Hingucker und Hinhörer
Das New Yorker Unternehmen Avantone Pro produziert Studiotechnik zu erschwinglichen Preisen. Neben Kopfhörern, Studiomonitoren (hier sind vor allem Nachbauten von „cheesy“ klingenden Legenden wie den Auratones oder neuerdings Yamaha NS-10 zu nennen) gibt es eine breite Palette von Mikrofonen. Etwas im Schatten von spektakulären Röhrenmikrofonen wie etwa dem CV-12 (wiederum einem legendären AKG Mikro nachempfunden) stand stets das Avantone CK7, das nun in einer überarbeiteten Version als Avantone CK7+ erschienen ist und hier zum Test vorliegt.
Verarbeitung und Lieferumfang
Avantone lässt sich nicht lumpen und liefert einiges an nützlichem Zubehör mit: einen mit Schaumstoff ausgekleideten Transportkoffer aus Metall, eine schicke, mit Samt ausgeschlagene und gut verarbeitete Holzschatulle sowie eine robuste und hochwertig wirkende elastische Aufhängung mitsamt zwei Ersatzgummis.
Das Mikrofon entpuppt sich dank seiner weinrot schimmernden Lackierung als echter Hingucker. Der zylindrische Korpus (Länge: 187 mm, Durchmesser: 51 mm, Gewicht: 650 g) besteht aus massivem Messing, der Mikrofonkorb und dessen Rahmen sind verchromt. Hinter dem äußeren, grobmaschigen Gitter befindet sich noch ein weiteres, deutlich engmaschigeres Gewebe zum Schutz der Großmembrankapsel.
Ein Dreiweg- und zwei Zweiweg-Schalter bieten diverse Optionen. So lässt sich die Richtcharakteristik zwischen Niere, Acht und Kugel umschalten, ein Tiefpassfilter mit 6 dB pro Oktave bei 80 Hz und eine Pegelabsenkung um 10 dB aktivieren.
In den Schaft, in dem die XLR-Ausgangsbuchse sitzt, ist ein Gewinde gedreht, mit dem das Mikrofon in der Spinne befestigt wird. Das funktioniert dank präziser Fertigung problemlos und auch ansonsten lässt es sich sehr gut damit arbeiten: Positionierung und Fixierung der Mikrofonposition sind damit ein Kinderspiel! Hier beweist Avantone auch seinen Sinn für das Detail: Die Stelle, an der Spinne und Mikrofongehäuse sich berühren, ist mit einem Filzring belegt, sodass keine Kratzer entstehen können.
Firmenlogo, Produktbezeichnung, Seriennummer und Beschriftung der Schalter sind eingraviert und betonen die äußerst hochwertige Anmutung, die dieses Mikrofon hervorruft.
Auch sonst verdient sich das Avantone CK 7+ für Verarbeitung und Optik die volle Punktzahl. Es gibt hier nichts auszusetzen, die Verarbeitung ist sauber und präzise, auch die Schalter quittieren ihre Betätigung mit einem deutlichen „Klick“ und bieten eine hervorragende Haptik und Bedienbarkeit.
Technik
Bei dem Avantone CK7+ handelt es sich – man ahnt es schon – um den Beitrag des Herstellers zum Thema „M7-Kapsel“. Die verbaute Doppelkapsel misst 34 mm, hat also hier schon mal die klassischen M7-Maße. Die Schaltung basiert auf F.E.T.-Transistoren und einem Ausgangsübertrager, ist somit einem begehrten M7- Klassiker, dem Neumann U47 FET nachempfunden. Ein Blick ins Innere offenbart auch an dieser Stelle eine saubere, vertrauenerweckende Verarbeitung.
Ein Übertragungsbereich von 20 – 20.000 Hz, der angegebene Grenzschalldruck von 139 dB oder der Geräuschspannungsabstand von 75 dB sind Werte, die auf dem Papier sehr gut aussehen, schauen bzw. hören wir doch mal, wie sich das in der Praxis anfühlt.
Sound & Praxis
Die Sprachbeispiele sind mit verschiedenen Abständen (10, 20 und 40 cm) zur Kapsel (Richtcharakteristik: Niere) eingesprochen, um den Nahbesprechungseffekt (eine Anhebung der tiefen Frequenzen, die ansteigt, je geringer der Abstand zwischen Mikrofon und Signalquelle ist) zu verdeutlichen. Außerdem gibt es zum Vergleich ein Beispiel mit dem Neumann TLM 103 (Einsprechabstand: 10 cm).
Der Nahbesprechungseffekt ist deutlich hörbar, steigt aber offenbar sanft an, wodurch er sich gut zur klanglichen Gestaltung eignet. Die im Vergleich zum TLM 103 etwas hervortretenden Mitten sind mir schon des Öfteren bei diesem Kapseltyp aufgefallen, beim Testkandidaten ist diese Färbung aber vergleichsweise dezent, sodass man von einem recht neutralen Klangcharakter sprechen kann. Insgesamt schlägt sich der Testkandidat in dieser Disziplin in Sachen Feinzeichnung und Nebengeräuschverhalten erstaunlich gut, bedenkt man, dass so ein TLM 103 etwa das Dreifache kostet. Welchem Mikrofon man den Vorzug gibt, ist eher eine Frage des Geschmacks als eine der Qualität.
Der schaltbare Low-Cut-Filter wird hier recht radikal am Kontrabass getestet, indem das Mikrofon mit einem Abstand von 15 – 20 cm auf den Steg gerichtet ist und einmal ohne und einmal mit Low-Cut aufgezeichnet wird.
Durch den Nahbesprechungseffekt ist das Signal ohne weitere Bearbeitung kaum brauchbar, zumal es sich um ein verhältnismäßig „dumpf“ klingendes Instrument handelt, das von der Einrichtung und Besaitung her für einen altmodischen Kontrabasssound optimiert ist. Der Tiefbassanteil ist deutlich zu hoch und einzelne Töne „hupen“ regelrecht. Abhilfe schafft hier das gut abgestimmte Filter, das das Fundament nicht zu sehr beschneidet und schön „untenrum“ aufräumt. In der Praxis wird Kontrabass zwar meist nicht so nah mikrofoniert, so dass solche Probleme gar nicht erst entstehen, es gibt aber durchaus Situationen, bei denen das so gemacht werden muss. Zum Beispiel bei der Aufnahme eines sich in einem Raum befindenden Akustik-Ensembles. Auch dem Trittschall kann man sehr gut mit diesem Filter begegnen.
Sehr gut eignet sich das Avantone CK7+ auch zur Abnahme von Intrumentalverstärkern, wie die folgenden Klangbeispiele mit cleaner und verzerrter E-Gitarre über einen Vollröhrencombo mit 12″ Celestion Speaker sowie mit E-Bass über einen Bassverstärker mit 10″ Lautsprecher zeigen.
Bemerkenswert sind die klaren, glockigen Höhen, die bei der cleanen Gitarre ebenso funktionieren wie bei der verzerrten, ohne gerade bei Letzterer schneidend und aufdringlich zu werden. Auch der Bassbereich ist aufgeräumt und dennoch druckvoll. Der für die Charakteristik der Signale so wichtige Mittenbereich wird lebendig und authentisch aufgezeichnet. Insgesamt ein sehr gutes Mikrofon für Amps!
Umschaltbare Richtcharakteristiken sind natürlich willkommene Features, wenn auch im Bereich des Homerecordings, wo man es oft mit suboptimaler Raumakustik zu tun hat, die diesbezüglich relativ unempfindliche Niere die wichtigste und auch am weitesten verbreitete Charakteristik ist.
In den Klangbeispielen mit einer Stahlsaitengitarre werden die drei Charakteristiken Niere, Acht und Kugel miteinander verglichen. Die Kapsel hier ist mit einem Abstand von etwa 40 cm rechtwinklig auf den Hals-Korpus-Übergang gerichtet
Auch hier kann der Testkandidat absolut überzeugen. Die Niere klingt schon sehr gut, aber bei der Kugel geht die Sonne auf, gerade das Top-End wird richtig „airy“ und das Signal klingt, obwohl natürlich mono, beinahe plastisch und räumlich. Die Acht klingt im Vergleich recht beengt und „klein“, was aber in der Natur der Sache liegt, da diese Charakteristik sehr stark gerichtet ist und nur einen relativ kleinen Bereich einfängt – im Mix kann das ja durchaus sehr gut funktionieren.
Die verschiedenen Richtcharakteristiken entpuppen sich als absolut vollwertig, was in dieser Preisklasse (und auch in deutlich höher liegenden) alles andere als selbstverständlich ist.
Schlussendlich gibt es nun noch Klangbeispiele mit Cello, bei denen die Kapsel etwa 180 cm von oben auf die Decke des Instruments gerichtet ist und sich ebenfalls in allen drei Richtcharakteristiken beweisen darf.
Bei solchen, eher nichts mit Rock ’n‘ Roll zu tun habenden, relativ leisen Signalen, die zudem noch mit größerem Abstand aufgenommen werden, zeigen sich eventuelle Schwächen beim Nebengeräuschverhalten meistens dann recht deutlich – die Aufnahmen rauschen hörbar. Nicht so das Avantone Ck7+, das sich da absolut unproblematisch verhält und keinerlei Rauschen zu Gehör bringt. Klanglich gibt es hier keine weiteren Überraschungen, auch hier funktionieren Niere, Acht und Kugel gleichermaßen, wobei die Kugel die Streichgeräusche und Details besonders deutlich abbildet.
Insgesamt klingt der Testkandidat nicht nur angesichts seiner Preisklasse absolut professionell und überzeugend. Das Klangbild ist praktisch neutral und damit universell einsetzbar, ich kann lediglich eine leichte Betonung der Mitten (im Vergleich zum TLM 103) wahrnehmen, von der jedoch alle im Rahmen des Tests aufgenommenen Signale eher profitiert haben. Das Lowcut-Filter ist praxisgerecht abgestimmt und die schaltbaren Richtcharakteristiken klingen überzeugend, allen voran hierbei die Kugel, die die Signale nach oben hin öffnet und so noch natürlicher klingen lässt. Zusammen mit dem hochwertigen und umfangreichen mitgelieferten Zubehör und der perfekten Verarbeitung würde ich das Avantone CK7+ als absoluten Kracher bezeichnen!