Kopfhörerausgänge satt
Behringer Powerplay HA8000 im Test auf AMAZONA.de. Es gibt Momente im Leben eines Tonschaffenden, in denen ein Kopfhörerausgang einfach nicht mehr reicht. Sei es das Live-Bandrecording oder der Podcast mit mehreren Sprechern, mehr Kopfhörerausgänge müssen her. Hier kommt die Firma Behringer ins Spiel, denn die Kopfhörerverstärker des Herstellers können mittlerweile zu Recht als Studio-Standard bezeichnet werden. Selbst in großen Tonstudios mit teurem Outboard-Equipment befindet sich in aller Regel eines oder mehrere dieser Geräte und auch ich besitze und benutze seit über 10 Jahren einen der beliebten Kopfhörerverstärker von Behringer. Wie schlägt sich also der neue HA8000 im Praxistest?
Ausstattung und Fertigungsqualität des HA8000
Der HA8000 kommt in der seit Jahren etablierten, schwarz-silbernen Behringer-Optik daher. Das Gehäuse im 19 Zoll Format besteht aus Metall und fühlt sich robust an. Leider sind die Kanten der Rack-Winkel etwas scharfkantig, so dass beim Ablegen auf glatten Oberflächen ungewollt Kratzer entstehen können. Eingebaut im Rack spielt das natürlich keine Rolle.
Die Lautstärkeregler bestehen allesamt aus Kunststoff und sind nicht mit dem Gehäuse verschraubt. Dementsprechend fallen sie etwas wackelig aus. Doch auch Geräte, die locker das Zehnfache kosten, sind in dieser Hinsicht oftmals nicht besser. Zur optischen Pegelkontrolle besitzt jeder Kanal eine LED-Kette mit 8 Segmenten, wobei die letzte LED die Clip-Anzeige darstellt. Wer diese im Betrieb regelmäßig rot leuchten sieht, hat definitiv ein Hörproblem. Die Input-Sektion besitzt vier LED-Glieder zur Pegelkontrolle sowie eine zusätzliche grüne LED, die den Betrieb signalisiert.
Die inneren Werte können sich sehen lassen
Der Blick ins Innere enthüllt einen sehr sauberen Aufbau mit zwei Platinen, die mittels gesteckten Flachbandkabeln miteinander verbunden sind, sowie das integrierte Schaltnetzteil.
Der Powerplay HA8000 V2 besitzt auf einer Höheneinheit acht eigenständige Kopfhörerverstärker, die ihr Signal wahlweise von den zwei Haupteingangspaaren oder pro Kanal über die Direct-Input-Buchse erhalten. Jeder Kanal besitzt auf der Gehäuse-Front einen Eingangswahlschalter, der zwischen den beiden Haupteingängen umschaltet, einen Pegelregler, einen Kopfhörerausgang im 6,3 mm Klinkenformat und einen Mono-Schalter. Der Mono-Schalter ist für den Fall praktisch, dass ein Sänger oder Musiker sich und die Musik nur über eine Ohrmuschel hören möchte, während das andere Ohr frei bleibt.
Auf der linken Frontseite befinden sich weiterhin die Pegelregler für die Eingangspaare 1 und 2. Sobald ein Kabel im Direct-Input eines Kanals steckt, wird automatisch der Signalfluss der Haupteingänge unterbrochen und nur das Signal, das am Direct-Input anliegt, verstärkt.
Welche Anschlüsse bietet der HA8000 V2?
Auf der Rückseite befinden sich nicht weniger als 20 Klinkenbuchsen, die allesamt vorbildlich mit dem Gehäuse verschraubt sind, XLR-Ein- oder Ausgänge sucht man hier vergebens. Die ersten vier Klinkenbuchsen sind für die beiden Eingänge vorgesehen, die restlichen Klinkenbuchsen teilen sich pro Kanal in Direct-Input und einen zweiten Kopfhörerausgang. Es können pro Kanal also zwei Kopfhörer verwendet werden, wobei einschränkend gesagt werden muss, dass die minimale Anschlussimpedanz von 100 Ohm nicht unterschritten werden sollte, was bei Anschluss von 2 Kopfhörern pro Endstufe die Mindest-Impedanz schon auf 200 Ohm anhebt.
Viele aktuelle Kopfhörer besitzen eine eher niedrige Impedanz von 50 Ohm oder weniger, damit sie an leistungsschwachen Kopfhörerverstärkern, wie z. B. in Mobilgeräten, trotzdem genug Lautstärke entfalten. Die minimale Anschlussimpedanz von 100 Ohm könnte sich in der Praxis also als nachteilig erweisen. Im deutschen Handbuch des Powerplay HA8000 steht dazu jedoch Folgendes geschrieben:
„Da die Endstufen kurzzeitig kurzschlussfest sind, führt das Unterschreiten dieser Impedanz zwar zu keinem Defekt, es kann sich aber ein Qualitätsverlust in Form von Leistungsminderung und Verzerrungen einstellen.“
Was das in der Praxis bedeutet, werde ich im Folgenden versuchen zu beleuchten.
Behringer HA8000 V2 in der Tonstudio-Praxis
Für den Praxistest des Behringer HA8000 habe ich vier verschiedene Kopfhörer versammelt: einen Beyerdynamic DT 880 Pro, einen DT 990 Pro (jeweils in der 250 Ohm Edition), einen etwas betagten AKG K271 Studio (55 Ohm) sowie einen AKG K518DJ (32 Ohm).
Der grundsätzliche Klang des Kopfhörerverstärkers ist klar, definiert und sauber. Die erreichbare Lautstärke ist beachtlich. Mit jedem der vier Test-Kopfhörer könnte ich am HA8000 V2 bei unsachgemäßer Handhabung mein Gehör irreparabel schädigen. Somit sollte in jeder erdenklichen Studio-Situation genug Pegel vorhanden sein. Doch Vorsicht! Bevor man als Tonmensch dem unbedarften Studio-Musiker die Kopfhörer reicht, sollte man immer erst selbst den Kopfhörer aufsetzen, langsam den Pegel erhöhen, bis die Lautstärke passt und dann erst weiterreichen. Bei dem Pegel-Potenzial kommt man nämlich schnell an die Grenze zur Körperverletzung, wobei das als generelle Warnung für die Nutzung von Kopfhörern zu sehen ist.
Der Nebengeräuschpegel des HA8000 ist erfreulich gering. Erst ab der 1 Uhr Stellung des Eingangsreglers kommt allmählich Rauschen hinzu. Da der Pegel aber schon in der 9 Uhr Stellung mehr als ausreichend ist, spielen Nebengeräusche in der Praxis keine Rolle. Um etwaige Schwankungen in der Fertigung der Kopfhörerkanäle ausfindig zu machen, habe ich alle Kanäle nacheinander bei gleicher Reglerstellung durchgehört und konnte keine Abweichungen im Pegel oder Klang feststellen. Ich habe auch in allen erdenklichen Kopfhörer-Kombinationen zwei Kopfhörer an einem Ausgang betrieben und konnte auch bei sehr starker Unterschreitung der vorgegebenen Gesamtanschluss-Impedanz keine negativen Folgen, Ausfälle oder Klangveränderungen feststellen. Im Vergleich zu meinem schon etwas in die Jahre gekommenen Powerplay HA4700 ist der HA8000 pegelstärker und klanglich sogar etwas sauberer und nebengeräuschärmer.
Werden bei der Nutzung des Direkteingangs die Haupteingänge MAIN IN1 und IN2 für diesen Kopfhörer stummgeschaltet?
@bluebell Jap. Steht auch so im Text:
„Sobald ein Kabel im Direct-Input eines Kanals steckt, wird automatisch der Signalfluss der Haupteingänge unterbrochen und nur das Signal, das am Direct-Input anliegt, verstärkt.“
@midifail Obwohl ich mehrmals dürbergelesen hab, ist mir das durchgerutscht. Danke.
Vielleicht habe ich es ja überlesen, aber ist bekannt, welches die konkreten Unterschiede / Verbesserungen zum bereits jahrelang erhältlichen HA8000 V1 sind?
@amyristom Kann dir keiner sagen. Neuer ist eben besser! Ein gutes hatte der Artikel jedenfalls. Da ich mittlerweile 4 Kopfhörer hier liegen habe und Behringer mir ganz bestimmt nicht ins Rack kommt, habe ich mich auf die Suche gemacht und bei SPL eine „Crossfeed“ Funktion gefunden. Diese speist die Ohren auch mit Klanginformationen von der jeweiligen anderen Seite, wie es bei offenen Abhörsituationen vor Studiomonitoren normal ist. Wieder was gelernt und es gibt auch Plugins die Crossfeed beherrschen. Einige Kophörer machen das auch ab Werk, andere wiederum nicht. Danke für die Inspiration!
@amyristom Da ich den ersten HA8000 nicht kenne, kann ich nur sagen, was ich bei Thomann in einzelnen Rezensionen dazu gelesen habe. Kurz gesagt: der Neue hat weniger Rauschen und mehr Lautstärke. So würde ich das auch im Vergleich mit meinem alten HA4800 sehen.