Sounds, die einfach stechen
Bei den Produkten des kalifornischen Herstellers BEETRONICS kann man sicherlich zu Recht das häufig unberechtigt verwendete Attribut „Boutique“ bemühen. Die liebevoll produzierten Pedale, die wir heute testen, besitzen eine wirklich kultige Optik. Spontan fällt mir hierzu „gerelicte Stomps“ ein. Der Hersteller BEETRONICS verwendet für seine Pedale den Begriff „Machines“, den ich als absolut zutreffend einstufen würde. Zahlreiche „Machines“ sind bislang erhältlich.
BEETRONICS Overhive und WhoctaHell Gitarrenpedals
Hersteller vertreibt zwei Serien: Die Custom-Serie umfasst momentan sieben Pedale. Das Design der Pedale aus der Custom-Serie ist noch etwas ausgefallener, deswegen muss man beim Erwerb dieser Pedale noch etwas tiefer in die Tasche greifen. In der Standardserie sind bis zum heutigen Datum drei Pedale im Programm.
Zwei davon werden wir uns heute einmal zum Testen zur Brust nehmen. Diese sind der BEETRONICS Overhive und WhoctaHell. Der Overhive ist, wie sein Name vermuten lässt, ein Overdrive-Pedal, der WhoctaHell ist ein Fuzz-Pedal, das auch ein Oktaver-Funktion bietet.
Lieferumfang
Im Lieferumfang finden wir, abgesehen vom Pedal selbst, eine nett gestaltete Anleitung jedoch kein Netzteil. Der Stromhunger beider Testkandidaten bewegt sich im eher anspruchslosen Bereich, deswegen müssen diese an eine vorhandene Board-Stromversorgung angeschlossen werden. Ein Betrieb mit einem 9-V-Block ist grundsätzlich nicht vorgesehen.
Design der BEETRONICS Pedale
Bewegt man sich auf der Website des Herstellers BEETRONICS, kann man feststellen, dass sämtliche Pedale des Herstellers einen abgefahrenen Look haben. Man könnte diesen mit „gerelict“ oder Gebraucht-Look umschreiben. Auch das Firmenlogo sieht schon recht individuell aus, wobei man natürlich hier auch optisch eine Biene impliziert hat.
Das individuelle Design wird von den übergroßen Rechteckmuttern und den Knöpfen im Vintage-Design gut unterstützt. Auch der seitlich angebrachte Diamant unterstützt diese Optik. Die Lackierung aller BEETRONICS Pedale ist grundsätzlich matt gehalten bzw. wieder matt geworden, da man hier den eventuell vorhandenen Glanz vermutlich durch Anschleifen mit Stahlwolle oder Schleifpapier wieder entfernt hat. Teilweise wurde die Lackierung auch wieder bis zum blanken Metall wieder abgeschliffen.
Innenleben der BEETRONICS Effekte
Pflicht zu erwähnen ist natürlich auch, dass im Inneren der Effekte gleichfalls kreativ und kunstvoll gearbeitet wurde. Die Platinen, auf welche die Bauteile eingelötet wurden, haben tatsächlich eine Wabenform. Je nach Farbe des Pedals haben auch die Platinen die korrespondierende Farbe. Die Verarbeitung beider Geräte sieht ausgesprochen solide aus.
Facts & Features beider Pedale
BEETRONICS Overhive
Der BEETRONICS Overhive verfügt natürlich über einen Gain-Regler, welcher den Grad der Verzerrung justiert. Das Poti im Zentrum des Pedals hat die Bezeichnung „Honey“ bekommen. Der Knopf im MXR-Stil ist außerordentlich groß gehalten. Dafür sind die weiteren Bedienungselemente wiederum recht klein ausgefallen. Hier sind ein Tone-Regler und ein Volume-Regler zu nennen.
Zwei kleine Kippschalter gestatten es, das Frequenzspektrum des Pedals zu beeinflussen. Der Kippschalter mit dem Wabensymbol gestattet es, die tiefen Frequenzen „looser“ oder „tighter“ zu gestalten. Der kleine Bodyswitch (Bienchensymbol) lässt mehr oder weniger Bässe in die Schaltung.
Der Fußschalter wurde mit einer großen Sechskantmutter ausgestattet, welcher gleichfalls zum eigenwilligen Design des Pedals beiträgt. Beide BEETRONICS Pedale verfügen auf der rechten Außenseite über einen weißen Diamanten, wie er normalerweise gerne bei Röhrenverstärkern gesehen wird. Bei aktiviertem Effekt leuchtet dieser schwach rot. Schwach deshalb, weil sich die Leuchtdiode in einem kleinen Abstand zum Diamanten befindet.
Beide Pedale besitzen auch einen True-Bypass, um Klangverlusten in inaktivem Zustand des Effekts in der Signalkette vorzubeugen.
BEETRONICS WhoctaHell
Der Whoctahell ist ein Fuzz-Pedal, das auch ein Oktaver-Funktion bietet. Hier sind gleich zwei Fußschalter an Bord. Der rechte Stompswitch schaltet den Fuzz-Effekt ein. Bei aktivem Effekt bekommen wir dies durch ein rotes Leuchten des seitlich angebrachten Diamanten signalisiert. Betätigen wir den linken Fußschalter, ist auch der Oktaviereffekt aktiviert. Nun leuchtet eine blaue Leuchtdiode hinter dem weißen Diamanten. Das Licht leuchtet nicht gerade hell, aber ausreichend intensiv, um den gerade aktiven Zustand zu erkennen.
Der Hell-Regler reguliert den Grad der Verzerrung des Fuzz-Effekts. Der Lautstärkeregler (Mastervolume) ist beim WhoctaHell an der rechten Seite angebracht. Der Whocta-Regler mischt das Oktaver-Signal zum Fuzz-Signal hinzu. Ein kleiner Kippschalter bestimmt, ob das Oktaver-Signal ein bzw. zwei Oktaven niedriger als das Originalsignal sein soll. Hier kann man sich das Ganze auch noch einmal optisch zu Gemüte führen. Die entsprechende Anleitung liegt jedem Effekt bei.
Sound & Praxis
BEETRONICS Overhive
Der Volume-Regler des Overdrivepedals bietet genug Reserven, um richtig laut zu werden. Unitygain ist bereits bei einer Stellung des Volume-Reglers um 09.00 h festzustellen, bei Werten darüber ist das Pedal bereits lauter als im Bypass („Honey“-Regler“ auf ca. 12,00 h). Der Tone-Regler ist so ausgelegt, dass er auf der 12.00 h Stellung etwa einen identischen Höhenanteil wie das Bypass-Signal besitzt. Also ist noch genug Spielraum für eine deutliche Höhenanhebung vorhanden.
Die Wirkung des sogenannten „Hive Switchs“ ist dezent bzw. eher marginal wahrnehmbar. Dagegen ist die klangliche Veränderung des Body-Switchs sehr deutlich wahrzunehmen. Mir gefiel die Einstellung mit weniger Bässen deutlich besser, da der Sound dann definierter bzw. konkreter wahrzunehmen ist.
Insgesamt kann man dem Overhive einen schön cremigen und dabei flexiblen Ton attestieren. Der resultierende Sound hat eindeutig Klasse, vor allem auch, da er sich klanglich etwas vom Mainstream vieler Overdrive-Pedale bewegt. Das Overhive Pedal ist, wie sein Name bereits vermuten lässt, nicht für High-Gain konstruiert worden, gute rockige Sounds sind damit mühelos möglich. Natürlich kann man das Pedal auch zum „Anblasen“ eines bereits leicht zerrenden Verstärkers benutzen. Für diesen Zweck empfiehlt es sich, den Bass mit beiden Schaltern bestmöglich zu reduzieren.
Wie beide Pedale klingen, könnt ihr nun hören. Der Overhive wurde in zwei verschiedenen Gain-Einstellungen in diversen Pickup-Konstellationen einer Stratocaster (SSH) eingespielt.
Bei allen Hörbeispielen steht der Body-Switch (der rechte kleine Kippschalter mit dem Bienchensymbol) auf der unteren Stellung, also mit weniger Bass, da meine Thiele Box naturgemäß schon recht fette Bässe generiert. Spielt man beispielsweise über einen 1x 12″ Combo, kann es durchaus sinnvoll sein, die Stellung mit etwas mehr Bässen zu wählen. Der persönliche Geschmack wird dies schnell entscheiden.
Zunächst hören wir den Halstonabnehmer. Der Gain-Regler (Honey) steht auf 12.00 h.
Hier noch mehr bluesy gespielt:
Nun der Steg-Pickup mit gleicher Einstellung:
Die Funktionen der Bedienelemente lassen sich in der mitgelieferten Anleitung hier noch einmal optisch verinnerlichen. Wir sehen, dass hier keine „rocket science“ gefragt ist.
Nun hören wir das Pedal mit maximalem Gain und Steg-Pickup (DiMarzio Chopper), die Einstellungen sind ansonsten identisch:
Gefolgt vom Hals-Pickup mit voll aufgedrehten Honey-Regler:
Der Sound des WhoctaHell
Der WhoctaHell klingt ausgesprochen „vintage“, obwohl er sich zeitgemäßer Bauteile bedient. Alte NPN-Transistoren aus der Mitte des letzten Jahrhunderts sucht man hier vergeblich. Anzumerken beim WhoctaHell ist das sehr lange Sustain, welches zwar für Fuzz-Pedale typisch ist, aber dennoch positiv auffällt. Die Oktavierfunktion lässt sich variabel einstellen, da man aus zwei Oktaven wählen kann und den gewünschten Mix mit dem Whocta-Regler vornimmt.
Wir hören den WhoctaHell mit maximaler Verzerrung. Nur der Fuzz-Effekt ist aktiv. Zum Einsatz kommt wieder der Steg-Pickup meiner Strat.
Hier mit Hell-Regler auf 12.00 h, nun ist auch der Oktaver aktiv. Diesmal der Hals-Pickup:
Jetzt mit Mitte- und Steg-Pickup parallel:
Auch Synthesizer-artige Sounds kann der WhoctaHell generieren. Hier eine relativ extreme Einstellung:
Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment erstellt:
Stratocaster SSH – BEETRONICS Overhive bzw. WhoctaHell – Peavey Classic Mini Head – Mesa Boogie 1× 12″ Thiele Box – Shure SM 57 – Apogee Duett – Mac mit Logic (etwas Hall und Delay hinzugefügt).
Wow.
Das sind wahre Designer Stücke.
Und der Sound geht rein!
Schön, wenn Testgeräte spontane Begeisterung auslösen. Die Dinger sind in der Tat eine Augenweide. Auch schön, dass sie darüber hinaus auch noch toll klingen.
Ich hatte sie beide hier, bevor sie Eddie (Johannes) zum Test bekam. Richtig geile Kisten und auch echt was für die Vitrine!