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Test: BC Rich Mockingbird Legacy ST, E-Gitarre

Die Mockingbird - mehr Kult geht nicht!

27. April 2021

Test BC Rich Mockingbid E-Gitarre

Woran erkennt man, dass es ein Gitarren-Hersteller in den Mainstream geschafft hat? Indem man die Form seines erfolgreichsten Modells als Feuerzeug kaufen kann! In der Tat bekam ich unlängst von einer Freundin zum Geburtstag ein Feuerzeug in Mockingbird Form geschenkt, was den Blick auf die zum Test vorliegende Mockingbird Legacy ST noch mal in ein anderes Licht rückt. Vom Korpus-Provokateur zum Merchandise-Quotenbringer, wer hätte das gedacht. Inwieweit dieser Popularitätsschub gerechtfertigt ist, soll unter anderem dieser Test zeigen.

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BC Rich Mockingbird Legacy ST Test

BC Rich Mockingbird Feuerzeug

Das Konzept der BC Rich Mockingbird Legacy ST

Die Zeiten ändern sich. Was vor knapp 50 Jahren noch für einen Aufschrei in der Gitarrenszene sorgte, ist heutzutage insbesondere im Hard’n’Heavy-Lager zu einem festen Begriff geworden. Zerriss man sich seiner Zeit über Modelle wie Ironbird, Warlock und allen voran „The Beast“ noch das Maul, schafft man es mit den provokanten Formen von gestern, heutzutage den meisten Kunden nur noch ein wohlwollendes Schmunzeln zu entlocken.

Eine Sonderstellung nimmt zweifelsohne das Modell Mockingbird ein, welches aufgrund seiner vergleichsweise moderaten Korpusform die mit Abstand höchsten Verkaufszahlen in den knapp 5 Dekaden der Firmengeschichte erreichen konnte. Während dieses Modell im Laufe der Zeit preislich sowohl mit „Made in USA“ im Hochpreisbereich, als auch mit „Made in China“ im untersten Preisbereich verfügbar war, wird das mir zum Test vorliegende Modell Mockingbird Legacy ST in Korea gefertigt und liegt mit einem Ladenpreis von 1.399,- Euro im mittleren Sektor.

BC Rich Mockingbird Legacy ST Test

BC Rich Mockingbird Legacy ST Front

Wenngleich es wohl keinen „Guitar Hero“ im klassischen Sinne gibt, welcher ein BC Rich Modell zu seinem Hauptinstrument erkoren hat (man möge mir verzeihen, wenn ich Kerry King nicht in diese Liga einstufe ;-), so ist der Bekanntheitsgrad dieses Herstellers aufgrund seines polarisierenden Erscheinungsbildes zweifelsohne mit den großen Namen der Gilde gleichzusetzen. Zudem war es erstmals BC Rich, welche in Sachen Schaltungsvariationen so richtig vom Leder zogen und selbst eine Varitone-Schaltung von Gibson wie ein laues Lüftchen erscheinen ließ. Inwieweit diese Flexibilität bei der Zielgruppe als sinnhaftig angesehen werden kann, steht auf einem anderen Blatt.

Test: BC Rich Mockingbird Legacy ST, E-Gitarre

BC Rich Mockingbird Legacy ST Rückseite

Aufbau und verwendete Komponenten

Die Mockingbird Legacy ST wird in einem einfachen Pappkarton geliefert, was einem Instrument dieser Qualitätsstufe nicht im Geringsten gerecht wird, zumal das ausladende Horn unterhalb des unteren Cutaway den Transport in einer Standardtasche unmöglich macht. Wir befinden uns somit direkt in einem der Hauptprobleme bei Instrumenten mit ausgefallenen Korpusformen, dem Transport. Im Prinzip bleiben einem drei Möglichkeiten, das Instrument angemessen zu transportieren. Möglichkeit 1, man nimmt einen Standard-Rechteckkoffer ohne Formausschnitt und lebt mit der Tatsache, dass das Instrument keinen festen Halt hat. Möglichkeit 2, man nimmt den gleichen Koffer und bastelt sich aus Formschaum oder Schaumstoff einen passenden Ausschnitt, respektive mehrere Teile. Möglichkeit 3, man kauft sich eine(n) BC Rich Formtasche oder Formkoffer, wobei Letzterer mit einem saftigen Aufschlag versehen ist. Bei dem Thomann Bundle-Angebot schlägt der passende Formkoffer mit 331,- Euro zu Buche, was ich persönlich als sehr ambitioniert bezeichnen würde.

Was sich allerdings aus dem Pappkarton schält, hinterlässt bereits auf den ersten Blick einen sehr guten Eindruck. Die Mockingbird Legacy ST wird neben anderen farblichen Optionen in diesem Fall in einem transparenten Kirschrot geliefert. Die aufgetragene Lackierung ist einwandfrei und von sauberster Qualität. Wie nahezu alle BC Rich Instrumente dieser Qualitätsstufe besitzt auch die Mockingbird Legacy ST einen durchgehenden Hals, in diesem Fall einen dreiteiligen Hals aus Ahorn. Die Seitenteile bestehen aus Nyatoh Palaquium, welches zu den Mahagoni-Hölzern zählt und sind zusätzlich mit zwei Wende-Streifen zum Hals abgesetzt. Bekanntermaßen zeichnet sich ein durchgehender Hals durch sein sehr starkes Sustain aus, was bereits bei den ersten gespielten Tönen massiv hörbar ist.

BC Rich Mockingbird Legacy ST Test

BC Rich Mockingbird Legacy ST Switches

Um dem Instrument ein edleres Aussehen zu verpassen, wurde vorder- und rückseitig eine Decke aus Wölkchenahorn aufgeleimt, welche aber zu dünn ist, um in das klangliche Geschehen einzugreifen und nur optische Gründe hat. Der Hals, welcher laut Hersteller als „Shredzilla Ultra Slim Contour For Speed“ bezeichnet wird, könnte auch einfach als schlankes D tituliert werden und besitzt ein Griffbrett aus Indian Ebony mit 24 Jumbo-Bünden. Die Abrichtung nebst Bespielbarkeit ist sehr gut, lediglich bei Ausflügen in die obersten Lagen drückt das untere Cutaway trotz des weich gefrästen Übergangs zum Korpus ein wenig an den Fingern.

Als Stimmmechaniken kommen Grover Imperials 18:1 zum Einsatz, welche bei mehreren BC Rich Modellen ihren Dienst verrichten. Die Tuner überzeugen durch eine exakte Führung und ihre dezente Vintage-Ausrichtung in der Formgebung. Des Weiteren verfügt die Gitarre über ein Floyd Rose Vibratosystem der 1000er Serie, welches frei schwebend ohne zusätzliche Stopps am Federblock eingerichtet wurde. Von daher ist von Double-Bendings als Stilelement abzusehen. Die gesamte Hardware ist in Chrom gehalten.

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Test: BC Rich Mockingbird Legacy ST, E-Gitarre

BC Rich Mockingbird Legacy ST Elektrik

Ein kurzer Blick auf die Schaltelemente lassen Freunde aus dem Fender oder Gibson Lager kurz zusammenzucken, was aber nur auf den ersten Blick etwas furchteinflößend daher kommt. Trotz der insgesamt 8 Schalter und Drehregler ist die Elektrik im Inneren des Instruments rein passiv ausgelegt, auch wenn die Bezeichnungen der in den USA gefertigten DiMarzio Pickups D Activator Neck Humbucker – DP219BK und D Activator Bridge Humbucker Pickup – DP220FBK einen anderen Eindruck hinterlassen. Aktiv geboostet wird hier also nichts, lediglich durch Filter etwas weggenommen.

Neben zwei Volume-Reglern für die beiden Pickups und einem Master-Tone-Regler verfügt das Instrument über einen Standard-Dreiwegeschalter für die Pickups, drei Miniswitches für individuelle Spulenanzapfung, bzw. Out-Of-Phase-Schaltung und dem ominösen Varitone-Schalter, wie er bereits aus einigen Gibson Modellen der ES Serie bekannt sein dürfte.

Test: BC Rich Mockingbird Legacy ST, E-Gitarre

BC Rich Mockingbird Legacy ST Kopfplatte

Die Mockingbird Legacy ST in der Praxis

Nimmt man das Instrument das erste Mal in die Hand, offenbart sich einem einmal mehr das unglaubliche Sustain, welches der durchgehende Hals dem Instrument ermöglicht. Man fragt sich bei diesem Ergebnis allen Ernstes, warum heutzutage überhaupt noch Instrumente mit geschraubten oder geleimten Hälsen gebaut werden. Nicht einmal das Floyd Rose Vibratosystem, welches bekanntermaßen zu den Sustain-Killern gehört, ist in der Lage, das herausragende Schwingungsverhalten des Instruments in seiner Wertigkeit zu mindern.

Im Sitzen gespielt muss man etwas Tribute der ausgefallenen Korpusform zollen. Der ausladende Holzbereich oberhalb des Halstonabnehmers drückt ganz ordentlich in den Rippenbereich, was auf Dauer etwas unbequem ist. Man fragt sich natürlich, ob dieses Instrument jemals im Sitzen gespielt wird, dennoch sollte man sich im Wohnzimmerbetrieb auf ein paar Druckpunkte einstellen.

Ganz im Gegensatz zu seiner Optik, besticht die BC Rich Mockingbird Legacy ST durch eine immense Klangauswahl im cleanen bis leicht gecrunchten Bereich. Sowohl die Miniswitches als auch der Variotone Drehregler können ihre klangliche Flexibilität nur unterhalb von Lead- oder gar High-Gain-Verzerrungsgraden umsetzen. Ab einem bestimmten Gain-Bereich gehen diese Feinheiten komplett in der Zerre unter. Die Zielgruppe der Hard’n’Heavy-Fraktion bekommt also eine riesige Auswahl an gefilterten Klängen, die sie letztendlich überhaupt nicht braucht. Nun denn, schaden kann es nicht, sofern man im Eifer des Gefechtes nicht doch einmal einen Miniswitch trifft.

Unglaublich, dass sich dieser Klassiker schon 50 Jahre auf dem Markt befindet und den Metal-Bereich immer noch nicht ernsthaft verlassen hat. Die ausgefuchste Schaltung erhöht die Flexibilität ungemein, wobei jedoch der Varitone-Schalter mit einer Eigenart aufwartet, welches sich schaltungstechnisch leider nicht umgehen lässt. Neben der Standard-Einstellung fallen alle 4 weiteren Klangmöglichkeiten massiv in der Lautstärke ab, was in der Einstellung berücksichtigt werden muss, es sei denn, man möchte die serielle Schaltung als Booster verwenden.

Aber das Instrument kann natürlich auch genau so klingen, wie es die meisten Musiker von ihm erwarten, wobei die passive Ausrichtung der Pickups eine weniger komprimierte und offenere Herangehensweise an den Grundsound gewährleistet, als zum Beispiel die aktiven Marktführer aus dem Hause EMG oder Fishman. Die Bespielbarkeit ist sehr gut, die Ansprache akzentuiert, die Verarbeitung vorbildlich. Zudem war das Instrument vom Werk aus optimal eingestellt und bedurfte keiner Nachjustierung.

Test: BC Rich Mockingbird Legacy ST, E-Gitarre

BC Rich Mockingbird Legacy ST im Einsatz

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Fazit

Mit der BC Rich Mockingbird Legacy ST aus koreanischer Fertigung bietet der US-Hersteller sehr viel Klangqualität zum moderaten Preis. Das Instrument ist hervorragend verarbeitet, bietet eine hohe Eigenständigkeit und besitzt aufgrund des durchgehenden Halses ein herausragendes Schwingungs- und Sustain-Verhalten.

Aufgrund der ausufernden Schaltungsmöglichkeiten lässt sich das Maximale an Klangvielfalt aus dem Instrument herausholen, was gerade im cleanen und Crunch-Bereich seine Stärken ausspielen kann.

Wer sowohl klanglich als auch optisch auf sich aufmerksam machen möchte, sollte dieses Instrument unbedingt einmal antesten.

Die Klangbeispiele wurden mit einem ENGL Savage MKII, einer Marshall 412er mit Celestion G75T und zwei Shure SM57 Mikrofonen erstellt.

Plus

  • Schwigungsverhaten
  • Verarbeitung
  • klangliche Vielfalt

Preis

  • 1.399,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    lambik

    Ich habe aus alten Fachblattzeiten noch Rick Derringer als Benutzer der Mockingbird dumpf in Erinnerung.

  2. Profilbild
    deacon

    wobei ich sagen muss, HIDE spielte keine BC RICH sondern eine Fernandes MOCKINGBIRD

  3. Profilbild
    roseblood11

    Wieso diese Fixierung auf Heavy Metal? Wölkchenahorn und die eher traditionellen Pickups gehen auch nicht unbedingt in diese Richtung.
    Man kann das Modell historisch auch anders einordnen: Erfinder solcher spaciger Formen war ursprünglich Gibson, mit Explorer, Flying V und Moderne. Die sollten ursprünglich Jazzer und progressive Musiker und Klangtüftler ansprechen. Dazu passten aber die simple Les Paul Schaltung und die feste Brücke nicht so recht. So ignorierten dann auch die Prog, Art, Jazz, Sonstwas Rocker der 70er diese Modelle. Diese Mockingbird hätte da gepunktet.
    Schöne Gitarre, nur rot auf Wölkchenahorn wäre mir zu plüschig. Bleibe bei meiner 79er Ibanez Musician mit zwei SD P-Rails. Die ist klanglich noch etwas flexibler und sieht derber aus.

  4. Profilbild
    Django07

    […] wenn ich Kerry King nicht in diese Liga einstufe ;-) […]

    Fehlt ja nur noch zu schreiben, dass alle guten Songs von Jeff stammten… ;-)

    Bitte, bitte, bitte: In den nächsten Wochen kommen BCR unter der Schmerzgrenze für nicht notwendige Instrumente heraus. Besteht die Chance, dass Du eine Warlock Prophecy testen könntest?

  5. Profilbild
    KRYPTYK

    Ich bin zwar B.C. Rich Gitarren Fan, aber mir gefallen ehr die Modelle, Warlock, Zombie, Virgin, Beast. Die Mockingbird ist von der Optik her, nicht so mein Fall.

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