Mixer-Monster oder nur Mixer-Rentner?
Das könnte hier fast ein 10-jähriges Jubiläum werden. Den Behringer DX2000USB hatten wir bereits einmal getestet. Im Jahr 2011. Das Musikhaus Thomann hat den Mixer sogar schon seit Dezember 2010 gelistet. 10 Jahre, noch immer auf dem Markt und noch immer sehr gut verkauft. Ohne Frage, der Behringer DX2000USB ist nicht der Club-Mixer, den der Techno- oder Hip-Hop-DJs im Szene-Club vorfindet, aber der preisgünstige DJ-Mixer mit satten 7 Kanälen ist ein Rack-Mixer und ein solides DJ-Mischpult für den Einbau dort, wo viele Quellen zur Verfügung stehen müssen. Simpel im Aufbau, günstig im Preis. Damit ist der Mixer sicher hier und da zu sehen, im eigenen Party-Keller, im Setup von Mobil-DJs, die nicht mit dem standalone DJ-System anrücken, kleinen Bars oder Clubs, Tanzschulen oder oder oder.
Wir schauen mal nach nun über 10 Jahren am Markt, ob der Behringer DX2000USB noch immer seine Daseinsberechtigung hat. Spoiler: Der Behringer DX2000USB hat so einige Funktionen, die man bei einem Preis von knapp über 200,- Euro kaum erwarten würde.
Behringer DX2000USB – ein erster Blick
Gut oder schlecht, gefühlt bis auf die Farbe des Logos an der Oberseite des Mixers hat sich in 10 Jahren nichts geändert.
Auf der Oberseite des Mixers im 19 Zoll Format (Maße 48,3 x 35,5 x 16 cm) gibt es 7 Kanalzüge mit einem 3-Band EQ, 100 mm Fader und 45 mm Crossfader mit einstellbarem Widerstand. Dazu gibt es eine ganze Menge mehr Knöpfe als bei einem normalen DJ-Mixer im Kanalzug.
Auf der rechten Seite des Mixers befinden sich dann noch ein paar Fader, Regler und Tasten. Auch, der Crossfader.
Es wird Zeit, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen und viel erzählen an einem Mixer kann immer die Rückseite. Hier geht es rein und raus und damit wird auch aufgelöst, was 7 Kanalzüge an der Oberseite bieten können.
Der Blick auf die Rückseite zeigt schon, für den klassischen DJ-Mixer fallen die ersten beiden Kanalzüge weg. Ähnlich den großen Formula Sound Mixern, ist der Kanal 1 kein klassischer Line-Input. Während bei Formula Sound per 6,3 mm Klinke zumindest noch ein Stereo-Line-In zur Verfügung steht, gibt es am Behringer DX2000USB straight einen Mono-Input mit XLR-In oder 6,3 mm Klinkeneingang für Mikrofone. Zudem gibt es einen Insert per Klinke für beispieslweise Kompressoren oder Effektgeräte. Nicht schlecht!
Die Kanäle 3-7 bieten dann jeweils zwei Input-Möglichkeiten, teilweise sogar drei. So bieten die Kanäle 3 bis 5 einen Phono/Line-Eingang, umschaltbar anhand eines kleinen Schalter über den Cinch-Inputs, sowie einen Line-In. Kanal 6 bietet einen CD- und einen Line-Eingang per Cinch, Kanal 7 bietet einen CD-In per Cinch und einen Line-In anhand zweier 6,3 mm Klinkebuchsen.
Dazu bieten alle Kanäle eine 6,3 mm Klinkenbuchse als Remote-Control-Ausgang für Faderstart. Sad News: Es gibt quasi keine aktuellen Media-Player mehr, die Faderstart bieten.
Kanal 7 hat dann noch eine Besonderheit: An der Oberfläche gibt es einen weiteren Cinch-Input für den Anschluss von Smartphone oder ähnlichem, auch wenn der Mixer fest verbaut ist, zudem einen Cinch-Out, der es ermöglicht, genau diesen Kanal unabhängig von der Master-Summe auszuspielen. Man könnte hier also mit einem gesonderten Zuspieler durch den Mixer gehen und das Signal wiederum für einen zweiten Raum (der nicht das Master-Signal erhalten soll!) gesondert ausspielen.
Neben den Inputs gibt es – spannend – auch eine Effekt-Schleife mit einem Send und Return, stereo oder mono. Das bietet die Möglichkeit zum Einbinden von externen Effekten etc. Damit hört es aber nicht auf, denn bei den Outputs befindet sich zudem noch ein Master-Insert.
Guter Zeitpunkt, noch kurz auf die Ausgänge zu schauen. Raus geht es per XLR oder unsymmetrisch per Klinke. Ein Rec-Out steht via Cinch zur Verfügung. Für den Lautsprecher neben dem DJ, den Booth-Out, gibt es einen unsymmetrischen Klinkenausgang. Zudem gibt es einen separaten Zone-Out im Klinken- und XLR-Format.
Damit ist noch nicht Schluss, es gibt noch einen Sub-Bass-Out, Mono als XLR samt Regler für die Crossover-Frequenz und das Level. Zudem gibt es noch einen Mono-Master-Out als 6,3 mm Klinke.
Dazu gibt es noch eine USB-Buchse, namensgebend quasi, sowie natürlich Stromanschluss und An- und Ausschalter.
Das ist eine ganze Menge rein und raus für so einen günstigen Mixer!
Die Kanalzüge: Rein für Line- und Phono-Signale
Nun, was alles an Ein- und Ausgängen vorhanden ist, muss natürlich auch an der Oberseite verwaltet werden. Wie schon erwähnt, hier gibt es einiges an Knöpfen, Reglern und Fader und natürlich LEDs.
Daher ist ein genauer Blick auf die Kanalzüge nicht verkehrt. Der Gain reicht von -0 bis +17 dB, unabhängig ob Phono oder Line. Ausreichend auf jeden Fall im Test, ausreichend, um jedes Eingangssignal auch ins Clipping zu bringen, wenn man den Gain ausreizt.
Der 3-Band EQ, das wurde schon erwähnt, mit Full-Kill und 6 dB Anhebung bei 50 Hz, 1,4 kHz und 15 kHz. Per Druckschalter kann man den EQ ein- oder abschalten.
Natürlich gibt es einen Schalter zu Auswahl der Eingangsquelle samt kleiner LED als Indikator, was ausgewählt ist. Neben dem Gain sitzen zwei kleine LEDs, eine grün, eine rot. Die eine fungiert als Signal-Eingangs-Indikator, die andere als Clip-LED. Achtung hier: Leuchtet die rote LED auf und signalisiert, dass man das Signal übersteuert, ist eine hörbare Verzerrung nicht weit. Man sollte sich also nicht in den roten Bereich bewegen.
Wichtige Info auch dazu: Die 100 mm Fader haben oben einen grafisch abgetrennten Bereich mit einem Nullpunkt kurz vor dem Ende. Ganz nach oben geschoben jedoch ist man bereits bei +6.
Anhand von zwei Tasten pro Kanalzug kann der Crossfader angeschaltet und zugewiesen werden.
Das ist ein wenig doppelt, denn eigentlich hätte es gereicht, wenn der Crossfader nur zugewiesen werden könnte mit X, Y oder keine Zuweisung. Den Crossfader noch dazu an- ausschaltbar zu machen, ist eigentlich ein Schritt zu viel.
Natürlich gibt es einen Cue/PFL-Schalter, groß, rot und eckig, samt roter LED neben dem Schalter. Last but not least gibt es einen großen Track-Start-Druckschalter.
In der Praxis läuft das soweit alles gut. An die Kopfhörersektion mit Level- und Cue/Mix-Regler, Split-Cue-Schalter und Main/PFL-Wahlschalter muss man sich kurz gewöhnen. Der Main/PFL-Schalter kann genutzt werden. Mit diesem kann gewählt werden, ob auf dem Kopfhörer das Master- oder das Cue-Signal gehört werden soll. Der Cue/Mix-Regler, den man normalerweise kennt, um zwischen Master- und Cue-Signal zu „mischen“, kann nur in Verbindung mit dem Split-Cue genutzt werden. Möchte man Master- und Cue-Signal gleichzeitig anhören, bleibt einem nur die Wahl, in beiden Kanälen die Cue-Taste zu drücken.
Das Mixing ansonsten geht leicht von der Hand, nur nicht vergessen, den EQ einzuschalten! Good News: Der Mixer merkt sich, in welchen Kanälen der EQ vor den Abschalten des Gerätes ein- bzw. ausgeschaltet war.
Was nicht so leicht von der Hand geht, ist die Effektschleife. Der Send verlässt das Gerät per 6,3 mm Klinkenbuchse und kommt auf zwei Klinkenbuchsen zurück. Zumindest theoretisch. Leider spielt der FX-Send nichts aus. Ich habe Regler gesucht und nicht gefunden. Ich habe Schalter gesucht und nicht gefunden. Ich gehe davon aus, dass es sich um einen Fehler beim Testgerät handeln muss, denn nach so vielen Jahren am Markt kann ich mir nicht vorstellen, dass dies ein Serienfehler ist, der nicht aufgefallen ist und behoben wurde.
Kurzer Exkurs zum Thema USB-Audiointerface
Der Behringer DX2000USB besitzt ein internes Audiointerface. Wer nun an digitale Vinyl-Systeme und mehrere Kanäle denkt, den muss ich leider direkt ausbremsen. Das USB-Interface besitzt zwei Ein- und zwei Ausgänge. That’s it. Stereo rein und stereo raus. Mein MacBook erkennt den Mixer als USB Audio CODEC sofort. Das Mastersignal des Behringer DX2000USB landet auf diesem Wege in meiner Software. Das ausgehende Signal landet wiederum am Mixer auf Kanal 3 bei Auswahl der Eingangsquelle „CD/USB“.
Spannend: Hat man auf dem CD-In auch ein Signal anliegen, wird auch dieses durch den Kanalzug ausgespielt.
Das USB-Interface ist also eher spartanisch, reicht aber zumindest zum Aufnehmen des Mastersignals in einer Software oder aber zum Abspielen von Musik, Samples etc. vom Rechner in einen Kanalzug.
Mic-In: Die ersten beiden Kanalzüge
In den ersten beiden Kanalzügen sitzen die beiden Mic-Ins. Dort gibt es neben dem Gain (Bereich von +10 bis + 60 dB Verstärkung) einen Schalter für Low-Cut (bei 75 Hz mit 18 dB/Oktave Flankensteilheit). Dankend genommen!
Der 3-Band EQ ist ein wenig anders als in den „klassischen“ Kanalzügen. Der EQ bietet einen Bereich von 24 dB (-12 bis + 12 dB bei 50 Hz / 750 Hz / 10 kHz). Dieser ist nicht abschaltbar, an der Stelle sitzt ein Schalter, mit dem man den Insert ein- bzw. abschalten kann. Per Pan-Regler können die Mikros im Panorama bewegt werden, ein On/Off-Schalter lässt die beiden Kanäle generell an- oder ausschalten. Zudem gibt es einen PFL/Cue-Schalter und Talk-over-Schalter.
Cool: Die Talk-over-Funktion ist nicht fix, ganz im Gegenteil. Anhand dreier Regler kann die Intensität, also der Threshold, die Geschwindigkeit der Absenkung wie auch die Stärke der Absenkung eingestellt werden. Genaue Werte gibt es vom Hersteller hierzu leider nicht, alles ist mit „Low/High“, „Fast/Slow“ oder „Min/Max“ beschriftet. Nun gut, der Mixer kostet knapp über 200,- Euro – da kann man eher verwundert sein, dass die Talk-over-Funktion statt einem An/Aus-Schalter mit festen Werten drei Einstellmöglichkeiten hat.
Stark ist auch der Insert, der ein Einschleifen von Effekten in den Mic-Kanal ermöglicht. Voice-FX oder Kompressoren zum Beispiel – alles ist mit dem richtigen Kabel möglich.
In jedem Fall funktioniert das ganze System mit dem Mikrofon / den Mikrofonen einwandfrei, mit den Einstellungen muss man sich ein wenig ausprobieren.
Master und Booth-Sektion
Die Master-Sektion, nennen wir das rechte Feld einmal so, bringt natürlich das eine oder andere Element zur Steuerung mit sich – das war ja schon beim Blick auf die Rückseite klar.
Die Lautstärke des Master-Signals wird links und rechts separat mit zwei 60 mm Fadern gesteuert. Rechts neben diesen sitzt ein weiterer Fader für den Booth-Out.
Fader statt Poti mag für den einen oder anderen ein wenig ungewöhnlich sein, bis vor ein paar Jahren war dies Standard, sogar an einem Pioneer DJM. Links der Master-Fader befinden sich zwei Druckschalter, Main Boost und Main Dim. Die gedrückt, wird das Signal entweder um 20 dB abgesenkt oder um 4 dB angehoben. Dies kann man zum Beispiel nutzen, wenn man dem Publikum kurz „Luft“ zum Mitsingen geben möchte.
Den Crossfader finden wir unterhalb der Master- und Booth-Level-Fader. Anhand zweier Punch/Cut-Tasten kann hier die Funktion auch wahlweise per Tastendruck auf beiden Seiten ausgeführt werden, ein kleiner Schalter (Transform Mode) lässt zwischen Punch- oder Cut-Mode wählen. Anhand einer von außen erreichbaren Schraube kann man den Widerstand des Crossfaders seinen Wünschen anpassen.
Drei weitere Regler oben rechts habe ich noch nicht erwähnt. Hier gibt es die Regler für den FX-Return, den Zone-Ausgang und die Helligkeit einer auf der Oberseite platzierbaren Schwanenhalslampe. Stark: Neben dem Zone-Ausgang gibt es auch wie bereits erwähnt einen Monoausgang und einen symmetrischen Sub-Bass-Ausgang mitsamt Level-Regler und Crossover-Frequenz von 30 bis 200 Hz.
Das Metering des Behringer DX2000USB bietet drei LED-Ketten mit je 12 LEDs, von -30 über 0 bis hin zu Clip nach +10. Linksseitig sitzt ein Stereo-Master-Metering, rechts ein einreihiges PFL/ Cue-Kanal-Metering.
Qualität, Haptik und Sound
Qualitativ wirkt der Behringer DX2000USB für den Preis sehr massiv. Solides Metallgehäuse, Oberseite wie auch Rückseite und Buchsen sind anständig verschraubt. Die Potikappen befinden sich zwar nur auf Kunststoffstiften, sind aber gummiert. Das ist nichts, was man bei dem Preis normalerweise erwarten könnte.
Haptisch ist soweit alles in Ordnung, die Taster sind okay, die Druckpunkte auch. Der Crossfader ist leichtläufiger als die Line-Fader, die wiederum leichtläufiger sind als die Master- und Booth-Level-Fader. Alle LEDs sind gut sichtbar. Punktabzug gibt es für die Fader-Kappen, die, bis auf den Crossfader, eher an ein Studiomischpult erinnern als an einen DJ-Mixer. Entsprechend des Stifts können hier auch keine anderen Faderkappen aufgesetzt werden – man wird also damit arbeiten müssen, das funktioniert aber auch einwandfrei.
Bemängeln muss ich, dass die Schlitze der Fader von innen nicht vor Staub oder Flüssigkeiten geschützt sind. Besonders fällt dies bei den Master- und Booth-Level-Fadern wie auch am Crossfader auf. Hier kann man durch den breiten Spalt bis auf die Platine schauen.
Klanglich kann man sagen, ist der Behringer DX2000USB in Ordnung – außer man übersteuert die Eingangstufe. Leuchtet die LED schwach rot gibt es Klangverluste bis hin zu starker Matsche, wenn man den Gain noch weiter aufdreht.
Ansonsten hat der DJ-Mixer genügend Pegel an allen Ausgängen und macht seine Arbeit dem Preis entsprechend anständig. Besondere klangliche Erlebnisse sollte man nicht erwarten.
Der Mixer erinnert mich irgendwie an den Dynacord M1 Mixer.
@TobyB Zu Recht. :)
@Bolle / Johann Boll Wusste ich doch das mein Auge mich nicht täuscht. :)
@TobyB Naja, damals sahen ja viele ähnlich aus…und dass Behringer damals das Vorbild war, das möchte wohl kaum einer behaupten :)
Übrigens feines Teil, werkelt bei mir seit einem Jahr astrein.