Die neue Wing-Familie im AMAZONA.de Test
Die Digitalmischer Behringer WING Compact und WING Rack sind da und die erste Charge laut Behringer bereits komplett ausverkauft. Während einige Kunden in den USA bereits die neuen Modelle erhalten haben und fleißig in den sozialen Medien darüber berichten, müssen viele deutsche Kunden noch geduldig sein. Wir hatten dennoch bereits die Gelegenheit für einen Test dieser aufregenden neuen Digitalmischpulte von Behringer. Unser Autor Michael Mäurer, der mit der ersten WING sehr gut vertraut ist, hat sich die drei neuen Modelle intensiv angeschaut.
Inhaltsverzeichnis
Behringer WING Workshop
Du kennst die Behringer WING Digitalmischer noch nicht? Dann solltest du den folgenden Workshop nicht verpassen! Hier erfährst du alles, was du zu den Behringer WING Digitalmixern wissen musst. Zwei Teile sind bereits erschienen und Teil 3 in Vorbereitung. Da die neuen Mischpulte funktional kompatibel zur „weißen“ WING sind, empfehle ich außerdem die zusätzliche Lektüre des ursprünglichen Behringer WING Testberichtes auf AMAZONA.de, um tiefer in das WING-Universum einzusteigen.
- Workshop: Behringer Wing Digitalmixer, Teil 1
- Workshop: Behringer WING Digitalmixer, Teil 2
- Test: Behringer WING, Digitalmischpult
Behringer WING Compact und WING Rack Digitalmischer
„Sag mal Micha … wohnst du nicht da in der Gegend, wo Behringer die Entwicklungabteilung in Deutschland hat?“ „Ja?“ „Magst du mal hinfahren und einen Blick auf die neuen Behringer WING Digitalmixer-Modelle werfen für einen Test vor Ort?“ „Klar, sehr gerne!“ Also begab es sich an einem trüben Oktobertag, dass ich Richtung Willich fuhr und die neuen WING Digitalmixer WING Compact und WING Rack unter die Lupe nehmen durfte.
Behringer WING jetzt auch in schwarzer Lackierung
Bei der großen bereits erhältlichen Konsole hat sich außer der Farbe soweit nichts geändert. Wobei das nicht ganz stimmt. Laut Jan Duwe, dem Produktmanager für die Behringer WING, hat sich aber unter der Haube einiges getan und die neuen Modelle wurden auch intern überarbeitet.
Hierbei wurde Augenmerk auf die Langlebigkeit gelegt und auch der Touchscreen ist ein komplett neues und besseres Bauteil, um „Ghost Touches“ zu verhindern. Bei den alten Modellen, bei denen das noch vorkommt, wird übrigens rigoros der Touchscreen durch die neue aktualisierte Version ersetzt.
Features allgemein
Kommen wir nun aber zu den lange erwarteten Modellen Behringer WING COMPACT und Behringer WING RACK. Beide bieten folgendes:
• 24 analoge Inputs mit Midas Pro Series Preamps samt Combo Sockets
• 8 analoge Outputs, die beim Rack nochmal in 4 Headphone-Amps gespiegelt werden, was das Rack sehr attraktiv für In-Ear-Anwendungen macht
• 4x GPIO am RACK, 2 GPIO am COMPACT
• ein interner Kartenslot
• ein externer Kartenslot
• 3x AES50
• 1x Stageconnect
• 1x AES/EBU-Input und Output
• 2x Netzwerk-Ports
• 1x USB zum Multitrack-Recording und Virtual-Soundcheck (48 I/O)
• 1x MIDI In, 1x MIDI Out
Behringer WING COMPACT Digitalmischer
Bei der WING COMPACT gibt es „nur“ 12 Fader in einer einzigen Sektion (plus Masterfader), weshalb sich die Behringer-Ingenieure etwas einfallen lassen mussten, um die fehlenden Fader-Sektionen für Busse, DCA etc. würdig zu ersetzen. Hierfür gibt es nun auf der rechten Seite 16 User-Buttons mit vier Ebenen und einem kleinen Farbdisplay. Zwei der Buttons davon sind fest Bussen und DCAs zugewiesen und fungieren als Sends-on-Fader für den entsprechend gedrückten Bus.
Beim Drücken der DCA werden entsprechend die Kanäle der zugewiesenen DCA auf den Fadern angezeigt, also eine „Spill“-Funktion. Perfekt für effektives Mischen: die DCAs unter den Fingern und schnell in einen Kanal, wenn Bedarf an Änderungen besteht. Dabei ist das Display knackig scharf und gut ablesbar.
Bei Bedarf kann man sich aber auch zwei der vier User-Button-Ebenen selber zusammenstellen, Busse, DCAs und auch diverse andere Funktionen auf den Buttons hinterlegen. Die Liste reicht von der Fernbedienung der Recorder (Xlive und auch 2-Track) über Mute-Groups bis hin zu CC-Commands.
Bei der großen WING gibt es für die 12-Fader-Sektion sieben Layer, beim WING COMPACT Digitalmischer sind es derer neun, welche erstmal entsprechend der Beschriftung auf den Buttons vorkonfiguriert sind. Wie aber bei der großen Konsole auch, können alle Layer frei belegt werden. In Zusammenarbeit mit den User-Buttons vermisst man dann die übrigen Kanal-Fader von der großen Konsole nicht mehr wirklich.
Ein interessantes Detail auf der Rückseite: Die XLR-Outputs bei der WING COMPACT sind um 180 Grad gedreht. So muss man nicht mit dem Finger zwischen den XLR-Steckern der Inputs und Outputs fummeln, um die Verriegelung zu lösen. Erst einmal ungewöhnlich, aber beim zweiten Nachdenken eine clevere Idee. Der WING COMPACT Digitalmixer hat auch zwei Kopfhörerausgänge wie die große Konsole, einer davon vorne an der Konsole, der andere hinten unter dem Überhang der Oberfläche.
Um die 19“ breite WING COMPACT in ein Rack schrauben zu können, gibt es auch Rack-Winkel, die es ermöglichen, das Pult in drei verschiedenen Winkeln in ein 19“ Rack zu montieren. Die dafür notwendigen Bohrungen sind bereits am Mischpult vorhanden.
Behringer WING RACK Digitalmischer
Kommen wir nun zum Behringer WING RACK Digitalmischer. Vier Höheneinheiten, dasselbe schwenkbare 10,1 Zoll große Touchdisplay wie in den beiden Konsolen und wie bei der WING COMPACT Konsole 24 analoge Eingänge. Dazu gibt es noch vier Kopfhörerausgänge auf der Rückseite mit ordentlich Dampf, die für In-Ear-Anwendungen prädestiniert sind. Leider sind diese parallel zu den acht XLR-Ausgängen geschaltet und nicht als zusätzliche Outputs verfügbar. Der Kopfhörerausgang an der Front kann hingegen nochmal unabhängig beschickt werden.
Wer das Behringer WING RACK Digitalmischpult in heiße Regionen mitnehmen will, dem bietet sich die Option, einen Lüfter nachzurüsten, der dann hinter dem Display sitzt. Von Werk aus ist dieser nicht vorgesehen, da der Behringer WING RACK Digitalmischer im normalen Betrieb ohne Lüfter auskommt. Im Testgerät war dieser Lüfter verbaut und nicht hörbar.
Um den Behringer WING RACK Digitalmixer zu bedienen, kann man entweder das große Touchdisplay oder halt eine der Remote-Applikationen (Copilot, WING Edit, Mixing Station) nutzen. Auf dem großen Display kann man über den Faders-Layer im oberen Bereich des Displays im Home-Setup die virtuellen Volume-Fader der einzelnen Kanäle einstellen. Das GUI ähnelt der iPad-App.
Hierbei hat man in Achtergruppen Zugriff auf alle Fader für Kanäle, Aux, Busse, Main-Outs, Matrizen und DCAs. Das funktioniert ziemlich gut und ist mehr als nur ein Behelf, wobei es eventuell doch etwas nervig ist, vor dem Hardware-Rack mit dem eingebauten WING RACK zu sitzen und sich ab und zu die Knie aufzuschlagen. Vielleicht ist der Autor aber auch nur ein alter Mann, der gern beim Mischen sitzen würde.
Dazu hat man über das kleine Display auf der rechten Seite über die darunter liegenden Encoder und Buttons in Viererschritten direkten Zugriff auf Volume (Encoder), Mute und Solon der einzelnen Kanäle. Um schneller navigieren zu können, gibt es noch darunter Buttons mit Zugriff auf die ersten Kanäle von Input/Aux, Buses/Main und DCA/Mute. Dazu gibt es noch den Cust/-Trans-Button, der Zugriff auf die Custom-Buttons und die Transportsektion mit allen Funktionen ermöglicht.
Die Encoder sind dazu berührungssensitiv und zeigen, sobald man sie berührt, den entsprechenden Volume-Wert an, ansonsten zeigen sie die Kanal-Beschriftung. Die darüber verbauten Color-Strips zeigen die dem Kanal zugewiesene Farbe.
Im Folgenden seht ihr noch einige Bilder mit den Screens, um euch einen besseren Eindruck von der Bedienung der neuen Rack-Version des WING Digitalmischers machen zu können:
Erweiterungen
Kommen wir zu den Erweiterungsmöglichkeiten. Für die WING-Reihe wird es für den internen Erweiterungs-Slot eine Dante- und eine SoundGrid-Karte geben, die direkt im Pult in einem dafür vorgesehenen Slot installiert werden. Für den externen Kartenslot gibt es die bereits eingebaute Behringer X-Live- sowie eine Dante-Karte.
Somit kann man die WING-Familie direkt als Formatwandler einsetzen, um zwischen SoundGrid, Dante und AES50 zu wandeln. Speziell eine sehr interessante Option für den Behringer WING RACK Digitalmischer, zumal die SoundGrid-Karte wohl unter 200,- Euro kosten wird. Da werden sicherlich auch einige WAVES-Nutzer mit den Hufen scharren.
Weitere Entwicklung
Behringer bietet übrigens auch ein Forum für Verbesserungsvorschläge an, die direkt von den Mitarbeitern der Entwicklungsabteilung gelesen werden können. Unter https://ideas.behringer.com/ kann man Vorschläge für WING, X32, X-AIR und FLOW in den entsprechenden Unterforen unterbreiten.
Ein Verbesserungsvorschlag meinerseits, während ich mit den Pulten und der WING Copilot App spielte, wurde auch direkt notiert und wird vermutlich sehr bald umgesetzt werden. Die Entwickler sind sehr darauf bedacht, möglichst zeitnah auf Probleme reagieren zu können, was sie in der Vergangenheit schon mehrfach unter Beweis gestellt haben. Einerseits in der Anfangszeit des Behringer X32, wo sehr regelmäßig Bugfixes veröffentlicht wurden, aber auch in der jüngsten Vergangenheit, wo alleine im Oktober drei Bugfixes innerhalb von sieben Tagen rauskamen (Firmware Version 3.0.2 bis 3.0.4).
Weiß man schon etwas darüber, ob und in welchem Umfang die Rack-Variante mit den X-Touch-Controllern (inkl. Extender) gesteuert werden kann?
@gs06 Wird momentan implementiert, ist aber noch nicht klar wann das fertig sein wird.
Mal eine Frage in eine ganz andere Richtung: Ist es möglich/praktikabel, einen Wing Rack als massiven Effektprozessor zu „missbrauchen“? Geben Routing, Effektqualität und Bedienkonzept dieses Einsatz-Szenario her, verglichen mit einem etwa gleich teuren Rackgerät?
@swellkoerper Das muss mit jedem Mixer gehen. Ich könnte ein Multiinterface z.B. mit 8 outs mit 8 Ins des Mixers verbinden. Auf jedem Kanalzug einen anderen Effekt bzw. Effektkette adressieren und mit 8 Outs des Mixers wieder ins Audiointerface zurück. Verwendest du nur Hardware, ist es kein großes Effektgerät mehr, sondern schlicht das, wofür es gebaut wurde, ein Mixer mit Effekten.
@swellkoerper , das geht definitiv ohne das ich ich die Hände am Rack Wing hatte. Das bekomme ich sogar mit meinem Tascam DM 4800 hin. Nur habe ich mich auf 6 FX Ketten und Busse beschränkt. Sonst wird es zu unübersichtlich. Die einzelnen Busse kann ich dann über Patchbays noch variieren. Da muss man dann aber auf Phasenschweinereien achten. Tais Vorschlag ist auch Super. Hier sollte man dann aber noch einen Blick auf die Latenz des „Effekt-Systems“ werfen.
@swellkoerper Vielleicht solltest du etwas genauer erklären, was du vereffektieren willst und wie du arbeitest. Kommt das Signal tatsächlich aus einer DAW, wird es meist sinnvoller sein, die PlugIns davon zu verwenden. Denn da sind die Latenzprobleme, die TobyB angesprochen hat, deutlich unproblematischer. Der einzige Grund, die Wing Effekte an deren Stelle zu verwenden, wäre ein schwachbrüstiger Rechner. Damit würdest du CPU Ressourcen zurückbekommen, sonst fällt mir da nichts ein.
@Tai Danke Dir Tai, und TobyB, für Eure Ausführungen. Der Hinweis, das innerhalb dieser Mixer Latenzprobleme auftreten können, ist z.B. sehr wertvoll. Das Ganze war nur so ein Gedanke, diese Rackmixer schauen auf dem Papier so aus, als ob sie als fähige 8In/8Out Prozessoren konfigurierbar wären. Dabei ginge es mir in der Tat um den Einsatz beim Jammen für Synths, Effektsends oder Matrixmixer, und ob das vielleicht jemand so benutzt. Ich plane aber aktuell keine Anschaffung.
@swellkoerper Die Latenzfrage tritt auf, wenn du aus der DAW heraus externe Effekte einbindest. Das ist kein Mixerproblem. Arbeitest du mit Hardware und verwendest den Mixer einfach als Mixer, tritt der Effekt nicht auf.
@swellkoerper , das Standalone Szenario ist realisierbar. Die MIDI Dokumentation beschrankt sich zwar auf eine Seite, sieht aber vollständig aus, so das man das auch automatisieren könnte. Falls man das Remote bedienen möchte, würde ich eher was mit TOUCH OSC ausetzen, denn die Behringer App verwenden.
Hallo, gibt es eine Möglichkeit die P16 am Wing Rack anzuschließen? Ich habe kein Ultranet Anschluss gesehen
@bugsbass Geht meines Wissens nur über Umwege z.B. mit Hilfe einer Stagebox, D8 oder D16 von Behringer
@Ebi Oder mit einer der kleinen Klark Teknik Helferlein im DI-Box-Format, die für die Umwandlung von/in Ultranet/StageConnect/USB usw. genutzt werden können.
Ich habe die Rack Variante jetzt knapp eine Woche und bin begeistert.
Nur eine Sache finde ich wirklich sehr schade. Warum kann man die 4 Headphone outs nicht separat beschicken!?
Für viele Bands fehlt das sicher zum perfekten All in One Rack/IEM Mixer.
Ich werde mir noch 2x DN4816-O zulegen um zusätzliche Stereo IEM Ausgänge und bei Bedarf einen digitalen Split zum FOH zu haben (falls kein Dante oder StageConnect vorhanden)
Auch ich habe seit letztem Wochenende das Wing Rack. Hier im Homestudio primär mit Synthies, 1-2 Gitarren + 1-2 Kondensatormikros.
Nach den oft belächelten Liefererzeiten neuer Behringerprodukte war ich positiv überrascht. Ich hatte eher im Dezember mit dem Mixer gerechnet.
Mich begeistern Sound und Konzept, wie man es nach nur einer Woche eben beurteilen kann: Dynamics, FX, EQs, Mutegroups, Flexibilität in der Konfiguration… alles mega stark, übersichtlich und schick. Hätte nicht gedacht, dass so vieles möglich und preislich umsetzbar ist.
Unerwartet für mich: USB-Audio* Kanäle sind direkt eigene AUX Kanäle und belegen keine der 40 (Stereo!) Eingänge! (*zumindest 16 der potenziell verfügbaren 48! USB Kanäle))
Dass die 8 analog Outs parallel zu den Phones geroutet sind, ist nicht ganz optimal. Für mich aber in Ordnung. Vermutlich auch eine Preisfrage. Für meine Monitoring Situation mit zwei unterschiedlich bespielten Phones + Aktivboxen konnte ich mir schnell eine eigene Konfiguration für den Button CUST/TRANS erstellen.
Suboptimal ist der nur ausreichende QuickstartGuide. Eine „echte“ Anleitung wäre helfender aber eben auch teurer gewesen. So habe ich mehr Zeit mit Grübeln verbracht, als nötig gewesen wäre, um z.B. das Konzept von RACK und VIRTUAL zu verstehen.
-> In der offensichtlich maschinell übersetzten und nicht optimal lektorierten Deutschen Übersetzung wird „Noisegate“ mit „Rauschtor“ übersetzt. Spaß ist so wichtig!