Kleiner Weirdo zum Experimentieren
Spielt man unterschiedliche Jobs in unterschiedlichen Bands, hat man immer wieder das „Problem“, dass auch unterschiedliche Sounds gefragt sind. Während das Kommerz-Pop-Projekt meist sehr glatte Sounds benötigt, kommen in der 80s-Style-Band DI Clean- und Hi-Gain-Sounds zum Einsatz und in der Indie-Rock-Band sind dann aber eher experimentelle seltsame Sounds gefragt. Genug der Klischees. Musik soll ja bitte ohne Regeln entstehen! Die Spielwiese der Pedale ist jedenfalls endlos groß, wächst laufend weiter und vieles gibt es mittlerweile in der 1001. Auflage vom 5000. Hersteller. Es soll natürlich dann noch am besten „all analog“ sein, kein Eigenrauschen haben, nicht zu groß und schwer sein und natürlich hervorragend klingen. Ach, wie schön ist doch die Suche nach Effektgeräten, oder? Aber erneut: Lassen wir mal alle Klischees beiseite. Der kalifornische Pedalhersteller Beetronics liefert mit dem Zzombee ein spannendes Effektgerät, das für die meisten nichts für den Alltagsgebrauch sein wird, aber im richtigen Moment genau die richtigen, sehr eigenen, etwas seltsamen Sounds liefern wird. Let’s check out the BEETRONICS ZZOMBEE Filtremulator.
(Dieses etwas unübersichtliche Pedal fesselte mich direkt. Also wurde erst mal herumprobiert, ohne überhaupt zu wissen, was ich da in den Händen halte oder wie es funktioniert. Let’s jam):
UNBOXING – Beetronics Zzombee, Effektgerät
Vor dem Jammen stand aber natürlich das gewohnte Unboxing. Das schmuck designte Pedal kommt im „sehr dezent“ (haha ^^) in gold-schwarz lackierten Beetronics Karton daher. Es ist nochmals extra in schwarz-matt goldenes Einwickelpapier gepackt (an alle Sammler: Achtung, reißt leicht). Beigelegt sind dem, auf den ersten Blick sehr verwirrend aussehenden, aber sehr massiv gebauten Effektgerät eine ebenfalls sehr wild designte Bedienungsanleitung, ein Plektrum, sowie zwei Firmenaufkleber. Alles im Zombie Style natürlich. Das Design ist zwar sehr cool und optisch wahnsinnig ansprechend, allerdings, so viel schon mal vorab, sehr verwirrend sowohl in der Anleitung (auch als Download verfügbar) als auch auf dem Pedal. Man muss sich an die Oberfläche gewöhnen, da Schriften leicht im Artwork untergehen. Aber was steckt denn so drin in dem guten Stück?
SPECS & FACTS – Beetronics Zzombee, Effektgerät
Das mit 5.5″ x 4″ x 2.75″ (14 x 10,2 x 7 cm) recht große und mit 400 g sogar „relativ schwere“ Pedal ist vollgepackt mit Effekten. Auf der Oberfläche befinden sich verschiedene Schalter, Potis und Fußschalter. Im Einzelnen ist das Pedal in mehrere Sektionen aufgeteilt. Primär in „Bee“-Sektion und „Parasite“-Sektion. Zusätzlich gibt es aber noch die Filter-Sektion, die eine der beiden anderen zugeordnet werden kann.
Unten links und rechts findet man je einen Fußschalter für Bypass, Alt bzw. Ramp, Rate, Tap. Dazwischen liegt ein kleiner 3-Wege Kippschalter für die Wahl von Preset 1 oder 2 oder den „Live“-Modus. Über den Fußschalter wurde je eine LED verbaut, die den On/Off-Status bzw. Rate-Speed anzeigt.
Im oberen Drittel des Pedals liegen drei Potis sowie zwei weitere 3-Wege-DIP-Schalter.
Der rechte Schalter („Bee“-Sektion) regelt drei Modi der Verzerrung „dry – bz – bzz“. Zu Deutsch: drei Level des Eingangssignals. Hält man für den „Alt“-Funktion den Bypass-Fußschalter gedrückt, so steht einem Low-Gain-Level zur Auswahl. Das auch rechts montierte Poti regelt dann das gewünschte Level an Gain. Im Alt-Modus stehen einem hier die Regelung der Modulationsfrequenz (im Modus X/LFO/MAD) oder der „Ramp Down“, also die Geschwindigkeit des Ramp-down im Modus Ramp/Par/Bee) zur Verfügung.
Der mittige 3-Wege Schalter lässt die Einstellungen Filter-on Parasite (links), Filte- off (mittig) und Filter on Bee (rechts) zu. Somit routet dieser den Filter auf eine der beiden Sektionen des Effektgerätes.
Der linke Schalter („Parasite“-Sektion) regelt die schon erwähnten zwei Modi „Ramp – LFO – MAD“ oder „Par – X – Bee“. Ersterer ist ein Filter-Modus, der zweite ein Amplitude-Mode. Es stehen 3 Modes zur Amplitudenmodulation zur Auswahl: Cross Tremolo, traditional Tremolo, Volume-Swell
„X“ = Cross ist ein Tremolo, das zwischen Grundton und tiefer Oktave alterniert.
„MAD“ ist ein Modus mit zufälligen Patterns.
Das zugehörige Poti steuert die tiefe Oktave in ihrer Lautstärke, im LFO-Modus die Tap-Division, im Ramp/Par/Bee-Mode die Geschwindigkeit der Ramp sowie im Mad-Mode wählt er ein Pattern aus.
Fehlt bei den Potis nur noch der Wingsan/Depth-Regler in der Mitte. Dieser agiert als Filter-Sweep in allen Filter-Modi, als Depth im Modus X sowie als Octave-Tone-Control im Par/Bee-Modus.
Anschlusseitig findet man auf der rechten Seite zwei Klinkenbuchsen, von denen eine der in Mono ausgeführte Input ist und die andere ein TRS-Anschluss für Expressionpedal, Tap-Tempo oder CV-Control ist. Links geht’s mit dem Output auch in Mono wieder aus dem Pedal raus.
Das Pedal wird via Hohlsteckerbuchse 5,5 x 2,1 mm (Minuspol innen) mit Strom versorgt und benötigt 9 V mit min. 100 mA.
Presets lassen sich speichern, indem man beide Fußschalter für zwei Sekunden gedrückt hält, dann einen Speicherplatz auswählt und erneut beide Fußschalter drückt.
Erst mal also ein unfassbar komplexes Pedal, das viele Funktionen und Alt-Funktionen bereitstellt. Nichts für den klassischen Go-to-Anwender, aber ein krasses Pedal für den Bastler und Liebhaber von seltsamem Soundgeschraube und individuellem Sounddesign.
PRAXISTEST 1: HANDLING – Beetronics Zzombee, Effektgerät
Durch den komplexen Aufbau des analogen Pedals mit digitaler Steuerung hat man hier kein Effektgerät, mit dem man einfach nur rumschraubt und direkt weiß, wie alles funktioniert. Man bekommt allerdings schon durch das alleinige Schrauben und die Trial and Error Methode durchaus Sounds zustande (siehe erstes Klangbeispiel, das direkt nach dem Auspacken entstanden ist, ohne Lesen der Anleitung oder genaueres Auseinandersetzen mit den Funktionen und Potis).
Liest man einmal die Bedienungsanleitung, kommt man sehr schnell dahinter, wie das Pedal funktioniert und kann gezielter Sounds bauen.
Die Größe ist für manche Boards ggf. ein Problem, hält sich aber immer noch im vertretbaren Rahmen. Die Kombination aus analogen Bauteilen, die digital kontrolliert werden, ist sicherlich für viele Analogfans ein enormer Gewinn, da sich die Schönheit der analogen Bauweise und damit des analogen Klangs mit den Vorteilen der digitalen Speicher- und Abrufbarkeit verbindet. Best of both worlds.
Sehr schön an dem Pedal ist das hohe Maß an Individualität. Es handelt sich nicht um den Allrounder/Alleskönner, der jeden Sound (versucht) abzubilden, sondern um ein Gerät, das eben seinen Eigenklang hat. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Sehr schön! Nichts für TOP40 Gigs, aber sehr viel für Originalmusik und kreatives Sounddesign.
PRAXISTEST 2: SOUNDS – Beetronics Zzombee, Effektgerät
Zerrstufen // Es lassen sich verschiedene Zerrgrade mit Hilfe des 3-Wege-DIP-Schalters und des zugehörigen Potis erzeugen. Die Benennung des Bee-Level Schalters ist Programm: „dry- bz – bzz“. Have a listen …
Das Tremolo arbeitet mit dem Tap Tempo sehr zuverlässig.
Soundsamples // Nun ist die Spielwiese des Pedals groß. Sounds zu kategorisieren, wäre wahrscheinlich an der Intention des Pedals vorbei. Die verschiedenen Verschaltungen der Sektionen miteinander sind gefühlt endlos (falsch, lässt sich ausrechnen, aber wir sind hier ja nicht im Mathe Forum, haha^^). Darum folgen nun ein paar exemplarische Beispiele für Sounds, die man mithilfe des Zzombee Pedals von Beetronics generieren kann. Das ist alles allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Die Kombinationsmöglichkeiten sind so vielfältig und regen zum Experimentieren kann. Man entdeckt doch immer wieder was Neues, Spannendes und darf dabei nicht vergessen: Wir haben hier bisher nur einen Effekt am Start. Kombiniert man den Zzombee mit anderen Pedalen, potenzieren sich die Möglichkeiten des Sounddesigns noch weiter. Auch ein angeschlossenes Expressionpedal erweitert den Regel- und Funktionsumfang ungemein. Let’s freak out with „ZZOMBEE“.
Alle Klangbeispiele wurden in folgender Signalkette angefertigt:
Fender Perf Strat -> WALRUS LORE -> UAD Apollo Interface -> NeuralDSP Cory Wong (Clean Amp) -> Cubase 12 PRO
Es gab keine weitere nachträgliche Bearbeitung durch Plug-ins!
Ja, mit Sicherheit erstmal schwierig durch die „getarnte“ Beschriftung. Aber wahrscheinlich dann doch schnell machbar und sein wir ehrlich, schon ein geiles Design!
Natürlich ist Optik nicht alles. Aber alles was ich bisher von diesem Bodentreter gehört habe finde ich großartig.
Ich werde wohl schonmal ein paar Euronen zur Seite legen (müssen). 😃
@Basti80 Yes, geiles Teil ! :) Check es Dir mal aus…. wie Du schon sagst, mit etwas lesen und ein bisschen „einarbeiten“ gewöhnt man sich schnell daran. Viel Spaß !
@Simon S Das wird mit Sicherheit noch etwas dauern bis ich diese Anschaffung zu Hause gerechtfertigt bekomme. 😅
Aber es ist ja kein halbes Jahr mehr bis Weihnachten. 😉
Geiles Design? Mal ehrlich kauft man jetzt für so viel Geld jetzt ein Pedal zum sounden, oder was? Oder nur voll getönt zum Nachbar ärgern? Apropos Sound was soll das sein? Ein Volume Pedal mit offenem alten Kohlepoti (zur Not auch lässt sich mit Bleistift, einem Fetzen Papier etwas Karton und einem Reisnagel auch noch selbst bauen) und bringt mehr gekratzte und Gejaule. Kostet ein 10 tel. Das Design: Naja wenn man auf alte Horror Bildchen im billig Schrottstreifen im Vollsuff steht. Naja. Übrigens noch billiger ist ein Klinkenstecker an Masse einfach mies verlöten. Kostet vielleicht 3 €. Noch besser vom Flohmarkt, dann kann man sich das anheizen des Lötkabels sogar schenken. Wer ein minimal Talent hat kann mit Airbrush Minipistole und ein wenig email Farbe oder gar Sprühdosen besseres zu Stande bringen. Für das Pedal wären 10 € für das Gehäuse und die paar Klinkenbuchsen gerade noch so okay.
Mal von der völligen Sinnlosigkeit des Effektes abgesehen, liegen Eingang- und Ausgangbuchse bescheiden unpraktisch.
Nicht jeder bunte sch….. ist Kunst. Extrem teuer ist nicht gleich Kunst….Naja wenn man das Geld nicht erarbeiten muß, und im A…. schon alles voll ist, dann ballert man halt das Mega überflüssig Board voll. Solange es die Nachbarn ertragen……Die Kohle muß ja so oder so raus…
@suwannee Der Test sagt ja schon, dass es nicht für jeden was ist. ;)
Kunst liegt im Auge des Betrachters … Oder so ähnlich. Mir wären 400 Euro für einmal kaputten Sound auch zu viel. Aber für Boutique-Pedalsammler könnte es was sein. Für den Preis kriegt man allerdings auch ein brauchbares multifx, wo man sich ähnliche Sounds zusammenbauen kann.
@suwannee Um deine bisherigen Kommentare mal zusammenzufassen:
-was du dir nicht leisten kannst oder willst, ist sch..sse
-alles, was dir nicht gefällt oder du nicht verstehst, ist sch..sse
-alle, die im Büro arbeiten oder mehr Geld als du haben sind sch..sse
Hab ich das in etwa korrekt erfasst?
@suwannee 😁
@suwannee Das ist ein Test mit geschmackvoller persönliche Note des Autors. Die Unübersichtlichkeit steht da ja sogar im minusbereich. Ich find’s schick und irgendwann hat man die Funktionen drin, zumal man für den Preis schon bereit sein sollte sich damit auseinander zu setzen.
Hier so massiven Hate zu sehen, bin ich nicht gewohnt. Hart deplaziert.
Wie gut, dass niemand gezwungen ist das Design zu mögen oder das Gerät zu kaufen. 😉
Aber inhaltlich fundierte Kritik ohne ist natürlich immer gut. 👍
Guten Abend zusammen :)
Sagen wir doch mal so… ist das Pedal teuer? Ja. Muss einem der Sound gefallen? Nein. Ist man verpflichtet es zu kaufen? Nein. Das schöne an Sounds ist doch gerade, dass alles sehr divers ist und jeder andere Vorlieben hat. Nur dadurch bleibt die weite musikalische Landschaft vielfältig und durch viel Individualismus entstehen eigene, wiedererkennbare Klangsprachen :)
Das wird mit Sicherheit noch etwas dauern bis ich diese Anschaffung zu Hause gerechtfertigt bekomme. 😅
Aber es ist ja kein halbes Jahr mehr bis Weihnachten. 😉
@Basti80 Die Feinheiten ungewöhnlicher Sounds erschließen sich nicht jedem … das Ding klingt allerdings wirklich sehr gut. Allerdings würden mir bei dem Preis und den vielen Möglichkeiten auch mehr Speicherplätze gut gefallen, per Drehregler mit mehr Positionen sicher kein großer Mehraufwand in € . Und das Design ist gelungen, auf jeden Fall.
Ich finde solche „fancy“ Pedale ja eigentlich recht nett,
aber mal ganz ehrlich: sowas ist doch nur um ein wenig GAS zu befriedigen oder bei andern Pedal-Menschen anzugeben. Wer hat solche Sounds denn jemals Live oder auf einer Aufnahme in einem vernünftigen musikalischen Kontext untergebracht?
Zumal gerade hier durch das übertriebene Design sogar das Verständnis/die Lesbarkeit in den Keller geht. Aber wers braucht….
Der Test ist übrigens gut druchgeführt und ich hab mir gerne alle Soundsamples angehört! Man muss ja immer offen sein für neues.
Daumen hoch!