Ein Klassiker macht Dampf
Audio Damage Axon 3 ist ein neuronales Drum-Sequencer-Plug-in mit siebenfach multimbralem, perkussivem Synthesizer zur Klangerzeugung für iOS (AUv3) (getestet) und Desktop MacOS, Linux (Ubuntu) und Windows (VST/3, AU, AAX CLAP, LV2).
Inhaltsverzeichnis
Die erste Version von Axon benutzte schon neuronale Netzwerke, als noch keiner wusste, was „Neuronal“ oder „Künstliche Dummheit“ und der Hartmann Neuron-Synthesizer (zum Test hier lang) noch aktuell war, hat also schon mehr als eine Dekade hinter sich. Man kann hier also von einem echten Klassiker sprechen, denn trotz des Alters ist das Plug-in immer noch ein Verkaufshit von Audio Damage und da gerade zwei Drum-Sequencer wegen Überalterung aus unseren iOS-Charts fliegen, kommt das vor Kurzem erschienene Audio Damage Axon 3, gerade recht.
Was ist neu bei Axon 3?
- Die Klangerzeugung wurde mit einem Modell des analogen Audio Damage Eurorack-Moduls Boomtschak (Amazona.de berichtete) erweitert.
- Der interne Synthesizer wurde mit Quantisierung für Tonhöhen und Tonarten ausgestattet, um leichter getunete Klänge und melodische Sequenzen zu erzeugen.
- Die Zufallsfunktion kann nun für ausgewählte Parameter bzw. alle Parameter zur Sound- und Pattern-Erzeugung angewendet werden.
Der Becken-Oszillator aus dem Tattoo Drum-Machine-Plug-in wurde der Rauschgeneratorsektion hinzugefügt. - Das Rough Rider Kompressermodell wurde dem Audioausgang hinzugefügt.
Außerdem ist AUv3-Unterstützung jetzt auch dabei, zusammen mit einem entsprechenden internen Preset-Browser. - Neu sind auch ein Offset-Parameter, der es leichter macht, „traditionelle“ Rhythmen zu erzeugen sowie verbesserte eingangs- und ausgangseitige MIDI-Handhabung und eine verbesserte Mixerstruktur.
- Zuletzt wurde noch Wahrscheinlichkeit für Trigger- und Ratcheting-Events für den Sequencer zu Erzeugung von z. B. Zwischenschritten und echoartigem Verhalten sowie ein neues Reset-Verhalten, um eventuellen Synchronisationsproblemen mit dem Host entgegenzuwirken.
Leider sind mit den vielen Neuerungen die Presets der Vorgängerversion nicht mehr kompatibel mit Audio Damage Axon 3. Da die App aber ein völlig neues Plug-in ist, kann sie mit der alten parallel betrieben werden.
Installation (Desktop)
Die Desktop-Version von Audio Damage Axon 3 kann bei Audio Damage oder Plugin Boutique, dem einzigen autoriserten Vertrieb außerhalb von Audio Damage, erworben werden.
Die Software wird über eine einfache Serienummer autorisiert.
Ein Upgrade auf Axon 3 kostet 39,- USD (ca. 35 Euro)
Wer die Plug-ins von Audio Damage ausprobieren möchte, kann entweder die Demos laden oder die kostenfrei erhältlichen und uneingeschränkt nutzbaren Legacy-Plug-ins installieren (AMAZONA.de berichtete), darunter auch Tattoo und Axon 1.
Neuronenfeuer
Der Sequencer von Audio Damage Axon 3 besteht aus sieben durchgezählten Neuronen, die mit Betätigung des ROUTE-Tasters aber frei verschaltet und auch mit mehreren Neuronen gleichzeitig verbunden werden können, um Tansmitter/ Empfänger-Paare zu erstellen. Ein Neuron kann dabei beides sein. Um eine Verbindung herzustellen, wird am besten das Neuron aus der Liste am unteren Rand ausgewählt. Dann einfach die Empfängerneuronen auswählen. Dabei unterbindet Axon 3 automatisch das Erzeugen von Feedback-Schleifen.
Das Neuron in der Mitte nimmt dabei eine Sonderstellung ein, denn es ist mit dem Transportkontrolle verbunden, d. h. es wird ständig mit Impulsen befeuert und die anderen Neuronen sind alle davon abhängig.
Die anderen Neuronen haben einen einstellbaren Schwellenwertzähler von 0 bis 16, der die Anzahl der erhaltenen Impulse und welche davon den Schwellenwert übersteigen, intern registriert.
Wenn nun die Anzahl der Schwellenwertimpulse erreicht ist, feuert das Neuron und sendet gleichzeitig einen Impuls an die Neuronen, die mit ihm verbunden sind, einen Trigger an die zugewiesene Synthesizerstimme, eine MIDI-Note an den MIDI-Ausgang und einen Reset and Schwellenwertzähler. Bei einem Zähler von Null feuert das Neuron bei jedem Impuls, bei 1 bei jedem zweiten, bei 2 bei jedem dritten usw.
Dabei hat jedes Neuron seine eigenen Parametersatz, wie Schwellenwertzähler, MIDI-Note, Trigger-Optionen, Wahrscheinlichkeit, Sequenzlänge oder Wiederholungen.
Neuronenklang
Jedes Neuron hat seinen eigenem, identischem monophonem Synthesizer, der aus einem FM-/Ringmodulator mit zwei Oszillatoren (Carrier und Modulator) und Waveshaper und einem metallischen Rauchgenerator besteht, die dann vor dem Filter abgemischt werden.
Die Hüllkurvengeneratoren reichen von 10 bis 2000 ms.
Es gibt auch einen KLIK-Parameter, der mit dem TONE gefärbt werden kann. Dazu kommen noch X/Y-Felder für FM und Timbre für das kreative Modulieren von Carrier und Modulator. Timbre erzeugt eine Klangfärbung durch mathematische Funktionen. Leider geht das Handbuch nicht näher darauf ein.
Schließlich gibt es noch die Modulationbusse für FM und AM. Normalerweise sind die sieben Stimmen von einander getrennt, doch mit den Bussen können sie miteinander interagieren. Es kann dabei der Anteil des Bus-Signals für Ein- und Ausgang pro Simme getrennt geregelt werden. Der Noise-Generator mit dem Metalloszillator ist im Wesentlichen von den Schaltkreisen für die Becken aus den TR-606 und -808 Klopfgeistern abgeleitet.
Mixer und FX
Es bleibt noch anzumerken, dass die Stimmen jedes Neurons auf einen von vier Ausgängen geroutet werden können. Dazu muss der Host natürlich auch Multi-Out-Plug-ins unterstützen. Auf iOS unter AUM kein Problem. Auch ein FX-Send-Bus ist vorhanden, es stehen intern aber nur Delay und Kompressor als Effekte zur Verfügung.
Die Klangbeispiele sind ausschließlich unbearbeitet von Axon 3, die Peaks liegen bei ca. -4 dBFS.
Erinnert klanglich sehr an Sonic Charge Microtonic und Erica Synth / Sonic Potion LXR 02…
Die Offset Möglichkeiten erleichtern das Zusammenspiel mit der DAW deutlich.
Das dunkle GUI trift jetzt nicht exakt meinen Geschmack aber who cares…
Ich finde Axon nach >10 Jahren immer noch eine gute Ergänzung zu anderen Klopfgeistern👍
Sehr dope!
Habe die 9€ mal riskiert, macht einen recht guten Eindruck. Ich war etwas unschlüssig, weil deren Continua versprach für mich auch einiges, verwende es aber kaum. Klar, wird wohl an mir liegen.
Das Problem ist einfach wie so oft, dass das Desktop Plugin dann einfach viel zu teuer ist, wenn man weiß, dass es das gleiche als App für iOS für ein Zehntel des Preises gibt. Wenn das unter Android laufen würde, würde ich es vielleicht mal testen.