Aufgebohrt: Behringers K-2 MKII
Mit dem Behringer K-2 MK2 Analogsynthesizer legt der Konzern eine erweiterte Version des nun auch auf der Website offiziell so genannten Korg MS-20 Klons vor. Im Grunde gilt noch alles, was im ausführlichen Testbericht zum Debüt des Behringer K-2gesagt wurde. Aber dennoch gehen wir hier auf die angesprochenen Punkte ein und wollen sehen, ob sich beim Behringer K-2 MK2 noch mehr getan hat als die simple Addition von Erweiterungen.
Inhaltsverzeichnis
Alles zum Behringer K-2 und Korg MS-20
Zunächst einmal ein Überblick über die wichtigsten und spannendsten AMAZONA-Artikel zum Korg MS-20 Analogsynthesizer und dem Behringer K-2 Klon:
- Vintage-Analog: Korg MS-20, Synthesizer Legende
- Test: Korg MS-20 Mini, Analoger Synthesizer
- Testvergleich: Korg MS-20 mini vs Korg MS-20 Original
- Workshop Korg SQ-1 mit Korg MS-20
- Test: Behringer K-2 Analogsynthesizer vs Korg MS-20
- Patches & Sounds: Korg MS-20, Behringer K-2 Synthesizer
- Workshop: Tipps zur Soundprogrammierung Korg MS-20, Behringer K2
Wer den Korg MS-20 und seine diversen Nachbauten nicht kennt, findet hier die wichtigsten Informationen. Auch das Studium des ursprünglichen Behringer K-2 Tests sei empfohlen.
Behringer K-2 MK2 Erweiterungen und neue Anschlüsse
Der Aufdruck ist diesmal in einem reinem Weiß gehalten und ersetzt damit die goldgelbe Farbe des Vorgängers. Seltsamerweise empfinde ich den Behringer K-2 MK2 Analogsynthesizer gerade deswegen als unähnlicher zum Original, das mag mit der Tatsache zusammenhängen, dass dessen Gehäuse nicht mattschwarz war, sondern Anthrazit und deswegen der Kontrast anders zur Geltung kam.
Der Behringer K-2 MK2 bietet nun drei weitere Anschlüsse und zwei neue Schiebeschalter, wie in der Abbildung markiert. Aus diesem Grund musste auch das Patch-Panel ein wenig umsortiert werden. Die neuen Anschlüsse sind
- PWM-Modulations-Eingang,
- Voltage-Trigger-Eingang (+5V bis +15V) und der
- VCO1+2 V/Oct Pitch-Eingang.
Was ich hier auf den ersten Blick vermisse, sind ein V/Oct Ausgang bzw. ein Voltage-Trigger-Ausgang, um andere Geräte kaskadieren zu können. Der Switched-Trigger- und Hz/V-Ausgang sind jedoch nach wie vor vorhanden.
Dabei ist Folgendes zu beachten: Obwohl diese beiden Ausgänge angesteuert werden, wenn der Behringer K-2 MK2 über DIN- oder USB-MIDI betrieben wird, liegen sie brach, falls Steuerspannungen über die neuen analogen V/Oct- und V-Trigger-Eingänge eingehen. Eine V/Oct zu Hz/Volt Konvertierung ist also so nicht möglich.
Der PWM-Modulationseingang steuert dann wenig überraschend die Pulsbreite des Rechteckoszillators von Oszillator 1.
Neues in der Oszillator-Sektion
Das sind schon mal alles sinnvolle Erweiterungen, vor allem um den Behringer K-2 MK2 Analogsynthesizer besser in ein aktuelles Modularsystem einbinden zu können. Klanglich richtig ergiebig wird es aber bei den Optionen, die die beiden neuen Schalter in der Oszillator-Sektion bieten.
Der erste Schalter ermöglicht einen Hard-Sync zwischen OSC1 und OSC2, der FM-Schalter dann eine Frequenzmodulation, bei der OSC1 als Modulator und OSC2 als Carrier verschaltet sind.
Leider schweigt sich das beiliegende gedruckte mehrsprachige Quickstart Manual darüber aus, wie genau die FM aktiviert wird. Wird der FM-Modus aktiviert, so tauscht er mit dem LFO als Standardmodulationsquelle für die Oszillatoren. Über den Drehregler MG/T.Ext in der Sektion Frequency Modulation wird nun die Stärke der Modulation bestimmt (FM-Amount). Dabei gilt es zu beachten, dass im FM-Modus der OSC1 nun von jeglicher analoger Pitch-Modulation abgeschnitten ist.
Das gilt sowohl für den Patch-Eingang „Total (T.Ext)“ als auch für den Patch-Eingang „Freq (EXT)“ der obersten Patch-Eingänge des Behringer K-2 MK2. Das bedeutet also, dass beim Einsatz von FM kein Vibrato mehr auf OSC1 gelegt werden kann. Das ist nur über den Umweg eines modulierten MIDI-Pitchbend möglich; denn dem folgen beide Oszillatoren auch noch brav, wenn der FM-Modus aktiviert ist.
Dieses Verhalten ist auch im Zusammenhang mit dem Sync-Eingang wichtig. Denn die Aktivierung des Sync-Modus birgt diese Beschränkungen nicht – obwohl es hier wünschenswert wäre; dazu ein Beispiel.
Ich möchte einen klassischen Sync-Sound erzielen. Dazu patche ich den EG1, mit dem ich den typischen Verlauf erzeugen möchte, in den Freq-Patch-Eingang. Der klassische Sound ist nun so, dass ein Oszillator stabil bleibt und der andere einen Pitch-Verlauf verfolgt. Über Hardsync kommt dann eben der bekannte „Zoom“-Effekt zu Stande – mit dem Problem, dass aber immer beide Oszillatoren über den Freq-Patch-Eingang angesprochen werden. Die einzige Möglichkeit besteht nun in der zusätzlichen Aktivierung des FM-Modus, ohne dass der FM-Amount-Regler aufgedreht wird.
Das Ergebnis ist ein klarer Sync-Sound mit dem Nachteil, dass eben kein Vibrato erreicht werden kann, außer über den eben beschriebenen Pitchbend-Umweg. Im Beispiel ist zunächst der Sync-Sound mit aktivierten FM-Modus zu hören. Danach wird dieser deaktiviert und der letzte Klang bringt dann noch etwas Vibrato hinein.
Was ich persönlich flexibler gefunden hätte, wäre ein eigener Schalter, mit dem die eingehende Ext-Modulation wahlweise auf Oszillator 1, Oszillator 2 oder beide hätte gelegt werden können.
Aufgrund dieser Konfiguration ist nun auch die FM-Option des Behringer K-2 MK2 eher weniger für glockige Klänge als mehr zum Aufrauen von Bässen nutzbar. Da macht er aber eine sehr gute Figur und trägt zu dem so schon raueren Grundcharakter bei.
Generell finde ich die Erweiterungen gelungen und sie sind aus Mods der Originalschaltpläne hervorgegangen, zu denen es im Internen viele Informationen gibt. Durch die direkte Integration dieser Mods ist das Klangspektrum deutlich erweitert worden und es muss keine Hand an das Gerät gelegt werden, so dass die Optik nicht leidet.
Im Umgang mit dem Behringer K-2 MK2 ist mir aufgefallen, dass er etwas empfindlich reagiert, wenn es um des Retrigger-Verhalten geht, falls die Steuerung über MIDI kommt. Dann muss zwischen zwei Noten schon etwas Platz sein, damit der Trigger auslöst, ansonsten wird es wie Legatospiel behandelt – obwohl die MIDI-Noten sich tatsächlich nicht überlappen. Ich erwähne das, da es mit einigen Sequencern oder Arpeggiatoren, sei es Hard- oder-Software, Probleme geben könnte, deren Ursache nicht leicht zu finden ist.
Behringer K-2 MK2: rückblickender Vergleich
Im Test des Erstlings hatte ich einen recht detaillierten Vergleich zu einem originalen MS-20 mit OTA-Filter gemacht. Diesen habe ich nun aus meinem Archiv gegraben und einige Tests noch einmal durchgeführt.
Vergleich der Sägezahnschwingung
Zunächst einmal die rohe Sägezahnschwingung des Behringer K-2 MK2.
Und hier die aus dem MK1 und dem MS-20.
Man sieht, dass die Schwingungsform noch glatter, noch perfekter ist.
Resonanzverhalten des Behringer K-2 MK2
Und noch einmal MK1 und Ms-20 im Vergleich.
Wenn überhaupt, haben sich die Spitzen und damit Unterschiede noch verschärft.
Dazu gab es schon damals die Beobachtung, dass beim Aufdrehen der Resonanz eine Art Flattern einsetzt, das dem Korg MS-20 völlig abgeht.
Hier also das Beispiel des Behringer K-2 MK2 und die Beispiele des MK1 und MS-20.
Deutlich zu hören, dass dieses ominöse Flattern immer noch vorhanden ist.
Grundrauschen des Behringer K-2 MK2
Auch das Grundrauschen des Filters in der REV1-Stellung ist nach wie vor vorhanden, was ich jedoch nicht als Minuspunkt werten möchte, da auch der MS-20 mit dem Korg Filter-Chip exakt dieses Verhalten aufweist.
Unterschiedliche Hüllkurvencharakteristik
Und zu guter Letzt ist mir damals noch die unterschiedliche Hüllkurvencharakteristik aufgefallen, die nun beim Behringer K-2 MK2 so ausfällt.
Ein Vergleich zum Original und der Mk1 Version zeigt folgendes.
Hier würde ich argumentieren, dass der Verlauf nun näher am Original ist als noch in der MK1 Version.
Jetzt näher am Original?
Würde ich nach einiger Zeit mit dem Gerät nun behaupten, dass der Behringer K-2 MK2 klanglich näher am Original liegt? Zweifelsfrei nein, denn die gezeigten Unterschiede deuten eher daraufhin, dass der Behringer K-2 MK2 noch ein klitzekleines bisschen weiter weg liegt und dass die Unterschiede, vor allem in der Filterresonanz immer noch vorhanden sind. Das aber alles auf niedrigstem Niveau, so dass sich der Behringer K-2 MK2 im Grundklang nicht vom MK1 Unterscheidet. Nachteil: Er ist keine Bestie wie das Original und lässt sich tatsächlich so besser im Mix unterbringen.
Doch die erwähnten Erweiterungen PWM, Sync und FM bieten deutlich mehr Klangpotential und sind definitiv ein Kaufanreiz auch für Besitzer der MK1-Version. Diese konnte ich am besten einbringen, wenn es um die Erzeugung bitterböser Bässe oder schneidender Leads ging. Auch für FX-Sounds tut sich ein weites Feld auf. Im bald folgendem Patch Workshop werden wir dann auch exklusiv auf die neuen Möglichkeiten eingehen.
Ein wahnsinnig gutes Preis,-Leistungsverhältnis. Die beiden Schalter machen diesen nur noch attraktiver. Durch die günstigen Preise erweitert sich nur unötig der Fuhrpark an Synthesizern. Also das was durch Softwaresynthesizer eigentlich vorteilhaft ist, wird dadurch relativiert. Auf der anderen Seite kommt man definitiv nicht so günstig an einen Hardware MS-20. Grausamer Synthesizermarkt. 😁 Dennoch warte ich auf andere Produkte Behringer, falls diese erscheinen. Interessant, dass derzeit MKII-Versionen im Trend sind. Muss man sich darüber Gedanken machen ob man keine Version MKI mehr kauft und lieber abwartet bis zur MKII-Version eines Synthesizers? Kein Scherz, aber eine Tendenz dahingehend ist aktuell bei Gleichgesynthen zu beobachten!
@Filterpad MKII´s können aber auch verschlimmbessert, teurer oder auch gar nicht erscheinen ;-) Das nennt man dann mit Zitronen handeln.😁
@kiro7 Absolut 😁
@kiro7 MS1 jetzt au CH als MK Ii gesehen
Vielen Dank für den Test!
Also mit dem Midi Verhalten finde ich ein bisschen bedenklich, sowas könnte ich gar nicht gebrauchen. Ich habe den MK1 und den kann ich mit schnellen Bassläufen oder Arpeggien triggern, da verschwimmt nichts.
Hatte außerdem im Netz noch irgendwo gelesen, dass das Filter „softer“ sein soll als bei Mk1(?).
Also wenn dann würde ich mir den nur zusätzlich zulegen, bzw. dann doch eher Neutron oder Kobol.
@kiro7 Den blauen Behringer Proton finde ich auch sehr interessant. Ist zumindest ein eigenständiges Behringer-Produkt mit tollen Patchpunkten.
@Filterpad 👍Hat aber auch wieder was weniger als der rote Neutron (glaube S&H fehlt ), der mir auch optisch besser gefällt.
@Filterpad Sieh dir bezüglich Proton mal das Video von Limbic Bits, sowie sein Fazit unter den Postings an.
@Anjin Sun Ok interessant 😶
Ein Vergleich mit dem MS20m wäre edelst! 🙂
Was Behringer inzwischen alles auf dem Markt hat, ist wirklich ein finanzierbares Schlaraffenland für den geneigten, nicht tief so betuchten, GearFetischisten. Ich persönlich warte auf den TwoVoice sowie den ArpSequencer!
@Anjin Sun Und ich auf Jupiter 8 und/oder CS-80 Klon.
@Anjin Sun ich warte auf nen Odyssey Klon, der klingt wie der alte mk1
Ich erlaube mir die ketzerische Frage, wie man im 21ten Jahrtausend auf die Idee kommen konnte, einen Synth mit 2 Oszillatoren ohne sync auf den Markt zu werfen. Aber gut, dass dies mit dem mk2 korrigiert wurde :-)
@SynthNerd Bei Softwaresynthesizer könnte man über die Notwendigkeit sicherlich diskutieren. 🤷♂️
@Filterpad warum bei Softsynths? bei hardware nicht?
Ich stehe gerade auf dem Schlauch um zu verstehen, was du sagen willst :-|
@SynthNerd Weil man digital immer exakter einstellen kann. So war mein Gedanke.
@Filterpad Nun die Sync Option hat m.E. nix mit exaktem Einstellen zu tun, sondern ermöglicht durch Modulation der Frequenz des „gesyncten“ Oszillators mit LFO oder EG die typischen Klangeffekte, die anders nicht zu erreichen sind.
Die sind auch in den Klangbeispielen gut zu hören. Diese Effekte entstehen dadurch, dass die „gesyncten“ Oszillatoren in ihrer Frequenz weit weg vom ersten Oszillator geführt, aber dann doch durch die Sync(hronisation) auf dessen Frequenz gezwungen werden. Dadurch ergeben sich wilde, im zeitlichen Verlauf der Hüllkurve oder LFO Schwingung (je nach dem, was zur Modulation verwendet wird) sich kontinuierlich ändernde Schwingungsverläufe und die daraus resultierenden driftenden Obertonspektren. Soweit jedenfalls mein Verständnis dazu.
@SynthNerd Ja das stimmt.
@SynthNerd ich meinte natürlich das 21te Jahrhundert ;-)
Lieferbar in 11-14 Wochen. Wie kommt ihr bloß so schnell an die Testgeräte?
@Synchead es gab vor 2 Wochen einen kleinen Batch bei Thomann und Musicstore. Der war sehr schnell vergriffen. Ich denke Amazon hat einen von denen gekauft.
Klanglich kann der mit seinen vielen Möglichkeiten durchaus was bieten, muss ja nicht 100% wie das Original klingen, das macht eigenständig und das Einsatzgebiet noch vielfältiger aber……
Das mit Midi und den Legato-Noten ist wieder so ein Punkt der überhaupt nicht geht. Das Debakel gab es schon oft bei Behringer und ich selber hatte ähnliche Probleme beim Wasp Deluxe, bei zwei Austauschgeräten. Dort waren es unsaubere oder doppelte Trigger, egal über welchen Port, auch über CV-Gate. Ob das beim Wasp je gefixt wurde, ich weiß es nicht.
Ich kann ehrlich gesagt nicht verstehen wie eine Firma bei vermeintlich steigenden Erfahrungswerten noch solche Fehler macht, ein funktionierendes Midi und Triggerverhalten gehört zu den absoluten Basics.
Ich kaufe mir einfach die Instrumente, mit denen ich kreativ werden möchte.
Egal, welcher Name, Modellbezeichnung oder was auch immer aufgedruckt ist.
Wenn es meine Kreativität positiv unterstützt, dann nichts wie ab in den Warenkorb damit.
Ich hatte echt Kurz überlegt meinen Korg MS20m zu verkaufen und mir den Behringer zu holen. Aber das Filterflattern schreckt mich ab
Schon etwas fragwürdige Geschäftspolitik: Synth ankündigen, nach 5 Jahren ausliefern und dann nach einem Jahr MK 2 Version verkaufen….Mal schauen was die MK 3 Version nächstes Jahr so bringt! 🤣