Der Sequencer des AVP Synth ADS-7
Der Sequencer-Bereich ist denkbar einfach aufgebaut und im Prinzip sofort bedienbar. Neben einem Temporegler sowie einer Start/Stop-Taste befinden sich hier 16 Tasten für die einzelnen Sequencer-Schritte inklusive LEDs, die aufleuchten, sobald man ein Notenereignis setzt. Erstellt werden können Patterns mit 16 oder 32 Schritten. Für den 32-schrittigen Modus aktiviert man einfach die entsprechende Taste. Will man die Schritte 17-32 bearbeiten, drückt man ebenfalls die dafür vorgesehene Taste und schon repräsentieren die Tasten 1-16 die zweite Hälfte des Patterns. Einen Live-Modus gibt es nicht, das heißt Patterns können nur im klassischen Step-Sequencer-Betrieb erstellt werden. Ferner ist es nicht möglich, andere Längen als 16 oder 32 Schritte festzulegen, da es an einer Reset-Option mangelt. Es geht also im Prinzip nur „four on the floor“.
Ein Pattern lässt sich für jedes Drum-Modul bzw. die dadurch produzierten Sounds erstellen, also für Bass-Drum, Open Hat, Closed Hat, Clap und die drei Generator-Module. Daneben gibt es noch eine gesonderte Trigger-Spur, deren Ereignisse über den sich auf der Rückseite befindlichen Trigger-Ausgang mit einer Pulslänge von zwei Millisekunden sowie einer Steuerspannung von 5 Volt an externe Geräte ausgegeben werden können. Das heißt, der Sequencer verfügt insgesamt über acht Spuren, für die sich individuelle Patterns gestalten lassen. Zugriff auf diese Patterns erhält man über eine entsprechende Wahltaste (Sound Selection), mit deren Hilfe man nacheinander die Drum-Module anwählen kann, die je Spur vom Sequencer getriggert werden.
Wie man anhand der nicht vorhandenen Reset-Option bereits erahnen kann, ist es nicht möglich, für die einzelnen Spuren unabhängige Pattern-Längen festzulegen. Wer also Polyrhythmen oder aber Patterns jenseits von Vierer-Rhythmen kreieren möchte, sollte zusätzlich einen externen Sequencer wie beispielsweise den Arturia BeatStep Pro einsetzen und den ADS-7 teilweise oder ausschließlich als Klangmodul nutzen. Dank der individuellen Trigger-Eingänge ist diese Notlösung einfach umzusetzen.
Während sich klangliche Einstellungen nicht speichern lassen, ist es möglich, bis zu 32 mehrspurige Sequenzen zu sichern. Zur Auswahl eines Programmspeicherplatzes bedient man einfach eine der Schritt-Tasten im Zusammenspiel mit den Tasten für das Laden oder Sichern von Sequenzen. Ganze Sequenzen und einzelne Spuren können ebenfalls gelöscht werden.
MIDI beherrscht der ADS-7 nur rudimentär. Die einzelnen Drum-Module sowie das ausgehende Trigger-Signal können durch MIDI-Notenwerte (48, 50, 52, 53, 55, 57, 59, 60) gesteuert werden. Über dieselben MIDI-Notenwerte lassen sich auch externe Klangerzeuger triggern. Zudem lässt sich der Sequencer zu einer externen MIDI-Clock synchronisieren und empfängt und sendet MIDI-Start-, -Stop- und-Continue-Nachrichten. Standardmäßig sendet und empfängt der ADS-7 MIDI-Nachrichten über den ersten Kanal, jedoch kann zumindest dies frei konfiguriert werden. Damit ist zu diesem Thema alles gesagt, was möglich ist. Das ist jedoch kein Drama, da immerhin das Mindestmaß von MIDI-seitigen Anforderungen unterstützt wird. Überdies ist der ADS-7 zweifelsohne als ein Live-Instrument konzipiert, das man vorwiegend in Echtzeit bedient, worauf natürlich bereits die Tatsache verweist, dass es keine speicherbaren Sounds oder aber Parameter gibt, die man per Automatisation mittels MIDI-CC-Nachrichten steuern könnte. Man kauft hier also nicht die Katze im Sack.
Zum Abschluss des Sequencer-Abschnitts folgen noch einige Audiobeispiele, die die weiter oben besprochenen Drum-Module in einen musikalischen Kontext rücken. Sämtliche Patterns wurden mit verschiedenen Panning-Einstellungen für die einzelnen Drum-Module über den Stereoausgang aufgenommen. Im letzten Audiobeispiel sendet die gesonderte Trigger-Spur des ADS-7 Gate- und Trigger-Signale an einen Sequential Prophet-6.
Das Gerät hat Charme und sieht wertig aus, positiv sind auch die Trigger-Eingänge und Einzelausgänge für jeden Sound.
Der Klang ist hart am Eisen, sehr klassisch. Die Kick hat für meinen Geschmack einen etwas zu weichen Ansatz, da kann man aber gut mit externen Effekten usw. nachhelfen.
Bei den Hihats mag ich den Schnarr, den resonanten Ping (wohl der Anschlagsound) finde ich aber anstrengend für die Ohren, geht mir nicht gut rein. War das für die Soundbeispiele gewollt oder klingt das immer so, wenn man ihn reindreht?
Claps gefallen mir gut, scheppert schön.
GEN1 bis 3 lassen viele Möglichkeiten für Drums und Perc zu, auch die mag ich.
Der Sequenzer ist schon sehr basic. Da es im Test nicht genannt wurde, gehe ich mal davon aus, daß er kein Shuffle kann, was schade ist. Klassisch ist ja gut und schön, aber ein guter Sequenzer ist ein guter Sequenzer ist ein guter Sequenzer, wenn ich mal so sagen darf… gerade bei einem auf Live und Performance ausgelegten Drummie wie dem ADS-7 scheint es fast widersinnig, den Sequenzer so simpel zu gestalten. Natürlich kann man auf externes Sequencing zurückgreifen, aber das bedeutet schon wieder ein zusätzliches Trumm auf der Bühne oder im Studio. Für 770 Euro erwarte ich mir hier mehr.
Also mich erinnert der vom Klang her etwas an meinen Vermona DRM1 MKIII. Sind die Einzelausgänge tatsächlich in Stereo ausgeführt oder ist das im Sinne von symmetrisch zu verstehen?
@m4ximumpow3r Bei den Einzelausgängen handelt es sich um Stereoausgänge, damit man die einzelnen Sounds auch weiterhin im Stereopanorama positionieren kann.
Den Sound finde ich extrem geil, aber null Dynamik ist für mich ein absolutes „no go“.
Geiles Teil, allerdings wären ungerade Taktarten und shuffle schon cool. Da ist man inzwischen verwöhnt.
Das ist wirklich schade. Das Teil sieht klasse und sehr wertig aus. Die Klangoptionen sind immens. Gerede die Generatoren finde ich total klasse – klingen auch ausgezeichnet. Die HiHat, besonders die Closed finde ich nicht so toll, da kleckert es seltsam mit und die Klangfarbe ist etwas streng. Die BD finde ich auch etwas schwachbrüstig, jedenfalls werden EBM und Industrial ohne Effekte schwer zu realisieren sein.
Wie meine Vorkommentatoren bereits bemängelten, ist der Knackpunkt der wenig flexible Sequenzer. Unter den Umständen behalte ich meine Acidlab Drumatix – die klingt top, der Sequencer ist vielfach besser als dieser hier und genauso einfach zu bedienen. Obendrein billiger. Wenn die noch die Generatoren hätte….
Obwohl ich die Maske ziehe vor dem Entwickler-Team, ist es in Anbetracht der starken Mitbewerber wie Analog Rhythm oder anderen vielseitig nutzbaren „Drumcomputern“ ein Produkt, welches nur vereinzelt seinen Abnehmer finden wird. Die Optik spricht mich auch überhaupt nicht an.
WOW! Wahnsinns Kiste, gerade für diesen Preis. Würde ich soundtechnisch ner DRM vorziehen. Danke für den feinen Test!
@Vincent Danke fürs Lesen!
Ich sehe den ADS-7 primär als Drum-Synth, der zusätzlich noch etwas MIDI und Sequencer hat. Da sehe ich dessen Einschränkungen nicht so eng, der Sound ist jedenfalls unique…
@Son of MooG Ich denke, das ist genau die Haltung, die man in diesem Fall einnehmen sollte. Für alles andere gibt es Alternativen.
Ich auch. Und auch der mam ADX1, die ja mit der Vermona DRM eng verwandt ist.
Ich denke, die Erbauer der ADS-7 haben sich beide Geräte SEHR genau angeschaut,;) in meinen Ohren klingt die ADS-7 wirklich zum Verwechseln ähnlich, Kick und Clap erscheinen mir aber deutlich besser bzw. fehlen ja der ADX1 sogar ganz.
Vielleicht das derzeit interessanteste Gerät dieser Art, zudem mit Sequencer, wenn auch ein wenig rudimentär…
Ich finde es trotzdem schade, daß der Sequenzer der ADS-7 so simpel gehalten ist. Denkt nur mal, was man da mit Parameter Locking, unterschiedlichen Steps per Spur und diversen Quantisierungsmodi so alles anstellen könnte! Warum ist vieles davon bei einer Reihe von deutlich günstigeren Geräten (z. B. Volca-Serie) möglich, bei einem hochwertigen Teil aber nicht?
Dazu müsste man die gesamte analoge Schaltung unter digitale Kontrolle bringen und noch Software entwickeln. Danach wäre der Preis wahrscheinlich doppelt so hoch. Volcas sind im Übrigen auch Massenware von einem Hersteller, der über völlig andere Produktionskapazitäten verfügt. Kann man gar nicht vergleichen. Wer überdies den ausgefuchstesten Sequenzer mit allen möglichen Annehmlichkeiten sucht, der ist beim ADS-7 an der falschen Adresse. Er wird daher ja auch als analoger Drum Synthesizer, nicht als multifunktionale Groovebox bezeichnet. Will sagen: Hier wird nichts versprochen, das dann nicht eingehalten wird. Der ADS-7 ist in erster Linie ein Synthesizermodul.
@Mike Hiegemann Schon klar, daß zwischen Korg und AVP Welten liegen. Ich vergleiche auch nicht Produktionskapazitäten oder Jahresumsätze, sondern Konzepte, was durchaus gültig ist. Hier haben die russischen Entwickler meines Erachtens die Chance vertan, aus einem guten Produkt wie dem ADS-7 mit einem zeitgemäßen Sequenzer ein perkussives Schwergewicht zu machen, das dem schier endlosen Strom an 606/808/909-angelehnten Drummies das Fürchten hätte lehren können.
Mit ordentlich Distortion und ein paar Modulationseffekten ist der ADS-7 ja ein wahres Monster für Rhythmus Industrial ala Dive/Sonar und Konsorten.
Das Rudimentäre, (gerade beim Sequenzer) finde ich dabei sogar sehr angenehm.
Keine Schnörkel, alles absolut gradlinig und schnell und einfach in der Handhabung.
Musikhaus Korn hat den gelistet, aber knapp 1100 Euro sind da ja echt nicht ohne.