Altiverb goes XL
Wenn man über den Erwerb eines anspruchsvollen Impulse-Response Hall-Plug-ins nachdenkt, wird man wohl zwangsläufig auf das Altiverb von Audio Ease stoßen.
Wir haben auf AMAZONA.de bereits des Öfteren das Aliverb vorgestellt, das letzte Mal im November 2010 in der Version 6.3.5 XL. Wir empfehlen daher, diesen ausführlichen Test des Vorgängers zu lesen, da er bei den grundlegenden Funktionen auch für die Version 7.0 zutrifft. Den Test des Altiverb 6.3.5 XL finden Sie hier.
Ein Traum innerhalb eines Traums: Faltungshall
Wie wäre es, wenn Sie Ihre Audioaufnahmen in einer großen Konzerthalle, in einer Schwimmhalle oder gar auf dem Rücksitz eines Kleinwagens machen könnten und dabei die räumliche Akustik ganz bewusst verwenden würden? Oder stellen sie sich vor, Sie könnten mit Ihrer Band oder Ihren Sängern die berühmtesten Aufnahmestudios der Welt buchen. Alles Träume oder was? Nein!
Dank der Erfindung des Impulse-Response-Verfahrens gehört das heute eher zum Standard als zur Ausnahme. Wie es technisch möglich ist, all diese Recording-Umgebungen zu sich ins heimische Studio zu holen, erklärt ausführlich der AMAZONA.de Workshop „Faltungshall“, den sie HIER finden.
Überblick
Altiverb 7 läuft auf allen gängigen DAWs und machte selbst unter MAC OS Lion überhaupt keine Probleme. Die Installation, wir wählten die Download-Variante, ging reibungslos vor sich. Wie üblich, Doppelklick auf das ZIP-File und Anweisungen folgen. 10 Minuten später war das Tool über Download eines iLok Keys freigeschaltet. Ich persönlich bin übrigens ein Freund des Hardware-Dongles, da es kaum etwas Einfacheres beim Wechsel des Computers gibt, als den Dongle umzustecken.
Eine bestehende 6er Version wird übrigens automatisch überschrieben und die bestehende Library ergänzt. Der Umstieg von 6 auf 7 ist für all jene kostenlos, die ihr Altiverb 6 irgendwann 2010 oder 2011 gekauft haben. Für MAC OS Lion Besitzer oder jene die es werden wollen, ist das Update leider Pflicht, da die „Validation“ unter Logic/OSX Lion, Altiverb 6 nicht mehr akzeptiert. Besitzer älterer Versionen zahlen für den Aufstieg 189,- Euro, Neueinsteiger erhalten das Komplettpaket der regulären Version für 529,- Euro.
Die besten 7 Gründe für Altiverb 7.0
1.) Die Hall-Library von Altiverb 7.0 beträgt nun 3GB und wird ständig kostenlos erweitert. Von Kathedralen, Studios und berühmten Orchestersälen bis hin zu weniger berühmten Badezimmern, Kleinwägen und Räumlichkeiten. Die Auswahl ist gigantisch, die Qualität wirklich über jeden Zweifel erhaben.
2.) Gesucht wird über Key-Words oder noch bequemer, weil ansprechender, über eine umfangreiche Bildlibrary. Hier wird auch die Neugierde geweckt. Wie klingt denn nun das Mausuleum Gol Gumbaz in Indien? Der Anblick ist ja schon mal sehr beeindruckend.
3.) Ein kleiner Knopf mit großer Wirkung, der schlicht Brightness heißt. Statt eines EQs wird hier der Faltungshall kombiniert mit dem Algorithmus eines künstlichen Halls, der dem Original mehr Luftigkeit und Tranparenz verleiht. Der Effekt ist verblüffend und sehr wirksam.
4.) Noch so ein kleines Feature, welches den Arbeitsalltag deutlich erleichtert: SIMILAR. Über „Similar“ kann man einen bereits zufriedenstellenden Hall problemlos austauschen mit einer ähnlichen Variante, um so schnell zum gewünschten Ergebnis zu kommen.
5.) Altiverb 7 ist komplett automatisierbar. Jeder Parameter, und für im Vergleich zu anderen Anbietern sind das ungewöhnlich viele, ist automatisierbar. Der Hall wird damit zum dynamisch arbeitenden Klangwerkzeug.
6.) Faltungshall im Eigenbau! So einfach war es noch nie. Einfach Audiofile mit Hallanteil auf den Editor ziehen, und Altiverb 7 errechnet daraus einen „Impulse Response“ für die eigene Verwendung, der in der Library abgelegt werden kann. Das Ergebnis lässt sich zwar nicht mit dem der vorhandenen Presets vergleichen, kommt aber mit entsprechend hochwertigen Mikrofonen und Equipment sehr nah an die Vorbilder heran. „Wirklich faszinierend“ würde Spock sagen. Unter „Verweise“ finden sie einen Link zu einem Video, bei dem Arjen von Altiverb das Prinzip an einem praktischen Beispiel erläutert.
7.) CHAOS & EQs
Mit „mod Speed“ und „mod depth“ lassen sich per Zufall die aufeinander abgerufen Hallergebnisse leicht variieren. Der Hall einer sechzehntel HighHat klingt also nicht 16 mal vollkommen identisch, sondern eben unterschiedlich. Der Grad der Differenzierung lässt sich einstellen – und wie bereits erwähnt – auch automatisieren. Dasselbe gilt für einen vierbandigen Equalizer, mit dem man den Hall entsprechend schwach oder stark beeinflussen kann.
Und sonst
Wie bereits erwähnt, waren die Features auch in 6.0 nicht ohne, wie z.B. freie Positionierung der Schallquelle innerhalb des virtuellen Raums. Altiverb 7 lief während des gesamten Tests stabil. Aktuelle Wettbewerber wie z.B. SPACES von „EastWest“ benötigen etwas weniger Rechenleistung, aber wirklich nur minimal. Altiverb 7 gibt es auch als XL-Version für TDM-Anwender, 5.1 Zuweisung und maximaler Sampling Rate von 96 kHz zum Preis von 899,- Euro.
Zu den Audiobeispielen:
Alle Audiobeispiele wurden mit derselben Bass- und Snaredrum eingespielt bei identischen Pegeln und identischem Effektanteil ohne zusätzliche EQs oder weitere Effekte.
Ach, was?! Mir war gar nicht klar, dass mein Opel Corsa so gut klingt.
Gerne vermiete ich die Schrottkarre an High-End Produktionen, die statt Faltungshall lieber das Original benutzen. Schnäppchenpreis: 500€/Tag.
:-) Ich höre grade, mein Bruder will auch ins Hallraumgeschäft einsteigen. Der hat noch einen VW-Käfer in der Garage … für die, die den Vintage-Sound lieben.