Zweimal 99 Effekte
Die beiden unabhängigen Effektprozessoren mit 24-Bit Wandlern liefern alles, was man für den täglichen Bedarf braucht und haben sogar noch viel mehr auf Lager. Damit die Orientierung leichter fällt, sind einige Drehregler orange gekennzeichnet. Wir erinnern uns: orangene Regler gab es doch schon bei bei den Effekt-Wegen FX 1 und FX 2. Die Bedienung der Effektmodule ist kinderleicht. FX SEND regelt die Signalstärke, die auf einer LED-Pegelanzeige abgelesen werden kann. Mit einem Drehregler wird ein Preset ausgewählt, das im Display gut ablesbar als blaue Ziffer erscheint. Ein kurzer Druck bestätigt die Auswahl und aktiviert den Effekt. Vom klassischem Reverb über Delay, Phaser, Chorus oder Flanger ist alles zu haben was das Herz begehrt. Aber auch typische Insert-Effekte wie Compressor, Exciter, Guitar Amp oder Tube Distortion bieteten die beiden Effektprozessoren des Eurodesk SX2442FX. Das Effektsignal kann beiden Aux-Wegen und dem Main Mix zugeleitet werden. Auch die Subgruppen können klanglich veredelt werden. Mit einem als Zubehör erhältlichen Doppelfußtaster ist es möglich, beide Effektwege unabhängig voneinander ein- oder auszuschalten.
EQ mit FBQ
Im grafischen 9-Band Stereo-Equalizer (+/-12 dB) ist ein „Feedback Detection System“ eingebaut, kurz FBQ. „Diese geniale Schaltung ermöglicht es Ihnen, Feedback-Frequenzen sofort zu erkennen und somit unschädlich zu machen“, schreibt die Bedienungsanleitung. Der Equalizer kann wahlweise das MAIN- oder das AUX 1 Signal bearbeiten. Wird er aktiviert, leuchten in den Schiebereglern rote LEDs. Ein Druck auf die Taste FBQ IN, und schon ist das Feedback-Erkennungssystem eingeschaltet. Frequenzen, die für unerwünschte Rückkopplungen sorgen, werden jetzt durch heller leuchtende LEDs angezeigt. Der betreffende Schieberegler wird verändert und die Rückkopplung ist verschwunden. Sehr hilfreich bei Liveauftritten.
Eurodesk SX2442FX in der Praxis
Wo war ich stehengeblieben. Ach ja, Mikro eingepegelt, Klang eingestellt und erstes Eins-Zwei, Eins-Zwei, Test, Test, Test hineingesäuselt. Klingt schon mal gut. Glasklarer, transparenter Klang erfreut meine Ohren. Ein Blick in die Bedienungsanleitung gibt über den unglaublichen Frequenzgang der Konsole Aufschluss und die XENYX Mic Preamps scheinen tatsächlich was zu taugen. Auch die Auswahl von passenden Effekten für die Gesangstimme ist kinderleicht. Hier hilft die aufgedruckte Liste mit zur Verfügung stehenden Presets. Die Struktur der Konsole ist, wie bei analogen Mischpulten üblich, recht übersichtlich. Farbig markierte Regler helfen, sich schnell zurecht zu finden. So ist die Bedienung der AUX- und Effektwege intuitiv möglich. Die semiparametrische Klangregelung in den Monokanälen gehört zum Standard. Was hier allerdings mit „British EQ“ bezeichnet wird, erschließt sich mir nicht. Ein durchstöbern im WWW lässt mich zu der Überzeugung kommen, dass dabei auch etwas Mystik im Spiel ist. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass der Drehregler zum Einstellen der Frequenz in der semiparametrischen Klangregelung eine etwas andere Farbe (heller) hat. Dies soll die Klangregelung von den beiden STEREO-Kanalzügen unterscheiden. Hier würde ich mir eine deutlichere farbliche Trennung wünschen. Aber das ist letztendlich reine Geschmacksache. Immer wieder geht mein Blick in Richtung POWER LED. Im etwas abgedunkelten Testraum leuchtet die blaue LED so grell, dass es mich stört, zumindest wenn ich frontal auf die Leuchtdiode blicke. Dies ist auch nur ein kleiner Schönheitsfehler, außerdem erkenne ich den Betriebszustand der eingeschalteten Konsole auch an den blau leuchtenden Ziffern der Effektsektion. Schade übrigens, dass beim Ausschalten des Mixers die ausgewählten Effekte verloren gehen. Die beiden Prozessoren schalten jeweils in ihre Ausgangsposition zurück. Auch dies ist wiederum ein kleines Detail, aber schließlich wechselt man doch nicht dauernd seine Lieblings-Effekte. Zumindest nicht, wenn man die Konsole bei Liveauftritten einsetzt. Zurück zum Klang. Neben dem Mikrofon schließe ich noch allerlei andere Instrumente und Zuspieler an, um auch die STEREO-Eingänge ausgiebig zu testen. Klanglich gibt es nichts zu beklagen. Das Eurodesk SX2442FX macht einen guten Job.
Ganz anders sieht es allerdings mit der Verarbeitung aus. Viele Drehregler rasten in Mittelposition nur ungenügend ein. Hier wird Fingerspitzengefühl benötigt. Außerdem ist der Einrastpunkt und der Drehwiderstand von Poti zu Poti unterschiedlich. Es könnte allerdings sein, dass sich bei der Nutzung im täglichen Gebrauch noch ein gleichmäßigeres „Drehgefühl“ einstellt. Drei Schieberegler des grafischen Equalizers sind spürbar schwergängiger als die Kollegen, zudem fällt in einem Schieber häufig die Leuchtdiode aus. Bei so vielen Einstellmöglichkeiten, die das Eurodesk bietet, dürfte eigentlich ein Bypass-Schalter für die Klangregeling der Kanalzüge nicht fehlen. Doch den habe ich leider vergeblich gesucht.
Ohne Zweifel viel Mischpult fürs Geld. Neben den bereits im Bericht genannten Schwächen möchte ich noch anfügen, dass die Parameter der Effekte (bspw. Halldauer) nicht verstellt werden können (oder ist mir da etwas entgangen?). Damit ist es sehr schwierig die Effekte – trotz der vielen Presets – an die jeweiligen Bedürfnisse oder Vorlieben anzupassen. Funktioniert bei meinem TASCAM Model 12 sowie bei unserem Vorgängermodell dem Behringer Xenyx X1222USB und sollte auch diesem Modell kein Problem sein. Der zusätzliche Aufwand dafür dürfte im Cent oder einstelligen Eurobereich liegen. Auch die Tatsache, dass eine Compressorfunktion nur über den zweiten Effektweg für alle Kanäle und nicht zumindest für einige Kanäle separat eingestellt werden kann ist nicht gut. Wenn wir in unserer Band eine erneute Anschaffung diesbezüglich machen müssen, werde ich darauf achten, dass die beiden genannten Punkte beim neuen Mixer vorhanden bzw. möglich sind.