Whitecone-Sub-Sound für die Kickdrum
Die Marke Avantone Pro ist in den USA ansässig und bislang vor allem dafür bekannt, frühere Produkte aufzugreifen, teils mit modernen Features zu sehen und diese zu moderaten Preisen auf den Markt zu bringen. Bereits von uns getestet wurden die passiven und aktiven Nachbauten der Studiolautsprecher NS-10. Auch dem Midrange-Klassiker, ein Nachbau der legendären Mixcubes, hat sich Avantone Pro bereits angenommen. Mit dem Avantone Pro Kick Mikrofon haben die US-Amerikaner nun ein weiteres, original von Yamaha entwickeltes Produkt, für den Studio- und Bühnenbetrieb entwickelt.
Das Prinzip der Subkick geht auf den Studio-Schlagzeuger und -Betreiber Russ Miller, der unter anderem auf Alben von Nelly Furtado, Hillary Duff oder Ray Charles zu hören ist und ab und zu in den Hausbands bekannter Shows wie American Idol auftaucht, zurück. Dieser setzte seine Idee zusammen mit Yamaha um und erschuf das vielgelobte Stützmikrofon für die subfrequenten Anteile der Kickdrum. Zum Einsatz kommt hier nicht mehr und nicht weniger als eine umgepolte, innerhalb eines Schlagwerkkessels eingeschraubte Lautsprechermembran, die durch ihre Größe recht behäbig reagiert und durch ihre Trägheit lediglich tieffrequente Klanganteile umsetzen kann.
Wie sich das Mikrofon schlägt und welche zusätzlichen Optionen zur Bassdrum-Formung sich durch diese ergeben, erfahrt ihr im folgenden Test.
Ersteindruck des Avantone Pro Kick Mikrofons
Direkt bei Erhalt des Pakets wird dem Empfänger durch dessen eine angenehme Schwere bewusst, dass neben dem Mikrofon selbst noch einiges an Zubehör enthalten sein muss. Und tatsächlich, zusammen mit dem Mikrofon erhält man einen robust anmutenden, niedrigen Ständer zur zuverlässigen Positionierung vor der Außenseite der Kick. Des Weiteren liegen dem Paket noch eine Kurzanleitung und ein Stimmschlüssel bei. Das eigentliche „Corpus Delicti“ präsentiert sich als solide verarbeiteter Tom-Kessel aus Fichtenholz, beklebt mit PVC-Laminat, das wie schwarz lasiertes Holz anmutet.
In den herkömmlichen Spannungsringen, die sich durch den mitgelieferten Stimmschlüssel festigen und lösen lassen, befindet sich anstelle des normalerweise hier eingespannten Schlag- und Resonanzfells ein grobporig durchlässiges Material, das beispielsweise Triggermesh bei einem E-Drumset sehr ähnelt. Dieses schützt die dahinter sitzende, fest eingeschraubte weiße Membran, die durch einen seitlich in das Tom-Gehäuse eingelassenen XLR-Ausgang abzugreifen ist.
Zusammen mit dem Ständer bringt das Konstrukt rund 4,6 kg auf die Waage, ohne Ständer wiegt der Head mit seinen rund 11 Zoll Durchmesser an sich bereits 3,1 kg. Ist dieses extrem solide Gehäuse für die Membran zwar vielleicht nicht unbedingt notwendig, um seine klanglichen Ziele erreichen zu können, so sorgt dieses doch dafür, dass man das Mikrofon in diesem sehr energiereichen Umfeld zuverlässig und fest positionieren kann, sowie auch dafür, dass man die für sich optimale Position durch einfaches Verschieben des Konstruktes für sich leicht erreichen kann.
Der verbaute Schallwandler
Die verbaute, umgedreht gepolte und auffallend weiße Konusmembran ist innerhalb des Gehäuses an den vier herkömmlichen Punkten montiert, ihr Chassis ist natürlich auch nach hinten offen. So gesehen ergibt sich hier eine Achter-Richtcharakteristik, der angegebene abbildbare Frequenzbereich reicht von 50 Hz bis 5 kHz, bei einer lautsprechertypisch niedrigen Impedanz von 6,3 Ohm. 6,5 Zoll umfasst der Avantone Pro AV-10 MLF Low-Frequency-Treiber, der exakt baugleich auch in der Avantone Pro CLA-10, der NS-10 Nachbildung des Unternehmens, zum Einsatz kommt – genau, wie es bei der Yamaha Subkick und deren NS-10 auch der Fall war.
Praktisch für den Hersteller: Da im Original ebenfalls die NS-10 Membran zum Einsatz kommt, ergibt sich kein zusätzlicher Kostenaufwand für die Entwicklung des verbauten Schallwandlers. In Kooperation mit dem Zulieferer der originalen NS-10 Membran entwickelte Avantone Pro mit einem Analyseverfahren den Lautsprecher, der auch separat in deren Webshop erworben werden kann und als Ersatztieftöner auch für das Original empfohlen wird.
Praxis – Klang und Nutzbarkeit der Avantone Pro Kick
Die Positionierung des Mikrofons geht mit Leichtigkeit vonstatten. Die kleine Tom rastet sauber auf dem mitgelieferten Ständer ein und steht danach fest und sicher. Beim Scharfschalten des Input-Monitorings bei komplett heruntergeregeltem Preamp sollte man dennoch vorsichtig agieren, das hat wohl mit der extrem geringen Impedanz zutun, die sich mit Leichtigkeit durch das Einlöten eines simplen Widerstands hätte erhöhen lassen.
Ich selbst löste dieses Problem bei einem DIY-Bauprojekt einer Subkick auf genau diese Art und Weise. Im hier verwendeten Focusrite Interface kann ich glücklicherweise noch eine -20 dB Pad-Schaltung aktivieren, um dem Clipping des Kanals vorbeugen zu können.
Hat man sämtliche Pegel-Probleme in den Griff bekommen und nach einem, zwei Probe-Takes die richtige Position gefunden, zerstreuen sich sämtliche Zweifel sogleich wieder. Doch halt: Zunächst sollte man bedingt durch die umgekehrte Verpolung des Schallwandlers zunächst die Phase drehen, vor allen Dingen, wenn man die Sub Kick später noch mit einem herkömmlichen Kick-Drum-Mikrofon mischen möchte, das auf einer ähnlichen Höhe und Richtung positioniert ist.
Bei unserem Test-Kandidaten handelt es sich im Übrigen um eine gedämpfte 22“ Pearl Bassdrum, in dessen Loch wir ein the t.bone BD-300 Bassdrum-Mikrofon als Hauptabnehmer gehängt haben. Das Avantone Pro Kick Mikrofon fand in etwa 10-15 cm Entfernung zur Außenseite der Kick leicht seitlich ihren Platz. Schlagzeuger Albrecht Schneider spielte uns freundlicherweise für den Test eine Vielzahl verschiedener Grooves ein, um das Ein- und Ausschwingverhalten auch bei verschieden schnell aufeinander folgenden Kick-Drum-Schlägen gut beurteilen zu können.
Anbei einmal Kick und Subkick jeweils solo, dann zusammen. Sämtliche Spuren sind weder editiert, noch kamen Effekte irgendeiner Art zum Einsatz.
Hört man sich das Avantone Pro Kick Mikrofon solo an, so beeindruckt zunächst das Einschwing- und somit auch Ansprechverhalten der verbauten 6,5 Zoll-Membran. Unten herum ist ohnehin alles vorhanden, was da sein soll, aber aufgrund des kompakten Einschwingverhaltens der weißen Membran kommt auch noch eine ganze Menge „Thump“ oder „Bauch“ mit auf die Aufnahme, was großartig ist.
Die Transientenwiedergabe ist somit um einiges besser als gedacht, zugleich aber bleibt das Signal kontrolliert und ist nicht so „subby“ und matschig, wie man es zunächst erwartet. Man erhält hier, gerade bei etwas näherer Positionierung am Fell, doch einen recht straffen Sound, der sich im experimentelleren Hip Hop, Funk oder Soul Kontext sogar ohne weitere Stützmikrofone an der Kick bewähren könnte. In unserem Beispiel äußert sich die Subkick als sich fantastisch und ohne viel Arbeit einfügende, bereichernde Erweiterung von Bass- aber auch Körperanteil der Kick-Drum.
Anbei dieselben Beispiele noch einmal im Roughmix:
Das gutmütige und kontrolliert dynamische Signal lässt einem hinterher in der weiteren Bearbeitung eine ganze Menge Freiräume. Möchte man ein organisches, aber druckvolles Schlagzeug, so muss man im Kontext weniger komprimieren, um einen kontrollierten Bass der Kick-Drum zu erhalten.
Möchte man einen druckvollen und modernen Sound erhalten, so lässt sich dieser einfach durch die von nun an perfekte Kontrolle über die Transienten von Tiefbass und Körper erreichen. Der Fakt, dass das Mikrofon kaum hohe Frequenzen einfängt und sich durch den physikalisch benötigten Luftdruck auf Schallquellen konzentriert, die unmittelbar in der Nähe liegen, führen dazu, dass man hier nur sehr wenige klangliche Bearbeitungen im Mix vornehmen muss, um das Signal wirkungsvoll im Kontext zu separieren und unterbringen zu können – ein maßgeblicher Vorteil gegenüber eines herkömmlichen „BD Out“-Mikrofons.
Ich verstehe nicht wieso man wie bei Yamaha den lautsprecher in einer viel zu grossen kiste unterbringen musste. Das mag vielleicht auf einer buehne schoen aussehen, aber macht die platzierung des (der) eigentlichen bass drum mikros schwieriger und ist dann auch noch im weg der staender fuer die Tom mics.
@nativeVS Hi nativeVS, da stimme ich zu. Bei der Avatone ist das Gehäuse auch nicht kleiner geworden. Argumente dafür sind Robustheit und stabile Positionierung der Konstruktion (wenn sie dann mal steht). Das Ding ist wirklich absolut bombensicher, könnte man wahrscheinlich auch ne Fensterscheibe mit einwerfen! ;) Aber im Studio hätte ich mir auch etwas kleineres gewünscht. Wie gesagt, man kann die Membran auch einzeln erstehen und sich bei Bedarf eine Kleinigkeit daraus basteln? Gruß, Vince