Test: Audio-Technica AT5045, Studiomikrofon

Praxis

Um das AT5045 gut bewerten zu können, ziehe ich wieder einige Vergleichsmikrofone heran. Dabei bleibe ich zuerst einmal bei der Marke und wähle aus der 40er Serie das AT4051, ein Kleinmembran-Echtkondenser, das durchaus schon in die gehobene Preisklasse fällt. Da das Mikro modular aufgebaut ist, lässt sich die Kapsel wechseln – als AT4049 ist es mit einer Kugelkapsel, als 4053 mit einer Hyperniere erhältlich.

Nach der Aussteuerung, das AT5045 braucht minimal mehr Gain, bewerte ich zuerst das Rauschverhalten. Obwohl laut Datenblatt das AT5045 hier besser abschneiden sollte, ist in dieser Disziplin kein Unterschied auszumachen. Beide Mikrofone sind hier als absolut unproblematisch einzustufen.

Zunächst mache ich einen kleinen Gesangs- und Sprachtest. Hier kann sich die Audio-Technica Neuentwicklung klar besser positionieren. Obwohl das AT4051 beileibe kein schlechtes Mikro ist, klingt das AT5045 hier zwei Klassen besser. Der Frequenzgang ist sehr linear, die Mitten klingen voll und warm, hier präsentiert sich das AT4051 schlanker. Die Höhen sind fein gezeichnet, auch da muss sich das Kleinmembran geschlagen geben. Dieser Bereich klingt hier kälter, nicht ganz so homogen und etwas metallisch.

Tatsächlich arbeitet das zierliche AT5045 in Richtung eines guten, neutral abgestimmten Großmembran-Mikrofons. Oft reagiert diese Gattung durch die Membranfläche bei der Impulstreue, den Transienten, etwas träge. Mal hören, wie die Rechteckmembran des AT5045 hier reagiert. Dafür nutze ich den Shake Hand von Schlagwerk, ein Shaker-Handschuh, der mit drei Schütteleiern bestückt ist.

Von träger Ansprache ist hier nichts zu vermelden, der Shaker klingt schnell und spritzig. Zusätzlich stellt sich eine gewisse Dreidimensionalität im Sound ein. Auch klanglich ist hier das AT5045 wieder überlegen. Der warme, runde und oben schön auflösende Gesamtklang stellt sich auch hier wieder ein.

Nun zur Gitarre. Dafür spiele ich ein paar Akkorde auf meiner Breedlove, mikrofoniert wird auf Höhe des 17. Bundes mit ca. 25 cm Abstand. Zuerst wieder das AT4051, klingt ganz gut, recht drahtig, ein wenig fehlen die tiefen Mitten. Die hat der Herausforderer, das AT5045 zu bieten, das Klangbild ist absolut natürlich, wieder diese smarten Höhen, ich kann mich nicht erinnern, dass diese Gitarre mit der Ein-Mikro Abnahme schon mal besser klang.

Damit darf sich das AT4051 verabschieden und ein neuer Vergleichskandidat tritt auf den Plan. Dafür hole ich ein ganz besonderes Schätzchen aus dem Schrank, ein KM88i von Neumann. Das KM88i wird leider seit mehr als 30 Jahren nicht mehr hergestellt, da Materialien für die Kapsel nicht mehr erhältlich sind. Entsprechend selten ist das Mikrofon und entsprechend achtsam wird es von mir behütet. Das Neumann ist ein Doppelkapsel-Kleinmembran Mikrofon und kann mit den Richtcharakeristiken Niere, Kugel und Acht aufwarten. Für den Test wähle ich natürlich die Niere. Durch das Bauprinzip wird das KM88i, ebenso wie das AT5045, von der Seite besprochen.

Alt gegen jung