Multieffekt mit neun Zaubertricks
Der Bastl Instruments Kastle 2 FX Wizard ist ein kompaktes Multieffektgerät mit vielen Patch- und Modulationsmöglichkeiten. Vom einfachen Stereoeffekt bis hin zur komplexen Verfremdung eines Signals, der Bastl Instruments Kastle 2 FX Wizard ist, nicht nur für seine unscheinbare Größe, ein sehr flexibler Wegbegleiter.
Inhaltsverzeichnis
- Über Bastl Instruments und die Kastle-Reihe
- In der Zauberkiste des Bastle Kastle FX
- Erscheinungsbild und Verarbeitung
- Die smarten Ein- und Ausgänge des Kastle FX
- Bedienung des Effektgerätes
- Hokuspokus! Die Kastle FX Effekte
- Das Filter des Bastl Instruments Kastle 2 FX Wizard
- Modulatoren (LFO & Envelope Follower)
- Der Pattern-Generator
- Wie klingt der Bastl Instruments Kastle 2 FX Wizard?
Die Effekte des Kastle 2 FX sind unterteilt in drei Sektionen, die im Handbuch als Familien bezeichnet werden: Delay FX, Amplitude FX und Pitch FX. Familien bestehen bekanntermaßen aus Familienmitgliedern, hier in Form einer dreiköpfigen Kleinfamilie, und somit kommen wir auf 9 Effekte. Diese können intern auf unterschiedliche Weise moduliert werden. Ein Filter und ein Pattern-Generator runden das Konzept ab und machen den Bastl Instruments Kastle 2 FX Wizard zu einem versierten Effektgerät.
Über Bastl Instruments und die Kastle-Reihe
Bastl Instruments ist in Brno, Tschechien angesiedelt und stellt seit 2013 fleißig Synthesizer her. Tasteninstrumente sucht man vergeblich, hier geht es hauptsächlich um Eurorack-Module und modulare Desktop-Geräte. Angefangen hat alles mit DIY-Projekten und hiervon finden wir noch einiges im Katalog des Herstellers.
Die Geräte aus der Kastl-Reihe sind allesamt ultrakompakte Open Source Desktop-Geräte. Aktuell gibt es den Kastle 1.5 (modularer Synthesizer), Kastle Drum (modularer Drum-Synthesizer), Kastle Arp (modularer Melodiegenerator) und das hier vorgestellte Multieffektgerät Kastle 2 FX Wizard. Trotz der geringen Größe bieten alle Geräte beeindruckend viele Funktionen auf diesem kleinem Raum.
In der Zauberkiste des Bastle Kastle FX
Da der Bastl Instruments Kastle 2 FX Wizard wahlweise über USB-C oder mit drei AA-Batterien betrieben werden kann, entfällt schonmal ein Netzteil. Nötig sind natürlich die Jumper-Kabel zum Patchen, von denen zehn mitgeliefert werden. Neben den beinahe obligatorischen Stickern gibt es noch einen nützlichen, 4-seitigen Quick-Start-Guide dazu. Auf diesem sind vor allem die Parameterfunktionen auf einer Seite übersichtlich zusammengefasst. Ein USB-C-Kabel gehört leider nicht zum Lieferumfang, hätte ich aufgrund der hierüber möglichen Firmware-Updates aber erwartet.
Zuletzt finden wir noch vier klebbare Pads im Karton. Diese machen den Bastl Instruments Kastle 2 FX Wizard rutschfest und schützen den Untergrund vor potenziellen Kratzern.
Erscheinungsbild und Verarbeitung
Trotz der kleinen Größe von 9,5 x 7 x 4,5 cm und des geringen Gewichts von 132 g macht der Bastl Instruments Kastle 2 FX Wizard einen recht hochwertigen Eindruck. Die Bedienoberfläche wirkt zunächst etwas komplex und leicht chaotisch, was für so manche aber sicherlich auch ansprechend wirkt.
Die Beschriftung ist verständlich und eindeutig: Hauptfunktionen sind weiß beschriftet, Shift-Funktionen mit Gold hinterlegt und die Patch-Ausgänge sind, im Gegensatz zu den Eingängen, weiß umrandet. Die kleinen Patch-Punkte und Potentiometer wirken optisch etwas fragil, machen aber in der Praxis einen stabilen Eindruck. Auch der Kippschalter und die beiden Knöpfe scheinen mir gut verarbeitet zu sein. Die Seiten erinnern an einen Linolschnitt und haben etwas Kunstvolles. Im laufenden Betrieb wirkt der Kastle 2 FX mit seinen bunten LEDs letztendlich sehr einladend.
Die smarten Ein- und Ausgänge des Kastle FX
Für unsere Audiosignale stehen jeweils ein 3,5 mm Stereo-Klinkeneingang und ein 3,5 mm Stereo-Klinkenausgang auf der Rückseite zur Verfügung. Zur Synchronisation gibt es ebenfalls einen jeweils 3,5 mm Klinkeneingang, beziehungsweise Ausgang. Dazwischen finden wir den USB-C-Eingang.
Die Spaßzentrale bilden die zahlreichen Patch-Punkte, deren Nutzen erst bei einem Blick ins Handbuch wirklich deutlich werden. In der Summe zählte ich 22 Ausgänge, 29 Eingänge und 3 bidirektionale Patch-Punkte, die sowohl als Ein- oder auch als Ausgänge genutzt werden können. Zudem kommt hinzu, dass die meisten dieser Patch-Punkte auf ihrer horizontalen Ebene verbunden sind, mit Ausnahme der Patch-Punkte für Audio, Sync und des Pattern Generator. Etwas spezieller sind die mittleren Ausgänge der Sync- und Audio-Sektion. Hier gibt es einen +5V-Ausgang (+) und einen 0V-Ausgang (-), die bei gemeinsamer Nutzung eine Spannung von 2,5 V aufweisen, sowie zwei Ground-Ausgänge. Bis auf MIDI hat der Bastl Kastle 2 FX Wizard zumindest alles an Bord, um externe Geräte einzubinden.
Bedienung des Effektgerätes
Das Bedienkonzept wird einem bei genauer Betrachtung deutlich nah gebracht. Die Parameter mit dem weißen Hasen stellen die Hauptparameter eines jeden Effekts dar. Alle anderen kommen erst zum Einsatz, sobald man mit dem Patchen beginnt. Dennoch rate ich dringend dazu, sich den Quick-Start-Guide zurechtzulegen, da die Beschriftungen, je nach Effekt, nicht immer direkt verständlich sind. Die anderen Parameter sind dafür aber fix, unabhängig vom ausgewählten Effekt.
Man kann sich denken, dass bei der Größe eines Bastl Instruments Kastle 2 FX Wizard die Bedienelemente sehr klein ausfallen. Der Abstand der Drehregler ist allerdings sehr großzügig gewählt und sollte niemandem Probleme bereiten. Weniger gut verhält es sich dagegen mit den schmalen Patch-Punkten. Da kann es schnell mal etwas unhandlich werden.
Die Auswahl der Effekte verläuft über einen einfachen FX-Mode-Knopf, ein zweiter Knopf dient hauptsächlich der Switch-Funktion. Man kann aber auch beispielsweise den Eingangspegel sehen, wenn man ihn gedrückt hält, wobei eine Übersteuerung wohlgemerkt immer angezeigt wird. Vorsicht ist wiederum bei sehr lauten Pegeln (wie z. B. aus einem Eurorack-System) geboten, da hier bereits der analoge Eingang übersteuert werden kann und dies nicht angezeigt wird.
Da es kein wirkliches digitales Menü gibt, würde ich den Bastl Instruments Kastle 2 FX Wizard als äußerst bedienungsfreundlich bezeichnen. Die einzig versteckten Optionen sind die für den Audioeingang (Mono oder Stereo), zur Deaktivierung des Sync-Eingangs und für einen Memory-Reset. Das kann man sich aber alles noch ganz gut merken.
Hokuspokus! Die Kastle FX Effekte
Kommen wir nun zum Herz des Bastl Instruments Kastle 2 FX Wizard. Die neun Effekte sind, wie anfangs beschrieben, in drei Hauptkategorien unterteilt und farblich differenziert. Allerdings weichen die Farben etwas von denen im Handbuch ab. So verwechselte ich zu Beginn zum Beispiel ganz gerne mal den CRUSHER mit dem REPLAYER. Die Prozessorauflösung beträgt übrigens 16 Bit, 44,1 kHz, Stereo. Zunächst mal zur Übersicht eine Auflistung der Effekte:
- Delay
- Flanger (mit Chorus-Option)
- Freezer
- Autopanner (mit Ringmodulator)
- Crusher
- Slicer
- Pitcher
- Replayer
- Shifter
Parameter und Patch-Funktionen unterscheiden sich je nach Effekt. Eine erwähnenswerte Gemeinsamkeit ist der Feedback-Parameter. So ist das Feedback-Verhalten beispielsweise immer abhängig vom Eingangssignal und interagiert auch mit dem Effekt selbst. Der Kastle 2 FX ist kein typischer Send-Effekt, sondern ergibt in den meisten Fällen eher als Insert-Effekt Sinn.
Das Delay erreicht Werte zwischen 2 Millisekunden und 1,15 Sekunden. Es lässt sich zwar zahlreich synchronisieren, kennt aber keine Triolen oder punktierte Notenwerte. Nutzbar ist immer nur ein Effekt. Über den Patch-Punkt „FX Mode“ kann man aber gezielt zwischen den Effekten wechseln. Möchte man die Effekte im Stereobild verbreitern, so lässt sich dies ganz einfach über eine Shift-Funktion bewerkstelligen. Die sechs Patch-Punkte unterhalb des Amount-Reglers sind auch stets dem ausgewählten Effekt entsprechend sinnvoll gestaltet. So gibt es beispielsweise beim PANNER Reset-Funktionen, beim DELAY Sync-Eingänge und beim CRUSHER kann so die Abtastgeschwindigkeit moduliert werden. Im Handbuch gibt es zunächst die hilfreiche Übersicht wie auch im Quick Start Guide, die Effekte werden aber dort natürlich nochmal detailliert erklärt.
Das Filter des Bastl Instruments Kastle 2 FX Wizard
Das Filter befindet sich im Feedback-Weg und lässt sich als Tief- oder Hochpassfilter mit leichter fixer Resonanz verwenden. Klanglich fand ich das Filter ganz nützlich, hatte es aber in der Praxis tatsächlich kaum genutzt.
Modulatoren (LFO & Envelope Follower)
Der interne LFO hat jeweils drei Ausgänge für einen Dreieck- und einen Rechteckausgang und schwingt wahlweise frei oder synchronisiert zum Tempo. Durch geschicktes Patchen lassen sich die Schwingungsformen aber auch etwas variieren. Die Intensität lässt sich über den jeweiligen Attenuverter steuern und es gibt einen Reset-Eingang. Die Geschwindigkeit des LFOs ist übrigens in Mittelstellung des Drehreglers am langsamsten und wird in beide Richtungen schneller. Nach links gedreht richtet sich die Geschwindigkeit nach dem Tempo (als Teiler) und nach rechts gedreht ist sie wieder frei und stufenlos. Der Hüllkurvenfolger richtet sich natürlich immer nach dem anliegenden Eingangssignal und erzeugt daraus eine Hüllkurve, die bis zu sechs Mal abgegriffen werden kann.
Der Pattern-Generator
Der integrierte Pattern Generator des Bastl Instruments Kastle 2 FX Wizard sendet Gate- und CV-Signale. Er ist immer temposynchron mit acht beziehungsweise 16 Schritten und einer Gate-Länge von 75 %. Die obere Reihe der Patchbay für den Pattern-Generator ist gekennzeichnet mit G für Gate, R für Reset und C für CV, allesamt Eingänge. Die untere Reihe liefert drei unterschiedliche Gate-Ausgänge.
Das jeweilige Pattern wird über den Regler „Rhythm“ generiert, von denen 16 zur Verfügung stehen. Die übliche Länge von acht Schritten kann auf 16 verlängert werden, indem man den negativen Sync-Punkt mit dem Gate-Eingang verbindet. Die zweiten acht Schritte werden dann allerdings lediglich invertiert. Bei einer Verbindung mit dem positiven Sync-Punkt erhält man eine Zufallssequenz.
Wie klingt der Bastl Instruments Kastle 2 FX Wizard?
In erster Linie klingt der Bastl Instruments Kastle 2 FX Wizard schmutzig und verspielt. Mal abgesehen von den leider häufig auftretenden Eigengeräuschen, kann er aber auch eher subtile Aufgaben ganz sauber und ordentlich ausführen.
Beim ersten Gehversuch hatte ich das Delay ohne irgendeine Modulation genutzt und war erstmal überrascht, wie brav und natürlich die kleine Kiste klingen kann. Man erwartet ja im Prinzip das komplette Gegenteil. Das tritt aber schnell ein, sobald man die anderen Modi nutzt und zu patchen beginnt. Der Hersteller rät zwar dazu seinen Eingangspegel im Auge zu behalten, aber der Bastl Kastle 2 FX klingt auch noch gut, wenn man ihn etwas übersteuert und kann so auch noch als Distortion-Effekt verwendet werden. Hin und wieder hatte ich in manchen Modi mit Knacksern zu kämpfen, was ich als sehr ärgerlich empfand. In einigen Situation hätte ich auch gerne den Amount-Regler intensiver genutzt, jedoch hatte ich dann wiederum häufig mit Pegel- und Frequenzverlusten zu kämpfen.