Ausprobiert: Cantus und der Wordbuilder
Cantus enthält 6.000 Samples, 19 Soundcapes und eine Sammlung von 20 gregorianischen Chorälen, die in 400 Phrasen aufgesplittet sind – insgesamt 60 Minuten Musik. Unterteilt ist die Produktion in die beiden Abteilungen „The Monks“ (die wiederum aus „Cantus, the Monks“ und „Cantus Chants“ besteht) und „Soundscapes“.
Beginnen wir mit dem Cantus-Hauptpatch, „Cantus, the Monks“ (ein Titel, der mich unweigerlich an den Comic „Fritz the Cat“ denken lässt – vielleicht eine etwas unglückliche Bezeichnung für eine Library. Aber das gehört jetzt wirklich nicht hierher). Der jedenfalls nötigt dem Rechner schon einiges ab, lädt er doch gut ein Gigabyte in den hoffentlich großzügig bemessenen RAM-Speicher des Systems. Wer da nebenher noch andere hungrige Sampleplayer laufen lassen will, sollte also gerüstet sein. Vielleicht wäre es da eine sinnvolle Alternative gewesen, den großen Patch auf mehrere kleine zu verteilen, um schwächere Systeme zu entlasten.
Der Speicherhunger hat aber auch seinen guten Grund, beinhaltet der Hauptpatch auch den „Wordbuilder“. Mit dem lassen sich – zwar in engen Vorgaben, aber immerhin – eigene (Fantasie)-Wortkreationen auf die Beine stellen. Gebaut werden die aus den 24 lateinischen Favoriten aus der kirchlichen Liturgie, darunter Evergreens wie Mater, Inferno, Fortuna, Sanctus, Dominus, Christo, Confundentur und diverse andere. Die können entweder als komplettes Wort oder auch nur als eine Silbe daraus übernommen und in einen der maximal 26 Slots mit je 30 Positionen geladen werden. So lassen sich dann eben auch eigene – lateinisch klingende – Wortschöpfungen wie Maferna, Conpustina oder Incrigina – und damit eine Art Fantasiesprache – verwirklichen. Bei rund 100 Silben lässt sich da schon einiges veranstalten, aber eben nicht auch nicht alles: Man muss die Silben nehmen, die da sind. Ein komplettes Angebot an Konsonanten etc. gibt es nicht. Die Ergebnisse lassen sich dann übrigens zur späteren Wiederverwendung speichern.
Dabei lässt sich dann auch jeder Position eines Slots einzeln veredeln und behandeln. So können Start- und Endpunkt des jeweiligen Samples und deren Volume einzeln eingestellt und das Tempo verändert werden, zudem lässt sich die gewünschte Artikulation der Silbe oder des Wortes (Slow / Fast / Staccato) auswählen. Die dort eingestellten Silben werden dann der Reihe nach abgespielt, können aber mit Hilfe des Legato-Switches und des Haltepedals (bzw. der Taste G2 – sehr praktisch, wenn gerade kein Pedal zur Hand bzw. zum Fuß ist) über mehrere Töne beliebig in die Länge gezogen werden; so lassen sich dann durchaus liturgische „Lines“ spielen. Um die Sache noch lebendiger zu gestalten, finden sich auch noch Atemgeräusche und Releases sowie Vokale für die gelungene Überleitung.
Solange der Wordbuilder aktiv ist, lässt sich Cantus nur solo spielen. Schaltet man den ab, ist auch Polyphonie möglich, dann aber „nur“ mit dem vorgegebenen Wortschatz oder mit Vokalen.