: Sie basieren auf Sample-Wiedergabe. Auswählbar sind diese im Oszillator-Menü auf der Hauptseite des Arturia MiniFreak V V3 – aber nur für Oszillator 1.
Die Oberfläche präsentiert sich wieder in einer sehr angenehm lesbaren modernen Darstellung, die einen minimalistischen Fotorealismus pflegt. Das GUI besitzt eine variable Größeneinstellung, wobei eine 100%-Skalierung einen HD-Monitor vollständig in der Höhe ausfüllt, inklusive Advanced- oder Sequencer-Ansicht und 120 % entsprechend in der Breite ohne Advanced- oder Sequencer-Ansicht.
Die Preset-Verwaltung entspricht dem Arturia-Standard und bietet also alles von Schlagworten über Favoriten bis hin zu einer Suchfunktion. Zusätzlich kann eine Types-, Styles- und Bank-Ansicht als Filter eingestellt werden. Für Arturia MiniFreak V V3 wurde eigens eine neue Factory-Bank mit 30 Presets erstellt. Insgesamt stehen ab Werk jetzt also 351 Presets zur Verfügung, die eine große Bandbreite an Klängen abdecken.
Aufbau des Arturia MiniFreak V V3
Der Arturia MiniFreak V V3 ist ein virtuell analoger Software-Synth, dessen einziger Unterschied zur Hardware die digitalen Filter sind. Beim MiniFreak zum Anfassen sitzen hier nämlich analoge Filter und auch VCAs und machen diesen so zu einem Hybrid-Synthesizer. Der Arturia MiniFreak V V3 besitzt sechs Stimmen, die jeweils zwei unterschiedlich bestückte Oszillatoren und ein Multimode-Filter (LP/BP/HP) beherbergen. Alles mündet dann in der Effektsektion mit drei Effekten in Reihe.
Zur Auswahl stehen Chorus, Phaser, Flanger, Reverb , Delay, Distortion, Bit Crusher, 3 Band EQ, Peak EQ, Multi Comp und Super Unison, wobei Reverb, Delay und Multi Comp nur einmal in der effektiven Dreierkette vorkommen dürfen. Auch einen Sidechain-Audioeingang gibt es, um den Arturia MiniFreak V V3 als Effektgerät nutzen zu können.
Die Besonderheit bei den Oszillatoren ist, dass sie unterschiedlich bestückt sind. Oszillator 1 enthält ausschließlich Klangerzeuger inklusive der Audio-In-Option und den neuen Sample- und Grain-Oszillatoren. Oszillator 2 enthält auch Klangerzeuger, aber weniger als Oszillator 1, dafür aber verschiedene digitale Filter.
Ist hier ein Filter gewählt, wird der Klang des ersten Oszillators am Eingang des zweiten angelegt. Das FM/RM Modul ist ein Zwischending, es benutzt dabei den ersten Oszillator als Modulator und einen eigenen Oszillator als Carrier. FM- und RM-Anteile können separat eingestellt werden. Über die Tune-Einstellung wird nur die FM-Ratio bzw. RM-Frequenz eingestellt. Hier gibt es allerlei Schräges zu erkunden.
Alle Oszillator-Modelle haben dabei einen eigenen Parameter-Satz und alles läuft in der Modulationsmatrix zusammen. Diese wird durch Aufklappen des Advanced-Bereichs samt der anderen Modulatoren sichtbar. Arturia MiniFreak V V3 bietet noch zwei LFOs und zwei Hüllkurven, von denen eine auch zyklisch betrieben werden kann. Es stehen den LFOs außer den üblichen Verdächtigen auch zwei nutzerdefinierbare Schwingungsformen zur Verfügung, die sogenannten Shaper. Mit diesen sind dann sehr einfach rhythmische Modulationen möglich, die synchron zum Host-Tempo laufen können.
Makro-Regler des Arturia MiniFreak V V3 im Konflikt mit der Hardware
Etwas verwirrend ist die Implementation der Makro-Regler. Der Grund ist hier ein Unterschied zwischen Hard- und Software-Version des Arturia MiniFreak V V3. Die Hardware bietet zwei Makro-Regler in Form der Touch-Strips auf der linken Seite des Keyboards. Jedem Makro-Strip können vier Ziele zugewiesen werden. Jeder Parameter des Synths kann ein Ziel sein, aber auch die Intensitäten bereits bestehender Matrix-Modulationen. Diese beiden Bedienelemente der Software verfügen über keine DAW-Automationsanbindung – sie können nur über die zugewiesenen MIDI-Controller gesteuert werden.
Problematisch ist nun die Benennung der vier Makro-Regler auf der ausklappbaren Seitenleiste des Arturia MiniFreak V V3. Sie heißen standardmäßig Brightness, Timbre, Macro 1 und Macro 2. Und so ist es auch Standard bei anderen Software-Synths der V Collection X.
Der Konsistenz wegen konnte man hier schlicht nicht einfach „Macro A“ und „Macro B“ nehmen. Genau das habe ich aber in meinem Default-Preset gemacht, denn zum Glück sind diese Makros umbenennbar. Diese Plug-in-Makro-Regler können erstens mehr als vier Modulationsziele ansteuern und zweitens sind sie als Spurautomation in der DAW verfügbar.
Ein kleines Problem habe ich mit der Auswahl der Modulationsziele in der Matrix, denn das Auswahl-Fenster enthält massig Ziel-Parameter, schließt sich aber sofort nach Loslassen der Maustaste. Diese muss nämlich solange gehalten werden, bis der gewünschte Parameter ausgewählt wurde. Da es aber auch die Möglichkeit gibt, über die kleinen Plus-Symbole jedes Parameters die Zuweisung vorzunehmen, ist das nicht so tragisch.
Neuerungen in Version 3 des Arturia MiniFreak V V3 – Granular Update
Die Neuerungen der Version 3 des Arturia MiniFreak V V3 (Soft- und Hardware) betreffen ausschließlich Oszillator 1 und spendieren diesem acht neue Engines. Davon sind sieben Granular-Engines und eine weitere eine reine Sample-Playback Engine. Namentlich sind das:
- Sample,
- Cloud Grains,
- Hit Grains,
- Frozen,
- Skan,
- Particles,
- Lick und
- Raster.
Bevor ich aber mit den unterschiedlichen Engines fortfahre, zuerst die etwas ernüchternde Feststellung, dass es zurzeit keine Möglichkeit gibt, eigene Samples in Zusammenhang mit den Granular-Sample-Engines zu nutzen. Stattdessen beschränkt sich die Auswahl auf 48 Samples mit einer Auswahl an Synth-, Drum- und Field-Recording-Sounds sowie Loops. Zumindest für die Hardware leuchtet das ein, beim Arturia MiniFreak V V3 wäre diese Option aber durchaus machbar gewesen.
Sample
Hier wird das ausgewählte Sample mit Start, Länge und Loop-Parametern gesteuert. Auch One-Shot geht, wenn der Loop auf „Off“ steht. Bei einem Loop-Wert von 0 wird das ganz Sample abgespielt, bevor der Loop auftritt. Dazu muss aber der Length-Wert auf „100% forward“ stehen. Ein Umdrehen auf „100% Reverse“ würgt das Sample aber in diesem Fall ab; denn erst muss die Start-Position auf das Ende gestellt werden.
Cloud Grains
Dieser Modus des Arturia MiniFreak V V3 lässt den Start des gewählten Samples intakt und fängt danach an, einen Schnipsel zu wiederholen. Mit Density wird die Länge des Schnipsels verkürzt, Chaos verursacht dann ein zufälliges Springen des Schnipsels innerhalb des Samples. Das macht sich gut mit einem langem Reverb-FX als Insert geschaltet.
Hit Grains
Hit Grains startet das Sample immer von vorne bzw. der eingestellten Startposition. Der Parameter Density bestimmt die Wiederholrate. Mit Shape kann dann eine Hüllkurve darüber gelegt werden, die entweder die Attack-Zeit verlängert oder die Release-Zeit verkürzt. Leider konnte ich hier keine Möglichkeit einer Host-Synchronisation finden, was mich ein wenig ratlos hinterlässt.
Frozen
Dieser Arturia MiniFreak V V3-Oszillator funktioniert im Prinzip wie der Cloud-Grains-Modus, die Schnipsel sind aber viel kleiner und ineinander „verschmiert“, wofür die Size-Einstellung sorgt. Die kleinste Schnipsellänge ist aber immer Abhängig von der Gesamtlänge des Samples.
Skan
Dieser Modus hat ebenfalls einen Start- und Chaos-Parameter. Die Speed-Einstellung bestimmt dann den Time-Stretching-Faktor. Dieser spezifische Algorithmus ist deutlich zu hören und dient nicht der unauffälligen Anpassung eines Drum-Loops in der Geschwindigkeit.
Particle
Auch hier wieder Start- und Chaos-Einstellungen. In diesem Modus ist der Start verschliffen. Chaos verändert hier nicht zufällig die Abspielposition, sondern die Tonhöhe des Samples. Der Density-Regler verkürzt die Samples, verändert aber auch deren Abspielposition. Ich persönlich finde es etwas unglücklich, dass die verschiedenen Modi zwar gleiche Parameter-Namen besitzen, diese jedoch stets ein wenig anders auf die Engine wirken.
Lick
Lick startet das Sample immer wieder neu, und zwar in einer zufälligen rhythmischen Abfolge von 16tel-Noten und -Pausen. Size bestimmt die Release-Zeit des getriggerten Samples und Chaos springt hier wieder zu anderen Stellen innerhalb des Samples.
Raster
Der Raster-Modus im Arturia MiniFreak V V3 macht etwas sehr ähnliches. Der Density-Regler bestimmt hier aber die zum Host-Tempo synchronisierten Notenlänge. Chaos verändert dann wieder zufällig die Startposition.
Vielen Dank für den Test und für die Audiobeispiele zu den verschiedenen neuen Oszillator-Engines! Ich finde, diese sind eine absolute Bereicherung, vor allem da sie als kostenloses Update bereitgestellt wurden 😀
Was ich bei mir nicht feststellen konnte: „Diese beiden Bedienelemente der Software verfügen über keine DAW-Automationsanbindung […]“. Ich habe das mit Gig Performer überprüft und kann die beiden virtuellen Macro-Ribbons problemlos über die Parameter „30 – Macro 1“ und „31 – Macro 2“ ansteuern.
Die beiden standardmäßig leider auch benannten Macros 1+2 von der Leiste ganz unten sind die Parameter-Nummern 157 und 158.
Auch mit Reaper klappt das einwandfrei…
Oder habe ich etwas falsch verstanden? 😉
@Dizzy Danke fürs Feedback. Ich habe mir das nochmal angeschaut – und es ist so wie Du sagst. Alle vier Macros und die Ribbons haben eine Spurautomation.
Ich kann mich erinnern in Reaper seinerzeit keinen „Last touched Parameter“ gesehen zu haben, als ich die Ribbons bewegt habe. Vlt. gab es aber auch inzwischen ein Update da der Test schon länger her ist und erst jetzt veröffentlicht wurde.
was soll ich sagen, zunächst danke für den Test des Plug-ins, welches ich im Grunde nicht nutze, da ich die Hardware habe.
Weihnachten 2013 die wavetable Erweiterung, nun die Grains. Wer weiß was Arturia noch so einfällt mit diesen exklusiven Instrument, welches auch mpe empfängt und die Signale übersetzt.
Ich hatte selbst noch keinen Synth, der Grains beherrscht und zu den Samples kann ich nur beisteuern, hervorragend, vor allem der Grottentiefe hip hop, der damit machbar ist!
@hejasa MPE versteht er leider nicht. ich habe mal Arturia angeschrieben ob da was in Planung ist und bekam die Antwort das die Tastatur nicht MPE fähig ist und daher nichts in Planung ist. Würde den gerne mit meinem Exquis Controller spielen. (Es gibt so ein Video von Andertons auf YouTube, das viele Views generierte wo behauptet wird er wäre MPE fähig das hat sich aber als Fake herausgestellt)
@ugandatelecom @ugandatelecom
Hallo, ich habe hoffentlich keine fake news veröffentlicht! Das Video zeigt ja, dass der mini freak mit dem expressive Osmose angesteuert wird und auf die mpe Daten reagiert. Ich hatte den Osmose auch hier, konnte die midi Verbindung aber nicht prüfen, der der Osmose nach fünf Tagen kerndefekt war, just als ich das änderten Video gesehen hatte.
So bleibt letztlich offen, ob der mini freak mpe verarbeitet oder nicht.
Vielleicht hat der ein oder andere amazona Nutzer beide Synthesizer und klärt uns auf.
Trotz alledem, vielen Dank für deine Rückmeldung!
@hejasa in den Kommentaren des YouTube Videos mit dem Minifreak und dem Osmose wurde angezweifelt das der über mpe spielt. und man findet keine Infos das der in der aktuellen Firmware MPE fähig ist. habe daraufhin Arturia Support angeschrieben und die haben mir bestätigt das aktuell kein mpe Support geplant ist. möglicherweise spielt er maximal mit poly aftertouch aber nicht MPE das ist leider eine Fehlinformation
@ugandatelecom , das ist richtig. Poly AT via MIDI, aber kein MPE. Gilt auch für den MiniFreak V.
@TobyB na dass ist doch eine Hausnummer mit poly aftertouch , wenn auch nur eine kleine Große!
@hejasa „Weihnachten 2013 die wavetable Erweiterung“
Da warst Du Deiner Zeit aber weit voraus!
@Klaus Trofob so? Mit 71 Jahren ist eigentlich jeder Tag ein Geschenk!
Erst mal gesundes neues an das Team und alle Leser!
Danke für den Test. Ich werde mich aber erst noch mit meinem Microfreak zufrieden geben müssen.
Was ich nicht verstehe ist, dass der MiniFreak V keine Samples laden kann, da doch der MicroFreak, auf dessen Engine der MiniFreak beruht, die ganzen FW OSC Updates schon bekommen hat, und selbstverständlich über das MIDI Control-Center sehr wohl Samples und Wavetables laden kann, sogar jeweis 128 an der Zahl.
User Samples soll laut Arturia Forum in Kürze als Update nachgereicht werden.
@exitLaub Hui, das klingt gut!😃
Wo gibt es dazu die Info von Arturia?🫣 Usersamples habe ich mir schon länger gewünscht…👍