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Test: Arturia, Oberheim SEM V, Software-Synthesizer

(ID: 1152)
Modulationsmatrix

Modulationsmatrix

Die Modulationsmöglichkeiten sind für VCO und VCF auf den ersten Blick stark limitiert. „Entweder LFO 1 oder LFO 2 oder ENV“ scheint der virtuelle Schalter dem Nutzer zu diktieren. Ist aber nicht so. Eine Modulations-Matrix kann aufgeklappt werden, um allen Modulationsquellen alle möglichen Ziele zuweisen zu können. Dies ist auch schön übersichtlich gelöst.

Anfangs fand ich schade, dass die LFOs  im Hauptbedienpanel des SEM V nicht mehr Fahrt aufnehmen können. Bei 13Hz ist nämlich bei den Beiden offensichtlich Schluss. Dachte ich zumindest. Ein Anruf bei Tomeso, dem deutschen Vertrieb von Arturia, rettete mich aus dieser Unwissenheit: „Haben wir implementiert! Geht rauf knapp bis in den Audiobereich. Nutze die Modulationsmatrix!“ … Ich bin begeistert!

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Die Effektbank, die es so natürlich nicht im Original SEM gibt, klingt im Großen und Ganzen wirklich anständig. Den Verzerrer aber finde ich persönlich nicht so den Brüller. Da das Filter sich nicht in Eigenschwingung versetzen lässt, sind trotz des Verzerrers keine bösen 303 Sounds möglich. Allenfalls brav angezerrte Basssounds sind hier machbar. Der Chorus hingegen ist sehr sehr gut. Nun, in diesem VST wäre er eigentlich nicht nötig gewesen, so fett wie die Kiste daher kommt. Die meisten SEM V Presets, die den Chorus nutzen, mag ich ohne diesen lieber. Aber wie gesagt, die Qualität ist ohne Fehl und Tadel. Das Delay bereichert das SEM V sinnvoll. Ich steh‘ aber generell auf Echos. Zusammen mit dem Arpeggiator lassen sich damit schnell und überzeugend treibende Rhythmen programmieren.

Die Effekte können oben in der Aufklappbox in ihren wichtigsten Parametern verändert, angepasst und synchronisiert werden. Der Arturia Oberheim SEM V hält aber hier noch zwei weitere pfiffige Bereiche bereit: den „Keyboard Follow“ und den „8-Voice Programmer“.

Keyboard Follow

Keyboard Follow

 

Ersterer ermöglicht eine kontinuierliche Veränderung verschiedener Parameter über den gesamten Tastaturbereich. Beim Tonhöhe C1 die Filterfrequenz runter ziehen, bei C3 dann hoch und danach sprunghaft wieder nach runter filtern – hier alles kein Problem. Das geht auch mit allen anderen Parametern des SEM. Hier kann man also z.B. das Feintuning über die gesamten Tastaturbereich leicht variieren, z.B. die LFO-Speed oder die VCF Resonanz subtil oder brachial verändern – und, und, und. Da kommt Leben in die Bude. Der Eingriff ist auch hier schnell und intuitiv. Das gibt 12 Extrapunkte für Frankreich!

Ähnlich funktioniert der „8-Voice Programmer“. Eingeschaltet passiert folgendes: Acht Stimmen werden nacheinander angesprochen. Jedem Ton kann eine gleichzeitige Veränderung von 6 Parametern zugewiesen werden. Auch hier entweder subtil oder extrem. So wie bei einem alten 8-Voice Oberheim (also dem Echten von 1975) kann jede Stimme anders klingen oder sich nur im Detail unterscheiden.

Das Faszinierende hier ist die einfache Bedienung. Ich hasse sinnlos komplexe Maschinen. Die meisten Sachen sind einfach total überladen und blockieren jedweden Forschungswillen. Arturia hat es beim SEM V richtig gemacht.

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Controller Zuweisung

Controller Zuweisung

Die Einbindung eines MIDI-Controllers geht zügig vonstatten: MIDI-Button anklicken, Parameterknopf am SEM-V auswählen, gewünschten Regler am Controller bewegen – fertig! Dauert nur halb so lang wie diesen Satz zu lesen.

Und glaubt mir, mit einem Behringer BCR oder Korg Legacy Controller z.B. macht der virtuelle Kollege unendlich mehr Freude als mit einer Logitech-Maus.

P.S. Die Soundbeispiele sind ohne externe Effekte/Plug-ins, sondern alleine mit der Arturia SEM V Soundengine realisiert worden.

Systemanforderungen

Windows: Win XP/Vista/Windows7 (32/64 Bit)
Mindestens 1 GB RAM, 2 GHz Multicore CPU

Apple: OSX 10.5 oder höher (32/64 Bit)
Mindestens 1 GB RAM, 2 GHz Intel CPU 

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Fazit

Eine tolle Kiste, wirklich. Die erforderlich hohe Rechenpower wird sinnvoll eingesetzt. Der Sound ist fett, geht tief runter, wirkt nicht billig simuliert und ermöglicht wunderschöne Analogsounds. Stampfende Arpeggios, grummelnde Flächen und sanfte Filterfahrten sind das, was ich von einem Produkt erwarte und bekommen habe, welches sich selbstbewusst „Oberheim“ nennt.

Ob wir nun wirklich dran sind, an einem echten 8-Voice oder nur knapp daneben, vermag ich jetzt nicht 100-prozentig einzuschätzen, aber ich empfehle diese Software bedingungslos all denjenigen, die einen richtig guten Analogsynthi suchen.

Die Übersichtlichkeit ist spitze, die Zuweisung an einen MIDI-Ccontroller simpel, die Modulations-Matrix und der 8–Voice Programmer sind intuitiv und musikalisch hervorragend einzusetzen. Es lebt!

Gibt es was zu meckern? Och nö, am Sound jedenfalls nicht, der ist großartig! Allerdings beim Versuch, das Arturia SEM V in Samplitude 10.2 pro einzubinden, bin ich kläglich gescheitert. Trotz stundenlangem Suchen und Probieren ist es mir nicht gelungen Reglerbewegungen (Controllerdaten ) im finalen Audio-Mix aufzuzeichnen. Mit Sonar und Reaper ging es reibungslos. Bei der Arbeit mit  Reaper ist mir aber dann aufgefallen, dass Arpeggios und Sequenzerläufe, welche vom SEM ausgingen, nicht stoppten, wenn die DAW angehalten wurde. M.a.W , der SEM V zappelte munter weiter und war erst nach einem Soundwechsel in eine andere Bank zu stoppen.

Ich denke, dies kann ich nicht Arturia als Minuspunkt anrechnen, zu unterschiedlich wirken sich PC-Hardware, Betriebssysteme und DAWs auf den reibungslosen Ablauf aus, sodass ich nicht ausschließen möchte, dass diese Probleme nur hier bei meinen Systemen auftauchen. Mit der „15 Tage Test Vollversion“ kann jeder Arturias Oberheim SEM V auf Herz und Nieren checken.

Plus

  • sehr gute Klangqualität
  • lebendiges Klangbild
  • einfache Programmierung
  • sinnvolle Erweiterungen gegenüber dem Vorbild
  • optisch sinnvoll und ansprechend gestaltet
  • preislich angemessen

Minus

  • Overdrive–Effekt Sound etwas inspirationslos

Preis

  • UVP: 229,- Euro
  • Straßenpreis: 199,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    tompisa

    Sehr gut Klangbeispiele und gute Beschreibung ! Ich mag zwar eigentlich keine PlugIns, aber mit U-He Diva und offenbar Arturias SEM ist mein Interesse wieder erweckt. Danke

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Wer den Unterschied hören möchte, der sollte
    den Test „3.Blue Box: Oberheim Four Voice“ unter Verweise am Ende dieses Artikels anklicken. Ein schöner Test wie immer von Herrn Bloderer.

    Dort dann die Soundbeispiele insbesondere „Oszillator Synchronisation“ anhören.

    Danach kennt man den Unterschied zwischen Emulation und Original.

  3. Profilbild
    4damind

    Hat mir auf Anhieb gefallen. Die clevere Bedienung die mit wenigen Bedienelementen auskommt ist zwar die Idee von Tom Oberheim aber gerade auch auf einem Plug-in mag das sehr Gefallen.

    Der Klang ist wirklich gut und unterscheidet sich von anderen Softsynth. Das Teil hat Charakter!

    Was mir nicht Gefallen hat: Es hat noch einige Bugs die aber schon bestätigt und in Kürze beseitigt werden sollen.
    Mir fehlt Legato! Gibt es zwar im Original nicht aber hätte ich mir sehr bei der Emulation gewünscht.
    Unison wäre auch sehr gewünscht. Der Voice Programmer ist zwar gut aber das ist noch nicht alles, zumal der SEM recht wenig Resourcen benötigt was gerade bei Unison ja sehr vorteilhaft wäre.
    Die Modulationsziele sind etwas begrenzt, hier wünschte ich mir etwas mehr Auswahl.

    Ich mochte keinen der Arturia Synth aber der SEM ist wirklich gut und der wurde deswegen auch gekauft :P

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Der OPX-Pro II klingt um klassen besser und kostet fast nur die Hälfte.

  5. Profilbild
    tomeso

    Sehr gute Audiobeispiele, die sich positiv von dem uninspirierten Geduddel in anderen Tests abheben. Danke!

  6. Profilbild
    der jim RED

    Man kann bei diesem Plugin die gleichen Schwächen wie bei allen anderen Arturia’s feststellen. Im mittleren Bereich klingt es zwar alles ganz ok, aber am oberen Ende des Frequenzbereiches kommt es zu ziemlich fiesen Digitalgeräuschen und am unteren Ende auch zu unschönen Nebengeräuschen, beim SEM V rauscht es sogar seltsam, aber nicht analog. Eigentlich verwundert das nicht, denn es wird ja immer der gleiche Algorithmus verwendet, egal ob man Moog, Roland oder Oberheim nachbildet…
    Zwar spielt man eigentlich nicht in diesen äußeren Oktavlagen (und die Presets konzentrieren sich alle schön auf den unkritischen Sektor) aber bei Modulationen im Audiobereich (FM, RM, Sync) erzeugt man schnell Seitenbänder, die dann den Simualtionsschmutz in die „normalen“ Regionen tragen. Das hat mir schon CS80 (RM), Jupiter8 (Crossmodulation) und ARP2600 (S&H / Sync) verleidet. Schade das man bei Arturia keine Mühe darauf verwendet (sich) weiter zu entwickeln. Aber zum Glück es gibt genügend Alternativen am Markt, da braucht man sich nicht an Unzulänglichkeiten aufzuhalten.

  7. Profilbild
    keen K

    Anna Lüse hat absolut recht! Arturia bildet per Software analoge Klassiker nach. Diese „virtuell analogen“ VSTis müssen daher immer einen Vergleich mit dem Original standhalten können. Ansonsten brauch Arturia (aber auch jeder andere VSTi Hersteller) nicht die Struktur zu kopieren und das ganze unter dem Originalnamen + fotorealistischen GUI anzubieten. Wer ist denn die Zielgruppe dieser Art VSTis ? Doch wohl vordergründig diejenigen, welche einen Oberheim SEM oder auch Jupiter 8 etc. immer mal besitzen wollten, oder mal gespielt haben.

    So MUSS der erste Ansatz des Testers sein, diese direkt mit den Originalen zu vergleichen. Deswegen verstehe ich nicht, weshalb diese Software von jemand getestet wird, der das Original nicht als Vergleich zur Hand hat.

    Nicht destotrotz ist der Test gut und ausführlich geschrieben, aber darum geht es Anna Lüse gar nicht.

    Analoge Instrumente sind auch nach über 25 Jahren nach ihrem Aussterben (gemeint sind die „großen“ Synthboliden) immer noch der Gradmesser für guten Klang. Dies gilt für Synths wie auch für analoge Studiotechnik. Neben sicherlich auch innovativen digitalen Neuentwicklungen ist es verwunderlich, bzw. erschreckend, dass der technische Fortschritt zum 21. Jahrhundert hin leider nur zu mehr „virtuellen“ billigen Kopien geführt hat und z.b. diskrete polyphone analoge Synthese mittlerweile in der Entwicklung unbezahlbar bleibt, der Markt überschwemmt wird mit hunderten VSTis + VAs und leider auch zu vielen monophonen analogen Hardwareinstrumenten… nix neues polyphones dabei… warum wohl sehnt sich Peter Grandl und andere nach einer „vergleichsweise einfachen“ Juno 60 Hardware-Kopie ? Ja, VAs lassen sich günstig produzieren, aus kaufmännischer Sicht sicherlich sinnvoll – aber eine Weiterentwicklung zum besseren Klang hin ist das garantiert nicht.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @keen K Kann ich nur zustimmen. Einfach treffend.

      Aber vielleicht besteht ja Hoffnung:

      Walfdorf Pulse2
      Arturia MiniBrute

      Mglw. geht der Trend ja mal in eine erfreulichere Richtung. Die Ohren würden es danken ;-)

  8. Profilbild
    Tangelis

    Das SEM-Filter im OB-X klingt so knarzig, was ich persönlich nie mochte (www.moebus.de/audio/obx_filter.wav). Ansonsten gefallen mir die Klangbeispiele des Testers. Schöne (Analog-) Synthesizermusik, die sich mit dem Arturia SEM realisieren lässt. Was die Authentizität der Nachbildung betrifft, könnte man ja mal OBiges Hörbeispiel nachbauen. Müsste mit dem Arturia SEM ja ein Kinderspiel sein.

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