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Test: Audio-Technica AT-XP3, Tonabnehmer-System

Günstiger Alleskönner? Von DJ bis Hi-Fi alles dabei!

9. Mai 2019
Audio-Technica AT-XP3

Audio-Technica AT-XP3

Nun, seitdem Shure die Phono-Produktreihe eingestellt hat, wird der Markt der DJ Tonabnehmersysteme neu verteilt – zumindest ein wenig. Kein Shure M44-7 mehr, das legendäre Headshell-System wird nicht mehr produziert. Klar, Ortofon ist mit dem Relaunch der Concorde-Systeme stark am Markt, der Klassiker neben dem Shure für DJs, deckt aber nicht jeden Anspruch ab. Auch Audio-Technica hat Systeme im Angebot, nicht erst seit gestern wohlgemerkt. Die Anfang vergangenen Jahres vorgestellt neue Serie nennt sich AT-XP und umfasst drei DJ-Tonabnehmersysteme für verschiedene Ansprüche und Preisklassen. Die mittel- und hochpreisigen Systeme heißen AT-XP5 und AT-XP7 (HIER der entsprechende Test zu den Systemen). Das günstige Modell, die Variante für den Einstieg oder schmalen Geldbeutel, ist das Audio-Technica AT-XP3, die Variante, die wir uns heute einmal anschauen wollen.

Audio-Technica AT-XP3 – ein erster Blick

Drei Systeme einer Reihe, klar definieren diese sich durch Klang-, Qualitäts- und Preisunterschiede. Dennoch ist die Ausrichtung aller drei Modelle gleich: Sie sollen DJ-tauglich sein, zugleich aber auch Hi-Fi-Ansprüchen genügen können und damit die Balance bieten zwischen DJ-Einsatz und dem genussvollen Plattenhören zuhause. Dies ist etwas, was in jedem Fall Kompromisse notwendig macht. Neben dem Ortofon Concorde Club MK2 sind die beiden Systeme AT-XP3 und AT-XP5 einige der wenigen, die den DJ-Anspruch haben, dennoch einen elliptischen Schliff aufweisen können. Die meisten klassischen DJ-Systeme verfügen über einen sphärischen Schliff, der ermöglicht, dass die Nadel sehr tief in der Rille liegen kann und damit auch beim Back-Cueing und Scratchen stabil in der Rille bleibt. Aber auch: Sie tastet natürlich weniger Informationen ab als eine Nadel mit elliptischem Schliff, die in der Regel ein deutlich detaillierteres Klangbild abbilden können.Audio-Technica AT-XP3

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Ein wenig aus der Mode gekommen ist der konische Schliff, der sehr langlebig ist, jedoch nicht so detailreich wie ein elliptischer Schliff. Früher stärker verbreitet, ist dieser im Hi-Fi-Bereich definitiv dem elliptischen Schliff gewichen, im DJ-Bereich klar dem sphärischen.

Dieser wird für das Audio-Technica AT-XP3 genutzt, was ein wenig verwundert, sich aber auch eine preispolitische Frage war. Es ist das günstigste System der Reihe, sicherlich auch jenes, das nicht den hohen professionellen Ansprüchen genügt, sondern primär funktionieren und halten muss.

Zum Thema „erster Blick“. Das Audio-Technica AT-XP3 wird geliefert vormontiert am Headshell. Natürlich gibt es das System auch als reinen Abnehmer, in diesem Fall aber nutzen wird das Angebot des Systems am Headshell.

Das AT-XP3 ist ein klassischer Tonabnehmer für den Unterbau an einem Headshell. Der Träger ist aus leicht transparentem ABS, eingekerbt an der Front für eine gute Sicht auf die Nadel selbst.
Das System macht rein haptisch einen sehr guten Eindruck. Verarbeitungs- wie auch Materialqualität sind sehr gut, nicht nur das, auch formschön ist das System entwickelt worden und besitzt, auch wenn es nicht relevant für den Klang ist, einen ansehnlichen Tonträgerkörper.

Die Montage selbst am Plattenspieler ist dank SME-Anschluss am Headshell einfach, hat man das vormontierte System gekauft, entfällt auch die Montage am Headshell.
Das empfohlene Auflagegewicht ist angegeben mit 2 bis 4 Gramm. 3 Gramm sind empfohlen, daher nutzen wir diesen für den ersten Test.

Klangbild und Haptik des AT-XP3

„Audiophile DJ cartridge with conical stylus, durable robust design for high-quality specialist DJ playback“ – das ist, was Audio-Technica für dieses Produkt verspricht.

Kann das Audio-Technica AT-XP3 diesem Anspruch genügen?

Ein kurzer Blick auf die wichtigen technischen Daten. Der Frequenzbereich liegt zwischen 20 und 18.000 Hz und Ausgangsspannung bei 5,5 mV.

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Ein paar weitere kurz im Überblick:

Channel Separation: 20 dB (1 kHz)
Output Channel Balance: 2,0 dB (1 kHz)
Vertical Tracking Angle: 20 degrees
Vertical Tracking Force Range: 2,0 to 4,0 g (standard 3,0 g)
Stylus Shape: Conical
Stylus Size: 0,6 mil
Cartridge Weight: 6,2 g

Klanglich wirkt das System beim ersten Hören solide mit Hinblick auf den Preis. Könnte aber auch an der Platte liegen, Josh Wink. Sehr technoid, produktionsbedingt recht wenig Mitten. So fällt noch gar nicht auf, was später bei anderen Platten auffällig wird, auch oder erst recht im Vergleich mit anderen Systemen, jedoch höherpreisigen Systemen wie einem Ortofon Concorde Club MK2, das gute 50,- Euro mehr kostet.

Beim weiteren Hören wird auffällig, dass das System im Mitten- und Höhenbereich an einige andere DJ-Systeme nicht heranreichen kann, weder an das Ortofon Club MK2 noch an das alte Ortofon DJ S System. Hier kann das AT-XP3 auch nicht mit den beiden größeren Modellen AT-XP5 und XP7 mithalten.

Die Mitten klingen leicht eingefallen. Sie sind leider nicht so präzise und nicht so warm präsent, wie es zum Beispiel ein Club MK2 darstellen kann, von anderen echten Hi-Fi-Abnehmern wie einem Ortofon Red ganz zu schweigen. Aber, da sind auch preisliche wie auch produktionsspezifische Unterschiede zu finden, so dass mit Hinblick auf die klanglichen Unterschiede auch diese Unterschiede angemessen betrachtet werden müssen.

Audio-Technica AT-XP3

Auch der Bassbereich ist nicht so kraftvoll, wie ich es von anderen Systemen gewohnt bin. Die Höhen sind vorhanden, stehen allerdings ein wenig hinter dem gesamten Klangbild zurück.

Haptisch macht das System einen guten Eindruck. Bei 3 Gramm Auflagegewicht ist Back-Cueing kein Problem, die Nadel bleibt treu in der Rille. Auch Scratchen geht bei 3 Gramm gut von der Hand, die 4 Gramm müssen erst bei wirklichen schnellen Scratches anvisiert werden, da bei 3 Gramm die Nadel doch merklich zu springen beginnt. Das wird bei 4 Gramm besser hinsichtlich der Spurtreue, jedoch auch hier kann man es noch so weit provozieren, dass die Nadel beginnt zu springen. Da muss ich aber zugeben, habe ich es wirklich provoziert und zwar auf ein Level, auf dem ein DJ-/Hi-Fi-Zwitter noch funktionieren muss. Wenn man es drauf anlegt, bekommt man jede Nadel zum Springen.

Mit Hinblick auf den Pegel gibt es natürlich einen Unterschied zu anderen Systemen. Mit 5,5 mV Ausgangsspannung befindet man sich knapp unter dem Level der „leisen“ neuen Ortofon Systeme, das Club MK2 bringt 8 mV Ausgangsspannung an die Kabel, das Digital und Scratch sogar 10 mV.

Klappt nun der Mittelweg zwischen DJ-System und Hi-Fi-Anspruch? Nun, schwierig ist er und den Versuch ist es wert.
Ich muss sagen, dass ich den Hi-Fi-Anspruch am System zwar erkenne, für den Hörgenuss aber eher ein solides Hi-Fi-System empfehlen würde, denn die fehlenden Mitten und die etwas hintenliegenden hohen Frequenzen machen das Audio-Technica AT-XP3 nicht zum perfekten günstigen Hörerlebnis-System.

Den DJ-Anspruch kann ich ebenso erkennen, wobei sich mir nicht ganz erklärt, warum man auf einen konischen Nadelschliff zurückgegriffen hat, statt auf einen sphärischen. Der konische ist zwar plattenschonend, jedoch nicht unbedingt die perfekte Wahl für ein DJ-System.

Das klingt nun ein wenig so, als würde ich das System eigentlich nicht empfehlen können. Das ist nicht der Fall. Das System kombiniert die beiden Ansprüche von gutem Sound und solider Haptik und DJ-Tauglichkeit, kann aber weder das eine noch das andere perfekt.

Mit Hinblick auf den Preis des reinen Systems, also bei rund 60,- Euro, finde ich das System dem, was es leistet und kostet, angemessen. Es ist ein solides klingendes Hi-Fi-System, bei dem man keine Sorgen haben muss, dass man die Nadel beschädigt, wenn man ein wenig auflegen möchte. scratchen und Back-Cueing sind kein Problem.

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Fazit

Eine schwierige Aufgabe, die man sich mit dem Audio-Technica AT-XP3 gestellt hat. Nicht weniger schwierig hinsichtlich des XP5 und XP7, im günstigen Preisbereich aber wird es ungleich schwieriger, Hi-Fi-Ansprüche und DJ-Tauglichkeit zu kombinieren.

Der Tonabnehmer ohne Headshell liegt bei 55,- bis 60,- Euro, das System mit Headshell bei 89, Euro. 30,- Euro Aufschlag für ein Headshell ist so ziemlich genau der Straßenpreis des Headshells, wer ein paar Euro sparen möchte, könnte hier in das System und ein No-Name Headshell investieren, muss dann aber selbst schrauben.

Wie schon erwähnt, überrascht das System weder durch einen besonders guten Klang, noch kann es durch eine perfekte Lage in der Rille überzeugen. Die Kombination von DJ-System und solidem Klang ist gegeben, jedoch sollte man sich überlegen, was genau die Zielsetzung ist. Natürlich gibt es bessere reine Hi-Fi-Systeme und natürlich gibt es bessere reine DJ-Systeme, sei es zum Beispiel das Ortofon Concorde Scratch MK2, das bei rund 110,- Euro liegt und auch klanglich eine sehr gute Figur abgibt.

Summa summarum eine solide Leistung im Mittelfeld zwischen DJ-Tauglichkeit und Hi-Fi-Anspruch im niedrigen Preissegment.

Plus

  • DJ-tauglich (mit Hinblick auf den Preis)
  • fairer Preis (ohne Headshell)

Minus

  • klanglich kommt es nicht an solide Hi-Fi-Systeme ran
  • für ein echtes DJ-System sollte der Nadelschliff eher sphärisch sein

Preis

  • Ladenpreis: circa 65,- Euro (System ohne Headshell)
  • Ladenpreis: 89,- Euro (System mit Headshell)
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