Kampfansage an die Bose S1 Pro. Der neue Spitzenreiter unter den Akku-Lautsprechern?
Schon die Ankündigung des Behringer B1X Akku-Lautsprechers hat aufhorchen lassen. Ein recht markante Äußere lässt darauf schließen, dass Behringer den Markt sehr genau beobachtet hat. Doch im Fall des Behringer B1X Akku-Lautsprechers kopiert Behringer nicht einfach das bekannte und oft verkaufte Produkt, sondern kombiniert es mit einigen sehr interessanten Features. Wir haben für euch genauer hingeschaut.
Inhaltsverzeichnis
Behringer – Music Tribe
Immer wieder schlägt der Hersteller große Wellen in der Fachpresse, auf Social Media und in den Kommentaren unter so ziemlich jedem Artikel hier auf AMAZONA.de. Von den einen geliebt, von den anderen gehasst. So heiß diskutiert wird in Deutschland in der Regel nur über Politik. Doch der Gedanke, den Uli Behringer seit mittlerweile Jahrzehnten verfolgt, ist eigentlich ganz einfach: Hochwertige Technik muss nicht teuer sein und sollte für alle Menschen unabhängig von ihrem Einkommen verfügbar sein. Music Tribe versteht sich nicht nur als Heimat vieler verschiedener Marken, sondern als lebendige Community, in der sich Kunden über die Produkte austauschen und Vorschläge zu Features unterbreiten können. Das ist alles nicht neu und gibt es auch bei anderen Herstellern. Ebenfalls auch bei anderen Herstellern zu finden sind Produktkopien. Dass erfolgreiche Produkte schon immer entweder geklont wurden oder als Inspiration herhalten mussten, ist hinlänglich bekannt. Die Zahl der Klone berühmter Studioklassiker lässt sich kaum noch überblicken. Als Fachredakteur sehe ich das eher pragmatisch und schaue auf die unterschiedlichen Zielgruppen, die von den Herstellern angesprochen werden. Zudem sehe ich auch die vielen tollen und innovativen Produkte von Behringer wie Behringer X32, Wing, X-Air oder Flow 8. Auch der Deepmind Synthesizer hat sehr viel Innovatives. Oft greift Behringer dabei auch auf Entwicklungen der im Laufe der Zeit aufgekauften Marken wie Midas, TC Electronics oder KlarkTeknik zurück. Auch das ist nicht ungewöhnlich und bei anderen Herstellern ebenfalls zu finden. Auch im Behringer B1X Akku-Lautsprecher, den wir heute auf dem Teststand haben, stecken Entwicklungen anderer Music Tribe-Marken.
Behringer B1X Akku-Lautsprecher
Der Behringer B1X Akku-Lautsprecher ist ein 250 Watt starker Aktivlautsprecher mit integriertem Digitalmischpult, Effekten, Bluetooth-Audio-Streaming, Remote-Control-Fähigkeit per iOS oder Android App sowie optionalen Funkmikrofonen.
Design
Oberflächlich betrachtet ähnelt der Behringer B1X Akku-Lautsprecher der Bose S1 Pro. Der Lautsprecher besitzt ein Kunststoffgehäuse. Die Treiber sind durch ein Metallgitter geschützt. Das Gehäuse ist so geformt, dass der Behringer B1X Akku-lautsprecher aufrecht stehend oder am Boden liegend (für Monitoranwendungen) positioniert werden kann.
Unten entdecke ich außerdem einen Hochständerflansch. Die Anwendungsbereiche von Bose S1 Pro und Behringer B1X sind ebenfalls ähnlich: Kleinere Beschallungsaufgaben, Präsentationen auf Messen, Beschallungen in Schulen oder kleineren Hörsälen, Hochzeitssänger und -sängerinnen in kleinen Kapellen, Monitorbox für Musiker, Proben mit Chören und vieles mehr.
Doch beim Design endet und den Anwendungsbereichen endet dann auch jegliche Ähnlichkeit. Wir haben es hier keinesfalls mit einer Produktkopie zu tun. Das bemerkt man recht schnell, wenn wir uns die übrigen Daten zum Behringer B1X Akku-Lautsprecher anschauen:
Anschlüsse und Technik
Seine Power bezieht der Behringer B1X Akku-Lautsprecher aus einer 250 W Class-D-Endstufe. Die Effekte des 4-kanaligen Digitalmixers stammen von TC Electronics und die Processing-Power des DSPs von Klark Teknik.
Zwei Combo-Buchsen (XLR/Klinke) für die Inputs A und B sowie ein 3,5 mm TRS-Eingang für Line-Signale sind auf der Eingangsseite zu verzeichnen. Hinzu kommt die Möglichkeit, zwei Funkmikrofone der Behringer ULM Serie anzuschließen. Dazu wird ein Wireless-Dongle in den USB-Port des Behringer B1X Akku-Lautsprechers gesteckt. Die Signale der Funkmikrofone liegen dann parallel zu denen der Inputs A und B an. Außerdem entdecke ich einen XLR-Mix-Ausgang.


Bluetooth-Audio-Streaming gehört heutzutage wie selbstverständlich zu den meisten aktiven Lautsprechern dazu. Der Behringer B1X Akku-Lautsprecher ist mit Bluetooth 5.0 ausgestattet und unterstützt GATT und A2DP 1.2 Profile. Die maximale Reichweite beträgt 30 m. Unterstützt werden außerdem True-Wireless-Stereo (TWS) zum Verlinken mehrerer B1X.
Bestückt ist die Behringer B1X Aktivbox mit einem 6,5“ Woofer und drei gegeneinander versetzt angewinkelten 2,5“ Breitbandlautsprechern. Der daraus resultierende Frequenzgang wird mit 50 Hz bis 20 kHz (± 3 dB) angegeben. Der maximale Schalldruck liegt laut Hersteller bei 108 dB SPL (@1 m). Die Trennfrequenz liegt bei 700 Hz und die HF- und LF-Treiber werden durch getrennte Limiter vor Überlastung geschützt.
DSP-Power
Der größte Unterschied zur Bose S1 Pro wird schon durch das integrierte 128 x 32 Pixel LC-Display mit Hintergrundbeleuchtung sichtbar. Daneben ein Push-Encoder und unter dem Display vier große Buttons für das Bedienen des integrierten DSP-Controllers.
Begibt man sich ins Menü, stehen hier vielfältige Funktionen zur Verfügung: Gain, EQ, Mode, Position, FX, Delay und Mix-Out stehen zur Auswahl. Über Gain regeln wir die Lautstärke der vier Kanäle Combo A, Combo B, USB 1 und 2, MP3 und Bluetooth. Auch das Stummschalten der Kanäle ist möglich. Wir haben außerdem Zugriff auf die vier üblichen Presets Music, Live, Speech und Club, die es eigentlich bei allen modernen Aktivlautsprechern gibt. Ein Highpass-Filter für die Eingänge A, B USB 1 und 2 sowie ein 3-Band-EQ für alle Eingänge runden die Ausstattung ab.
Unter dem Menüpunkt Position kann die Aufstellung des Lautsprechers eingestellt werden. Der DSP passt daraufhin den Klang des Lautsprechers an. Zur Auswahl stehen Stand, Stand-Wall, Stand-Corner, Floor-Wall und Floor-Corner.
Der Effektprozessor bietet vielfältige Effektalgorithmen:
- Concert
- Ambience
- Chamber
- Chorus
- Echo
- Pitch Shift
- Delay + Reverb
- Club
- Gold Plate
- Chorus & Reverb
- Cathedral
- Flanger
Somit sollte für jeden Anwendungszweck etwas dabei sein. Die Effekte stehen für die beiden Eingänge A und B zur Verfügung und lassen sich sogar in zwei Parametern editieren.
Möchte man den Behringer B1X Akku-Lautsprecher als Delay-Line verwenden, freut man sich über das integrierte Digitaldelay, das sich ebenfalls mit der App einstellen lässt. Wir können eine Verzögerungszeit von 0 bis 300 Millisekunden einstellen oder die Entfernung in Meter oder Fuß. Für jeden Lautsprecher lässt sich außerdem auch die Lautstärke getrennt konfigurieren.
Übrigens gibt es eine Besonderheit, die man bei kaum einem Konkurrenzprodukt in der Form findet: Der Mix-Ausgang kann einen eigenen Mix bekommen, der unabhängig vom Mix der Behringer B1X ist. Auf diese Weise ließe sich zum Beispiel auch ein Monitormix erstellen. Sehr schön.
Wer möchte, vergibt nun noch einen Namen für den Behringer B1X Akku-Lautsprecher, was vor allem dann sinnvoll ist, wenn mehrere B1X gleichzeitig eingesetzt werden. Misstrauische Zeitgenossen dürfen auch ein Passwort vergeben, um die Einstellungen zu schützen. Außerdem können wir einmal getroffene Einstellungen als Preset abspeichern und natürlich auch wieder laden.
Bluetooth-Verbindung
So richtig interessant wird es bei den möglichen Bluetooth-Verbindungen. Hier stehen mehrere Optionen zur Auswahl:
- Bluetooth-Audio-Streaming
- Remote-Control per App
- True-Wireless-Stereo für die Verbindung von zwei B1X zu einem Stereosystem
- Party-Modus für die drahtlose Verbindung von bis zu acht B1X
Die Einrichtung ist spielend einfach und ist im (englischsprachigen) Quickstart-Manual beschrieben. Für das Bluetooth-Audio-Streaming reicht das Starten des Bluetooth-Pairings, wie man es von vielen anderen Produkten kennt. Daraufhin wird der Behringer B1X Akku-Lautsprecher für Zuspieler sichtbar und kann gekoppelt werden.
Show Mix App für Behringer B1X Akku-Lautsprecher
Nach der Bluetooth-Kopplung findet auch die kostenlose Show-Mix-Remote-Control-App für iOS und Android Betriebssysteme den Behringer B1X Akku-Lautsprecher. Die App ist die einfachste Möglichkeit, einen oder mehrere B1X zu verwalten. Nach dem Starten der App wird zunächst überprüft, ob der Lautsprecher mit der neuesten Firmware versehen ist. In meinem Fall wurde ein Firmware-Upgrade notwendig, das sich gleich mit der App installieren ließ.
Show-Mix bietet vollen Zugriff auf den integrierten Digitalmixer und die vielen Konfigurationsmöglichkeiten der Behringer B1X Akku-Box. So lassen sich die Master-EQ-Presets umschalten, der Position-Parameter ändern, die Lautstärken der einzelnen Kanäle regeln, der 3-Band-EQ für jeden Kanal einstellen oder das Highpass-Filter für die Mikrofonkanäle aktivieren.
Außerdem bietet die Show-Mix-Remote-Control-App einen schnelleren Zugriff zu den Effekteinstellungen der Behringer B1X Akku-Box, das integrierte Delay und den gesonderten Mix für den XLR-Mix-Ausgang.
Akku-Power
Der Behringer B1X Akku-Lautsprecher verfügt über einen integrierten Lithium-Akku mit 5800 mAh und 14,4 V. Leider hat man bei Behringer vergessen, so wichtige Daten wie die Akkulaufzeit bei verschiedener Auslastung oder die Ladedauer anzugeben. Hier heißt es nur zur Laufzeit pauschal „bis zu 8 Stunden“. Ich habe die Ladedauer nicht minutiös kontrolliert, es müssen aber rund drei bis dreieinhalb Stunden gewesen sein.
Der Ladestand wird als kleines Icon im Display des Behringer B1X Akku-Lautsprechers und ebenfalls als Icon in der Show Mix App angezeigt. Was mir hier fehlt, ist eine Prozentanzeige und eine Restdauer, was die Ladezeit angeht.
Alternativen
Als Alternative müssen natürlich die Bose S1 Pro und Bose S1 Pro Plus genannte werden. Beide sind allerdings schlechter ausgestattet als der Behringer B1X Akku-Lautsprecher.




Eher mit dem Behringer B1X Akku-Lautsprecher vergleichbar ist die Electro-Voice Everse 8 Akku-Box. Sie besitzt ebenfalls einen integrierten Digitalmixer (Dynacord 4-Kanal Digitalmixer), 400 W Leistung, einen Akku mit bis zu 12 Stunden Laufzeit und eine Remote-App. Die Electro-Voice Everse 8 Akku-Box ist allerdings auch deutlich teurer als der Behringer B1X Akku-Lautsprecher.


Praxis
Seit langer Zeit verwende ich für Chorproben die Bose S1 Pro der Kirchengemeinde zum Zuspielen von Backing-Tracks. Die Gemeinde hat diese für kleinere Beschallungsaufgaben in der Kirche und im Sommer für die Sprachübertragung bei Open-Air-Gottesdiensten auf der Wiese neben der Kirche angeschafft. Handlich ist sie ja, die Bose S1 Pro und auch der integrierte Akku ist praktisch. Was mir aber fehlt, ist irgendeine Form der Klangkontrolle für den Bluetooth-Kanal. Das Mischpult ist rudimentär und der Sound der Bose S1 Pro sehr bassbetont – wie eigentlich bei Bose üblich. Zugleich ist das Abstrahlverhalten der drei Hochtöner sehr ungünstig, obwohl es mit 100° horizontal angegeben wird: Steht man direkt vor der Box, sind ausreichend Höhen vorhanden. Sobald man sich aber seitlich der 0°-Achse befindet, verschwinden die Höhen zunehmend. Das hat zur Folge, dass bei einer Chorprobe nur diejenigen Sängerinnen und Sänger Höhen hören, die direkt mittig vor der Bose S1 Pro sitzen. Die übrigen Chormitglieder beschweren sich zurecht über den sehr dumpfen Klang.
Beim Behringer B1X Akku-Lautsprecher ist das komplett anders. Die Bässe sind insgesamt knackiger als bei der Bose S1 Pro. Das Klangbild ist deutlich aufgeräumter und die Höhen verteilen sich super im Raum. Zudem lässt sich der Klang wunderbar mit dem integrierten Digitalmischer und seinen EQ-Möglichkeiten formen. Der Behringer B1X Akku-Lautsprecher ist in meinen Augen (oder Ohren) der Bose S1 Pro in jeder Hinsicht überlegen. Die Show-Mix-Remote-Control-App macht das Konfigurieren des Lautsprechers zum Kinderspiel und der integrierte Akku ermöglicht auch Freilufteinsätze ohne Stromversorgung. Auch als Monitorbox macht der Behringer B1X Akku-Lautsprecher eine sehr gute Figur. Wir haben das bei Chorkonzerten öfter mit der Bose S1 Pro Box ausprobiert, allerdings ohne großen Erfolg, da auch hier zu wenige Höhen ankommen und der Bassanteil liegend noch einmal ausgeprägter ist. Auch bei der Behringer B1X Box erhöht sich der Bass auf dem Boden liegend. Hier kann ich mit den integrierten Presets und dem EQ aber prima gegensteuern.
Preislich positioniert Behringer den B1X Akku-Lautsprecher unterhalb der Bose S1 Pro Box. Die Markteinführung ist gerade erst erfolgt und aktuell liegt die Behringer B1X Akku-Box bei 469,- Euro. Es ist zu erwarten, dass der Preis im Laufe der Zeit sinkt. Noch ist die Bose S1 Pro, die schon länger am Markt ist, auf Platz 1 der Thomann Verkaufscharts für aktive Fullrange-Lautsprecher und Behringer ist auf Platz 183. Ich gehe allerdings davon aus, dass sich das sehr schnell ändern dürfte.
bei der Bose S1 lässt sich der Akku wechseln, insofern man bereit ist ca. 150 Euro zu berappen.
Leider muss dazu ein Deckel abgeschraubt werden anstatt auf ein Schnellwechselsystem zu setzen ,wie man es von handelsüblichen Akkuschraubern her kennt.
Dennoch…ist es möglich und die bose S1 landet nach Ende ihrer Akkulebenszeit nicht auf dem Schrott .Ausserdem kann die Party ,schnell wieder weitergehn wenn ich zwei Akkus habe.
Geht das auch bei den beiden Behringer Modellen?
@Bria Diese Frage kann ich dir leider nicht beantworten. Es gibt unten zwei Schrauben und etwas, das wie ein Fach aussieht. Ich vermute dahinter den Akku. Wie immer ist bei Behringer die Dokumentation eher spärlich. Da aber die neuen EU-Gesetze einen leichten Akku-Tausch durch den Anwender bei technischen Geräten fordern und nach und nach umgesetzt werden müssen, kann es durchaus sein, dass die B1X bereits dafür vorbereitet ist. Ich schaue mal, was ich dazu noch in Erfahrung bringen kann.
@Markus Galla Super wenn du in punkto Akkutausch noch was finden würdest.
Ausserdem würde mich noch interessieren ob eine Mischkombination von B1X und B1C beispielsweise im Stereomodus möglich ist.
Das wäre natürlich überragend.
Danke für den guten Testbericht 🙂
Wie ist denn die Lautstärke im Vergleich zum Bose gewesen? Oder habe ich das überlesen?
@dr noetigenfallz Der Maximalpegel bei Behringer wird mit 108 dB SPL angegeben, der bei der Bose S1 Pro mit 103 dB SPL. Ich habe die Bose aber nie voll aufgedreht, weil der Klang so extrem zu wummern beginnt und sie irgendwann auch scheppert. Die Behringer Box habe ich mal kurz komplett aufgedreht und da ist der Klang bei hohen Lautstärken enorm viel besser gewesen. Aber Klang und Lautstärke sind immer subjektiv. Ich kann die Herstellerangaben nicht überprüfen, weil mein Messmikrofon nicht geeicht ist und die Hersteller keine genauen Angaben zur Messmethode machen. Die klangliche Abstimmung der Bose S1 Pro ist aber deutlich anders als die der Behringer B1X, sodass es ohnehin rein vom Hören her schwer zu beurteilen ist.
Da gäbe es auch noch die Soundboks als Alternative.
Mein Sohn hat sich diese – zugegeben nicht billige – Box letztes Jahr zugelegt. Mittlerweile gibt es sie in der 4. Generation.
Anfangs war ich etwas skeptisch, wurde aber eines Besseren belehrt!
Im Bundle mit Zusatzakku lässt sich das Teil einen ganzen Tag in Partylautstärke betreiben. (laut Betreiber 40 Stunden!)
Auch das Konzept ist durchdacht. Gleichzeitiges aufladen und spielen ist auch möglich. Akku-Wechsel durch einfaches Klick-System. Wer sich also solch eine Box zulegen möchte, sollte auch mal ein Auge auf die Soundboks werfen.