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Test: Behringer MDX2600 V2, MDX4600 V2 Kompressoren

Kompressoren Full-Service von Behringer

7. Januar 2019
behringer mdx2600 v2

Behringer Composer Pro-XL MDX2600 V2 und MDX4600 V2

Anfang der 80er Jahre war der Freitagabend um 18:00 Uhr heilig: Auf Bayern 3 kamen im Radio die aktuellen Top 10 Hits: Die einzige Möglichkeit, um sich ein aktuelles Mixtape zu machen, ohne dass der Moderator in den Song reinquatscht. Eine TDK SA-X Kassette, frisch aus der Cellophan-Folie geholt, per Hand das neue Band etwas gedehnt (ich hatte extra zwei große Schraubenzieher für diesen Zweck) und das Kenwood Kassettendeck bereit gemacht. Ich war da Profi (mit meinen 14 Jahren) und wusste auch schon genau, wie man eine Compact Cassette so aussteuert, dass der Sound optimal war. Tja, bis dann „In the Air tonight“ von Phil Collins in die Charts kam und man entweder einen total verrauschten Anfang oder einen völlig übersteuerten Schlagzeug-Part auf dem Band hatte.

Nein, es geht hier nicht um meine Jugend als DJ in einem Jugendclub, sondern um Kompressoren. Und interessanterweise trifft diese kleine Anekdote das Thema gleich in zwei Bereichen.

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Zum einen – das liegt auf der Hand – haben die Compact Cassetten eine sehr limitierte Dynamik, so dass man dieses Stück mit Hilfe eines Kompressors gut auf das Tape gebracht hätte.

Gated Reverb

Beim Gated Reverb war das Stage-Micro offen

Und zum anderen wurde dieser spezielle Drumsound von „In the Air tonight“ praktisch erst durch den Einsatz von harter Kompression möglich. „Gated Reverb“ heißt der Sound aus den 80ern und war dem geschuldet, dass (zunächst versehentlich) das Stage-Mikrofon, das die Regie benutzt, um mit der Band zu sprechen, bei der Aufnahme des Songs auf war und dieses naturgemäß hart komprimiert wurde, damit eine gute Sprachverständlichkeit gewährleistet war. Die zentrale, hohe Positionierung tat dann das Übrige, um einen halligen, komprimierten Sound zusätzlich zur klassischen Aufnahme zu erhalten. Zusammengemischt ergab das dann den einzigartigen Sound der Drums von Phil Collins – und verdutzte Gesichter vieler Jugendlicher in den 80ern, die eine grün-rote Dauerbeleuchtung bei der Aufnahme auf ihren Kassettendecks beobachteten.

Behringer Composer PRO-XL und Multicam PRO-XL

Die Magie der Kompression

Der Kompressor – eines der am meisten missverstandenen, gehassten und gleichzeitig verehrten Geräte in der Studiotechnik. Warum wird es lauter, wenn ich das Signal leiser mache? Sind Kompressoren schuld am Loudness War in der Musikindustrie? Kann wirklich nur der wahre Meister den Kompressor so einstellen, dass der Sound dadurch „reicher“ und „erfüllender“ wird? Was hören die Tonmeister, wenn Sie dem Model A wahre Wundertöne zusprechen und das konzeptionell baugleiche Model B einfach furchtbar schlecht klingt?

Anhand meiner Testgeräte – dem Behringer MDX2600 Composer Pro XL und dem MDX4600 Multicom Pro-XL V2 – versuche ich dem Phänomen „Kompressor“ auf die Spur zu kommen. Als Vergleich dienen mein alter, auf einem Nachtflohmarkt in Oberbayern für wenige Euro erworbener, Behringer Autocom MDX1200 und die integrierten Kompressoren in meinem Allen&Heath Digital Pult.

Behringer MDX2600 V2 & MDX4600 V2

Behringer MDX und weitere Effektgeräte: Der Uli B. ist sicher stolz auf mich.

Wichtig bei einem Test dieser „Low-cost“-Kompressoren ist es, die Zielgruppe nicht aus den Augen zu verlieren: Ein professioneller Tontechniker wird diese Geräte genauso wenig kaufen wie der Ausstatter von Stadionkonzerten. An der Stelle sei dem unerfahrenen Leser gesagt, dass man sich mit 100,- Euro absolut an der untersten Preisgrenze für Kompressoren befindet. Es ist in professionellen Studios durchaus üblich 2.000,- oder mehr Euros beispielsweise für einen SPL Mastering Kompressor oder einen UA 1176LN auszugeben.

Bei unseren Behringer MDXen geht es um Hobbyisten, kleine Bands, (Musik-)Schulen und Anwender, die von einem Kompressor nur erwarten, dass er seinen Job macht – und um das Ergebnis vorweg zu nehmen – das erledigen die Behringers grandios.

Behringer MDX2600 und MDX4600: Die Vielfalt macht’s

Schaut man sich die Datenblätter der Behringer Modelle an, entfährt einem gleich ein überraschtes „WOW“, was da für einen Straßenpreis von derzeit 99,- Euro geboten wird. Neben allen gängigen Threshold-, Ratio-, Attack-, Release und Gain-Reglern bietet der MDX2600 sogar eine automatische Knee-Regelung und eine Sidechain-Funktion für jeden Kanal an. Der MDX4600 ist ein 4-Kanal Expander/Gate/Kompressor/Peak-Limiter mit Dynamic-Enhancer und Low-Contour-Filter. Das Ganze ordentlich verpackt in einem stabilen 19“-Gehäuse inklusive üppiger LED-Bestückung.

Behringer MDX2600 V2 & MDX4600 V2

Behringer MDX: Hier muss man den Überblick behalten

Und schon schleicht sich das Gefühl ein, dass man im Discounter angesichts einer 99,- Euro China-Stereoanlage mit 1.000 Watt Leistung und allen möglichen und unmöglichen Features hat: Kann das was taugen? Viel drin auf Kosten des Klanges? Rauschen die Behringer wie das Mittelmeer bei Sonnenuntergang oder ist der Dynamikumfang so reduziert, dass mein Kenwood Cassettendeck noch stolz gewesen wäre?

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Behringer MDX2600 Composer Pro XL: Überblick

Kurz ein Hinweis: Den Test zur Version 1 des Behringer Composer Pro-XL, finden Sie HIER.

Fangen wir mit dem 2600er an. Erster Eindruck: Tokio bei Nacht – da leuchtet und blinkt es, so dass man erst einmal den Überblick verlieren kann. Rein optisch lehnt sich der MDX2600 zum Beispiel an den bekannten dbx 1066/166 mit der Anordnung: Expander – Kompressor – Limiter (von links nach rechts) an. Nur hat Behringer noch einen DE-ESSER reingequetscht. Alles in allem ein bewährtes Bedienkonzept. Die Potis sind gerastert und bieten ein ordentliches Feedback. Allerdings fand ich die Skalierung häufig ungünstig gewählt. Gerade beim Threshold liegt 0 dB genau zwischen zwei Skalierungsstrichen und auch bei Ratio fragte ich mich, was man sich dabei gedacht hat. Aber man soll ja nicht nach Skala komprimieren, sondern nach Gehör. Allerdings fange ich gerne mit Standardwerten an und die trifft man mit der Skalierung nicht immer wie gewünscht.

Behringer MDX2600 V2 & MDX4600 V2

Behringer MDX: Tokio bei Nacht – viele Lichter

Alle Funktionen des Composer Pro-XL aufzulisten und zu beschreiben, würde vielen Seiten benötigen. Deshalb habe ich mich auf ein paar interessante Features beschränkt. Denn – wie schon gesagt – die Pflicht beherrscht er aus dem Effeff.

Die TUBE Funktion ohne Röhre

Vor der Anschaffung sollte man wissen: Der MDX2600 ist kein Effekt-Kompressor. Zwar hat er einen „Tube“-Schalter, der eine Röhren-ähnliche Färbung bewirken soll, aber einen 1176 oder einen alten Opto-Kompressor kann (und soll) er nicht ersetzen. Die Tube-Funktion hellt das Klangbild etwas auf und macht es gleichzeitig sanfter. Gerade bei preisgünstigen oder älteren PAs (z. B. mit Piezo-Hochtönern, brrrrrr!) nimmt die Tube-Funktion die Schärfe aus den Höhen und zusammen mit dem DE-ESSER kann man so auch aus grellen Lautsprechern ein zumindest annehmbares Klangbild zaubern. Eine gewünschte Färbung, wie bei einem 1176 oder LA-2A, ist nicht festzustellen – der MDX2600 (und auch der 4600er) klingen sehr neutral.

Attack/Release/Auto/Interact Knee

Positiv überrascht hat mich der Attack-Regler. Die Spreizung ist (von 0,3 bis 300 msec) praxisgerecht gewählt und man kann gut einstellen, ob man die Transienten gut hörbar haben möchte oder einen trockenen Ton ohne Einschwinggeräusche wünscht – sehr gut. Bei moderaten Threshold-Einstellungen machen die Auto-Funktion einen guten Job – trotzdem habe ich lieber selber die Kontrolle über Attack und Release. Aber: Bei einem ungeübten Anwender ist es immer besser, „Auto“ zu wählen, anstatt die falschen Werte einzustellen.

Behringer MDX2600: Klangbeispiele

Alle drei Beispiele im ersten Teil ohne Kompression und im zweiten Teil mit aktiviertem MDX2600.

Sample 01: Im ersten Klangbeispiel hört man, wie der 2600er den Mix zähmt und die Peaks sauber eliminiert. Einstellung: Threshold -10 dB, Ratio: 4:1, Interact Knee: On, Attack: 30 mx, Release: 1 s

Sample 02: Hier wurde auf Threshold -15 dB, und Ratio auf 8:1 erhöht und hier hört man, wie die Kompression den Leadsound „wegdrückt“.

Sample 03: Drums ohne und mit Kompression: Bei aktiviertem MDX2600 wirkt das Klangbild harmonischer und freier. Einstellung: Threshold -10 dB, Ratio: 4:1, Attack 30 ms, Ratio: 1s, Tube: On

Behringer MDX2600 V2 & MDX4600 V2

Behringer MDX: Die Bedienung im Detail

Die Interact-Knee-Funktion arbeitet bei Pegeln von bis zu 10 dB über dem Threshold als Soft-Knee und darüber als Hard-Knee, was in vielen Anwendungsszenarien gut passt. So wird im Haupt-Kompressionsbereich moderat gedämpft und ein Peak wird wirksam unterdrückt. Das ganze Management der Attack- & Release-Sektion ist demnach genau auf die angepeilte Zielgruppe ausgerichtet – Thumbs up!

Auch gut auf dem Bild zu sehen: Der DE-ESSER mit der Anpassung auf „male“ oder „female“ und die LED-Peak-Level-Meter für eine genaue Anzeige des Pegels und der Kompressionsrate.

Die Side Chain Funktion des MDX2600 V2

Wenn ich die Kompression nicht durch das Eingangssignal regeln möchte, sondern durch einen externen Trigger, dann ist Side-Chaining eine große Hilfe, um den Mix zu gestalten. Ein Beispiel: Moog Mother 32 spielt eine Bassline und der Arturia MatrixBrute legt ein breitbandiges Pad darüber. Die Frequenzüberlappung der Signale in der Bassline bewirkt eine ungewünschte Aufdickung und einen „mulmeligen“ Klang. Nun beispielsweise den VCA-Out des MatrixBrute mit dem Side-Chain-In-Port verbinden, die Side-Chain-Funktion aktivieren und schon wird bei Einsatz des MatrixBrute die Bassline des Mother 32 um 2 dB leiser. Das Ganze klingt aufgeräumt und nicht angedickt und kann mit Threshold und Ratio gut eingestellt werden. Eine Funktion, die ich während des Test zu schätzen gelernt habe, denn so gewinnt man mehr Platz im Mix und einen saubereren Gesamtklang.

Im Folgenden das genannte Beispiel mit dem Moog Mother 32 im Basslauf und dem tiefen Klang des Arturia MatrixBrute. Ich habe die Werte übertrieben, damit der Effekt gut zur Geltung kommt: Während im ersten Teil Moog und Arturia um den Platz im Bassbereich kämpfen, weicht bei aktivierter Sidechain-Funktion der Mother 32 respektvoll dem Klang des mächtigen MatrixBrute.

Behringer MDX2600: Weitere Funktionen

Die weiteren Funktionen wie Limiter, Expander/Gate und die Kopplung beider Kanäle zu einem Stereo-Kompressor funktionieren gut und unauffällig. LO-Contour ist ein Highpass-Filter im Side-Chain-Pfad, der den Pumping-Effekt bei niedrigen Frequenzen unterdrücken soll – das konnte ich leider nicht simulieren. Der DE-ESSER hat sogar eine Auswahl für Male oder Female, so dass der Algorithmus im optimalen Frequenzbereich eingreift.

Anschlussseitig kann man beim Input zwischen XLR und Klinke wählen und die Side-Chain-Ports sind als Send und Return ausgeführt (jeweils 6,3 mm Klinke). Das Gerät verfügt zudem über ein internes Netzteil.

Behringer MDX2600: Was fehlt?

Zunächst: Darf man bei 99,- Euro überhaupt fragen, ob was fehlt?

Ich kenne kein Gerät mit diesem Funktionsumfang in dieser Preisklasse. Und anders als die erwähnte 99,- Euro China-Stereoanlage sind die eingebauten Features wirklich brauchbar. Aber lass uns gierig sein: Eine Multiband-Option wäre spannend und auch einen Dry/Wet-Regler habe ich beim Kompressor immer gerne. Ein schnellerer Attack, wie bei FET Kompressoren, wäre auch toll, aber hey! Für 99,- Euro?

Der Behringer MDX4600 Multicom Pro-XL V2

Der MDX4600 ist zwei „MDX2600 Light“ in einem 1 HE Rack-Gehäuse – und da sehe ich auch gleich den größten Kritikpunkt. Anders als im 2600er wird hier viel automatisiert und das ist offensichtlich dem knappen Platz geschuldet. Jeder der 4 Kanäle verfügt über eine Expander/Gate-Sektion mit einem Trigger-Regler und je einem Release- und Gate-Schalter. Die Compressor/Limiter-Sektion bietet neben Threshold, Ratio und Output eine Contour-Low- und eine Interact-Knee-Funktion – Attack und Release sucht man vergeblich – und der Peak-Limiter bietet einen Regler und einen Schalter für die Pegelanzeige. Dazu bieten Kanal 2 und 4 noch die Option auf das Coupling von zwei Mono-Kanälen zu einem Stereo-Kanal.

Behringer MDX2600 V2 & MDX4600 V2

Viele Funktionen für ein 1 HE Gerät

Ganz persönlich empfinde ich das tatsächlich als „zu viel gewollt“ bei einem 1 HE Gerät. Und da die entsprechenden Regler auf der Frontplatte keinen Platz finden, musste man auf Automatisierung setzen. Die einzelnen Funktionen machen im Prinzip zwar, was man von ihnen verlangt, aber die Zugriffsmöglichkeit – das Sound-Shaping – ist schon sehr reduziert. Eine Betonung der Transienten über den Attack-Regler? Eine De-Esser Funktion? Leider nein.

Behringer MDX4600: Klangbeispiele

In den folgenden beiden Klangbeispielen zeigt der MDX4600, was er kann. Im Vergleich jeweils die unkomprimierte Version und dasselbe Beispiel mit aktiviertem Multicom Pro-XL. Eingestellt war das Gerät jeweils auf Threshold -10 dB, Ratio 4:1, Interact Knee: On.

Klar, auch hier darf man die Kirche im Dorf lassen und kann sich über die Funktionsvielfalt freuen. Aber je mehr man sich mit dem Thema „Kompressor“ auseinandersetzt, desto mehr wünscht man sich auch den manuellen Eingriff in die Parameter. Bewegt man sich aber im gemäßigten Bereich der Regler, dann findet man mit Threshold, Ratio und dem „Interact Knee“-Schalter meist eine ordentlich Einstellung, die in der Regel auch besser ist als die One-Knob Kompressoren, die man im Channel-Strip vieler Mischpulte findet. Wie beim MDX2600 bringt die Expander-Funktion etwas mehr Frische in den Klang, was aber leider mit einem deutlich vernehmbaren Rauschen verbunden ist – klar, wenn man die hohen Frequenzen pusht.

Behringer MDX2600 V2 & MDX4600 V2

Der neue MDX2600 und mein alter 1200er im Vergleich

Behringer MDX2600 und MDX4600: Im Vergleich

Im Vergleich zu meinem Oldie, dem MDX1200, ist der 2600er ein großer Sprung. Der neue Urenkel rauscht praktisch gar nicht, hat viel mehr Features und die Kompression greift sanfter zu als bei meinem über 10 Jahre alten Behringer. Hier empfiehlt sich ein Upgrade definitiv.

Die vier unterschiedlichen Kompressoren im Allen&Heath Digitalpult simulieren u. a. diverse Vintage-Geräte und können mit ihren klanglichen Eigenheiten auch als Effektkompressoren eingesetzt werden. In Kombination mit dem parametrischen EQ und den Effekten ist das aber ein anderer Ansatz. Hier wird eher die integrierte Lösung aus Effekt, Kompression und EQ angeboten, als ein isoliertes Gerät.

Behringer MDX2600 und MDX4600: Meckerecke

Ja, man kann auch über die Geräte meckern, aber nur sehr „komprimiert“ (Wortspielalarm!). Als wichtigster Punkt sollten alle Autoren und Tester nicht müde werden von Behringer vernünftige Bedienungsanleitungen zu fordern. Der Quickstart-Guide ist OK, aber Anwendungsbeispiele und weitergehende Erläuterungen würden gerade bei Amateuren und Neulingen beim Thema helfen. Der 4600er hat zwar eine „Anleitung“, da hier aber die Funktionen von drei Geräten gleichzeitig (!) gezeigt werden, darf man sich zusammensuchen, was zu meinem Gerät gehört und was nicht.

Außerdem verdecken die Potis bei schräger Ansicht manchmal die Status-LEDs der Schalter. Das ist aber auch dem Gedrängel der Elemente auf dem Frontpanel geschuldet.

Behringer MDX2600 und MDX4600: Der Klang

Mal abgesehen von der „Tube“-Funktion des 2600ers klingen beide Geräte vorbildlich neutral, rauscharm und dynamisch. Als Effektkompressor würde ich beide nicht einsetzen, aber wie wäre es, bei einem kleinem Akustik-Quartett mit dem 4600er die Instrumentenkanäle sanft angleichen und den 2600er als Stereo-Summenkompressor einzusetzen? Das Behringer-Duo kostet zusammen unter 200,- Euro und dafür bekommt man einen ausgeglichenen Sound im Mix. Der Profi nennt das „Glue Kompression“, also ein Zusammenschweißen des Klangbildes, das mit dieser Kombi ganz hervorragend funktioniert. Gerade der Einsteiger in dieser Thematik bekommt mit den Behringer Geräten hervorragende Werkzeuge, um seinen Mix vom reinen Lautstärkeabgleich hin zu einem musikalischen Ganzen zu verbinden.

Behringer MDX2600 V2 & MDX4600 V2

Behringer MDX: Ein langer Name für ein 1 HE Gerät

Auf sehr hohem Niveau gejammert, könnten die MDX klanglich mehr Autorität transportieren, insbesondere wenn man an die Grenzwerte der Regler geht. Hier klingt es manchmal ein wenig „wackelig“, indifferent oder gepresst – insbesondere der MDX4600. Keine große Sache, aber wer in Sachen Klang mehr vorhat, der muss in einer anderen Preisklasse suchen. Hier braucht es aber auch entsprechendes Abhör-Equipment, um das zu hören. Die Kompressoren im Allen&Heath Mixer oder ein zum Vergleich herangezogener Black Lion Audio Seventeen lassen auch bei starkem Einsatz des Limiters die Instrumente natürlicher klingen, als die Behringer das können. Aber: An der Kasse zahlt man für den Black Lion das 7,5-Fache vom Behringer.

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Fazit

Für Schulen, Amateure, Hobbyisten und kleine Bands ist gerade der MDX2600 ein „No-Brainer“. Dieser Funktionsumfang ist beim aufgerufenen Preis von 99,- Euro unschlagbar. Die Qualität der Funktionen stimmt und auch die Verarbeitungsqualität wirkt routiniert und sehr ordentlich. Die Potis und Schalter sitzen fest und auch die Buchsen sind stabil verbaut.

Grundsätzlich gilt das auch für den 4600er, wobei man sich bewusst sein muss, dass die Möglichkeit des manuellen Eingriffs mangels Bedienelement doch ziemlich reduziert ist. Vielleicht wäre ein 2 HE Gerät hier besser gewesen, aber dann kann man sich eigentlich auch zwei 2600er kaufen und hat alle wichtigen Funktionen im Zugriff.

Stellt sich die Frage, ob man den erwünschten Klangzugewinn als Laie – ohne Ausbildung zum Tontechniker – hinbekommt. Genau das ist auch der Punkt: Mit ein paar YouTube Videos und dem Studium von Fachbüchern kann man keine langjährige Ausbildung und die damit einhergehende Praxis ersetzen. Denn ein Profi hat auf das Thema „Kompressor“ noch mal einen ganz anderen Blick, als es der Amateur oder der Hobbyist haben kann. Aber man kann besser werden, die Mixe sauberer, die Qualität besser. Und das ist das größte Kompliment an die beiden getesteten Behringer Geräte: Sie ermöglich es einer Zielgruppe, die bisher das Mischpult als einziges Instrument für den Mix verwendet haben, die Qualität der dargebotenen Musik wesentlich zu verbessern und zwar für ein überaus faires Budget.

Plus

  • großer Funktionsumfang
  • gute Verarbeitung
  • neutraler Klang
  • fantastisches Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • nur ein Quick Start Guide verfügbar, kein umfangreiches Handbuch erhältlich
  • Skalierung der Potis nicht immer sinnvoll
  • MDX4600 ohne Attack/Release-Regler

Preis

  • Ladenpreise:
  • Behringer MDX-2600 Composer Pro XL V2: 99,- Euro
  • Behringer MDX-4600 Multicom Pro-XL V2: 99,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    slogen

    Viel Interessanter wären für mich die Unterschiede zum alten Behringer Composer Pro XL MDX2600.

    Ich sehe auf dem ersten Blicke keinen einzigen Unterschied?! Drehregler und die LEDs sehen teils anders aus, aber was macht der V2 besser als der alte?

    Ideal wäre auch ein Vergleich mit Hörbeispielen. Thx

    • Profilbild
      Jörg Hoffmann RED

      @slogen Hallo, ein bisschen was hatte ich geschrieben, aber rein klanglich konnte ich meine Vergleiche hier nicht erfolgreich präsentieren. Der Alte geht ruppiger zur Sache (ist immer im Hardknee Modus) und das hört man auch – aber nicht so eindeutig, dass das hier im MP3 File deutlich würde. Das merkt man eher bei längerem Spielen und Hören, dass der Neue da harmonischer klingt. Das sind – wie meist bei Kompressoren – keine Welten, aber vielen Interessierten wären das die 99 Euro Wert.
      Von der Ausstattung her lohnt sich das Upgrade auch: Zum Einen die Interact Knee Funktion und zum Anderen das Sidechaining erweitern den Einsatzbereich enorm. Die LEDs sind beim 2600er auch umfangreicher, man sieht Eingangspegel und Komprimierung getrennt – was aber eher ein Goodie ist, als wirklich notwendig. Wenn Du interessiert bist, dann würde ich mir den 2600er auf jeden Fall mal zum Testen holen – ist jeden Cent wert.

      • Profilbild
        slogen

        @Jörg Hoffmann Mein alter MDX 2600 Composer Pro-XL besitzt bereits die Sidechaining Funktion und besitzt auch die Interact Knee Funktion. Meiner hat auch Eingangspegel und Komprimierung per LED Leiste getrennt.
        Entweder ich verstehe hier etwas falch oder du hast einen anderen Behringer als Vergleich rangezogen. =)

        Der Preis ist wirklich erste Sahne von Behringer. Mit dem alten MDX2600 bin ich sehr zufrieden.

        • Profilbild
          Jörg Hoffmann RED

          @slogen Oh, das hab ich durcheinander gebracht. Ich meinte im Vergleich zu meinem alten Autocam MDX1200 (ca. 10 Jahre alt). Die „V1 Version“ des MDX2600 hatte ich leider nicht zum Vergleich da – aber ein Blick auf die Datenblätter zeigen, dass es nur marginale Unterschiede gibt (wenn jemand mehr Infos hat: bitte posten). Der neue wiegt etwas mehr und hat minimal(!) bessere Specs, die aber außerhalb jeder Wahrnehmung sind. Wie ein Quantensprung sieht die Version 2 im Vergleich zu Deinem MDX 2600 nicht aus. Sorry – mehr Infos habe ich leider nicht.

  2. Profilbild
    Emmbot AHU

    Krasser Preis wenn ich ein Rack hätte, würde ich direkt zuschlagen. Ein Glue Kompressor für den Master wäre schon schön.

  3. Profilbild
    mhagen1

    Danke für den schönen Test!
    Mein Rack war vor langer Zeit auch mal voll mit Behringer-Equipment (Kompressoren, Effekte, Preamps). Die Audioqualität hat mich auch immer überzeugt, aber leider ließ die Qualität der Bauteile zu wünschen übrig: kratzende Potis nach kurzer Zeit, Netzteil-Ausfälle und Störungen durch defekte Elektronikbaugruppen waren recht häufig. Natürlich kann man bei diesen Kampfpreisen keine Premium-Qualität verlangen. Aber wegen der Unzuverlässigkeit der Hardware habe ich seit Jahren Abstand von Behringer genommen. Schade, denn die Synth-Revivals der letzten Zeit sind echt verlockend! Wie ist denn so die Erfahrung mit aktueller Behringer-Hardware?

    • Profilbild
      Jörg Hoffmann RED

      @mhagen1 Das Problem bei Aussagen über die Qualität eines Herstellers, ist immer die Filterblase, in der man sich aufhält. Die zufriedenen Nutzer schreiben nichts und die unzufriedenen Musiker ziehen über Behringer her. Ich glaube, das ist bei den gelieferten Stückzahlen unfair. Im Großen und Ganzen sind aus meiner Erfahrung die Behringer Geräte von guter Qualität – ganz besonders wenn man den Preis berücksichtigt. Ich bin auch drüben im sequenzer.de Forum (= Synthie Forum) aktiv und da konnte ich auch keine besondere „Laune“ gegenüber Behringer in Sachen Qualität feststellen. Die Deepminds, Neutrons und Model D laufen dort sehr gut, so mein Eindruck.

      • Profilbild
        mhagen1

        @Jörg Hoffmann Klar, ich wollte mich auch nicht am teilweise unfairen „Behringer-Bashing“ beteiligen. Ich habe nur von meinen eigenen Erfahrungen, die ich vor vielen Jahren gemacht habe, gesprochen. Zu dieser Zeit sind bei mir Behringer-Geräte deutlich häufiger ausgefallen als Geräte anderer Hersteller. Respräsentativ ist das natürlich nicht. Gut zu hören, dass sich das scheinbar geändert hat.

  4. Profilbild
    Marco Korda AHU

    Hey, firstofnine! Das war ein gelungener Artikel. Der Anfang hat mir besonders gut gefallen und mich in meine Jugend zurückgebeamt – sehr schön! Aber auch alles andere fand ich sehr anschaulich.
    Zur Frage, ob es ein NO-BRAINER ist, kann ich nur sagen: eigentlich schon, aber es kommt auf das Anwendungsgebiet an. Aus dem gleichen Haus kommen ja jetzt neue Kompressoren von KLARK, die Nachbauten von berühmten sind (sowie ein EQ). Wer nur ein bissl GLUE braucht, ist damit vielleicht für kaum mehr Geld besser bedient. Allerdings wäre ein Test hier mal notwendig. Ich finde die Teile nämlich sehr attraktiv (im Preis und auch sonst).
    Die hier vorgestellten kann ich mir am besten im Live-Einsatz vorstellen. Da kann man sicherlich nicht viel verkehrt machen. Ob die langlebig sind, weiß man bekanntlich immer erst – naja – mittendrin oder hinterher. Her mit den Erfahrungsberichten :-)

    • Profilbild
      Jörg Hoffmann RED

      @Marco Korda Danke Marco!!!! Ich hab da so ein Jucken im großen Zeh, dass hier auch was über Klark Teknik zu lesen sein wird ;-).
      Einen 99 Euro Kompressor als Glue zu verwenden ist wirklich nur für Low Budget Einsatzbereiche zu empfehlen (z.B. Schulen), aber der MDX 2600er kann das grundsätzlich schon. Zwar nicht auf dem Level, wie man das im Profi Studio macht, aber ein „Zusammenkitten“ des Mixes ist damit möglich.

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