Mit der Kraft der zwei Herzen
Mikrofone für die Bassdrum gibt es so einige und jeder Tontechniker schwört hier auf seinen Favoriten. Oft sind aber die gängigen Modelle nicht ganz frei von Kompromissen. Dem möchte der japanische Hersteller Audio-Technica mit dem AE2500 entgegenwirken – „best of both worlds“ in einem Klangaufzeichner.
Lieferumfang
Das AE2500 kommt in einer Pappschachtel und ist sicher in Schaumgummi gebettet. Mit dabei ist eine Mikroklemme, die den Schaft fest umschließt und mit einer Rädelschraube justiert wird. Das weiche Material der Klemme dient gleichzeitig der Isolation gegen Rumpelgeräusche.
Das Mikrofon benötigt ein Spezialkabel, das den 5-poligen Anschluss in zwei normale XLR-Stecker überführt. Das ist mit ca. 5 m ausreichend lang ausgefallen.
Auch eine Kunstledertransporttasche ist mit dabei, ebenso wie Bedienungsanleitung und Registrierkarte.
Die Idee hinter dem AE2500
Wenn ein Signal mit dem gewählten Mikrofon nicht ganz so klingt, wie es sich der Sound-Engineer oder der Musiker vorstellt, wird oft versucht, mit einem zweiten Mikrofon abzuhelfen. So ist es im Studio gang und gäbe, eine Gitarrenbox mehrfach zu bestücken, den Bass mit D.I. und Mikro aufzuzeichnen oder die akustische Gitarre am Korpus und am Hals zu mikrofonieren. Auch die Kickdrum wird gerne doppelt mikrofoniert: Ein Kondensatormikrofon sorgt für den akustischen Wohlklang, ein dynamischer Vertreter fügt den nötigen Punch hinzu. Das erhöht die Flexibilität ganz ungemein.
Auch Live wird dieser Weg häufig beschritten, ist auf der Bühne aber mit einigen Problemen behaftet. So steht z. B. ein Mikrofonständer mehr im Weg und durch die Ausrichtung der Mikrofone zueinander können Phasenverschiebungen auftreten.
Dem wirkt das AE2500 nun entgegen, indem es zwei hochwertige Mikrofonkapseln, eine Kondensator- und eine Dynamikkapsel, phasengleich genau übereinander in einem Mikrofongehäuse unterbringt.
Das AE2500 im Überblick
Wichtigstes Feature ist natürlich der Aufbau mit den beiden Kapseln. Schraubt man den Korb ab, ist der Blick frei auf die größere dynamische und die kleinere Kapsel, die in minimalem Abstand zueinander platziert sind.
Der Korb ist mit einem zweimaschigen Drahtgitter ausgelegt, vorne schützt noch ein Schaumstoffpolster.
Mit einem Durchmesser von 55 mm ist der Korpus erstaunlich klein gehalten, auch die Gesamtlänge von 165 mm bleibt im Rahmen. So kann das Mikro in Kickdrums ab ca. 70 mm Öffnung eingeführt werden.
Zum Vergleich: Das beliebte Shure Beta52 braucht durch seine Bauweise eine ca. 50 % größere Öffnung. Auch das Gewicht liegt mit 390 g nur unwesentlich über einem normalen Gesangsmikrofon.
Der hintere Teil ist mit 22 mm sehr schlank gehalten, hier sitzt der 5-polige XLR-Anschluss und greift die Mikroklemme.
Das AE2500 ist mit zwei versenkten Schaltern ausgestattet, die beide auf die Kondensatorkapsel wirken. Hier kann ein Low-Cut bei 80 Hz mit 12 dB Steilheit und ein PAD mit 10 dB Pegelabsenkung aktiviert werden.
Beide Kapseln arbeiten als Niere, wobei die Kondensator-Seite mit 20 Hz bis 17 kHz den größeren Frequenzbereich abdeckt. Die dynamische Kapsel kommt hier auf 30 Hz bis 10 kHz. Der maximale Schalldruck orientiert sich am Kondensator, der 148 dB SPL ab kann, mit PAD können 158 dB erreicht werden.
Klang des Mikrofons
Zuerst wird das Mikrofon an das Apollo Twin Interface angeschlossen. Da es sich hier quasi um zwei Mikros handelt, werden beide Kanäle gebraucht. Beim Kondensator-Kanal wird die Phantomspeisung benötigt, klar.
Als Testinstrument nehme ich meine Cajon Kickdrum, eine etwas größer gebaute Cajon, die rein als Bassdrum funktioniert und einen Bassreflextunnel als Ausgang besitzt. Der ist ca. 7 cm hoch, das AE2500 findet darin also gerade so Platz.
Die Gains stelle ich bei beiden Kanälen gleich ein, ein erster Signaltest zeigt, dass die Kondensator-Kapsel ca. 2,5 dB mehr Pegel liefert.
Die Cajon liefert nur tiefe Töne, oberhalb von 800 Hz ist hier fast nichts mehr. Für das Soundsample hören wir nun am Stück zuerst die dynamische Seite, dann die Kondensator-Kapsel und zum Schluss beide Systeme, jeweils 4 Takte. Die Pegelunterschiede wurden hierbei ausgeglichen, um eine saubere Beurteilung vornehmen zu können.
Dynamisch liefert das AE2500 hierbei einen weicheren Sound ab, der seine Betonung zwischen 100 und 200 Hz erhält. Das geht für mich so Richtung AKG D112, ein recht beliebtes Bassdrum-Mikro. Die Kondensator-Spur klingt knackiger und liefert mehr Tiefgang, es fehlt aber etwas der Druck.
Die besseren Höhen dieser Kapsel sind mit dem gewählten Instrument nicht auszuloten. Trotzdem entspricht diese Aufnahme schon eher meiner Klangphilosophie. Der Mix der beiden Kanäle addiert sich zu einem stimmigen Gesamtbild, das ohne gegenseitige Auslöschungen entsteht. Es ist, wie nicht anders zu erwarten, eine gute Kompromisslösung aus den beiden angebotenen Sounds.
Das Prinzip des AE2500 funktioniert also schon mal. Statt einem Mix der Klänge sehe ich einen Vorteil aber auch in den beiden Einzelsounds. So kann ich mir gut vorstellen, dass bei einer Coverband die Songs der 50-60er mit der dynamischen Kapsel abgenommen werden, für 80er Rock kommt die Kondensator Kapsel zum Einsatz.
Das Doppelkapsel-Mikro wird auch für Percussion empfohlen, also greife ich nun zu den Bongos. Hier lässt sich auch der komplette Frequenzgang darstellen. Gleiches Spiel, diesmal 8 Takte, zuerst dynamisch, dann Kondenser, zum Schluss der Mix.
Hier ist klar das nach oben offenere Klangbild der Kondensator-Kapsel zu bemerken, der dynamische Teil fällt ab 8 kHz rapide ab. Dafür zeichnet diese Kapsel in den tiefen Mitten zwischen 100 bis 300 Hz mehr auf, ein Frequenzbereich, der eine gute Prise Wumms mit einfügt.
Um nun beide Frequenzgänge genau zu vergleichen, zeichne ich über meine Abhöre, die Emes Violet HR, weißes Rauschen auf, hier die grafische Darstellung des Prozesses.
Die Unterschiede der beiden Spuren decken sich ziemlich genau mit der Frequenzkurve, die Audio-Technica angibt. Ich habe das mal grafisch übereinander gelegt, rot ist Kondensator, blau ist dynamisch.
Wo das Mikro schon mal da steht, zeichne ich doch mal ein Kontrabass-Sample auf. Ein Originalinstrument steht mir leider nicht zur Verfügung.
Hier kann sich die dynamische Spur wieder mit mehr Druck in den Tiefen durchsetzen, das Kondensator klingt präziser und steuert ein schönes Schnurren mit bei. Bei diesem Instrument gefällt mir tatsächlich der Mix am besten. Er liefert alles, was einen guten und durchsetzungsfähigen Sound ausmacht.
Gleich noch ein Versuch, dieses Mal mit indischer Percussion und Flöte.
Hier geraten die tiefen Mitten mit der dynamischen Kapsel zu wuchtig, Becken und die Flöte, die im hinteren Teil erscheint, klingen zu gedämpft. Das macht die Kondensator-Kapsel besser, hier klingt der obere Bereich recht luftig, unten tönt es aber etwas zu hart. Der Mix überzeugt auch nicht völlig, hier werden die Höhen wieder zurückgenommen und die tiefen Mitten dröhnen wieder etwas zu stark.
Also wähle ich ein anderes Mischungsverhältnis, dabei drehe ich die Kondensator-Kapsel in Relation zum dynamischen Teil um 6 dB lauter. Zuerst also das 50/50-Verhältnis, danach die Präferenz auf dem Kondensator.
Das gefällt mir nun richtig gut, hier kann das Mikro zeigen, wie man mit einer einfachen Pegelanpassung zum Wunschsound gelangt.
Das AE2500 ist also stark von dem abzunehmenden Instrument abhängig, manchmal ist man mit der Kondensator-Kapsel allein schon gut bedient, oft gilt es, im Mix der beiden Komponenten das Mischungsverhältnis jeweils genau auszuloten, um den idealen Sound zu finden. Diese Zeit nimmt man sich gerne im Studio, Live ist da oft mehr Hektik angesagt und man verzichtet eher auf die Möglichkeiten, die das Audio-Technica zu bieten hat. Eine gute Unterstützung kann es aber durchaus sein, wenn man als Sound-Engineer vorab nicht so genau weiss, was einen erwartet. Da ist das AE2500 eine gute Lösung zur Alternative mehrere Mikros mitzuschleppen.