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Test: Behringer DDX3216 Digitalmischpult

Behringer DDX3216

6. August 2002
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Vor rund einem Jahr präsentierte die deutsche Firma Behringer ihr erstes digitales Mischpult, das DDX3216. Wie schon damals beim analogen 8-Bus Mischpult MX8000 lässt auch hier wieder das Preis-/Leistungsverhältnis aufhorchen. Mit den professionellen Features, die so manchen Konkurrenten im Regen stehen lassen, kann sich das DDX3216 in vielen Anwendungsgebieten behaupten.
Überblick
Spätestens damals, als das MX8000 in mehrerlei Hinsicht für Furore sorgte, erkannte man, dass Behringer immer wieder für Überraschungen zu haben ist. Ähnlich dem MX8000 könnte auch das DDX3216 ein Preis/Leistung-Kracher sein. Hier, bei Amazona.de, können sie sich einen Überblick verschaffen.
Auf den ersten Späher aus dem Augenwinkel erinnert das DDX an ein 01V der Firma Yamaha. Vor allem an die silberne Farbgebung, das grüne Display und die äußere 19″ Form erinnern an den schon etwas betagten Konkurrenten. Ein Blick auf die Features lässt aber schnell erkennen, dass der Schein trügt:

– 32 vollwertige Kanäle mit Gate, Kompressor
und 4-Band parametrischer EQ mit zusätzlichem Low-Cut
– 4 integrierte Multi-Effekte (ähnlich Virtualizer/Modulizer)
– 12 Mikrofonvorverstärker mit 24-Bit-Wandlern
– Delay für die ersten 16 Kanäle
– 4 analoge Line-Inputs mit 24-Bit-Wandlern
– 4 flexibel konfigurierbare analoge Multi-Outputs
– Main- und Controlroom-Outputs
– 100 mm Motorfader
– 16 Busse
– Input/Output-Matrix
– S/PDIF I/O
– 2 Expansionslots für je bis zu 16 Kanäle im ADAT / TDIF / AES/EBU Format
– Encoder mit LED-Kranz pro Kanal
– dynamische und statische Automation
– SMPTE-Input
– PCMCIA-Slot
– RS232 Schnittstelle
– Vier Floating-Point DSPs der SHARK-Klasse für sehr großen internen Dynamikumfang

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Mit diesen Eckdaten überflügelt das DDX seine Konkurrenten im Bereich bis 5000 EUR. Die Abmesseungen lassen im Gegensatz zu den reinen Studio-Konsolen allerdings einen Einbau in ein 19″-Rack oder Flightcases zu, was vor allem den Anwendungen als Submischer oder im Live-Bereich zugute kommt. Aber auch in kleinen oder mittelgroßen Studios kann das DDX Aufgrund seiner Kompaktheit punkten, da, wenn es auf z.B. einem Tisch positioniert ist links und rechts noch so viel Platz ist, dass man dort z.B. Effekt-Racks oder Synthesizer platzieren kann.
Bedienung
Das DDX3216 ist intern wie ein klassisches 32-Kanal Mischpult aufgebaut, also mit Eingangskanälen, Subgruppen und Aux-Wegen. Wer schon mal mit digitalen Konsolen gearbeitet hat, wird wissen, dass man diese Struktur im Hinterkopf verankert haben sollte, um sich nicht in den Menüs zu verheddern. Dies ist aber eine generelle Eigenheit von digitalen Mischpulten.

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Channel-Encoder
Das DDX wirkt diesem Tatbestand entgegen, indem es eine Reihe von LED-umringten Encodern vorweisen kann, mit denen stets ein wählbarer Parameter pro Kanal verändert werden kann. Links neben dem Display befinden sich farblich Abgetrennte Buttons. Mit den blaues Buttons wählt man die Funktion der Encoder aus. Diese lassen sich zwischen den Aux-, den Effektwegen und dem Panning umschalten. Eine Art Channel-Strip, bei dem für jeden Parameter eines Kanals ein Bedienelement vorhanden ist, ist nicht vorgesehen.

Display
Der zentrale Angelpunkt der Bedienung stellt das grüne grafikfähige Display dar. Innerhalb des Displays wird über die sechs darrunterliegenden druckempfindlichen Encoder und mittels den rechts angeordneten Page-Tastern navigiert. Das Display ist ausreichend groß, um z.B. die gesamten Equalizerparameter, Dynamikparameter usw. darzustellen. Mit den roten Tasten im Funktionsblock zur linken des Displays kann man die Seiten für die Bearbeitungen im Kanalzug aufrufen.

Kanalzug
Jeder der 32 Kanäle verfügt über ein Gate, einen Kompressor und einen EQ. Die ersten sechszehn Kanäle bieten zudem noch eine Verzögerungsstufe, die vorbildlicherweise nicht ausschließlich Kompensation von Laufzeiten da ist, sondern auch simple Delay-Effekte zu erzeugen vermag. Durch einen Balance und Feedback Parameter kann hier schon mal ein externes oder internes (s.u.) Effektgerät gespart werden.

Gate
Korrekterweise stellt diese Sektion eine Expander/Gate – Kombination dar. Zeitkonstanten und Pegelbereiche lassen sich zu vollster Zufriedenheit einstellen. Zudem gibt es eine A/B-Vergleichsfunktion, die ich besonders schätze. Der Key lässt sich auch frei zwischen den ersten 24 Kanälen wählen. Eine grafische Anzeige der Kennlinie und die beiden Pegel-Meter liefern einen guten Überblick.

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Kompressor
Der Kompressor verfügt neben den Anzeigen und Funktionen, die schon beim Gate beschrieben wurden einen Knee- und einen Gain-Parameter. Die Parametrisierung der Ratio ist gut gelöst und erreicht auch den für ein Limiting notwendigen Wert „unendlich“. Den Klang des Kompressors kann ich als gelungen ansehen, auch wenn ich ihn nicht unbedingt bei komplexem Material, wie z.B. Gesang einsetzten würde, da Ihm z.B. eine Auto-Attack/Release Funktion fehlt. Auch hätte ich hier gerne eine automatische Gainkompensation gesehen. Bei dezentem Einsatz kann sich der Kompressor aber hören lassen.

Equalizer
Mit vier vollparametrischen Bändern und einem zusätzlichen variablen Hochpassfilter sollte sich jedes Signal in den Griff bekommen lassen. Die beiden äußeren Baäbder lassen sich zwischen Kuhschwanz, Cut und Peak umschalten, sodass hier die maximale Flexibilität gegeben ist. Auch hier bewährt sich die A/B-Vergleichsfunktion und die grafische Anzeige trägt zum erhöhten Überblick der vorgenommenen Einstellungen bei. Klanglich bewegt sich der EQ im mittleren Bereich, der für ein Kanal-EQ aber vollkommen ausreichend ist. Im Vergleich zu den EQs des 02r klingen die Höhen und Mitten ähnlich. Im Bassbereich kann der DDX-EQ allerdings wesentlich mehr „Pfund“ erzeugen, was höchstwahrscheinlich auf einen höheren Dynamikumfang zurückzuführen ist. Für wichtige Signale, wie z.B. wiederum Gesang würde ich aber ebenfalls auf einen hochwertigeren externen EQ (z.B. ein PlugIn) zurückgreifen.

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Effekte
Die vier internen Multieffektprozessoren rekrutieren sich aus ähnlichen Algorithmen des neuen Virtualizers. Die ersten beiden Effekte können Stereo arbeiten, die beiden anderen nur mono. Neben der reichhaltigen Auswahl an Standarts wie z.B. Hall, Plate, Room, Delay, Chorus, bietet das DDX auch modernere Effekte, wie z.B. LFO-Filter, LoFi, Enhancer usw., die allesamt eine ordentliche Klangqualität an den Tag legen. Vor allem die Modulationseffekte konnten überzeugen. Der Hall fällt dagegen leicht ab, lässt sich aber dennoch gut im Hintergrund einsetzen.

Bus/Aux System
Mit gleich sechszehn Bussen und acht Send-Wegen bietet das DDX3216 die beste Ausstattung im Vergleich zur Konkurrenz. Die interne Routingmatrix lässt nahezu jeden Signalfluss zu, den man sich vorstellen kann. So kann man z.B. aus der 32-in-2 Konfiguration eine 24-in-8-in-2 oder gar eine 16-in-2+16-in-2 Konfiguration erstellen. Man kann also den Bussen Eingangskanäle zuordnen und so Subgruppen erzeugen die Kanalbearbeitungsfunktionen besitzen. Die sechszehn Busse lassen sich z.B. auf die Ausgänge der Erweiterungen legen, um damit Mehrspuraufnahmen zu erstellen. Dank der Snapshots kann man sich so schnell Ausgangskonfigurationen erzeugen, die man einfach aufruft, wenn eine Bestimmte Situation im Studio oder auch Live eintritt. Die insgesamt acht Sendwege teilen sich in vier Aux-Wege und vier FX-Wege auf. Die FX-Wege sind mit den vier internen Effektprozessoren verbunden, lassen sich aber auch durch geschickte Konfiguration für externe Effekte benutzen. Wie auch andere digitale Mischpulte bietet das DDX3216 keine Aux-Return Eingänge, sodass hierfür Eingangskanäle geopfert werden müssen.

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Multi-Outputs
Vier analoge Multi-Outputs erlauben das Ausspielen verschiedener Signale. Sie können über eine Ausgangsmatrix konfiguriert werden. So ist es z.B. möglich, Busse oder Aux-Sends an diese Ausgänge anzulegen.

S/PDIF-Input
Der digitale Eingang beinhaltet einen Sample-Rate-Converter, der das Anschließen nicht-synchroner Digitalquellen, wie z.B. einen Waldorf Q oder ein Lexicon MPX100 ermöglicht. Der S/PDIF Input kann nur alternativ zu den analogen Eingängen 13 & 14 genutzt werden.

I/O-Matrix
Das DDX erlaubt es, die Eingänge in Achtergruppen den Kanalzügen zuzuweisen. Auch Doppelbelegungen sind möglich, um z.B. sechszehn analogen Eingänge getrennt für zwei Verschiedene Anwendungen abzumischen. Ein Anwendungsgebiet wäre bei einer Live-Beschallung einen Saalmix und einen Air-Mix für den Radio-Einsatz zu mischen. Zudem können die Busse wiederum Kanälen zugewiesen werden, um auch Stereo-Submixes bearbeiten zu können. Die Flexibilität der Ausgänge gewinnt ebenso durch diese Matrix, da auch hier vielschichtige Routingmöglichkeiten bestehen.

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Erweiterungen
Um die zweiten sechzehn Kanäle als Eingänge nutzen zu können muss der Anwender das DDX mit Erweiterungen ausstatten. Hiervon gibt es auch gleich drei Versionen: Eine ADAT-, eine TDIF- und eine AES/EBU-Expansion sind erhältlich. Die ADAT-, und TDIF-Versionen bieten jeweils zwei Schnittstellen der Formate, d.h. es können 16 Signale mit nur einer Expansion rein und raus geschickt werden. Die AES/EBU-Karte bietet einen 25-Poligen Sub-D Stecker, der mit einem entsprechenden Kabel an eine 19″ Expander-Anschluss-Box verbunden wird. Hier gibt es aber nur acht Kanäle, d.h. vier AES/EBU-Pärchen. Eine Kaskadierungskarte ist leider nicht vorgesehen. Leider ist im derzeitigen Programm keine Erweiterung mit analogen Anschlüssen vorgesehen. Hier muss man also bisher auf eine ADAT-Erweiterung und einen ADAT-Wandler von einem Fremdhersteller zurückgreifen.

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Automation
Besonders auffällig erscheint neben der statischen Snapshot Automation die dynamische Automation. Über eine Timeline lassen sich nahezu alle Parameter des DDX automatisieren. Wie bei einer Bandmaschine kann hier mit einem Recordbutton die Aufzeichnung gestartet werden. Sämtliche Kanalparameter können hierbei verändert/aufgezeichnet werden. Besonders attraktiv erscheint der Relative-Modus. Dieser ist zur nachträglichen Bearbeitung einer Automation vorgesehen. Sobald der Relativ-Modus aktiviert wurde springen die Fader in die 0dB Position. Jetzt kann man die Aufgenommenen Pegelungsverläufe relativ verändern. Die speicherintensive dynamische Automation kann man auf PCMCIA oder über den PC-Anschluss archivieren. Achten sollte man jedoch darauf, dass man sein erstelltes Mix immer vor dem Ausschalten speichert, ansonsten gehen die getätigten Änderungen verloren.

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Synchronisationsmöglichkeiten
Neben MIDI ermöglicht ein SMPTE-Eingang die Synchronisation des DDX3216 zu bestehenden Video-Setups, zu Bandmaschinen oder Sequenzern. Die interne dynamische Automation kann somit zeitsynchron ablaufen. Die Wordclock Ein- und Ausgänge erlauben die Einbindung anderer digitaler Peripherie.

PCMCIA-Slot, RS232
Mit dem PC-Karten Slot ist die schnelle Speicherung der internen Daten, die bei der dynamischen oder statischen Automation anfallen, gesichert. Auch durch den RS232 Stecker auf der Rückseite des DDX können diese Daten mit einem Computer ausgetauscht werden. Löblicherweise liegt ein entsprechendes Kabel bei.

 

Qualität der Wandler
Die Wandler bieten eine Auflösung von 24-Bit und einen Rauschabstand von ca. 99,5 dB, gemessen bei Vollaussteuerung über die Lineeingänge und simpler RMS-Bewertung. Dieser Wert kommt zwar nicht ganz an ein 02r mit 105 dB heran, reicht aber in 99,9% der Fälle vollkommen aus. In Anbetracht des Preises ist dies ein sehr guter Wert. Die Mikrofonvorverstärker machen ebenfalls einen guten Job. Bei sehr hohen Verstärkungswerten fangen sie jedoch schnell an, übermäßig zu rauschen. Im Normalfall, d.h. bei mittleren Verstärkungswerten, die z.B. für Kondensatormikrofone gebraucht werden, stellt das Rauschen allerdings kein Problem dar. Wer also extrem hochwertige Aufnahmen machen möchte, sollte auch auf einen sehr guten ( und damit teuren ) externen Pre-Amp zurückgreifen.

Fazit
Das Zukunftsweisende 24Bit/96kHz Format kann das DDX leider nicht bieten, auch Sourround-Mischungen sind derzeit leider nicht möglich. Das DDX3216 den digitalen Mischpultmarkt im unteren Preissegment kräftig aufmischen, deklassiert es doch anhand der Features die direkte Konkurrenz von Yamaha, das 01V und das 03D. Auch die Digitalkonsolen Spirit-Digital und Tascam TMD-4000 scheinen Konkurrenz zu bekommen. Die hervorragenden Motorfader haben einen ruhigen Lauf und lassen sich leicht bewegen. Zu einem Preis von   1999 kann man getrost zugreifen. Bedenken Sie jedoch dass die vollen 32 Kanäle erst über die Erweiterungen nutzbar werden.

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PLUS    MINUS
+ Hervorragendes Preis- / Leistungsverhältnis    -Zu diesem Preis gibt es nicht zu meckern
+ Umfangreiche Ausstattung
 

UVP    2.299 EUR
Straßenpreis    Ca.1.999 EUR
Lieferumfang    Netzkabel,
Anleitung,
PC-Kabel,
19″ Rack-Leisten
Homepage    
http://www.DDX3216.com/
http://www.Behringer.com

 

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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Wow für den gleichen Preis gibt es doch 15 Jahre später den x32, nehmen wir doch lieber diesen ;)

  2. Profilbild
    Dr. Robert Skerjanc RED

    18 Jahre später bleibt noch anzumerken, dass zumindest in dieser Behringer-Generation billige SMD-Kondensatoren verbaut sind, die jetzt nach und nach auslaufen. Wenn nicht schon geschehen, werden diese Geräte zurzeit ihren Geist aufgeben. Da wurde doch tatsächlich im sehr aufwändig konstruierten DDX3216 zehn Euro gespart!

    Vor allen im Netzteil und im Display sind etwa zwei Dutzend Elkos auszutauschen.
    Eine gute Beschreibung, wie man das Teil zerlegt, findet man auch hier:
    http://www.....-recap.asp

    Und wenn man schon dabei ist, kann man auch gleich den Lüfter gegen ein leises Exemplar austauschen. Wer die Mühe nicht scheut, kann danach wieder ein wunderbares Mischpult einsetzen.

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